Lehrer in der heutigen Zeit - würdet ihr es wieder studieren?

  • Guten Mittag,


    Ich bin derzeit am überlegen auf Lehramt zu studieren. Momentan studiere ich Informatik, habe aber gemerkt, dass ein Büro-Job doch recht schnell langweilig wird. Nach meinem Abitur habe ich mich zwischen Lehramt (Mathe/Physik) für Sek1 und einem Informatik Studium entscheiden müssen.
    Wie sieht es an den Sek1 Schulen aus? Mich schreckt ein bisschen die oftmals propagierten schrecklichen Bedingungen an Real- und Gemeinschaftsschulen ab. Sind die Schüler wirklich so schlimm? Bzw. die Umstände an deutschen Schulen? Würdet ihr rückblickend wieder dasselbe studieren, oder in einem ruhigen aber vllt. etwas langweiligeren Büro-Job verweilen?


    Grüße

  • Life's what you make it ...


    Wenn man eine Berufung für den Job hat, kann man mit vielen Sachen umgehen: Auch die, die unangenehm sind


    Als Lehrer lernt man nie aus, hat jeden Tag etwas neues und trotzdem, bis auf ein paar Ausnahmen, immer etwas Wertschätzung. Aber halt nur dann, wenn man sich engagiert und es deine Berufung ist :o)

  • Nein, ich würde den Job nicht nochmal wählen. Ich fühle mich aber auch nicht berufen, sondern arbeite, weil ich eben irgendwo Geld verdienen muss. Rückblickend würde ich einen Beruf mit „echtem“ Feierabend und erwachsenem Klientel wählen und wünschte, ich wäre ein wenig ehrlicher zu mir selbst gewesen was den Faktor Umgang mit Kindern und Erziehungsarbeit betrifft - ist nicht meine Welt und wird es vermutlich auch nie werden.


    Bei deiner Fachkombi würde ich erstmal was anderes ausprobieren. Falls du merkst, dass das nichts für dich ist, steht dir der Weg in die Schule über den Seiteneinstieg doch sowieso offen :)

  • Ich würde es wieder machen.


    Dir würde ich raten so bald wie möglich ein Praktikum in einer oder mehreren Schulen zu machen. Da bekommst du einen guten Einblick in die Realität an Schulen.

  • Wie sieht es an den Sek1 Schulen aus? Mich schreckt ein bisschen die oftmals propagierten schrecklichen Bedingungen an Real- und Gemeinschaftsschulen ab. Sind die Schüler wirklich so schlimm?

    Hör auf in Stereotypen zu denken und mach ein Praktikum in einer Schule, um dir anzuschauen, ob das für dich passen könnte als Berufswahl. Ja, manche SuS sind so schlimm wie man hört oder liest, die Mehrheit ist aber ganz anders und schafft es genau deshalb auch nicht in die Medien. Arbeit ist es trotzdem und ob diese dir liegt, zu dir passt, dich motiviert und begeistert wirst du nicht anhand der Aussagen anderer über ihre Berufswahl für dich erkennen können, sondern nur, indem du deine Berufswahl selbst kritisch prüfst in einer Schule.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei deiner Fachkombi würde ich erstmal was anderes ausprobieren. Falls du merkst, dass das nichts für dich ist, steht dir der Weg in die Schule über den Seiteneinstieg doch sowieso offen :)

    Das möchte ich dringend unterschreiben, vor allem, falls Du auch in die Berufsbildung gehen würdest. Als Master/Ingenieur/wasauchimmerfüreingscheiterAbschluss hast Du die freie Auswahl, "draußen" zu arbeiten, ODER in die Schule zu gehen. Mit einem Lehramtstudium nimmt Dich in den technischen Bereichen allerdings "draußen" keiner.

  • Würdet ihr rückblickend wieder dasselbe studieren,

    Ja, sofort.


    Mir macht der Job Spaß. Ich habe nach wie vor Freude dran. Natürlich ist es manchmal sehr anstrengend. Besonders am Anfang. Aber nach 19 Berufsjahren ist es immer noch mein Traumjob.


    Ich wollte immer Lehrerin werden.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich habe nicht auf Lehramt studiert - ich bin Literaturwissenschaftler und Historiker; Lehrer bin ich geworden, weil ich nicht mehr Möbelträger und -monteur sein wollte. Hätte es andere gut bezahlte Berufsmöglichkeiten mit Daueranstellung gegeben, wäre ich da wohl eingestiegen. Wäre ich in der gleichen Situation wie vor 15 Jahren, würde ich mich wahrscheinlich nochmal so entscheiden. Lehrer ist ein okayer Beruf, den ich gut kann, der mir Spaß macht (bis auf das Korrigieren) und mit dem ich gut leben kann. Aber primär bin ich Profi und arbeite für Geld.


