Als VERBEAMTETER Gymnasiallehrer an die Grundschule - Sachsen-Anhalt

  • Ich bin nicht entkommen. Meine Kinder wurden älter und man bekommt mit der Zeit mehr Routine - das bringt schon Erleichterung. In den Ferien kann man einiges aufarbeiten, was man nicht schafft. Ich habe nie komplette Wochenenden, 1 Tag geht immer für die Schule drauf. Will heißen: Ich habe nicht viel Freizeit. Es gibt stressigere Zeiten und entspanntere, das dürfte aber bei jeder Schulform so sein.


    Vielleicht hat aber jemand einen Tipp, wie man aus diesem Kreislauf entkommt....


    Bringen sich männliche Lehrer eigentlich zu Hause so viel in Erziehung der eigenen Kinder und Haushalt ein wie weibliche?

  • Immerhin wird es mal besser, das ist ja beinahe tröstlich. Irgendwie.


    Mein Mann ist auch Lehrer, er bringt sich schon sehr ein. Er hat aber auch (bessere Fächerkombi) daheim weniger zu tun und kann somit mehr im Haushalt übernehmen.

  • Ist da jemand in der Lage kompetent Auskunft zu geben?

    Hast du schon mal auf dem LVWA in Halle oder in MD angerufen? Ich bin ursprünglich Lehrerin für berufliche Schulen mit Fachrichtung Wirtschaft und Englisch und bin mittlerweile 15 Jahre im Schuldienst in Sachsen-Anhalt. Seitdem war ich an verschiedenen Schulformen. Und Aussagen, die noch 10 Jahren getroffen wurden, sind 3 Jahre später schon nicht mehr gültig gewesen.
    So lange, wie Grundschullehrer keine A13 erhalten, wird dich das LVWA nicht an die Grundschule schicken, denn sie können bei einer Versetzung/ Abordnung nicht deine Bezüge reduzieren. Deswegen gibt es keine Versetzung/ Abordnung "nach unten".
    Vielleicht wird es durchlässiger, wenn die Grundschullehrer auch A13 haben.

  • Ich habe aktuell nur Oberstufe, also klasse 11-13, bereite nur vor, schlafe, unterrichte, bereite wieder vor. "Nebenher" Haushalt und Familie...Und jeden Tag fühlt es sich falsch an. :( Sollte der Wechsel an eine andere Schulform nichts werden, schmeiß ichs vllt komplett hin.

    Es sollte nicht so klingen, als würde ich die Arbeit scheuen! Ich arbeite gern und bin sehr gern Lehrer aber wenn man sich falsch fühlt und dann die viele Arbeit sieht, kommen einfach zu viele negative Punkte zusammen. Leider.

    Hallo Exilbayer,


    ich bin völlig neu hier und hoffe, es stört dich nicht, wenn ich einfach mal meinen Kommentar da lasse.
    Ich verstehe dich aus tiefstem Herzen und habe deshalb zu Pfingsten meine Entlassung aus dem kommunalen Schuldienst (20 Jahre Realschule) beantragt.
    So eine Entscheidung fällt man freilich nicht über Nacht, das arbeitet schon seit etwa sechs Jahren in mir.
    Und kaum, dass die Entlassung rechtskräftig war, fühlte ich mich wie befreit.


    Dennoch lege ich Wert auf die Feststellung, dass ich meinen Beruf liebe und sehr gerne Lehrerin bin.
    Deshalb habe ich mich jetzt allen Ernstes für den Einsatz an einer staatlichen Mittelschule beworben - und bis jetzt sieht es so aus, als ob mein Plan aufgeht.
    Genaueres kann ich dir freilich erst erzählen, wenn nächste Woche alle Unterlagen bei der richtigen Stelle sind und ich zur Unterschrift gebeten werde.


    Ich will damit sagen - wenn sich deine Tätigkeit an deiner aktuellen Schule nicht richtig anfühlt, dann muss das nicht an dir liegen.
    Ein Schul(form)wechsel kann ungemein beflügeln, bietet er doch völlig neue Perspektiven und Ziele.
    Schlaf noch ein paar Nächte drüber, besprich dich mit deinem Mann... und dann überlege dir, ob es nicht endlich Zeit für Veränderungen ist.


