Frust über Fortbildungen. Tagungen, etc.

  • Am "interessantesten" fand ich vor eingen Jahren die FB "Alltagskompetenzen und Lebensökonomie". Da wurden aus jeder GS des Landkreises ein Kollege aus 1/2 und einer aus 3/4 verpflichtend hingeschickt.
    Es ging dann um Schnürsenkel binden üben und richtiges Händewaschen mit einem Smiley-Motivation-Sammel-Irgendwas.
    Irgendwann ist einer anwesenden Schulleiterin aus einer benachbarten Schule der Kragen geplatzt und sie meinte: "Wer bei mir in der 3. Klasse immer noch nicht Schuhe binden kann, soll welche mit Klettverschluss tragen. Ich habe Wichtigeres zu tun, als das zu üben." Sprachs und verließ die Veranstaltung.

    Bei uns musste das dann in einer SchiLF dem Kollegium vorgestellt werden. Wir haben wenigstens im Lehrplan in den Fächern die Inhalte gesucht, die das abdecken. Ich habe das Handout irgendwann weggeworfen, weil ich das nie in meinem Lehrerleben nochmals anschauen werde.

  • Frustrierend sind eigentlich nur die Zwangsfortbildungen, von denen es bei uns zum Glück nur sehr wenige gibt. Bisheriges "highlight" war dabei die Dame, die irgendeine sehr bescheuerte Methode als das neue Nonplusultra darstellte und auf mehrfache Frage nach der Grundlage rausrückte "Das hat... äh... an einer Grundschule in Mainz super funktioniert". Unser BBS(!)-Kollegium war hochauf begeistert, etwa ein Drittel hat danach den Raum verlassen.


    Ansonsten geh ich nur auf fachliche Fortbildungen. Da kommt eigentlich immer was rum.
    Es gilt aber: Je weniger unser Institut für Fortbildung damit zu tun hat, desto besser. Am liebsten sind mir, wie @Karl-Dieter, die "Vorlesungen". Man ist danach zwar völlig kaputt, hat aber fachlich wirklich was gelernt, von dem man mit entsprechender Nachbereitung profitieren kann. Und das zählt, für die Schule reduzieren kann ich nämlich schon, und auf abgehobene Methoden, die bisher funktionierende Methoden ersetzen sollen, verzichte ich dankend.

  • Am "interessantesten" fand ich vor eingen Jahren die FB "Alltagskompetenzen und Lebensökonomie". Da wurden aus jeder GS des Landkreises ein Kollege aus 1/2 und einer aus 3/4 verpflichtend hingeschickt.
    Es ging dann um Schnürsenkel binden üben und richtiges Händewaschen mit einem Smiley-Motivation-Sammel-Irgendwas.
    Irgendwann ist einer anwesenden Schulleiterin aus einer benachbarten Schule der Kragen geplatzt und sie meinte: "Wer bei mir in der 3. Klasse immer noch nicht Schuhe binden kann, soll welche mit Klettverschluss tragen. Ich habe Wichtigeres zu tun, als das zu üben." Sprachs und verließ die Veranstaltung.

    Ich hatte vor einigen Jahren im Schullandheim einen Fünftklässler, der wollte, dass ich ihm die Schuhe ausziehe, seine Mama würde das zuhause auch machen. :staun: Da hilft auch Übung in der GS nichts.
    Er saß dann ziemlich lange da :) und hatte zum Glück noch ein zweites Paar Schuhe ohne Bänder.


    Zurück zum Thema: Wir hatten erst letztens eine SCHILF zum Thema Smartboards. Ich hatte gehofft was neues zu lernen aber über "da macht man es an", "da muss man drücken, damit die DVD ausgespuckt wird"... kamen wir nicht hinaus. ;( (und da haben schon viele Kollegen nachgefragt)

  • Was ich interessant finde ist ja, dass die Kollegen die keinen DVD abgespielt kriegen und solche Fortbildungen extrem ausbremsen, nicht unbedingt nur die "faulen" Kollegen sind. Oft genug machen diese Kollegen sich sogar viele Gedanken um ihren Unterricht, ihre Korrekturen etc., aber es fehlt irgendwie der Wille sich mal ein wenig per Trial and Error mit den "neuen" Medien auseinanderzusetzen.

  • ..., aber es fehlt irgendwie der Wille sich mal ein wenig per Trial and Error mit den "neuen" Medien auseinanderzusetzen.

    kann ich dir gern erklären, mir fehlt dieser Wille auch komplett.


    1.) Schulische Medien funktionieren in 40 von 100 Fällen nicht. Ich bringe alles ausgedruckt mit, weil ich es mir nicht leisten kann, im Fall des häufigen Falles komplett ohne Material dazustehen.