    Es gäbe aber sehr viele andere Tätigkeitsfelder, in denen ich mich genau so sehen könnte. Allerdings muss ich dazu auch sagen, dass ich mich aktiv in den zweiten Bildugnsweg eingenischt habe und junge Erwachsene unterrichte. Wäre ich ein typischer Seiteneinsteiger und wäre ich gar an der Grundschule gelandet, wäre ich kein Lehrer mehr.

  • Nein, ich würde den Job nicht nochmal wählen. Ich fühle mich aber auch nicht berufen, sondern arbeite, weil ich eben irgendwo Geld verdienen muss. Rückblickend würde ich einen Beruf mit „echtem“ Feierabend und erwachsenem Klientel wählen

    Dem schließe ich mich an. Lehrer ist so ziemlich der undankbarste Job, den ich kenne. Alle drumrum wissen grundsätzlich alles besser weil ja jeder mal zur Schule gegangen ist. Dazu kommt, dass 80% meiner Schülerklientel zu Hause keinerlei Erziehung mehr genießt und sich entsprechend verhält...

  • ... Sind die Schüler wirklich so schlimm? Bzw. die Umstände an deutschen Schulen?

    Die Frage ist zu undifferenziert, man kann sie nicht mit "ja" oder "nein" beantworten.


    ... habe aber gemerkt, dass ein Büro-Job doch recht schnell langweilig wird.

    Welche und wie viele Erfahrungen hast du denn gemacht? Und was ist ein Bürojob für dich? Was vermisst du, was hast du erwartet?



    ... Nach meinem Abitur habe ich mich zwischen Lehramt (Mathe/Physik) für Sek1 und einem Informatik Studium entscheiden müssen.

    weil? Du hättest doch auch eine Lehre zum Goldschmied machen oder Forstwirtschaft studieren können.


    Ich glaube, dass du noch im Berufsfindungsprozess hängst "was will ich" und "was kann ich". Stärken und Interessen sind das erste, dann kann man nach Berufen suchen.

  • Ich habe nicht auf Lehramt studiert - ich bin Literaturwissenschaftler und Historiker; Lehrer bin ich geworden, weil ich nicht mehr Möbelträger und -monteur sein wollte. Hätte es andere gut bezahlte Berufsmöglichkeiten mit Daueranstellung gegeben, wäre ich da wohl eingestiegen. Wäre ich in der gleichen Situation wie vor 15 Jahren, würde ich mich wahrscheinlich nochmal so entscheiden. Lehrer ist ein okayer Beruf, den ich gut kann, der mir Spaß macht (bis auf das Korrigieren) und mit dem ich gut leben kann. Aber primär bin ich Profi und arbeite für Geld.


    Es gäbe aber sehr viele andere Tätigkeitsfelder, in denen ich mich genau so sehen könnte. Allerdings muss ich dazu auch sagen, dass ich mich aktiv in den zweiten Bildugnsweg eingenischt habe und junge Erwachsene unterrichte. Wäre ich ein typischer Seiteneinsteiger und wäre ich gar an der Grundschule gelandet, wäre ich kein Lehrer mehr.

    Dem schliesse ich mich an. Ich habe bewusst Sek 2 gewählt und unterrichte an der Berufsschule nur Volljährige. Die „lieben Kleinen“ und die vielleicht nicht mehr ganz so lieben Pubertiere sind nicht so mein Ding.

  • Ja, ich würde, aber konkret auch "das, was ich studiert habe", also "gefragte(re) Wahl-Nebenfächer, die mir auch Spaß machen, und mit denen ich Mittel- und Oberstufe unterrichte".
    So bekomme ich die SchülerInnenklientel, die mmir Spaß macht. Die diese Fächer wählen, weil sie dese uch wollen. Nach dem, was ich sowohl live als auch (erst recht) hier im Netz so von KuK mitbekomme, ist das ein überhaupt nicht zu verachtender Faktor, genauso wie auch Schulform, -größe und Einzugsgebiet.


    Bei deiner Fächerwahl würde ich durchaus den o.g. Rat beherzigen - MINT-Fächer dürften (auch ohne Glaskugel) nach wie vor gefragt sein ud auch bleiben, und da die Regierung nicht nur lahhmarschig, sondern auch noch uneinsichtig und unkooperativ ist, bezweifele ich, dass sich da auch mittelfristig allzuviel ändert, was Quereinstieg angeht. Das ein oder andere Praktikum an verschiedenen Schulen dürfte dir weit besseren Einblick geben als wir hier können. Denn es gibt nicht "die" Schule einer bestimmten Form... sondern viele viele verschiedene.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ja und ja. ^^


    Ja, manche Schüler sind schlimm.
    Ja, ich würde wieder Lehrerin werden.


