Quereinstieg Referendariat Berufsschule mit Kind - Erfahrungen gesucht

  • Was steht denn in eurem Schulrecht Haubsi zu Leistungsnachweisen? Ausgehend von BW könnte dort recht eindeutig geregelt sein, wie viele schriftliche Leistungsnachweise du erheben darfst.


    Was den neuen Stundenplan anbelangt: Wenn der neue Plan die einzige Möglichkeit war es allen SuS zu ermöglichen am Unterricht teilzunehmen angesichts der Busverbindungen hat das dummerweise Vorrang vor privaten Zeitplänen, die dadurch durcheinander geraten könnten. Du kannst aber ja zum neuen Schuljahr zeitliche Wünsche äußern im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die dann bei der Stundenplanerstellung im best case sogar berücksichtigt werden (können). Trotzdem richtig doof, ich weiß. (Hatte selbst im ersten Halbjahr einen absolut unterirdischen Stundenplan, der mit jeder Änderung nur noch schlechter wurde.)


    Stichwort Beziehungsaufbau: Interessier dich für deine SuS, frag sie auch mal wie es ihnen geht in der Pause, hör ihnen kurz zu, wenn sie von einem Hobby erzählen, zeig ihnen, dass jeder neue Tag ihnen die Chance gibt ihr Bestes zu zeigen, weil du dir zwar merkst, bei wem du schneller strenger sein musst, aber menschlich nicht nachtragend bist, sondern ihnen eine Chance gibst es besser machen zu können als am Vortag, geh wertschätzend mit ihnen um (bitte und danke sollten auch für Lehrkräfte um Umgang mit SuS selbstverständlicher Teil des Umgangstons sein), sieh die kleinen Fortschritte der großen Kasper und erkenne diese an (natürlich nur dort loben, wo es tatsächlich etwas zu loben gibt, wer aber die kleinen Fortschritte sehen und verbalisieren kann, kann viel Gutes für die L-S-Beziehung bewirken durch die vielen kleinen positiven Momente von Aufmerksamkeit und Anerkennung). Ich bin mir ziemlich sicher, dass so, wie du hier schreibst, Beziehungsarbeit dir eigentlich leicht fallen dürfte, auch wenn dir das gerade gar nicht so klar ist. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bezüglich der eingesammelten Aufgaben wäre für mich eher die Frage, ob eine eingesammelte Aufgabe aus dem Unterricht nicht eher in den Bereich der sonstigen Mitarbeit fällt. Zumindest für NRW wäre das der Fall. Auch kurze Tests würden dort mit reinfallen. Aber da müsste man dann mal in die entsprechende Rechtsgrundlage schauen. Hab die Erfahrung gemacht das sich das generell empfiehlt, weil sich nicht unbedingt alle KuK im Alltag an das halten was dort drin steht. Sei es sowas wie Anzahl der Klausuren pro Woche oder ähnliche Dinge.


    Bezüglich der Beziehung hat CDL ja auch schon ganz viel gemacht. Wenn ich merke das SuS nicht wirklich mitarbeiten bzw. Aufgaben nicht bearbeiten, frage ich häufig auch explizit was los ist, bzw. sie gerade davon abhält die Aufgabe zu bearbeiten. Damit zeigt man zum einen Interesse und bekommt zum anderen manchmal auch Infos wie, ich hab Kopfschmerzen, mir fehlt im Moment der Antrieb, ich versteh das nicht etc. pp. und kann ggf. schauen wie man unterstützen kann. Oder wenn jemand schon fertig ist mit einer Aufgabe, man selbst gerade nicht woanders gefragt ist, vielleicht auch mal ein kleines Gespräch mit einzelnen SuS führen.

    Ich frage z.B. am Anfang der Woche auch häufig, ob die SuS ein schönes Wochenende hatten, ob Sie es z.B. hier in der Stadt verbracht haben oder zuhause (unsere SuS sind häufig nur in den Unterrichtsblöcken hier in der Stadt). In der Zeit fährt der Rechner hoch und ich hab somit nichtmal Unterrichtszeit verloren.

  • Ich unterhalte mich auch sehr viel mit meinen sus, sei es in der Pause oder vor/während/nach dem Unterricht, wenn es sich gerade anbietet. Finde ich immer interessant, was es da so zu berichten gibt ☺ und wenn es nichts interessantes ist, dann zumindest meist was zum schmunzeln.