    2.) Es gibt mir nichts. Trial an Error ja klar, aber wozu? Es kostet einen Haufen sinnloser Zeit. Oder glaubst du, dass die aktuell vorhandene Technik samt deiner Unterrichtsentwürfe noch in 5 Jahren genutzt werden kann?


    Zeit und Nerven gingen also dahin, kein Mehrwert entstand. Wer sich darauf einen abwichsen will (wie man politisch unkorrekt aber sehr passend sagt), kann das ja gern tun, aber bitte nicht alle damit behelligen.


    Ich finde: wer Ahnung hat, möge den Schüler*innen Informatik näherbringen, das sind Kenntnisse mit Zukunft. Aber ob ich ein Bild hochhalte oder an der einzig vorhandenen interaktiven Tafel präsentiere, deren Nutzung ich 3 Wochen im Voraus anmelden musste... ich nehm das Bild zum Hochhalten.

  • alles nachvollziehbar, wenn auch bei uns anders.


    Es geht hier aber nicht darum, wie Du Deinen Unterricht gestaltest, sondern um Fortbildungen. Da ist es sehr ärgerlich, wie schon selbst erlebt, wenn sich Leute für Fortbildungen in bspw. fortgeschrittener SPS-Programmierung anmelden, und dann zwei Stunden drauf gehen, in denen ihnen erst mal die Grundlagen des Programms erklärt werden müssen (Datei öffnen, Projektanlegen... das da links sind die Bausteine...)


    Mein Lieblingsdozent in dem Bereich sagt inzwischen zum Glück knallhart "nicht mein Problem, hättst mal die Ausschreibung gelesen".

  • 2.) Es gibt mir nichts. Trial an Error ja klar, aber wozu? Es kostet einen Haufen sinnloser Zeit. Oder glaubst du, dass die aktuell vorhandene Technik samt deiner Unterrichtsentwürfe noch in 5 Jahren genutzt werden kann?


    Ich finde: wer Ahnung hat, möge den Schüler*innen Informatik näherbringen, das sind Kenntnisse mit Zukunft. Aber ob ich ein Bild hochhalte oder an der einzig vorhandenen interaktiven Tafel präsentiere, deren Nutzung ich 3 Wochen im Voraus anmelden musste... ich nehm das Bild zum Hochhalten.

    1. Jap, meine Unterrichtsentwürfe sind sicherlich in 5 Jahren noch nutzbar, auch in 15. Sie sind schön sortiert in OneNote und alle Arbeitsblätter als doc und als pdf verfügbar, auch in der Cloud gespeichert und somit im Notfall auch auf meinem Handy einsehbar.


    2. Von Informatik hat niemand gesprochen.



    Nochmal zum Thema Forbildungen: Mir graut es jetzt schon davor, was schulintern erzählt wird, wenn unsere iPads vorgestellt werden. Wahrscheinlich 4 Stunden Diskussion für etwas, was man in 30 Minuten selbst ausprobiert hätte.

  • So unrealistisch ist das aber nicht. Ich habe mal an einer Schule gearbeitet, in der ganz überwiegend Smartboards in den Klassen hingen, die nur mit einem bestimmten Programm in allen ihren Funktionen genutzt werden konnten (EasyTeach). Die Dateien, die ich dafür erstellt hatte, habe ich hinterher nie wieder gebraucht.
    Inzwischen funktionieren die meisten Boards Gott sei dank mit normalen PC-Boardmitteln. Aber wenn die Kollegen dort ihre Boards mal austauschen oder updaten, können sie ihre Unterlagen alle nicht mehr nutzen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • 2. Von Informatik hat niemand gesprochen.

    ja, leider. Es ging eben um anwendungsbezogenes Mediengedöns, das schnell veraltet aber für unnötig Geld verschleudert wird.


    Zum Ausgangsthema: Was ich nicht verstehe, wieso gehst du denn zu derlei Veranstaltungen offenbar immer wieder, wenn dir die Inhalte schon so vertraut sind? Da solltest du dich nicht über die Kollegen wundern, sondern über dich selbst.

  • So unrealistisch ist das aber nicht. Ich habe mal an einer Schule gearbeitet, in der ganz überwiegend Smartboards in den Klassen hingen, die nur mit einem bestimmten Programm in allen ihren Funktionen genutzt werden konnten (EasyTeach). Die Dateien, die ich dafür erstellt hatte, habe ich hinterher nie wieder gebraucht.

    Ja das stimmt, die Smartboardsysteme sind in der Tat sehr fies, da die Funktionalität nur mit diesem konkreten Gerät gegeben ist. Das trifft bei uns auch einen Kollegen hart, der sich sehr intensiv damit beschäftigt hat, da Smartboard bei uns langfristig auslaufen werden.

