Unterschiede zwischen den Schulformen

  • Servus,


    Mich würde konkret der Unterschied der Schulformen bezüglich Alltag, Belastungen, Klientel etc. interessieren.
    Gibt es Unterschiede zwischen Brennpunkt-, Normal-, und Dorfschulen? Also fällt euch ein Unterschied im Klientel auf? Bzw. welches ist am angenehmsten zu unterrichten?


    grüße

  • Ich behaupte mal, die wenigsten Lehrkräfte haben den direkten Vergleich. Also kaum einer hat an allen Schulformen, sowie Land und Dorf gearbeitet. Wie soll da ein Vergleich möglich sein?
    Erfahrungsberichte sind dann eher subjektiv. Belastung empfindet jeder anders.


    Ich finde meine Schüler sehr angenehm zu unterrichten, auch wenn teilweise kaum ein Altersunterschied vorhanden ist.
    Mit kleinen Kindern, Sek I, könnte ich nichts anfangen.


    Beim nächsten ist dies aber vielleicht genau umgekehrt. Das hängt doch von der eigenen Persönlichkeit ab und den Interessen.
    Ich habe keine Lust den I-Dötzchen das kleine Einmaleins beizubringen, egal ob Brennpunkt oder Dorfschule.

  • Nach der Grundschule wird sortiert und die Sek. I Schulen bekommen eben nicht das Klientel, das die Gymnasien bekommen.
    Belastung etc. sind jetzt natürlich immer sehr subjektive Werte. Was aber irgendwie auffällt: Mit Gymnasiallehrern kann man (mit vielen Fächerkombinationen) die Straße pflastern, während im Sek. I Bereich in vielen Ländern ein Mangel herrscht. Lässt sich daraus jetzt irgendetwas schließen?

  • Was aber irgendwie auffällt: Mit Gymnasiallehrern kann man (mit vielen Fächerkombinationen) die Straße pflastern, während im Sek. I Bereich in vielen Ländern ein Mangel herrscht. Lässt sich daraus jetzt irgendetwas schließen?

    Lehreramtsstudenten haben in aller Regel das Abitur und entscheiden sich für die Schulform, die sie am besten kennen und somit den meisten Bezug zu haben. Das ist nunmal Gym. Das ist zum Teil aber auch blauäugig und vor allem die vielen Korrekturen überraschen viele. Das nimmt man als Schüler ja kaum wahr. Man ist viel zu sehr damit beschäftigt, mit dem Nachbarn über die Arbeit zu quasseln und die Noten zu vergleichen.


    Zum Thema: Ich komme ein wenig rum durch die Beratung und sitze sowohl in den Klassen- als auch den Lehrerzimmern rum, beobachte und höre zu. Man sieht halt alles und man stellt leichte Tendenzen fest, aber trotzdem sind die Schulen durch gewisse Einflussfaktoren von außen so unterschiedlich. Je städtischer das wird, umso mehr soziale Probleme gibt es tendenziell schon. Man kann aber auch an einer einzügigen Grundschule in einer hübschen Gegend landen und da sind total viele Kinder mit einem ekelhaften Verhalten drin, wo die KL hart durchgreifen muss.
    Bei weiterführenden Schulen, wo man als Eltern ein Wahlrecht hat, macht die SL mehr aus. Da kann so ein ganzer Laden richtig runtergewirtschaftet werden, so dass eben hauptsächlich diejenigen ihre Kinder dorthin schicken, denen es eh egal ist. So sehen die Klassen dann zum Teil aus.


    Bei einer einzügigen Dorfgrundschule sind meist fünf Lehrkräfte an der Schule. Wenn sich die gut verstehen, ist es natürlich wahnsinnig nett. Im Gegenzug hat man aber auch jeden Tag Aufsicht, muss ständig Protokoll schreiben, irgendwelche Dienste sowie Ämter übernehmen und eine Spezialisierung ist oft recht schwer, weil es sich auf so wenige Schultern verteilt. An einer größeren Schule ist das natürlich nicht so, aber dafür bekommen Materialien viel schneller Beine, mehr Leute zu koordinieren ist mehr Aufwand und nicht immer erfolgreich, es können sich Grüppchen bilden. Dafür kann man sich auch eher aus dem Weg gehen, was an so einer kleinen Schule unglaublich schwer ist. Ich fände das erdrückend!

  • Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Ja es gibt Unterschiede. Aber nicht nur zwischen den von dir aufgezählten Schulformen und Einzugsgebieten... Ich kenne zwei Schulen (gleicher Brennpunkt, ca. 800m Luftlinie zwischen den Schulen) ziemlich gut. An einer der beiden würde ich nicht mehr arbeiten wollen... Das hat ganz viel mit dem Umgang des Kollegiums unter einander zu tun. So lange es da gut ist, man sich gegenseitig unterstützt und ermutigt, ist eigentlich alles machbar!
    Wo man letztlich hin passt, muss man ausprobieren. Je nachdem steht eben das pädagogische oder das fachliche mehr im Vordergrund.

