Ich würde wieder Grundschul-Lehrerin werden, mit gefällt der Beruf sehr. Es ist aber viel mehr Arbeit und es steckt viel mehr dahinter, als ich je gedacht habe. Seit ich meine eigene Lehrerinnenpersönlichkeit gefunden habe, geht vieles leichter. Weiss gerade nicht, wie ich das erklären soll. Offtopic: Dachte immer, das Meerschwein wäre eine Frau...
Lehrer in der heutigen Zeit - würdet ihr es wieder studieren?
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Zu 1: Kommt auf die Schulart, das Einzugsgebiet, dein Durchsetzungsvermögen, die Atmosphäre der jeweiligen Schule an. Also ungewiss. Auseinandersetzungen gibt's mit Teenies aber immer in irgendeiner Form, es sind halt Teenies.
2. Kann man nicht auch in nachhaltigen Branchen arbeiten?
Achso und zur Ausgangsfrage: ich würde es wieder studieren, weil mein Gefühl diesem Beruf gegenüber dasselbe ist. Ich wollte immer mit Kindern, (die besonderer Unterstützung bedürfen), den Lernalltag gestalten. Aber ich bin oft mit dem unzufrieden, wie Alltag und Wunsch auseinanderklaffen. Also nö, es ist kein Beruf, in dem ich rund um die Uhr Spaß habe und Wunder bewirke.
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... Lehrer ist so ziemlich der undankbarste Job, den ich kenne. Alle drumrum wissen grundsätzlich alles besser weil ja jeder mal zur Schule gegangen ist.
Ich würde es auch wieder machen, allerdings würde ich mit meinem heutigen Wissen und meinen Erfahrungen mit anderen Erwartungen rangehen.
Was Finchen schreibt, würde ich auch so sagen, allerdings überwiegen für mich die positiven Punkte bei diesem Job. Ich mach ihn wirklich gerne. -
Bin seit 15 Jahren Lehrerin. Die Entscheidung, Lehrerin zu werden, war keine Berufung, eher ein "ich habe Schule immer gemocht, das kann ich mir auch weiterhin vorstellen". (Keine Bange, neben dem Studium ausreichend "richtig" gearbeitet, hier kommt sonst immer schnell der Aufschrei, dass man vom Leben nichts weiß, wenn man Schule, Studium, Schule recht stringent durchgezogen hat )
Meine Alternative wäre eine Ausbildung zur Tischlerin gewesen.
Wenn ich so im Privaten mit meinem Werkzeug so vor mich hinpfusche, wünsche ich mir manchmal, ich hätte das gemacht. Aber den Wunsch hege ich nicht während der Arbeitszeit. Ich kenne durchaus Kollegen, die sich nicht vorstellen können aktuell, das bis zur Pension zu machen, aber da gehöre ich nicht zu.
Unterbrochener Unterricht, verhaltenskreative Pubertierende, der ganze Bürokratiekram, unkooperative Eltern, lustige Säue vom Ministerium, die mal wieder durchs Dorf getrieben werden könnten... Jaaaa, das ist anstrengend. Und doof. Und manchmal sogar zum Kotzen.
Nichtsdestotrotz habe ich jeden Morgen ein Lächeln im Gesicht, wenn ich die Schule betrete und freue mich auch auf das Ferienende. Liegt aber sicher auch an meiner Schule, bzw. den Kollegen. Ich bin da gerne. Da gehör ich hin.Ja. Ich würde es nochmal genauso machen. (oder Tischler werden vorher)
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Warum machst du nicht Mathe/Informatik Sek 2? Da dürfte doch auch noch was anrechenbar sein.
Ich "interessiere" mich auch weniger für Kinder, weshalb ich an eine reine Sek 2 Schule in der Erwachsenenbildung gewechselt bin. Ebenso hätte ich mir das Berufskolleg vorstellen können. Meine jetzige Stelle liebe ich und so würde ich den Job jederzeit wieder machen.
Nochmal Gymnasium Mathe und Physik studieren würde ich allerdings nicht, ich würde den regulären Mathe Abschluss machen und dann eventuell Lehrer werden oder auch nicht. Das Lehramtsstudium ist eine einschränkende Option.