    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!


    LG
    Grünfink

  • Meine Alte Grundschule, an der ich als Schüler war, ist in Sachsen-Anhalt. Ich bin hier geboren, nach dem Abi nach Bayern, studiert, Ref gemacht und gearbeitet. Dann mit meiner Jugendliebe zusammengekommen und wieder in die Heimat.Habe hier direkt die Planstelle bekommen und bin damit nicht so Glücklich. Bayern ist leider nicht täglich machbar.

    Verstehe, hätte mich jetzt auch etwas gewundert, wenn das fahrtechnisch drin gewesen wäre :) aber der Name hatte mich überlegen lassen

  • Hallo Grünfink,


    ich bewundere deinen Mut und freue mich für dich, dass es (scheinbar) so funktioniert, wie du es dir wünschst. Inzwischen sollte ja alles in Sack und Tüten sein, oder?


    Ich habe deinen Rat beherzigt, über alles geschlafen, mich bei Bekannten erkundigt, die an anderen Schulen unterrichten. Mit meinem Mann geredet und auch mit Freunden, die keine Lehrer sind. Auch eine ehemalige Kollegin, die inzwischen in Rente ist, stand mir mit offenem Ohr zur Seite. Sie verstand mich ebenfalls und riet mir, auf mein Herz zu hören. Vor allem, da ich mir diese Veränderung nicht zuletzt für meinen eineinhalbjährigen Sohn wünsche, der endlich wieder eine zufriedene Mama haben soll, die ein wenig Zeit für ihn hat.


    Ich habe nun eine allgemeine Anfrage beim Landesschulamt gestellt und wurde telefonisch von einem Mitarbeiter zum nächsten weitergereicht. Schließlich landete ich bei jemandem, der kompetent Auskunft geben konnte. Eine Versetzung an eine andere Schulform ist unter bestimmten Umständen möglich. Sie bat mich, ihr mein Anliegen nochmals per Mail zu schildern und sie schaut dann direkt am Montag, ob sich etwas machen lässt und würde dies dann ggf. in die Wege leiten. Sollte ich also in der kommenden Woche grünes Licht für mein Vorhaben bekommen, muss ich "nur noch" zur Schulleitung und beichten, dass ich hinter ihrem Rücken tätig war. Aber eigentlich kanns mir ja egal sein, was man dann von mir denkt. Eine Schulleitung die neue Kollegen mit dem Satz: "Sie brauchen gar keinen Versetzungsantrag stellen, den genehmige ich nicht und ab dem Tag, an dem der bei mir eingeht, laufen sie Spießruten.", wird sicher wenig Verständnis für meine Situation aufbringen. Dann lieber vor vollendete Tatsachen und weg. Sicher nicht die feine Art aber mein einziger Ausweg aus diesem Unglück.


    Für alle, die mich jetzt für gemein und unokollegial halten: NEIN! Ich kann nur nicht mehr, ich sitze jede Nacht am Schreibtisch (ihr kennt das sicher) kann mich nicht mehr um mein Kind kümmern, muss ihn ständig zu Oma geben oder Oma betreut ihn hier bei uns, damit ich mich nicht ganz so mies fühle. Auch am Wochenende. Ich sitze jeden Tag und weine, an der Arbeit bin ich nur noch traurig und das merken auch die Schüler, ich bin wahnsinnig unzufrieden mit der Situation und kann nicht mehr. Ich habe 18 Stunden Deutsch pro Woche und das alles in den Klassen 11-13. Es ist unmenschlich und eigentlich kaum zu schaffen. Insbesondere dann, wenn man all das noch nie unterrichtet hat. Also nein, ich bin kein Kollegenschwein, ich kann nur einfach nicht mehr und suche einen Weg für mich aus diesem Unglück. Neue Perspektiven und einen Weg so zu Arbeiten, wie ich es als Lehrer von mir erwarte und das wird an dieser Schule einfach niemals möglich sein.

