Lehrer in der heutigen Zeit - würdet ihr es wieder studieren?

  • Tja, da sind sie wieder, die "Lehrer-Gehaltskönige" aus der Uckermark, aus Ostfriesland oder aus "hinter den Kassler Bergen, bei den sieben Zwergen"...
    Gruß !

    Wenn es dir so wichtig ist, mehr als dein ganzes Umfeld zu verdienen, hält dich sicher niemand auf, einen Versetzungsantrag in ebenjene Regionen zu stellen. Komischerweise verdiene ich auch in einer Großstadt mehr als ein Großteil des Bekanntenkreises (mal abgesehen von noch höher eingruppierten Beamten ;) ). Und vor allem mehr, als andere mit realen knapp 40 Stunden/Arbeitswoche Jobs.

  • Wenn es dir so wichtig ist, mehr als dein ganzes Umfeld zu verdienen, hält dich sicher niemand auf, einen Versetzungsantrag in ebenjene Regionen zu stellen.

    Vielleicht sollte ich nach Berlin gehen. Da gibt's ja bald den Mietendeckel (30% vom Netto) und sowieso bei jeder Gelegenheit Freibier für alle. Dann passt es auch wieder mit dem Lehrergehalt.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Umgekehrt ist es aber eben auch so, dass sich Einsatz und Engagement häufig für den/die Betreffende nicht auszahlt. Entweder, es wird nicht wahrgenommen oder ignoriert, oder es wird nur wahrgenommen, was mal nicht gut geklappt hat, und die Team-Kollegen nehmen Dein Material dankbar an, geben aber nie etwas zurück.

    Auch das kann ich leider nur unterschreiben.

  • Ich hab das jetzt spaßeshalber mal durchgerechnet. Nehmen wir einen bayerischen Gymnasiallehrer Anfang 50, Gehaltsendstufe, 3 Kinder. Er verdient A14 (Regelbeförderung). Seine Kinder sind U18, deswegen Anspruch auf Familienzuschlag.
    Laut https://oeffentlicher-dienst.i…&zulage=&stkl=3&r=0&zkf=2 bekommt er damit 5235 Euro netto raus. Davon ist die PKV abzuziehen. Da er Anspruch auf 70 % Beihilfe hat, setze ich für ihn und die Kinder jetzt mal großzügige 400 Euro an. Macht 4800 netto. Weihnachtsgeld 65 Prozent eines Monatsgehalts. Ein Angestellter in der freien Wirtschaft müsste 90000 Euro im Jahr verdienen, um gegen den bayerischen Gymnasiallehrer ankommen zu können.
    Der Gymnasiallehrer hat keine Zusatzfunktion, keine Personalverantwortung. 90000 Euro im Jahr ohne Zusatzaufgaben und ohne Personalverantwortung, wo gibt's denn sowas?

  • Stimmt. Deshalb gehören Regelbeförderung auf A14 und Weihnachtsgeld im Umfang von 65% in Bayern auch dringend abgeschafft. Haben andere Bundesländer auch nicht!


    Und "Familienzuschlag" bekommen Angestellte in der hammerharten "freien Wirtschaft" auch. Heißt dort nur "Kindergeld". Und statt "70% Beihilfe" gibt's dort die All-inklusive-Familienversicherung der GKV...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Du hast mich falsch verstanden. Zeige mir doch bitte die Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft, wo ein Familienvater Anfang 50 mit drei Kindern ohne Personalverantwortung, max. 4 Tage Dienstreise im Jahr und ohne Zusatzaufgaben mit 90000 im Jahr heimgeht. Vorschläge?

  • Tja, da sind sie wieder, die "Lehrer-Gehaltskönige" aus der Uckermark, aus Ostfriesland oder aus "hinter den Kassler Bergen, bei den sieben Zwergen"...

    Nicht nur in Frankfurt zahlt man hohe Mieten oder muss für Wohneigentum tief in die Tasche greifen. Das gilt leider mittlerweile für viele hessische Großstädte, auch in meiner. In anderen Bundesländern sieht es zum Teil nicht anders aus.

