• Hallo,


    ich sitze gerade an der Sachanalyse für meinen Lehrprobenentwurf. Das ist mein erster voller Entwurf für Englisch und ich frage mich gerade, ob ich nicht im falschen Film bin.


    In dem Musterentwurf, der mir vorliegt, hat doch jemand in der Sachanalyse tatsächliche alle irgendwie neuen oder schwierigen Wörter genau nach Ausdrucks- und Inhaltsseite analysiert, d.h. sie hat die Lautschrift angegeben und zu jedem einzelnen Wort den zugehörigen Eintrag im OALD abgeschrieben! Insgesamt ist die Sachanalyse neun (!!!) Seiten lang!


    Ich frage mich: Ist das so korrekt oder hat die Gute es etwas übertrieben?


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Hallo Carla-Emilia,


    ich weiß nicht, aus welchem Bundesland du schreibst, in NRW darf der GESAMTE Entwurf (einschließlich Verlaufsplan, höchstens abgesehen von Anhängen wie Tafelbild usw.) nicht länger als 4 Seiten sein, und ich hab letztens schon einen schiefen Blick bekommen, weil ich eine 10-Punkt-Schrift gewählt hatte. Die Sachanalyse ist nützlich, sollte aber nur im Ausnahmefall eine halbe Seite überschreiten. Mal eben zusammenfassen, worauf's (bei uns, soweit's mir einfällt) ankommt:


    0. Thema der Reihe - nicht nur bearbeiteten Ganztext/ Thema nageben, sondern was daran genau erarbeitet werden soll. Gilt auch für's Stundenziel.


    1. Das Stundenziel sollte klar den Schwerpunkt der Stunde (sprachlich, inhaltlich, Methodenlernen usw) zum Ausdruck bringen, bei uns müssen Herangehensweise und Gegenstand mit eingebunden sein. Es muss nicht alle Ziele nennen, sondern das, was in der Stunde vorrangig erarbeitet werden soll=was können die SuS am Ende, was sie am Anfang noch nicht konnten. Das Stundenziel sollte sich abstrahieren lassen, also auf Lernfortschritte abzielen, die den SuS über die Stunde hinaus nützlich sind.


    2. Die Teilziele (wenn ihr sowas macht) können dem Bereich (kognitiv - Wissenszuwachs, affektiv - "Herzensbildung", methodisch - Zuwachs an analytischen Fähigkeiten usw.) zugeordnet sein oder stundenchronologisch aufgebaut sein (das mach ich meistens, erleichtert die Übersicht), sollten aber a) ebenfalls auf abstrahierbare Fähigkeiten hinauslaufen und b) überprüfbar sein/ im Verlauf der Stunde auch überprüft werden (Beispiel: Die Schüler sollen erkennen, dass Lügen schlecht ist = doofes Lernziel, weil man Erkenntnis nicht überprüfen kann; die Schüler und Schülerinnen sollen die Vorteile und Probleme des Lügens einander gegenüberstellen können= gutes Lernziel, weil sie das nennen/ an die Tafel malen können). Ich finde eine Gliederung anhand von Reproduktion - Reorganisation - Transfer - Sicherung hilfreich, weil die auch gleich die Stundenstruktur mit abbildet.


    3. Lernzusammenhang
    a) Lernvoraussetzungen
    Hier gehören NUR die für die Stunde relevanten Aspekte hin - z.B. ist nur dann interessant, dass deine Klasse aus 15 Jungen und 5 Mädchen besteht, wenn z.B. "Geschlechterrollen" thematisiert werden sollen, ansonsten ist es wurscht. Entschuldignungsformeln ( die Klasse beteiligt sich selten rege am Unterricht) können nach hinten losgehen, wenn du nicht deutlich machst, wie du in dieser besonderen Stunde in dem Problem umgehen willst. On the other hand, wenn du dir eine besondere Strategie überlegt hast, gibt das natürlich Punkte. Hilfreich ist, hineinzuschreiben, wie die Klasse bisher mit dem Thema/ der Methode/ dem sprachlichen Phänomen klarkommt.
    b) Stellung der Stunde in der Reihe
    Hier solltest du in klarer Linie deutlich machen, worauf die Reihe hinausläuft, wie die Stunde an die vorhergegangenen anschließt, was sie Neues bringt, wie's nach der Stunde weitergeht und worauf es am Ende (in der Klausur) ankommen soll.


