Bin ich doch zu alt?

  • Um es ganz sachlich zu schreiben: Ja, ich habe gemerkt, dass das nicht mein Ding ist.
    Und nein: In diesem Bereich wird nicht super bezahlt. Ich wurde wegen meines Sohnes, der sich im Grundschulalter befindet sogar bei einer Stelle abgelehnt! Wegen meinem Kind! Mein Sohn ist kein Kleinkind mehr.


    Als ich mich vor der Tür angezogen habe (nach dem Gespräch), habe ich durch die Tür die Unterhaltung der Personaler mitbekommen.
    Der einzige Mann in der Runde sagte wortwörtlich auf die Bemerkung, dass ich doch gut qualifiziert sei: Die nehme ich nicht. Die hat ein Kind und wer weiß, wann sie das nächste bekommt. Die ist ja 29. Da hat sie nicht mehr viel Zeit.


    Im nachhinein hätte ich klagen können, weil ich Zeuge war, aber was bringt das?


    Die restlichen Gehaltsansagen waren ein Witz. Ich habe einen Master und man wollte mich für 2200 Euro BRUTTO einstellen.
    Da hätte ich an der Kasse fast genauso viel bekommen. Ohne Studium.
    Und das alles befristet.


    Das tue ich mir nicht für die nächsten 37 Jahre an. Am Ende habe ich einen Flickenlebenslauf und wenn die 50 einmal erreicht ist in 20 Jahren, dann bekomme ich gar keine Arbeit mehr.


    Nein, Danke. Lieber lebe ich jetzt noch 2 Jahre am Existenzminimum, als für die nächsten 37 Jahre von einer Stelle zur anderen zu hangeln und meinen Freund bei jeder Kleinigkeit um Geld anzupumpen.

  • Zugegeben, in dem Alter würde ich auch gerne mit der Familienplanung loslegen, da ist es schon nachvollziehbar, dass man seitens der Geschäftsleitung Zweifel bekommt, ob der Kandidat für die Stelle nach der Probezeit nicht direkt wieder ausfällt... Aber da hätte man auch mit offenen Karten spielen können statt so hinten herum. Es ist absolut legitim, dass dir berufliche Sicherheit, auch für deine Familie, wichtig ist - und wenn die in deinem gelernten Beruf nicht möglich ist, muss man sich wohl umorientieren.

  • Familienplanung ... nachvollziehbar, dass man seitens der Geschäftsleitung Zweifel bekommt, ob der Kandidat für die Stelle nach der Probezeit nicht direkt wieder ausfällt... Aber da hätte man auch mit offenen Karten spielen können statt so hinten herum.

    Meine Güte. Das ist jetzt aber nicht dein Ernst. Es gibt Gesetze und an die hat man sich zu halten.

  • Klar, war es irgendwo diskriminiert und die feine Englische war es sicher nicht. Die Personaler wissen aber auch, dass das statistisch das durchschnittliche Alter zum Kinderkriegen ist - das ist ja auch gut so. Nur müssen sie dann damit rechnen, dass eine Bewerberin kurz nach der Probezeit ausfällt. Ich sage mit keinem Wort, dass ich das Verhalten der Personaler gut finde, ich versuche es nur irgendwo nachzuvollziehen...

  • Um es ganz sachlich zu schreiben: Ja, ich habe gemerkt, dass das nicht mein Ding ist.
    Und nein: In diesem Bereich wird nicht super bezahlt. Ich wurde wegen meines Sohnes, der sich im Grundschulalter befindet sogar bei einer Stelle abgelehnt! Wegen meinem Kind! Mein Sohn ist kein Kleinkind mehr.

    Das ist echt deprimierend. Dann solltest du erst recht deinen Plan durchziehen!! Wenn du das wirklich willst, schaffst du das!! Viel Glück dabei.

  • wenn ich als unternehmen wirklich ein problem damit habe, dass die leute bei einer schwangerschaft ewig daheim bleiben, dann schaffe ich ein familienfreundliches unternehmensklima, damit sie das eben nicht mehr tun: ich lasse schwangerschaften auch in der probezeit ohne doofen kommentar zu, ich bringe jede frau und jeden kerl, der zuhause bleibt, bei rückkehr zurück in die alte position oder in eine gleichwerige, ich habe kinderbetreuung im haus oder biete eine kooperation in diese richtung, man kann das kind auch mal problelos mitbringen, ich erwarte keine anwesenheit jenseits von kernzeiten/habe flexible arbeitszeiten, ich verlange keine unbezahlten überstunden als standard, ich ermutige männer im team, nicht nur drei wochen bei ihren kindern zuhause zu bleiben, sondern ein jahr auszusetzen usw. usf.