  • Zum Ausgangsthema: Was ich nicht verstehe, wieso gehst du denn zu derlei Veranstaltungen offenbar immer wieder, wenn dir die Inhalte schon so vertraut sind? Da solltest du dich nicht über die Kollegen wundern, sondern über dich selbst.

    Ich gehe nicht "immer wieder" zu derlei Veranstaltungen. Aber um das, was schulintern läuft (pädagogischer Tag zum Beispiel) kommt man ja nicht wirklich drum herum.


    Und sonst ist es ja so, wie DaPaelzerBu auch angedeutet hat, dass man die Erwartung hat etwas neues zu erfahren, aber man nicht über absolute Basics hinauskommt.

  • in der ganz überwiegend Smartboards in den Klassen hingen, die nur mit einem bestimmten Programm in allen ihren Funktionen genutzt werden konnten (EasyTeach). Die Dateien, die ich dafür erstellt hatte, habe ich hinterher nie wieder gebraucht.


    Ja das stimmt, die Smartboardsysteme sind in der Tat sehr fies, da die Funktionalität nur mit diesem konkreten Gerät gegeben ist. Das trifft bei uns auch einen Kollegen hart, der sich sehr intensiv damit beschäftigt hat, da Smartboard bei uns langfristig auslaufen werden.

    Ich habe auch Easiteach-Charts, weil das damals eine der wenigen Board-Hersteller-unabhängigen Software-Angebote war, die auf verschiedenen Boards genutzt werden konnte.
    Somit gar nicht so dumm gedacht ... und dennoch leider verloren.


    Dieses Beispiel zeigt eben auch die Dominanz der Wirtschaft, die ihre Sachen abverkaufen möchte. Um Unterricht, Inhalte und Didaktik geht es dabei gar nicht.
    In der Grundschule darf das Board oder andere digitale Endgeräte eines von vielen sein. Ich sehe durchaus Ansätze, die sinnvoll sind und die mit weniger Aufwand Erleichterung bringen, z.B. wenn es ums einfache Üben von Rechenaufgaben oder das Abhören von Wörtern geht (dafür braucht es kein Board).


    Dass man mit Hilfe konkreter Materialien die Abstraktion einer Programmierung bereits Kindern nahe bringt, kann ich nachvollziehen, da kann man sicher manche Kinder erreichen und Interesse ausbilden, die dies sonst nie erfahren würden - tatsächlich ähnlich Kunst, Musik und Sport.
    Mediale Grundbildung dagegen sollte wie Lesen, Schreiben und Rechnen zum Grundsätzlichen gehören, einschließlich dem kritischen Umgang mit Medien unterschiedlicher Art. Es laufen ja genügend gebildete Menschen herum, die davon so gar keine Ahnung haben und wie die Lemminge dem Mainstream folgen.


    Wenn es dafür Fortbildungen geben würde, würden sich womöglich - wie immer - bestimmte Lehrkräfte anmelden, die ohnehin technik- oder medienaffin sind, es ist auch sinnvoll, wenn diese den Unterricht übernehmen, so wie Sprachbegabte Sprachen und Sportbegeisterte idR Sport unterrichten.


    Stellt man das System in Schulen um, braucht es für das gesamte Kollegium Fortbildungen, für Anfänger wie für Fortgeschrittene. Da wäre zu überlegen, ob man dies nicht in Modulen o.a. bedienen könnte. Auch Fortbildungen sind Pädagogik, sie dürfen die Grundzüge bedienen, auch die der Differenzierung.

  • Ich gehe nicht "immer wieder" zu derlei Veranstaltungen. Aber um das, was schulintern läuft (pädagogischer Tag zum Beispiel) kommt man ja nicht wirklich drum herum.
    Und sonst ist es ja so, wie DaPaelzerBu auch angedeutet hat, dass man die Erwartung hat etwas neues zu erfahren, aber man nicht über absolute Basics hinauskommt.

    Damit wären wir aber wieder am Anfang: 1. "Fortbildung für alle" ist langweilig, da man nie alle abholen kann, 2. Zielgruppe sollte sich gezielt Themen und Referenten suchen.


    An Punkt 1 sind aber nicht deine Kollegen Schuld. Ich beschwere mich auch nicht über diejenigen, die über keinerlei interkulturelle Kompetenz verfügen, nichts von Inklusion wissen oder deren diagnostische Fähigkeiten 35 Jahre alt und aus einem anderen Staatssystem sind, während es in Pflichtfortbildungen um zähe Allgemeinplätze dieser Themen geht. Das liegt dann halt am Referenten, der selbst kaum Ahnung hat, nicht an Kollege Müller, den das nicht interessiert.

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