Im Nachhinein würde ich sagen, mach Informatik zu Ende, Lehrer kannst du damit immer noch werden, woanders mehr verdienen im Büro aber auch.
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Auf jeden Fall würde ich wieder Lehramt studieren. Ich würde allerdings dann statt Englisch wohl ein anderes Fach wählen. (Obwohl mir das Englisch-Studium an sich sehr viel Spaß gemacht hat.)
Eventuell würde ich aus heutiger Sicht die Kombination Mathe-Sport oder Mathe-Chemie wählen. Auf jeden Fall als zweites Fach ein Nicht-Prüfungsfach.
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Mich würde interessieren, warum du nicht nochmal Englisch als Fach wählen würdest?
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Nichtsdestotrotz habe ich jeden Morgen ein Lächeln im Gesicht, wenn ich die Schule betrete und freue mich auch auf das Ferienende.Dieses Jahr ist tatsächlich das erste Mal, dass ich mich nach den Sommerferien überhaupt nicht auf die Schule freue. Irgendwie ist die Luft raus und die Ferien haben zum "Auftanken" diesmal nicht ausgereicht.
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@CDL
Wenn ich mich selbst reflektiere, dann merke ich, dass es mich persönlich wenig tangieren würde, wenn meine Schüler auf Grund von Faulheit etc. schlechte Noten haben. Auch würde ich mich nicht verrückt machen, wenn sie keine HA machen oder wenig Interesse an meinem Fach haben. Ich war früher selbst so ein "faules Kind". Kein Lehrer konnte mich dazu bringen, was zu tun. Bin sehr selbstbewusst und mir ist klar, dass solche Sachen nicht in meiner Macht sind.
Auch würde ich nicht jedem Kind hinterher rennen etc.
Bin halt sehr rational; bedeutet: Ich gebe mein bestes Wissen zu vermitteln, aber ob die Schüler es wahrnehmen ist mir dann auch "egal" bzw. mehr kann ich nicht machen.
Im Umkehrschluss bin ich sehr froh, wenn bspw. meine Nachhilfeschüler mich fragen und wirklich Interesse haben. Da bin ich der letzte der NEIN sagen würde...Kann das später zu einem Problem werden? Also meine rationale Denkweise? Und nicht das "Lehrersein" voll verkörpern bzw. immer 100% hinter den Kindern her zu sein?
Außerdem würden mich die Bedingungen im ländlichen Raum interessieren (=bin kein Stadtmensch!). Ist es dort schwerer eine Planstelle zu bekommen? Wie ist das Klientel auf normalen dörflichen Realschulen?
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ihr helft mir echt weiter!
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Dieses Jahr ist tatsächlich das erste Mal, dass ich mich nach den Sommerferien überhaupt nicht auf die Schule freue. Irgendwie ist die Luft raus und die Ferien haben zum "Auftanken" diesmal nicht ausgereicht.
Aber ist es wirklich als Lehrer bzw. Sinn des Berufs, sich von Ferien zu Ferien durch zu hangeln?
Also, dass es so stressig ist, dass man nur für die Ferien lebt? Und unter der Woche fertig ist bzw. kein Sozialleben mehr hat?
Genau das sind meine "worst case" Befürchtungen -
Außerdem würden mich die Bedingungen im ländlichen Raum interessieren (=bin kein Stadtmensch!). Ist es dort schwerer eine Planstelle zu bekommen? Wie ist das Klientel auf normalen dörflichen Realschulen?
Ich zäum das mal von hinten auf: Die Stellenvergabe in BW erfolgt in zwei verschiedenen Verfahren:
1. Listenverfahren: Noten aus 1.+2.Staatsexamen (bzw.Lehramtsmaster + Abschlussnote Vorbereitungsdienst) x 20 zusammenrechnen = Leistungsziffer. Anhand der Leistungsziffer erhältst du in jedem deiner Fächer einen bestimmten Listenplatz. Wenn sagen wir in Mathe die ersten 10 Bewerber nach Listenverfahren eine Stelle angeboten bekommen und du stehst auf der 11 hast du Pech und bist höchstens als Nachrücker dabei.