  • Kann ich nur bestätigen. Ich durfte über ein längeres gemeinsames Coaching mit Lehrkräften anderer Schulformen, Hospitationen in anderen Schulformen, Lehrkräfte anderer Schulformen in der Familie und die eigene Arbeit an verschiedenen Schulformen einen gewissen Einblick in die Arbeitsbedingungen erhalten. Es gibt je nach Schulformen etwas andere Belastungsaspekte in der Arbeit, ohne das nach mehr oder weniger gewichten zu wollen. Meiner Überzeugung nach unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen an verschiedenen Schulen gleicher Schulform aufgrund von Schulklima, Konzepten, Führungsstil usw. aber oft deutlicher als die Arbeitsbedingungen an Schulen aufgrund ihrer Schulform.

  • Unterscheide zwischen Land und Stadt. Sek1.


    Ich dachte auf dem Land wäre es leichter, war aber nicht so. Dort gibt es durch die landwirtschaftliche Struktur extreme Schulverweigerer und Ablehner. Zudem ist der Ton rüder. Aber man hat auch mehr Sozialdruck durch die fehlende Anonymität.


    In der Stadt hat man mehr soziale Probleme, die Schüler sind aber etwas offener und toleranter.


    Ich bevorzuge Stadt wegen der kulturellen Lebensqualität.


    Der Idealjob für viele Traumtänzer ist Erdkunde/Sport am Gymnasium im Vorort.
    Es gibt zu viele, die auf Gymnasium studieren. Wer wirklich arbeiten will, muss dann irgendwann Grund, Mittel- oder Oberschule machen. Ich würde wieder Sek1 studieren. Gymnasium ist unangenehm überlaufen und ich habe viele Exkommilitonen, die sich durchschlagen mit Vertretungen oder Unijobs, weil es am Gym keine Stellen gibt.

    Ich kann nur für Brandenburg und Berlin Sek 1 sprechen.

  • Ich bin während der Ausbildung ziemlich rumgekommen, allerdings alles Sek II. Richtig gearbeitet habe ich dann zuerst an einem Gymnasium im Speckgürtel Zürich mit vielen Akademikerkindern und parallel an einer der grössten Berufsschulen im Land, dort habe ich eine recht bodenständige und wenig intellektuelle Berufsgruppe unterrichtet. Jetzt bin ich an einem tendenziell ländlich geprägten Gymnasium mit allerdings eher schlechtem Einzugsgebiet was den Bildungshintergrund der Eltern betrifft. Dort unterrichte ich in der Maturitätsabteilung zur Zeit fast nur noch im Schwerpunktfach (sozusagen die Königsdisziplin für mein Fach im sekundären Bildungsbereich), sowie an der Fachmittelschule, das entspricht etwa eurer FOS.


    Ich finde, im Bereich Sek II steht und fällt alles mit der Schulleitung und der Zusammensetzung des Kollegiums. Mir sind ahnungslose (aber schlaue!) Ghetto-Kinder und auch schluffige Jungs, deren Abstraktionsvermögen leider nicht mit dem Atombegriff vereinbar ist drölfzig mal lieber als hochnäsige Akademikerkinder, die einem auf den Kopf scheissen, weil der Rektor nicht konfliktfähig ist.


    Persönlich würde ich allerdings so und so nichts anderes als Sek II unterrichten wollen. Berufsschule hätte mich zugegeben auf Dauer angeödet.

  • Ich sehe es auch differenzierter. Zwischen Gymnasien können Welten liegen! Ich hatte schon beides: Gutes Arbeitsklima, top Ausstattung und sehr leistungsstarke Klientel vs. unangenehme Stimmung im Kollegium und sehr leistungsschwache Schülerschaft in heruntergekommenem Gebäude mit hohem Aggressionspotential. Beides städtische Schulen im Speckgürtel einer Großstadt, keine 15 km von einander entfernt.


    In meiner Stadt gibt es Gesamtschulen mit optimaler Schülerdurchmischung und gutem Ruf, an denen 2/3 eines Jahrgangs Abitur macht, sowie auch welche, die eher Hauptschulen im sozialen Brennpunkt ähnlich sind.
    Ich hatte das Glück, an einer Gesamtschule aus der erstgenannten Gruppe unterzukommen. Bisweilen werde ich gefragt, ob ich nicht über einen Versetzungsantrag zum Gymnasium nachdenke: Nein. Ich weiß, was ich habe. Was ich bekäme, wüsste ich nicht.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

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