    Bzgl Leistungsnachweise: Mich wundert es immer, wie gezielt hier oft danach gefragt wird. Bei uns beschließt jeder Bildungsgang etwas bzgl LN, das ist dann meist eine Angabe wie "zwischen 0 und 3 LN pro Halbjahr " und letztendlich entscheidet das jeder kuk doch recht flexibel selbst. Und alles was nicht Klassenarbeit ist, ist halt eine sonstige Leistung. Eingesammelte Werke lasse ich immer in die SL Note einfließen, so 50% gesammeltes und 50% mündliche Beteiligung. In der FO, FS oder im BG wird da natürlich mehr auf "rechtskonform" geachtet, aber gerade in der berufsvorbereitung kräht da kein Hahn nach, wer wieviele KA schreibt und was wie gewichtet. Den Schülern könnte man wahrscheinlich erzählen, dass Lehrer berechtigt sind, die sus im Stehen auf dem Dach Klassenarbeiten schreiben zu lassen und das würde keiner rechtlich anzweifeln :autsch: Das macht die Arbeit aber auch deutlich leichter, denn so kann man ganz pragmatisch die Organisation seiner Leistungsnachweise an die Lerngruppe und die zeitlichen Gegebenheiten anpassen. Es gilt nur, dass nicht mehr als 2 LN pro Wochen geschrieben werden sollte, es sei denn es lässt sich mal gar nicht anders regeln.

  • für manche kollegen ist das scheins auch nach zehn jahren noch ein ganz geheimer geheimtipp, den sie nie nutzen. warum auch immer, aber es gibt echt leute, die scheinbar nicht wissen, wie produktiv (und lustig, spannend und schön) es sein kann, regelmäßig mit sus das gespräch außerhalb des eigentlichen unterrichts zu suchen.

  • Manchmal finde ich dieses Forum echt skurril.

    Ich finde ziemlich skurril, dass ich kuk kenne, die nicht die namen ihrer sus kennen. Und das nicht, weil sie so viele Klassen hätten, sondern weil sie es schlicht für unwichtig halten zu wissen, wer wer ist. Da werden dann bestenfalls Noten auf einen Sitzplatz notiert für die Mitarbeit, aber wenn man dann fragt, wie sich Schülerin xy im Unterricht macht, kommt nur Achselzucken und/oder die Frage: "ist das die dicke hinten links oder die mit den Pickeln in der mittleren Reihe?". Das sind dann meist die kuk, die sich wundern, warum Klassen außer Rand und Band geraten und wie es sein kann, dass die selben Leute bei anderen kuk plötzlich freundlich und kooperativ sind.

  • Ich finde ziemlich skurril, dass ich kuk kenne, die nicht die namen ihrer sus kennen. Und das nicht, weil sie so viele Klassen hätten, sondern weil sie es schlicht für unwichtig halten zu wissen, wer wer ist. Da werden dann bestenfalls Noten auf einen Sitzplatz notiert für die Mitarbeit, aber wenn man dann fragt, wie sich Schülerin xy im Unterricht macht, kommt nur Achselzucken und/oder die Frage: "ist das die dicke hinten links oder die mit den Pickeln in der mittleren Reihe?". Das sind dann meist die kuk, die sich wundern, warum Klassen außer Rand und Band geraten und wie es sein kann, dass die selben Leute bei anderen kuk plötzlich freundlich und kooperativ sind.

    Nicht dein Ernst!

  • Das finde bzw. fand ich auch skurril, aber glücklicherweise sind die KuK an meiner Schule, die sich so verhalten haben, mittlerweile fast alle in Pension gegangen. Besser is' das!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Schüler die die Namen ihrer eigenen Lehrer bzw. von Kollegen nicht kennen, kann man ruhig auch mal mit "das Kind im gelben Pullover da hinten" ansprechen ;)

    Sowas mache ich auch gerne:gruss: Wer mich mit falschem Namen anspricht, bekommt von mir auch einen kreativen neuen Namen verpasst:geschenk: Natürlich nicht in der ersten oder zweiten Woche, aber wer nach einem halben Jahr noch nicht die namen der 5,6,7,8 Lehrer kennt, dem kann man schonmal ne Retoure verpassen.


    An meiner jetzigen Schule sind mir zum Glück nur ein, zwei kuk bekannt, denen schon die namen der SuS völlig am a**** vorbeigehen. An einer früheren schule begegnete mir diese Unart leider häufiger. :daumenrunter:

  • An meiner jetzigen Schule sind mir zum Glück nur ein, zwei kuk bekannt, denen schon die namen der SuS völlig am a**** vorbeigehen. An einer früheren schule begegnete mir diese Unart leider häufiger. :daumenrunter:

    What the f... :schreck:


    Ich dachte immer, es sei eine Selbstverständlichkeit, dass man sich als Lehrer für seine Schüler interessiert. (natürlich einige mehr, andere weniger)

  • Was ist skurril daran, wenn einer am 1. Unterrichtstag fragt, wie man Beziehung aufbauen kann und ein anderer antwortet, wie er/sie das eben macht?


    Und @ "persönliche Gespräche führen", so selbstverständlich finde ich das nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass je ein einziger Lehrer nach meinen Hobbys gefragt hätte. Und ich mochte die meisten Lehrer! Ich hätte es aber sozialpädagogenmäßig oder noch seltsamer gefunden, wenn einer mich nach dem Unterricht beiseite genommen hätte um mich zu fragen, ob alles okay ist. Und vor versammelter Mannschaft wäre es mir zu peinlich gewesen, allzu viel zu reden und über Privates zu quatschen.