2. schulscharfe Ausschreibungen: Du bewirbst dich auf Ausschreibungen, die deine Fächer umfassen, die besten Bewerber (sowohl passend zur Ausschreibung auch von den Noten her) die sich bewerben werden eingeladen zum Vorstellunggespräch. Passt es bei zwei Bewerbern und Bewerber X hat eine bessere Leistungsziffer als du, bekommt Bewerber X die Stelle angeboten um eine Konkurentenklage abzuwenden, sonst du. Lehnt Bewerber X ab, rückst du als Zweitbester nach.Bei den schulscharfen Ausschreibungen kannst du darauf achten im ländlichen Rauj zu landen, im Listenverfahren nicht. Zusätzlich gibt es momentan zumindest ein Sonderausschreibungsverfahren für den ländlichen Raum, da die Stellen dort in der Sek.I aktuelle schwer zu besetzen sind. Momentan sind die Chancen ganz gezielt eine Stelle im ländlichen Raum zu bekommen also hervorragend, wie das sein wird, wenn du einmal deinen Abschluss hast wird dann erst klar sein. Zuletzt war die Information im Seminar bei der Einstellungsveranstaltung des RPs, dass es akutell und wohl auch noch die kommenden 2-3 Jahre in der Sek.I in BW exzellent aussehe mit der Einstellung, jeder Bewerber mit voller Lehrbefähigung und entsprechender Mobilität/Flexibilität ein Einstellungsangebot erhalten könne, sich dann aber in der Sek.I die Einstellungslage ändern werde und es wieder schwerer werden könnte unter zu kommen, da dann ein großer Berentungsschwung durch und ersetzt sei. Ich würde mal davon ausgehen, dass auch in 5 Jahren wenn du fertig bist der ländliche Raum und die GMS die Schlusslichter bei der Einstellung sein werden, auch wenn es dann womöglich kein Sondereinstellungserfahren mehr dafür geben wird.
Ich bin an einer normalen Realschule in einer kleinen Stadt, unsere SuS kommen aus den umliegenden Dörfern. Die Klientel ist sehr durchmischt. Da sind Kinder, die sehr behütet aufwachsen, gut erzogen sind mit aufmerksamen, engagierten Eltern. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Kindern die sozial vernachlässigt sind, Familien bei denen das Jugendamt drinnen ist, Fälle von Kindeswohlgefährdung und Kindesmisshandlung. Durchschnittliche Sek.I-Schule würde ich vermuten, gut integriert, guter Ruf lokal. Weder sind wir ein verstecktes Gymnasium (gibt es sehr vereinzelt auf dem Land, wenn das nächste Gymnasium zu weit weg ist, dass die Schülerschaft extrem leistungsstark ist), noch eine halbe Hauptschule (auch wenn wir natürlich, wie alle Realschulen in BW zunhemend auch Hauptschüler an der Schule haben). Die eine Klientel gibt es nicht an Realschulen, das kommt ganz stark auf das Einzugsgebiet an und die umliegende Schullandschaft: Gibt es Gymnasien im Nähebereich? Gibt es noch eine echte Hautpschule/Werkrealschule oder eine Vebrundschule im Nähebereich? Gibt es eine GMS im Nähebereich? etc.
Ein Praktikum würde dir hier etwas mehr Klarheit bringen können, ob die Realität zu deinen Vorstellungen passt.
Zitat von LehramtSekIWenn ich mich selbst reflektiere, dann merke ich, dass es mich persönlich wenig tangieren würde, wenn meine Schüler auf Grund von Faulheit etc. schlechte Noten haben. Auch würde ich mich nicht verrückt machen, wenn sie keine HA machen oder wenig Interesse an meinem Fach haben. Ich war früher selbst so ein "faules Kind". Kein Lehrer konnte mich dazu bringen, was zu tun. Bin sehr selbstbewusst und mir ist klar, dass solche Sachen nicht in meiner Macht sind.Auch würde ich nicht jedem Kind hinterher rennen etc.