    was ich als unternehmer nie und nimmer mache: ich handle illegal, indem ich jemanden nicht einstelle, weil sie im gebärfähigen alter ist. dafür gibt es keine rechtfertigung. das ist strafbar, und das ist sehr richtig und gut so.


    und bevor jetzt jemand schreit, das sei alles so praxisfremd: nö, isses nicht. es gibt jetzt schon zu wenig fachkräfte, das wird sich mit dem demographischen wandel noch verstärken, und in boom-regionen ist es fast schon üblich, dass kluge unternehmen das oben genannte anbieten.

    • Offizieller Beitrag

    Stelle dich allerdings darauf ein, dass es im Schuldienst zum Teil nicht viel anders ist.
    O-Ton meiner Schulleiterin im Ref "Sie sind Mitte 30, in einer festen Beziehung und kinderlos, natürlich würde ich Sie nicht einstellen".
    (2 Jahre später (immer wieder zwischendurch gesehen, also hat sie durchaus merken können, dass ich zwischendurch nie schwanger wurde) bei einem Zusammentreffen in der Stadt nachfragend, ob ich Interesse zu wechseln hätte, weil sie doch einen spontanen Bedarf an meinen Fächern habe...)

    • Offizieller Beitrag

    ich wäre eh nicht sooo gerne geblieben und mir hat es auch erspart, irgendwo zu bleiben, wo man so denkt.
    Zur "Verteidigung" des Spruchs (es gibt doch keine Entschuldigung, aber zumindest zum Nachvollziehen): in dem Jahr gab es im (mittelgroßen) Kollegium 6 (!) Schwangerschaften und fast soviele Rückkehr aus der Elternzeit... Ein Minenfeld für den Stundenplaner, der alle paar Wochen alles anpassen musste und die Schulleitung, die alles organisieren musste.

  • Ich weiß ja nicht, ob es in deinem Bundesland möglich ist, aber finanziell und zeitlich würde ein Direkteinstieg Sicherheit bringen. In BW würdest du ab Einstellung Lohn erhalten und wärst sozialversicherungspflichtig. Nach erfolgreichem Direkteinstieg ist die Schule verpflichtet dich zu übernehmen und du wirst, nach einem Jahr "Wohlverhaltensphase" im Angestelltenverhältnis, verbeamtet.


    Aus Pflegemanagemet kann man ja gut in die Fächer "Pflege" und - je nach studierten Modulen - eines wie Wirtschaft, BWL usw. ableiten.

  • ermutige männer im team, nicht nur drei wochen bei ihren kindern zuhause zu bleiben, sondern ein jahr auszusetzen usw. usf.


    Da in den meisten Fällen die Frauen tatsächlich auch ein Jahr aussetzen wollen, kannst du mir dann erklären, wie das bei maximal 14 Monaten Elterngeldbezug (Erinnerung: 65% des vorherigen durchschnittlichen Nettos) bei zwei Personen klappen soll?


    Rechenbeispiel:
    Zwei Vollverdiener, beide verdienen 2100 EUR, also ein Haushaltsnetto von 4200 EUR.


    Beide bleiben ein Jahr zuhause.
    Sie bekommt: 2*2100 (im Mutterschutz) + 10*1365 = 17850 EUR p.a.
    Er bekommt: 2* 1365 = 2730
    KG: 12*205 = 2460


    Das heißt, diese Familie hat ein durchschnittliches Monatsnetto von gigantischen:


    1900 EUR


    Aber natürlich liegt es an den Unternehmen, die ihre Männer im Team nicht ermutigen, ein Jahr auszusetzen.




    Karl-Dieter, bitte halte dich doch ein bisschen zurück. Danke.


    Ein Forum lebt von Diskussionen, wenn kecks hier was nachweislich falsches behauptet, muss sie damit leben, dass es korrigiert wird. Du im Übrigen auch.

  • Die Rechnung hinkt.
    Was wenn sie nach dem Mutterschutz arbeitet und er zu Hause bleibt?
    Was wenn sie LM 1-7 und er 8-14 zu Hause bleibt oder sie 1-7 und er 6-12 oder oder...
    Ich kenne für alle drei Beispiele Paare, die das so gemacht haben.
    Ja nicht in allen Beispielen ist er ein Jahr zu Hause geblieben.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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