    Wenn mir die Schüler was erzählen höre ich selbstverständlich zu, ich frage sie in aller Regel aber nicht aus, wenn sie nicht von sich aus kommen. Ich nehme sie ernst und das als Lehrerin, nicht als bff lol.


    Wie das an der Berufsschule ist, weiß ich nicht, ich vermute aber, dass es noch leichter ist, sich mit Erwachsenen zu unterhalten als mit sich abgrenzenden Pubertieren.


    Ansonsten fällt mir noch Humor ein, der ist Türöffner Nr. 1. Dafür braucht man halt einen gewissen Grad an Entspanntheit, was am Anfang nicht unbedingt so leicht fällt. Wenn man aber gut vorbereitet ist, kann man sich auch mal zurücklehnen, von der Stundenplanung aufsehen und sich bewusst auf die Menschen konzentrieren, die da sitzen.

  • Übrigens haben wir an der BBS zwar auch volljährige Schüler, aber auch ganz viele Jugendliche (von der oftmals nicht so ganz pflegeleichten Sorte).

    und das sind meist diejenigen, die den größten redebedarf haben und sich am meisten freuen, wenn man Interesse zeigt. Das kennen sie nämlich ganz häufig nicht, weil sich zuhause auch keiner interessiert. Eine simple Frage wie "na, ein gutes Wochenende gehabt?" führt eigentlich immer zum absoluten Dammbruch in Sachen "das will ich jetzt unbedingt noch erzählen"... :fluester::gruebel:

  • Manchmal finde ich dieses Forum echt skurril.


    :daumenrunter:


    Es ist völlig legitim, dass man als Berufsanfänger solche Fragen stellt. Man ist sich oft nicht bewusst, welche Prozesse in Klassen ablaufen. Die eigene Erfahrung beschränkt sich auf die eigenen Schulzeit. Wenn wir ehrlich sind, haben wir alle schon mal gedacht: kann ja nicht so schwer sein, was der/die da vorne macht. Könnte ich auch/ Könnte ich besser.


    Steht man plötzlich selbst da vorn, sieht die Sache sich wieder anders aus. Viele Sachen, die ich heute selbstverständlich mache, waren mir zu Beginn nicht klar. Was habe ich für Anfängerfehler gemacht....Heute weiß ich einfach vieles besser, aber aus der Erfahrung heraus.


    Liebe Anfänger (egal ob grundständig oder Quereinsteiger): Bitte fragt weiter! Das ist völlig ok.

  • Sissymaus , Moment! Ich bezog mich nicht auf die Frage der Berufsanfängerin!


    Ich habe mich lediglich darüber gewundert, dass als "Geheimtipp" genannt wurde, dass man sich für seine Schüler interessieren soll und das dann auch noch mit Likes verstärkt wurde, als wäre da gerade etwas ultimativ Innovatives gesagt worden. Für mich war und ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man sich für seine Schüler interessiert.


    Zudem habe ich auch nicht den Eindruck, als wüsste die Threaderstellerin das nicht. Mir kam Haubsi sehr empathisch rüber.

  • Ich finde ziemlich skurril, dass ich kuk kenne, die nicht die namen ihrer sus kennen.

    Ich habe große Schwieriegkeiten, mir die Namen meiner SuS zu merken. Nicht, weil sie mir gleichgültig wären, sondern, weil ich da anscheinend tatsächlich ein kognitives Problem habe. Ich kann mir weder Namen noch Gesichter merken und es ist durchaus möglich, dass ich SuS, die ich noch vor zwei Stunden unterrichtet habe, am Nachmittag in der Fußgängerzone nicht mehr erkenne. In der Regel brauche ich zwei Halbjahre, um einen Kurs auswendig zu lernen und das ist auch nicht verlässlich.


    Das ist im Lehrerberuf natürlich ein büschen doof und ich habe in den letzten 15 Jahren wohl alle mnemotechnischen Strategien ausprobiert, die es gibt. Klappt einfach nicht. Meine Lösung ist, ganz viel mit Sitzplänen zu arbeiten und damit offen umzugehen und es den SuS zu erklären. Die Namen nicht zu kennen, heißt aber nicht, dass ich kein Interesse und keine gute Beziehung mit ihnen hätte...


    Was das Reden mit SuS angeht: man sollte nicht nur mit ihnen auf der persönlichen Ebene reden und es geht nicht nur darum, pädagogisch Interesse zu demonstrieren. Ich denke, man kann sich als Lehrer sehr wichtiges Feedback holen, wenn man seine SuS einfach mal fragt und sich über seinen Unterricht unterhält. Wenn ich merke, das Plan nicht funktioniert, kann ich doch auch als Lehrer offen sagen, dass mir da wohl was schiefgelaufen ist und mit den SuS sprechen, was ich besser machen könnte. Oder anders. Oder ob der Gedanke vielleicht Quatsch war.


    Meiner Erfahrung nach erzielt man wirklich gute pädagogische Resultate, wenn man seine SuS und Ihre Meinung ernst nimmt.

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