Bin halt sehr rational; bedeutet: Ich gebe mein bestes Wissen zu vermitteln, aber ob die Schüler es wahrnehmen ist mir dann auch "egal" bzw. mehr kann ich nicht machen.
Im Umkehrschluss bin ich sehr froh, wenn bspw. meine Nachhilfeschüler mich fragen und wirklich Interesse haben. Da bin ich der letzte der NEIN sagen würde...
Kann das später zu einem Problem werden? Also meine rationale Denkweise? Und nicht das "Lehrersein" voll verkörpern bzw. immer 100% hinter den Kindern her zu sein?Persönlich muss dich das auch nicht tangieren wenn SuS faul sind, schlechte Noten haben, keine HA machen etc. In deiner professionellen Rolle ist es aber Teil deines Aufgabenbereichs dich auch um diese Dinge zu kümmern und den Lernfortschritt deiner SuS ausreichend zu fördern, was eben mehr umfasst als einfach nur zu unterrichten und fachlich zu arbeiten. Echtes Interesse ist etwas Feines, dich zurücklehenen und darauf verlassen, dass es das geben könnte kannst du in der Schule aber nicht. Das ist keine Nachhilfe, die on demand läuft, sondern der Alltag, zu dem auch gelangweilte und desinteressierte SuS gehören, für deren Lernfortschritt du genauso verantwortlich sein wirst und den du durch entsprechden Unterricht, entsprechende Klassenführung, entsprechende Elternarbeit unterstützen musst. Zusätzlich gibt es 1001 kleine Orgafrage die man zu klären hat (vor allem als KL) und bei denen man immer zu 100% hintern den Kindern her sein muss, damit Ausflüge klappen, Elternunterschriften vorliegen etc. Also ja, die Haltung die du beschreibst würde dir im Unterricht auf die Füße fallen und spätestens im Ref zu einem Scheitern führen.
Deshalb nochmal: Geh in eine Sek.I-Schule, hospitiere, schau dir den Unterricht und die Arbeit an (und am besten nicht nur in der "perfekten" kleinen Dorfschule, denn ob du am Ende dort eine Stelle ergattern wirst steht in den Sternen), ob das zu deinen Vorstellungen passt oder nicht. Schau dir ergänzend zur Sek.I auch vielleicht nochmal ein Gymnasium an. Informatik habe ich gerade nicht im Kopf, aber zumindest mit Physik sind deine Chancen auch am Gymnasium alles andere als schlecht und die sehr starke fachliche Orientierung die du beschreibst könnte evtl. am Gymnasium besser passen, als in der Sek.I.(Wobei dir auch dort nicht nur die SuS begegnen werden die zu dir aufschauen und glücklich seufzen "Fülle mein lehres Gefäss namens Gehirn lieber Lehrer, ich will so gerne Fach X lernen, bin immer motiviert bei ihnen, nie müde, nie traurig, nie genervt, nie pubertierend, immer aufmerksam und fleißig aus einer puren intrinsischen Motivation heraus." )Und last but not least: Wem es ein Stück weit egal ist, was die SuS aus dem eigenen Unterricht mitnehmen, wird vss.Probeme damit haben zielführenden Unterricht zu planen und vernachlässigt die Beziehungsebene ohne die in der Schule (und zwar ganz gleich in welcher Schulform) Unterricht nicht funktionieren kann. Du musst deinen Beruf nicht als Berufung sehen um ein guter Lehrer sein zu können, dich für die Menschen mit denen du arbeitest soweit zu interessieren, dass du gut mit ihnen zusammenarbeiten kannst ist aber unerlässlich und umfasst immer mehr, als die reine fachliche Arbeit. Dieses professionelle Interesse ist Teil deines Jobs als Lehrer, also finde heraus, ob du das leisten kannst und willst und wenn nicht, dann liegt deine Zukunft eben nicht im Schuldienst.
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Aber ist es wirklich als Lehrer bzw. Sinn des Berufs, sich von Ferien zu Ferien durch zu hangeln?
Also, dass es so stressig ist, dass man nur für die Ferien lebt? Und unter der Woche fertig ist bzw. kein Sozialleben mehr hat?
