Hallo liebes Forum,
ich als (angehender) Student kann diese Frage eigentlich nur aus Schülerperspektive beantworten & habe auch keine Erfahrung als Lehrperson. Dennoch interessiert mich dieses Anliegen sehr, sodass ich mich nach langem Zögern doch entschlossen habe, diesen Thread zu eröffnen.
Lange war ich bei der folgenden Thematik überzeugt: Wenn es darum geht, leistungsschwache Schüler zu fördern oder leistungsstarke Schüler zu fordern, sollte erst einmal der Fokus auf den Schwächeren liegen. Schließlich kann der Stärkere sich erst einmal selbst behelfen.
Dann kam ich in die Oberstufe. Jahrelang war ich in sehr leistungsstarken Klassen und wurde reichlich gefördert. Plötzlich stehe ich in einer sehr leistungsschwachen Klasse, wo die Schüler, die die Naturwissenschaft freiwillig gewählt haben, absolut kein Interesse am Fach besitzen. Das Niveau war wahnsinnig gering. - Ich habe in der Mittelstufe in 90 Minuten deutlich, deutlich (!), mehr gelernt.
Beispiel Mathe: Wir haben pro Stunde nur 1 bis 2 sehr einfache Aufgaben geschafft, da die Mehrheit überfordert war. Mein Lehrer war wahnsinnig geduldig und hat alles mindestens 5 mal pro Stunde wiederholt. Ich selbst war nach nicht einmal paar Minuten fertig und saß brav auf meinem Platz. Die restlichen Minuten - zumindest solange bis ich angefangen habe, Lehrer Nummer 2 im Raum zu spielen.
Ich wollte es nie offen absprechen, da ich nicht als arrogant gelten wollte und Angst hatte, dass der Lehrer dann noch mehr Erwartungen an mich hat.
Er hatte mir schon immer Freiheiten gelassen. In Mathe konnte ich alles: Schlafen, Essen, Hausaufgaben für andere Fächer erledigen....es wurde toleriert.
In Chemie wusste in Q1 ein Schüler, der tatsächlich eine 1 in Chemie hatte, nicht, was Wasserstoffbrückenbindungen sind. Der gleiche Schüler hat ein halbes Jahr später vor lauter Klasse beim Lehrer um Erlaubnis gefragt, ob man Reaktionsgleichungen nicht aus unserem Lehrplan nehmen könnte, weil ja angeblich alle Schüler aus der Klasse nichts mit denen anfangen könnte. Wurde teilweise gemacht.
Ich könnte noch ganz viele Geschichten erzählen - gerade auch über Physik & Chemie. Eigentlich kann ich eine sehr lange Liste erstellen. Unsere Lehrer waren nicht selten überfordert mit uns.^^
Was mit mir geschah: Ich wurde in diesen Fächern deutlich schlechter und habe angefangen, die Fächer zu hassen, da der Unterricht halt...echt langweilig war. Nicht von der Gestaltung, ich mag meine Lehrer & deren Art, sondern einfach deswegen, weil ständig und ständig alles wiederholt worden ist, die Klausuren keine fordernden Aufgaben hatten & man theoretisch das Buch abschreiben konnte und wir nie in die Tiefe gingen (der Parallelkurs mit gleichem Lehrer schon!).
Nun sehe ich & lerne ich: Lehrer haben sowieso große Probleme mit leistungsschwachen Schülern. Man muss sich um die Schüler kümmern, die Hilfe brauchen! Man muss alle mitnehmen. Die Intoleranz einiger Schüler wird eh unterschätzt. Als Lehrer will man auch nicht (was eine Überraschung), dass die Schüler mega schlecht in Klausuren sind. Das durfte ich auch merken.
Ich frage mich, woher man die Zeit dafür nehmen soll. Meine Lehrer waren alle bemüht, die Schwächsten mitzunehmen. Das mussten sie auch. Ich war leider das "Opfer", welches dann gebracht wurde.
Tatsächlich war das der Grund, warum ich zeitweise doch kein Lehramt wollte, weil ich tatsächlich sehr, sehr unglücklich war. Ich weiß, dass ich die harte Realität sowieso kennenlernen werde & ich mir keine Träume & Ideale ausdenken muss. Man wird nie allen gerecht.
Daher frage ich mich: Wie geht ihr mit leistungsstarken Schülern um? Schafft ihr es von den Kapazitäten überhaupt?
Manchmal wird von Lehren viel zu viele Aufgaben gleichzeitig verlangt - daran gehen manche kaputt. Ein Fehler, denke ich.
Liebe Grüße
Merida
Es ist gerade bei mir 4 Uhr nachts & ich sitze am Handy: Für sprachliche Fehler oder Auslassen von Wörtern mag ich mich entschuldigen!