  • 18 stunden deutsch, also vier deutschkurse? das geht auf gymnasialniveau *gar nicht*, es liegt sicher nicht an dir, dass du so fertig bist und am ende deiner kräfte sondern eher an einer völlig inakzeptablen unterrichtsverteilung an eurer schule. sowas *darf* nicht sein. da muss man andere wege finden. dein chef hat auch eine fürsorgepflicht, die wird offensichtlich völlig außer acht gelassen.


    ich wünsch dir, dass es mit der gs klappt, falls das für dich ein guter weg wäre.

  • Eine Schulleitung die neue Kollegen mit dem Satz: "Sie brauchen gar keinen Versetzungsantrag stellen, den genehmige ich nicht und ab dem Tag, an dem der bei mir eingeht, laufen sie Spießruten.",

    Lass dir mal diesen Satz auf der Zunge zergehen und frage dich, ob du, die Schulart oder eine andere Person für deine Probleme verantwortlich ist.



    18 stunden deutsch, also vier deutschkurse? das geht auf gymnasialniveau *gar nicht*,

    wenn das so ist, ein weiterer Punkt auf der Liste "Chef hat einen Knall".


    Vielleicht wäre die schnellstmögliche Versetzung in derselben Schulart doch auch eine überlegenswerte Variante?


    Ansonsten weiß ich nicht, wie man Arbeit in Deutsch am Gymnasium reduzieren kann. In Sachsen gibt es z.B. sogenannte Komplexaufgaben, da müssen die Schüler ganz einfach zu Hause ihren Kram machen und der Lehrer hört sich Referate an. Vielleicht ist es möglich, die Vorgaben nach solchen Möglichkeiten abzuklopfen, um Korrektur schriftlicher Arbeiten zu minimieren?


    Wenn du neu dabei bist, unbedingt auch den Referendariatsanspruch einköcheln. Lektürelesen, fertiges Material nutzen, vorhandene Bücher nehmen, in Parallelklassen 1:1 dasselbe oder so- keine Extrawürstchen braten. Die stehen jetzt nur deinem Kind und dir zu :troest:

  • 18 stunden deutsch, also vier deutschkurse? das geht auf gymnasialniveau *gar nicht*, es liegt sicher nicht an dir, dass du so fertig bist und am ende deiner kräfte sondern eher an einer völlig inakzeptablen unterrichtsverteilung an eurer schule. sowas *darf* nicht sein. da muss man andere wege finden. dein chef hat auch eine fürsorgepflicht, die wird offensichtlich völlig außer acht gelassen.


    ich wünsch dir, dass es mit der gs klappt, falls das für dich ein guter weg wäre.

    Danke. Ja, das ist bei uns tatsächlich so und die Anrechnungsstunden, die man bekommt, wenn man so viel in der Oberstufe eingesetzt ist, existieren bei mir nur auf dem Papier. Daneben habe ich noch einen Geographiekurs Klasse 11, für den keine Bücher, Atlanten, Karten oder sonstige Materialien existieren. Ich bin der einzige Geolehrer an der Schule und muss alles mit Arbeitsblättern und PowerPoint hinbekommen. Undankbar!




    wenn das so ist, ein weiterer Punkt auf der Liste "Chef hat einen Knall".
    Vielleicht wäre die schnellstmögliche Versetzung in derselben Schulart doch auch eine überlegenswerte Variante?


    Ansonsten weiß ich nicht, wie man Arbeit in Deutsch am Gymnasium reduzieren kann. In Sachsen gibt es z.B. sogenannte Komplexaufgaben, da müssen die Schüler ganz einfach zu Hause ihren Kram machen und der Lehrer hört sich Referate an. Vielleicht ist es möglich, die Vorgaben nach solchen Möglichkeiten abzuklopfen, um Korrektur schriftlicher Arbeiten zu minimieren?