Genau das sind meine "worst case" BefürchtungenDie Mehrheit der Lehrer hat durchaus auch unter der Woche ein Sozialleben (braucht man ja auch, um gesund zu bleiben). Es gibt natürlich Belastungsspitzen in unserem Beruf, mit Korrekturbergen, Notengebung, Zeugnissen und Co. wo das Wochenden zuverlässig bestenfalls noch einen freien Tag umfasst, unter Umständen auch mal keinen freien Tag. Dafür gibt es andere Zeiten, in denen man seine Arbeitszeiten sehr viel freier einteilen kann als in vielen anderen Berufen abgesehen von den Präsenzzeiten an der Schule. Wann du deine Vorbereitungen und Korrekturen machst schreibt dir schließlich keiner vor, solange du alles rechtzeitig und gut erledigst. Aber mit vollem Deputat (und das ist nach dem Ref die Regel) hast du durchaus regelmäßig deine 50-Stunden-Woche mit Vorbereitungen und Korrekturen (je nach Fächern, Korreturaufwand oder auch Funktionsstelle kann das durchaus bis zu 80h-Wochen umfassen). Ferien sind als unterrichtsfreie Zeit einerseits der notwendige Überstundenausgleich für die Schulwochen und dienen andererseits dazu Korrekturen zu erledigen, Hefte zu benoten, Unterricht vorzubereiten. Nicht zu vergessen der Umstand, dass brave Beamte natürlich nur in den Ferien krank werden.
Lehrer ist ein wirklich großartiger, wirklich anspruchsvoller Beruf mit phasenweise sehr hohen physischen und psychischen Belastungen, denen man gewachsen sein muss.
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Kein Lehrer muss jemals eine 80 Stunden Woche haben, das ist vollkommen übertrieben. Die Beschreibung von CDL klingt ja sowas von furchtbar, da würde ich schreiend weglaufen vor dem Beruf. So schlimm ist es nun nicht.
Lass dir da mal keine Angst machen
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Ich denke auch, an 80 Stunden kommt vielleicht mal ein Schulleiter ran. 50-60 Stunden bei VZ als Anfänger und in Spitzenzeiten sind drin.
Ansonsten hängt es eben auch sehr davon ab, wie organisiert du bist und wie du die Prioritäten setzt.
Eine Einstellung wie du sie hast, dass man Dinge nicht zu sehr mit nach Hause nimmt und sich persönlich nen Kopf macht ist sicherlich nicht falsch. Aber ganz richtig, auf professioneller Ebene sollte es dein Ziel sein, die SuS so weit wie möglich zu bringen, wobei es auch da Grenzen gibt, wenn du Totalverweigerer in der Klasse hast, wo du dir ein Bein ausreißt, dann kannst du irgendwann auch nichts mehr tun. „Professionalität“ ist hier (wie auch in anderen Berufen) ein gutes Stichwort.
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Aber mit vollem Deputat (und das ist nach dem Ref die Regel) hast du durchaus regelmäßig deine 50-Stunden-Woche mit Vorbereitungen und Korrekturen (je nach Fächern, Korreturaufwand oder auch Funktionsstelle kann das durchaus bis zu 80h-Wochen umfassen).
Das halte ich für absoluten Quatsch., auch wenn das regelmäßig in den Lehrerzimmern dieser Republik zu hören ist. 80h sind selbst bei 7 Tagen durcharbeiten nahezu 12h täglich ohne Pausen...das schaffen auch Schulleiter außer in Ausnahmewochen nicht. Und selbst die 50h entsprechen ohne Wochenende 10h/Tag ohne Pause oder selbst bei 7 Tagen durcharbeiten über 7h/täglich.
Wenn man mal ehrlich seine eigene Arbeitszeit mitloggt und nicht nur gefühlte Belastungen beachtet, stellt man schnell fest, dass sich Unterrichtszeiten auf nur etwas über 20h/Woche summieren, Konferenzen/Besprechungen u.ä. je nach Schule auf durchschnittlich 1-4h/Woche und dann immer noch täglich gut 3h Zeit für Vorbereitungen und Korrekturen bleiben. Ich kenne keine Lehrkraft (nein, auch nicht aus den Sprachen), die dauerhaft mehr als 3h für Korrekturen u.ä. braucht. Dass das an einzelnen Tagen anders aussieht, ist klar. Dann entlastet man sich selbst an anderen Tagen.
