Bin ich doch zu alt?

  • Es geht darum, wie du dich ausdrückst.


    Abgesehen davon ist es durchaus möglich, dass der Mann ein Elternjahr nimmt. In meinem Freundeskreis passiert.


    Das setzt natürlich voraus, dass die Frau nicht unbedingt als Putzfrau arbeitet. Es gibt aber auch Konstellationen, da verdient die Frau mehr als der Mann.
    Meine beste Freundin ist Zahnärztin und der Mann KFZ Mechaniker. Rate wer zu Hause geblieben ist?

  • Das Wort blöd habe ich hier nie geschrieben.

    Das habe ich dir auch nicht unterstellt, deswegen habe ich es in Anführungszeichen gesetzt. Das sollte jetzt kein Zitat sein. Falls das so rüberkam, möchte ich dafür um Entschuldigung bitten.


    Aber noch einmal die Nachfrage, wo konkret ist denn das Problem "wie ich mich ausdrücke"?

  • Da in den meisten Fällen die Frauen tatsächlich auch ein Jahr aussetzen wollen, ...

    Achso, dann liegts vermutlich an "den Frauen", dass sie durchs Schwangersein, Gebären und Kindergroßziehen einfach mal Pech haben, weniger verdienen, zwischen 25 und 40 keine Stelle kriegen, nur TZ wieder einsteigen, Karriere knicken können.


    Und "den Männern" bleibt nichts, außer den Geschlechtsakt zu vollführen und Fußball zu spielen am Samstag, wenn der Junge dann 9 geworden ist.


    Sorry, aber wenn schon vereinfachende Klischees aus dem Westdeutschland der 60er Jahre, dann doch komplett.

  • "Fast 36 Prozent der Mütter mit Kind unter drei Jahren würden gern mehr arbeiten. Häufig fehle es jedoch an Betreuungsmöglichkeiten, oder es gebe keine passenden Jobangebote."


    Und das Problem der Elternzeitregelung hast du schon angesprochen. Dass die Bedingungen also fürs Kinderkriegen nicht ideal sind, bedeutet für mich, dass Konsequenzen gezogen werden müssten wie sie keckks beschreibt. Und nicht, dass man mit den schwierigen Bedingungen den Arbeitgeber entschuldigt, wie Lehramtsstudent weiter oben. Und es ist auch kein Grund, zu rechtfertigen, dass Väter häufig nur 2 Monate zu Hause bleiben. Es mag eine Begründung sein aber eben keine Selbstverständlichkeit.

  • Wer wie zu Hause bleibt mit dem Kind ist doch nach wie vor eine Geldgeschichte.
    Als Altenpflegerin würde ich auch eher zu Hause bleiben, wenn mein Mann Informatiker wäre oder Arzt.
    Ich kenne aber auch Paare, die es umgekehrt machen, weil sie besser verdient, als er.



    Fakt ist: Ich fühle mich als Frau im 21. Jahrhundert immer noch massiv benachteiligt. Ich wurde mit der Gewissheit aufgezogen, dass ich später die gleiche Chancen wie ein Mann habe. Weder in der Schule, noch in der Kita, noch von meinen Eltern wurde mir gesagt: Kind, du hast im Alter von 25 bis 40 schlechte Chancen auf eine unbefristete Stelle auf dem Arbeitsmarkt, weil jeder Arbeitgeber davon ausgeht, dass du in dieser Zeit schwanger wirst. Ob du schon ein Kind hast oder schwanger werden willst, interessiert niemanden.


    Ich wurde auch mit der Gewissheit aufgezogen, dass ich später das gleiche verdiene (genau wie meine Freundinnen in der Schule). Erstmals erfahren habe ich von diesen Unterschieden mit 16. Nun könnte man die Hypothese aufstellen, dass meine Eltern naiv waren oder mein Umfeld, weil sie mir das nicht gesagt haben, aber es geht mir nicht alleine so.


    Man sollte in der Schule mal das Fach Ökonomische Erziehung aufstellen, denn das Thema Frauen und Jobwahl ist immer noch ein Tabu und Mädchen bzw. junge Frauen werden erst sehr spät damit konfrontiert.
    Mein Sohn war damals nicht geplant. Auch wenn ich das niemals bereuen würde, denn er ist das Beste, das mir je passiert ist. Ich kenne allerdings Frauen, die aufgrund der wirtschaftlichen Lage genau planen und deshalb keine Kinder kriegen, kein Haus bauen, auf bestimmte Dinge verzichten. Gleichzeitig wird diesen Frauen aber unterstellt, sie würden eh schwanger werden, was schon ein extremer Widerspruch ist.