    Wenn du neu dabei bist, unbedingt auch den Referendariatsanspruch einköcheln. Lektürelesen, fertiges Material nutzen, vorhandene Bücher nehmen, in Parallelklassen 1:1 dasselbe oder so- keine Extrawürstchen braten. Die stehen jetzt nur deinem Kind und dir zu :troest:


    Ja, die SL bei uns ist von der ganz besonderen Sorte. Fakt ist, ich muss da weg und das schnell. Und der Tag, an dem ich das im Büro bekanntgeben muss, wird schlimm. Von den Tag an bis zu meinem endgültigen Abschied wird es dort nicht leicht für mich. :(


    Parallelklassen habe ich leider keine :( Durch die Unterscheidung in Grund- und Leistungskurs kann ich nur bedingt das gleiche machen. Aber danke für die vielen lieben Tipps. Das baut auf.
    Ich habe mal fix Google zu "Komplexaufgaben" befragt aber da kamen nur Matheaufgaben. Leider kann ich mir wenig vorstellen, was das ist und unsere Rahmenrichtlinien sehen zwar Referate vor aber diese Art von Aufgaben ist nicht explizit erwähnt. Was ja nicht bedeutet, dass ich es nicht machen kann ;)

  • Unsere junge Deutschlehrerin hatte uns in der Oberstufe (Bayern) eine Liste an Werken gegeben. Jeder sollte sich daraus etwas aussuchen und musste ein max. 15 minütiges Referat über den Autor, den Inhalt der Lektüre, Symbolik, Epoche usw. halten. Das hatte einige Wochen gedauert bis wir fertig waren. Zwischendurch lehrte sie uns trotzdem noch wie man Gedichte, Dramen, ... analysiert.

  • Und der Tag, an dem ich das im Büro bekanntgeben muss, wird schlimm. Von den Tag an bis zu meinem endgültigen Abschied wird es dort nicht leicht für mich. :(

    Na wenn du es schwarz auf weiß hast, ist es doch nur noch eine Frage von Zeit, die es zu überbrücken gilt. Außerdem: was soll er/sie denn noch machen, um dir das Leben zu erschweren?
    Manchmal müssen Arbeitnehmer oder Beamte übrigens zum Arzt gehen, weil sie erschöpft sind. Mobbing kann ein Grund dafür sein.



    unsere Rahmenrichtlinien sehen zwar Referate vor ...

    Rahmenrichtlinien sind doch diese Kompetenzleitlinien in denen sowas wie "adressatengerecht schreiben" steht und du alles oder nichts machen kannst? Dann hilft es vielleicht, den sächsischen zu Hilfe zu nehmen, der ist recht detailliert. Viel Freiheit bedeutet auch mehr Arbeit, was für Berufsanfänger zu viel Arbeit heißt.


    Wenn Referate möglich wären, dann in etwa so: kopiere Bewertungskriterien aus dem Netz teile sie aus und lass die Schüler im Unterricht daran arbeiten, während du im Kaffee rührst.


    Also ich will dein Problem nicht kleinreden! Ich will dir nur Mut machen, dir kleine Durchatempausen zu verschaffen.


    Was auch immer du machst, es gibt kein Dankeschön "von oben" aber auch keine Abmahnung. Ich glaube, man hat am Anfang zu viel Aufwand für zu wenig Ertrag. Vielleicht kannst du die Themen eher projektartig begreifen als 26x45min. Stundenverläufe aufzuschreiben. Ich hoffe, du weißt, wie ich das meine ;)



    die Anrechnungsstunden, die man bekommt, wenn man so viel in der Oberstufe eingesetzt ist, existieren bei mir nur auf dem Papier.

    Wie kommts? Was sagt der ÖPR dazu?


    Daneben habe ich noch einen Geographiekurs Klasse 11, für den keine Bücher, Atlanten, Karten oder sonstige Materialien existieren.

    Klingt...abenteuerlich. Hast du den Buchbestellkollegen gefragt, ob noch Geld da ist? Und wieso kaufen sich die Schüler nicht wenigstens einen Atlas privat? Würde ich von einem Grundkurs einfach mal verlangen.


    Ihr habt übrigens eine Schulbuchbörse, vielleicht kann man da was abgreifen. Frag deinen Chef, ob du in der entsprechenden Schule anrufen darfst...


    https://www.bildung-lsa.de/sch…schulbuchverzeichnis.html

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