Für die Einhaltung der Arbeitszeit im Sinne der jeweils anzuwendenden Arbeitszeitverordnung ist im Übrigen auch die Lehrkraft mitverantwortlich. Ist absehbar, dass die Zeiten im Mittel nicht zu halten sind, muss entweder selbständig an geeigneter Stelle gekürzt werden oder/und eine Überlastungsanzeige aufgegeben werden.
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Lehrer ist ein okayer Beruf, den ich gut kann, der mir Spaß macht (bis auf das Korrigieren) und mit dem ich gut leben kann. Aber primär bin ich Profi und arbeite für Geld.
So ist es bei mir auch. Ich bin eingermaßen gerne Lehrerin. Ich habe diesen Beruf gewählt, weil ich realistisch bin und gesehen habe, dass es unfassbar schwer ist, in dem Forschungsgebiet, dass ich bevorzugt hätte, eine feste Stelle an einer Uni zu bekommen. Da war Schule das "Nächstbeste".
Als ich angefangen habe zu studieren, habe ich auch über Jura und Psychologie nachgedacht. Jura habe ich mich nicht getraut, weil ich gehört hatte, dass die Noten dort so schlecht sein sollen und mein Ziel wäre es gewesen Staatsanwältin oder Richterin zu werden. Da hatte ich einfach Angst, dass ich das nicht schaffe.
Psychologie habe ich mich nicht getraut, weil ich mit 20 schon Angst vor den Kosten der Therapeutenausbildung hatte. Dass man mit Psychologie ggf. auch etwas anderes hätte machen können war mir nicht so bewusst. Heute würde ich vermutlich eher Psychologie als Lehramt studieren.
Allerdings hat mir das Lehramtsstudium auch die Möglichkeit gegeben mein absolutes "Herzensfach" zu studieren. Da habe ich einfach alles gemacht, was es gab und mich interessiert hat, viel mehr, als ich eigentlich gemusst hätte. Das habe ich sehr genossen.
Wenn ich heute meinem "20 jährigen ich" einen Rat geben sollte, würde ich sagen "studier' Psychologie und beleg nebenbei Kurse in deinem Herzensfach".
Das heißt aber nicht, dass ich es bereue Lehrerin geworden zu sein. Ich bin, wie gesagt, mit dem Beruf zufrieden, und finde auch nicht, dass ich so schlecht verdiene. Ich werde keine Millionärin werden, aber wenn ich nicht irgendetwas total Bescheuertes mache, dann habe ich Jobsicherheit bis zur Rente (in einem Job mit dem ich gut leben kann!) und dann eine Pension.Wichtig ist auch, so wie Meerschwein Nele sagt, den Beruf professionell zu betrachten. Dann gewinnt man auch ganz gut Abstand von den SuS, die keine Hausaufgaben machen und nimmt das nicht mit nach Hause. Was nicht heißt, dass man sich nicht bei der Unterrichtsplanung Gedanken macht, ob man die SuS nicht doch zu Hausaufgaben bewegen kann. Aber man macht es eben dann und nicht im Bett oder beim Abendessen mit PartnerIn und/oder Freunden.
P.S.: Bevor hier der falsche Eindruck entsteht: Ich bin nicht nur der Verbeamtung wegen Lehrerin geworden. Hätte ich Psychologie studiert, wäre ich vermutlich am Ende Kinder- und Jugendpsychologin geworden (oder halt irgendwas in dem Bereich), da ich schon wirklich gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeite.
Nachtrag (ich hatte den Beitrag eher angefangen, hab mich dann aber erst um was anderes gekümmert): 80 Stunden/Woche finde ich auch zu viel. 50-60 kann durchaus sein, aber dafür hat man in den Ferien deutlich weniger.