    Der Lehrerjob ist einer der wenigen Berufe, in denen mein Geschlecht wie es mir scheint, kaum eine große Rolle spielt und in dem mir als Frau mit knapp 30 nicht unterstellt wird, ich würde ja nur danach geifern ein Kind zu bekommen. Mein Sohn ist in der Grundschule. Meine Kinderplanung ist durch. Offenbar sehen das die potenziellen Arbeitgeber in anderen Bereichen außerhalb der Schule aber anders und das finde ich doch ein Armutszeugnis, für jede Einrichtung.

  • tabularasa: Theorie und Praxis gehen oft auseinander, das stimmt. Klar, per Gesetz sind Frau und Mann gleichgestellt, aber rein biologisch gibt es Unterschiede. Ein Mann kann nicht schwanger werden, eine Frau hingegen circa 30 Jahre lang. Wie ich schon einmal schrieb, eine Schwangerschaft ist per se nichts Schlimmes, sondern etwas Gutes, aber gerade in kleineren Betrieben muss man zumindest gut rechnen, sodass ein Wegfall wegen längerfristiger Krankheit oder auch Schwangerschaft kompensiert werden kann. In Schulen mit eh schon knappem Personalschlüssel (z.B. Förderschulen, Grundschulen im Brennpunkt oder auch in sehr ländlichen Regionen) ist das nicht anders.
    Ich glaube nicht, dass die Frauen, die "die aufgrund der wirtschaftlichen Lage genau planen und deshalb keine Kinder kriegen", so viel besser dran sind. Ab 40 dürfen sie sich dann anhören, wie egoistisch und karrieregeil sie seien. Das ist sicher auch nicht schön...
    Davon mal abgesehen, du weiß ja sicher, dass unser Land eh schon eine niedrige Geburtenrate hat und wenn noch mehr Frauen nach dem ersten Kind mit der Familienplanung durch wären, wäre das demographisch äußerst schwierig. Daher ist es wichtig, dass es auch Frauen gibt, die sich vlt. etwas Zeit lassen und weiteren Nachwuchs zu einem späteren Zeitpunkt gebären. Nicht, dass du es so machen musst, aber ich finde es absolut nicht verwerflich, wenn es jemand so macht... Warum auch?


    Mit freundlichen Grüßen

  • Hast du dich in deinem Berufsfeld überhaupt schon beworben? Oder wie kommst du auf deine ganzen Aussagen?

    Hab ich doch bereits geschrieben. Ich habe mitbekommen, wie der Personaler zu den Kollegen sagte: Die nehmen wir nicht, die wird dann schwanger.


    Ich habe im Erststudium bereits über 80 Bewerbungen geschrieben und mir wurden trotz Master grauenhafte Konditionen vorgeschlagen. Teilzeit, Befristungen, Monatsgehalt von 2200 Euro brutto.


    Der Lehrerjob ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich könnte mir nicht vorstellen bis ich 60 bin in meinem Erststudium zu arbeiten.


    Nur je länger ich warte, umso älter werde ich und umso weniger flexibel bin ich dann.

    Nicht, dass du es so machen musst, aber ich finde es absolut nicht verwerflich, wenn es jemand so macht... Warum auch?

    Ich finde das auch nicht verwerflich. Im Gegenteil, aber ich könnte es mir in dieser unsicheren Zeit für mich nicht vorstellen, noch ein 2. Kind bekommen. Warum?



    Würde ich jetzt ein 2. Kind kriegen, wäre ich nochmals 3 Jahre aus dem Rennen. Dann wäre ich 33 und könnte bis 40 nicht in Vollzeit arbeiten. Mit 2 Kindern halte ich das für schwer möglich. Ich habe wegen meinem Sohn und einer pflegebedürftigen Angehörigen bisher nie SV versicherungspflichtig gearbeitet. Da kannst du dir vorstellen, was es für meine Rente bedeuten würde, wenn ich bis 40 nur in Teilzeit arbeite und immer nur Befristungen habe. Und das bei geringem Bruttoverdienst.


    Mein Freund ist kein Akademiker. Ich hätte also auch keinen Ausgleich, wie in anderen Familien, wo der Mann der Hauptverdiener ist. Von daher.


    In meinem Bundesland werden Lehrer derzeit unbefristet eingestellt und das Gehalt kann man auch nicht mit 2200 Euro brutto vergleichen.


    Ich mache das Zweitstudium aber nicht wegen dem Geld. Ich möchte es einfach, weil ich gemerkt habe, dass die Vermittlung von Wissen mich mit Sinn erfüllt und ich nicht zu grauenhaften Konditionen arbeiten will.

  • ...Daher ist es wichtig, dass es auch Frauen gibt, die sich vlt. etwas Zeit lassen und weiteren Nachwuchs zu einem späteren Zeitpunkt gebären. Nicht, dass du es so machen musst, aber ich finde es absolut nicht verwerflich, wenn es jemand so macht...

    das Problem mit diesen Aussagen ist, dass du damit kein Mitgefühl signalisiert, sondern Überheblichkeit. Das ist wie mit "ich finde toll, wie du, als Homosexueller, mit Diskriminierung umgehst".