    4. Sachanalyse
    Auf die sind unsere Fachleiter gar nicht so heiß, ich find's aber nützlich, weil man hier deutlich machen kann, wie man mit dem Gegenstand des Unterrichts umzugehen gedenkt. Wieder gilt: Nur das, was für die Stunde wichtig ist bzw. die Fachleiter nicht eh schon wissen (das kann man in einem Satz zusammenfassen/ auf die entsprechende Literatur verweisen, und gut is). Wenn du ein besonderes sprachliches Problem behandeln willst, solltest du kurz deutlich machen, was denn daran für die SuS das Problem sein wird usw.


    5. Didaktisch-methodische Schwerpunktsetzung
    Das ist der eigentliche Kern des Entwurfs. Hier solltest du zunächst kurz den Gegenstand des Unterrichts in Richtlinien/Lehrplan/internen Lehrplan einbinden (ich schreib zu jedem immer einen Satz und verweise dann auf die Seite im LP usw.) Dann gehört hier die HA zur Stunde hin, wenn du sie nicht in den Lernvoraussetzungen unterbingen willst, und die schrittweise Rechtfertigung deiner Vorgehensweise (warum ein visueller Einstieg? warum Partnerarbeit? Warum Sicherung auf der Folie anstatt an der Tafel usw.). Da du dich hier an der Stunde entlang hangelst, kannst du hier auch deine "Sollbruchstellen" einbauen und rechtfertigen - wenn die SuS zur Erarbeitung des Inhalts länger brauchen, wird nach Erreichen des Etappenziels der Rest in die HA/ in die nächste Stunde verlegt usw. SOLLBRUCHSTELLEN SIND WICHTIG!!! Man plant grundsätzlich zuviel, und es ist für dich selbst nervenberuhigend, wenn du weißt, wo du aussteigen kannst, wenn nicht alles klappt.


    5. Geplanter Verlauf
    Tabellarisch, hat bei mir die Kategorien Zeit/ Phase/ Inhalt/ Sozialform u. Medien, da alles andere bereits im Entwurf steht.


    6. Anhänge
    Arbeitsblätter, mögliches Tafelbild usw. Es ist nützlich, eine ausgefüllte Version des Arbeitsblatts beizulegen, damit dein FL weiß, was du erwartest (und wenn man selbst feststellt, dass man zum Ausfüllen 20 minuten braucht, sollte man die 15 Minuten Arbeitsphase nochmal überdenken). Wenn die SuS dann was anderes hinschreiben, keine Panik, solang du in der Nachbesprechung kritisch reflektieren kannst, warum sie das wohl getan haben, dreht dir am Anfang da kaum einer einen Strick draus.


    Das war's. Und jetzt hab ich mich lang genug davor gedrückt, selbst meinen Entwurf für Mo zu schreiben...
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo,
    bei uns im Seminar dürfen die Entwürfe für große/ besondere Besuche komplett -also sämtliche Analysen- nicht länger als 6 bis 8 Seiten sein. Somit würde ich sagen, dass dein Musterentwurf eindeutig zu lang ist. Auch für den Prüfungsunterricht gelten bei uns die maximalen Seitenvorgaben.
    Das Problem bei solchen Mustern ist ja oft, dass die Kommentare und Bewertungen der Gutachter fehlen, so dass man nicht weiß, ob man sich möglichst genau an das Muster halten sollte oder es als Negativ-Beispiel zur Kenntnis nehmen sollte. Frage doch bei jemandem aus dem Seminar nach, der schon einen Entwurf geschrieben hat, wie es üblich ist bzw. gewünscht wird.
    Liebe Grüße
    ohlin

  • Hallo Wolkenstein,


    vielen Dank für deine ausführlichen und wirklich wertvollen Tipps! Habt ihr's gut!!! Bei uns in RLP scheint es kaum eine Obergrenze zu geben ... die meisten haben insgesamt so zwischen 15 und 20 Seiten.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

    • Offizieller Beitrag

    Wir sollen 5 bis 10 Seiten (+ Anhang = Arbeitsblätter, Sitzplan etc.) schreiben. Ich hab meistens 8 bis 13, das ist noch ok, mir wurden dann aber schon Vorschläge zur Kürzung gemacht.
    Für meine HSL ist die Sachanalyse wichtig (1 bis 1,5 Seiten). Mein einer FL meinte beim 1. UB: Bei sonem bekannten Komponisten könnte ich ruhig ein Foto von ihm statt eines Textes einkleben. (Also vom Komponisten nicht vom FL.) ;)
    Also 9 Seiten... das ist ja fast das Maß für die Examensarbeit.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Hallo,


    da bist du ja echt zu bedauern... Was ich (Hessen) bisher an Entwürfen gesehen habe hat 9 Seiten insgesamt (Anhänge nicht mitgerechnet) nicht überschritten, was sich auch mit den offiziellen Aussagen des Seminars deckt.
    Grüße
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

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