    Okay, ich bin aktuell auch zu sehr beeinflusst. Ich habe gerade nagelneue Fünftklässler, die sich noch nicht eingelebt haben. Und darum noch recht zurückhaltend sind.
    Und ich habe eine Klasse mit 12 (zwölf!) Schülern.
    Warum sollte ich was anderes machen wollen?


    Nee, ernsthaft. Klar ist es manchmal auch schwierig. Ich bin jetzt seit 8 Jahren Lehrerin. Das erste Jahr war furchtbar, aber das lag an der Schule. In den letztzen 7 Jahren habe ich keinen Tag lang gedacht, dass ich doch lieber was anderes machen würde.



    wenn es mir so gehen würde wie Maylin85 , dann WÜRDE ich was anderes machen.

  • In Klausurphasen wünsche ich mir schon manchmal was anderes zu machen. Wenn ich mit meinen UTAs auf Englisch über Klimawandel diskutiere, mit Erziehern Bewegungslieder tanze oder meiner liebsten Kollegin im Lehrerzimmer Cappuccino trinken gibt es keinen besseren Job.
    Würde ich das gleiche wieder studieren? Nein! Ich würde direkt BK studieren und nicht Gym/Ge, immer wieder Englisch, wahrscheinlich auch Päda. Ich würde Info definitiv abschließen oder Mathe als 3. Fach machen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Wenn du einen Beitrag zur Gewinnmehrung von Unternehmen ausschließen willst ist Lehrer womöglich der falsche Beruf, denn nichts anderes werden deine SuS mehrheitlich am Ende machen. Ökoterrorist oder Pegida-Demonstrant vielleicht? Oder auch einfach ganz ernsthaft gemeint eine andere, alternative Form der Lebensführung, ansonsten wirst du mal direkter, mal indirekter immer durch deine Berufstätigkeit einen Beitrag dazu leisten.


    Ob deine SuS dir auf der Nase rumtanzen liegt nur begrenzt an deren Erziehung, vor allem aber an deinen Fähigkeiten im Bereich der Klassenführung/Classroom Management. Genau dafür kann sich ein Praktikum an einer Schule lohnen, weil du dabei einen Einblick bekommen kannst, ob dir diese Art von Arbeit liegen könnte, ob sie dich überhaupt interessiert. Hast du denn schon Erfahrung im Bereich der Jugendarbeit in irgendeiner Form gemacht?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • @CDL


    War anders gemeint: Meine Befriedigung im Lehramt wäre deutlich höher als einem mir fremden Unternehmen Gewinn einzubringen. Kindern oder generell Menschen was beizubringen erfüllt mich mehr.


    Jugendarbeit nicht direkt: Jedoch gebe ich gerne Nachhilfe. Also das erklären liegt mir auf jeden Fall. Ich kann komplexe Sachverhalte gut runterbrechen und das wesentliche an "den Mann"bringen. Habe ich auch während meiner Werkstudentenzeit (Beratung) gemerkt.


    Würde noch gerne wissen, ob es von Nachteil ist, wenn man sich für Kinder nicht zu 100% interessiert. Also ich glaube, dass ich sicherlich einen guten Draht zu ihnen haben werde (meine Mutter ist Kindergärtnerin und die Kiddies lieben meine ruhige und rationale Art - wer hätte es gedacht?!) Aber ich hätte auch eine gewisse Distanz zu Ihnen (auf Grund meiner rationalen Art betrifft das aber nicht nur Kinder). Bin aber schonmal für einen Spaß zu haben und habe auch ein recht dickes Fell.
    Das einzige was mich zur Weißglut treiben würde, ist ein permanenter Lautstärkepegel, dass einem das Trommelfell platzt.


    Kurz und knapp formuliert: Der Muster-/und Heilpädagoge und Weltverbesserer bin ich wahrlich nicht. Eher ein rationaler, aber liebevoller und spaßiger Mensch. Sicherlich nicht die besten Voraussetzungen :D

  • Geh in eine Schule (Praktikum/Hospitation), schau dir die dortige Lärmkulisse in einer normalen, ruhigen, lebhaften Klasse an und prüf für dich, ob das für dich passt oder dich prinzipiell an Grenzen bringt. Ein gewisser Geräuschpegel gehört zu jeder Schule und Klasse dazu, den muss man aushalten können, ob es ein konstantes Tohuwabohu gibt liegt zuallererst an deiner Arbeit mit der Klasse.


    Was genau verstehst du unter :

    wenn man sich für Kinder nicht zu 100% interessiert.


    Kanst du das vielleicht genauer erklären?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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