    Es ist nunmal Fakt, dass Frauen Kinder kriegen, die Gesellschaft muss per Gesetz für strukturelle Gleichberechtigung sorgen. Der kleine Betrieb sollte für den potentiellen Wegfall eines Mitarbeiters (mwd) finanzielle Unterstützung erhalten, egal wer aus Gründen einer Schwangerschaft wegfällt.


    Die Diskussion erinnert mich gerade an die Luxussteuer auf Menstruationsartikel. Wenn's Luxus zu sein scheint, zu menstruieren, läuft immer noch was schief in der Wahrnehmung.

  • das Problem mit diesen Aussagen ist, dass du damit kein Mitgefühl signalisiert, sondern Überheblichkeit. Das ist wie mit "ich finde toll, wie du, als Homosexueller, mit Diskriminierung umgehst".


    Es ist nunmal Fakt, dass Frauen Kinder kriegen, die Gesellschaft muss per Gesetz für strukturelle Gleichberechtigung sorgen. Der kleine Betrieb sollte für den potentiellen Wegfall eines Mitarbeiters (mwd) finanzielle Unterstützung erhalten, egal wer aus Gründen einer Schwangerschaft wegfällt.


    Die Diskussion erinnert mich gerade an die Luxussteuer auf Menstruationsartikel. Wenn's Luxus zu sein scheint, zu menstruieren, läuft immer noch was schief in der Wahrnehmung.

    Danke für diesen wertvollen Kommentar. :)
    Zumal es den Frauen, die keine Kinder wollen/keine Kinder kriegen können ja irgendwo noch mehr schadet.
    Anders herum, kann man ja schlecht ins Vorstellungsgespräch gehen mit den Worten: Nur, um gleich vorzubeugen. Ich kann keine Kinder kriegen.

  • tabularasa: Theorie und Praxis gehen oft auseinander, das stimmt. Klar, per Gesetz sind Frau und Mann gleichgestellt, aber rein biologisch gibt es Unterschiede. Ein Mann kann nicht schwanger werden, eine Frau hingegen circa 30 Jahre lang. Wie ich schon einmal schrieb, eine Schwangerschaft ist per se nichts Schlimmes, sondern etwas Gutes, aber gerade in kleineren Betrieben muss man zumindest gut rechnen, sodass ein Wegfall wegen längerfristiger Krankheit oder auch Schwangerschaft kompensiert werden kann. In Schulen mit eh schon knappem Personalschlüssel (z.B. Förderschulen, Grundschulen im Brennpunkt oder auch in sehr ländlichen Regionen) ist das nicht anders.

    Männer können noch viel länger Kinder zeugen. Würden also fast alle Männer auch längere Zeit in Elternzeit gehen, so müssten Personaler bei Männern noch viel mehr Angst haben, dass sie ausfallen. Selbst der 60 jährige kann sich noch eine junge Frau suchen und die schwängern.

  • Warum haben sie es denn aber nicht? Weil die Personaler selbst männlich sind.
    Ich hatte vor einigen Wochen ein Gespräch, bei dem ich mir vorkam wie in der Muppetshow.
    Der einzige Mann saß in der Mitte (Personaler) und die anderen (alles Frauen) um ihn herum.


    Das war das Gespräch, bei dem ich glücklicherweise nicht genommen wurde, weil ich ja schwanger werden könnte.
    Ich habe 5 Jahre studiert und das sicher nicht durchgezogen, damit ich mit 30 als Hausfrau zu Hause sitze und meinem Freund das Essen koche oder die Hemden bügle.


    Als ob der Verdienst nicht schon schlecht genug wäre, sind die Stellen auch noch befristet.
    Das ist die größte Verarsche, die es gibt.

  • Der Umgang mit dir war nicht in Ordnung. Gleichzeitig dürfen wir es aber auch nicht ins Gegenteil umschwenken und die Frauen verurteilen, die mit 30 sich dazu entscheiden, sich primär zuhause um Haushalt und Kinder zu kümmern. Auch diese Frauen haben unseren Respekt verdient, da sie die Gesellschaft von morgen erziehen - und das in der Regel ohne hierfür angemessen entlohnt zu werden.

  • Das tue ich ja auch gar nicht. Natürlich sollen die das tun. Sonst würden wir ja aussterben.


    Nur dieses Klischedenken: Jede Frau setzt in diesem sensiblen Alter gleich ein Kind an, nervt mich.
    Man muss doch auch wählen können, ohne dass einem unterstellt wird, dass man nur darauf aus ist, ein Kind nach dem nächsten in die Welt zu setzen und dann den Arbeitgeber abzuzocken.

    • Offizieller Beitrag

    @Krabapple: Vergebene Liebesmüh. :sterne:

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