  • Bei der aktuellen Entwicklung, Abwanderung in Region A und Wohnungsmangel in Region B, wird das Pinzip von Nachfrage und Angebot zukünftig ein immer größeres Thema werden und man muss sich gleichermaßen mit der Frage: "Ist es mir wirklich wert, in einer Großstadt zu wohnen?" auseinandersetzen. Ich fand z.B. heraus, dass ein Durchschnittshaus in München inzwischen genauso viel kostet wie 4 (!) Durchschnittshäuser in meinem Landkreis.


    Zu den angesprochenen hessischen Großstädten (Durchschnittspreise Immobilienscout, Hauskauf):
    Kassel - 430k €
    Offenbach am Main - 610k €
    Wiesbaden - 700k €
    Darmstadt - 800k €
    Frankfurt am Main - 910k €


    Selbst unter den Großstädten merkt man schon große Unterschiede: Für den Preis eines Hauses in Frankfurt am Main (nicht einmal eine Millionenstadt übrigens!) sind bereits zwei Häuser in Kassel drin. Und richtig krass wird es, wenn man mit den Preisen von ländlichen Regionen vergleicht...

  • Das ist sogar nicht nur in den Großstädten so. Die Kleinstädte und Gemeinden sind da zum Teil auch betroffen, wenn die ein sehr gut laufendes Unternehmen oder gute Verbindung uir Großstadt haben. Eine Kollegin von mir hat ein Haus in so einer Kleinstadt mit prosperierendem weltweit operierendem Unternehmen gekauft. In der Großstadt wäre das nicht viel teurer gewesen!

  • Hauskauf in Biel-Benken, Baselland, Anbindung an den ÖV mit genau einem Postauto, das alle 30 min fährt: 1.3 Millionen CHF für 100 qm Wohnfläche. Hauskauf in Basel: Faktisch unmöglich, es gibt praktisch nichts zu kaufen. Ne Wohnung kannste kaufen, 3 Zimmer für mindestens 750k CHF. So what? Es geht uns gut. Ausser Häusern kann ich alles kaufen, was ich will und Urlaub machen wo und wie ich will. Ich hab nen coolen Job und verdiene nen Arsch voll Geld. Das Leben ist schön.


  • Und richtig krass wird es, wenn man mit den Preisen von ländlichen Regionen vergleicht...

    Naja, einerseits ist da eben der Hund begraben, andererseits mag man vllt nicht grad AfD-Wähler als Nachbarn...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Kommen wir zur Sachebene zurück. An diejenigen, die sich unterbezahlt vorkommen, mit welchen gut bezahlten Jobs in der freien Wirtschaft vergleicht ihr euch denn? Mikael, was für ein Job schwebt dir denn als Alternative vor?

  • Ein Angestellter in der freien Wirtschaft müsste 90000 Euro im Jahr verdienen, um gegen den bayerischen Gymnasiallehrer ankommen zu können.

    Da müsste man z.B. den Pensionsanspruch noch einrechnen, da käme man dann auf weit, weit mehr als 90 000 brutto (unbeschränkte Gehaltsfortzahlung bei Beamten und so, müsste man natürlich auch noch monetär bewerten, ebenso die sehr gute Absicherung bei Berufsunfähigkeit)...Faktische Unkündbarkeit kann man sicher kaum monetär bewerten (muss man aber auch irgendwie berücksichtigen). Man vergleiche auch mal die Hinterbliebenenversorgung..,(wenn man das alles auf dem Markt einkaufen würde...)


    Puhh, da sind so ungefähr 130 000€ brutto nicht allzu weit (vor allem in Zeiten langanhaltender Niedrigzinsen), okay, dann zieht bei Nicht-Beamten die Beitragsbemessungsgrenze.


    Es gibt ja übrigens Lehrer auf dem 'Freien Markt' - das sind die voll ausgebildeten tarifbeschäftigten Lehrer. Die sind qualifikations- und tätigkeitsgleich und von daher ein idealer Vergleichmaßstab...

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