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Man sollte sich dringend vor der Entscheidung fragen: Mag ich Kinder? Habe ich Autorität? Fühle ich mich wohl, wenn ich vor großen Gruppen rede? Kann ich die Inhalte meines Faches auch jemandem erklären, der Verständnisschwierigkeiten hat? Kann ich mir vorstellen, keine festen Arbeitszeiten bzw. keinen eindeutigen "Feierabend" zu haben?
Problematisch finde ich die Planung, erst einmal auf Lehramt zu studieren, und nur dann als Lehrer zu arbeiten, wenn man nichts Besseres findet. In unserem Job sollte man das Kerngeschäft gerne tun, sonst schadet man sich und anderen massiv. -
War anders gemeint: Meine Befriedigung im Lehramt wäre deutlich höher als einem mir fremden Unternehmen Gewinn einzubringen. Kindern oder generell Menschen was beizubringen erfüllt mich mehr.
Als Lehrer wird man von Schulleitung, Schulträger, RP und KM mit allerlei Dingen so in Schach gehalten, dass das vermeintliche Kerngeschäft "Menschen was beizubringen" oft unter die Räder gerät.
Der erste Zweck der Schule ist, dass die Schüler hierarchisch sortiert werden - ob da wer was gelernt oder nicht gelernt hat, ist da nur ein Mittel zum Zweck.Möchte zudem noch CDL beipflichten, dass Du als Lehrer auch ein Rädchen bist, dass Gewinn einbringt - nur eben nicht so offensichtlich.
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Aber ist es wirklich als Lehrer bzw. Sinn des Berufs, sich von Ferien zu Ferien durch zu hangeln?
Also, dass es so stressig ist, dass man nur für die Ferien lebt? Und unter der Woche fertig ist bzw. kein Sozialleben mehr hat?
Genau das sind meine "worst case" Befürchtungen
Nein, ist es natürlich nicht. Habe ich auch lange Zeit nicht so empfunden. Meine eigentliche Aufgabe, Kinder bzw. Jugendliche zu unterrichten mag ich auch nach wie vor.
Die vielen erzieherischen Aufgaben, die Eltern, die diesbezüglich vieles torpedieren (Erziehung findet in 80% "meiner" Elternhäuser nicht statt...) und die Schulleitung bzw. deren "hörige" Kollegen, die einen mit Zusatzaufgaben überhäufen sind das, was auf Dauer so unfassbar müde macht und frustriert.Im letzten Schuljahr hatte ich (mit halber Stelle) wöchentlich mehrere Termine bezüglich pädagogischer Gespräche mit Eltern, Jugendamt, Schulleitung, Polizei,... Wenn das mal vorkommt OK, aber das war in dieser Intensität nicht mehr schön. Da vergeht einem echt die Lust auf Schule. Vor allem wenn man sieht, dass es keinen bzw. kaum Erfolg nach sich zieht...
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Guten Mittag,
Ich bin derzeit am überlegen auf Lehramt zu studieren. Momentan studiere ich Informatik, habe aber gemerkt, dass ein Büro-Job doch recht schnell langweilig wird. Nach meinem Abitur habe ich mich zwischen Lehramt (Mathe/Physik) für Sek1 und einem Informatik Studium entscheiden müssen.
Wie sieht es an den Sek1 Schulen aus? Mich schreckt ein bisschen die oftmals propagierten schrecklichen Bedingungen an Real- und Gemeinschaftsschulen ab. Sind die Schüler wirklich so schlimm? Bzw. die Umstände an deutschen Schulen? Würdet ihr rückblickend wieder dasselbe studieren, oder in einem ruhigen aber vllt. etwas langweiligeren Büro-Job verweilen?Grüße
Ja, die Schüler sind teilweise wirklich so schlimm - und schlimmer. Sie sind aber nicht selbst daran schuld. Es sind die Bedingungen drumherum, die sie so machen und die das zulassen.Ich würde trotzdem immer wieder Lehrer werden. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Beruf als Lehrer, auch wenn mich manche Bedingungen nerven (die dann auch zu "diesen Schülern" führen). Ich wettere bekanntermaßen immer wieder mal dagegen.
Im Lehreralltag wird es nicht langweilig. Es passiert immer was (Unvorhergesehenes und Unvorhersehbares).
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