Ich bin Ghostwriter - wie schlimm ist das?

  • Bei meinen schriftlichen Arbeiten zun den Staatsexamen konnten wir zum betreuenden Prof gehen und ihm das Inhaltsverzeichnis vorlegen. Er sagte uns dann, ob man das so machen kann und was man noch beachten muss.
    Korrekturlesen, denke ich, ist legitim. Nur, wenn der sg. Ghostwriter geistige Arbeit und Recherchearbeit leistet, die ich zu erbringen habe, dann sind das eben nicht mehr ein eigenes Produkt. Bei schriftlichen Arbeiten ist es doch gerade für die persönliche Weiterentwicklung wichtig, dass man das selbst macht und alles strukturiert und durchdenkt.
    Durch die beiden umfangreichen Zulassungsarbeiten (heute Hausarbeiten genannt) habe ich sehr viel dazugelernt, nicht nur inhaltlich, sondern auch, wie man eine akademische Arbeit verfasst und wie man hier arbeitet.
    Ansonsten bin ich der Meinung wie O. Meier beschrieben, es ist Betrug an allen, die ihren akademischen Grad oder ihr Zulassungsverfahren zum Staatsexamen usw. ehrlich im Sinne des Wortes verdienen. Man hat hier etwas Wesentliches zu seinem akademischen Studium nicht geleistet, wenn man sich solche Arbeiten weitgehend schreiben lässt.

  • Außerdem haben die Betrüger weniger ein Problem als die Ehrlichen. Erstere kriegen einen Abschluss, der ihnen nicht zusteht, das ist nicht wirklich ein Problem, sondern ein Gewinn. Letztere verlieren womöglich einen Job, einen Auftrag, ein Projekt an einen Betrüger. Die haben dann ein Problem.

    Das ist aber wieder die Seite des Auftraggebers, der - wenn die Angelegenheit auffliegt - ganz andere Probleme hat.


    Ich will die Praxis des Ghostwritings gar nicht legitimieren, finde aber, dass hier sehr die beiden Rollen vermischt werden.

  • Diese ganzen Ghostwritinggeschichten verwässern die akademischen Abschlüsse und Grade.
    Entweder gehört eine umfangreiche Arbeit zu einem akademischen Abschluss dazu oder nicht.
    Wer sich die Arbeit weitgehend schreiben lässt, hat den Abschluss nicht verdient. Er schummelt.


    Das gehört in keinster Weise unterstützt. Ich verstehe so oder so nicht, dass man über das Internet an solche dubiosen Geschichten herankommen kann und das nicht offiziell unterbunden wird.

  • Bei meinen schriftlichen Arbeiten zun den Staatsexamen konnten wir zum betreuenden Prof gehen und ihm das Inhaltsverzeichnis vorlegen.

    Bei uns war und ist es (meines Wissens) üblich, dass der Betreuer die komplette Arbeit liest und korrigiert, bevor man sie zur Bewertung abgibt. So mache ich es heute auch mit meinen Schülern bei Projekt- und Maturaarbeiten. Alles andere macht ja gar keinen Sinn, denn was lernt man denn, wenn man einfach eine schlechte Arbeit abgibt und diese nicht mehr verbessern kann? :gruebel:

  • Bei uns war und ist es (meines Wissens) üblich, dass der Betreuer die komplette Arbeit liest und korrigiert, bevor man sie zur Bewertung abgibt. So mache ich es heute auch mit meinen Schülern bei Projekt- und Maturaarbeiten. Alles andere macht ja gar keinen Sinn, denn was lernt man denn, wenn man einfach eine schlechte Arbeit abgibt und diese nicht mehr verbessern kann? :gruebel:

    Bei uns in der Physik war das auch so. Man hat sich aber auch schon vorher mit dem Prof. zu Gesprächen getroffen und war ja auch in die Arbeitsgruppe eingebunden, hat an den Gruppenseminaren teilgenommen etc. Dass eine Abschlussarbeit „vor die Wand fährt“ war im Prinzip unmöglich.

  • Bei uns in BW ist bei der HA zum 2.Staatsexamen offiziell noch nicht einmal gestattet diese von einer anderen Person Korrekturlesen zu lassen. Schön das gilt als Fremdleistung.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Diese ganzen Ghostwritinggeschichten verwässern die akademischen Abschlüsse und Grade.
    Entweder gehört eine umfangreiche Arbeit zu einem akademischen Abschluss dazu oder nicht.
    Wer sich die Arbeit weitgehend schreiben lässt, hat den Abschluss nicht verdient. Er schummelt.


    Das gehört in keinster Weise unterstützt. Ich verstehe so oder so nicht, dass man über das Internet an solche dubiosen Geschichten herankommen kann und das nicht offiziell unterbunden wird.

    Na ja, es gibt eben keine Rechtsgrundlage, um Ghostwriting offiziell zu unterbinden. Die bestehenden Sanktionierungen sind im ganzen Bereich „akademisches Fehlverhalten“ privat- und verwaltungsrechtlicher Art - strafrechtlich höchstens relevant, falls man eine eidesstattliche Erklärung abgegeben hat. Das mag man falsch oder richtig finden, aber so ist die Gesetzeslage halt.

  • Interessant (und typisch Lehrer) wie die eigentliche Frage, nämlich die nach rechtlichen Konsequenzen allenfalls am Rande besprochen wird, dafür sofort die über die Moral der Sache diskutiert wird. :autsch:

  • Irgendwie ist Ghostwriting wie Prostitution. Wer Geld braucht, wird dies hoffentlich auch anders verdienen können.

    Welches Problem genau hast Du mit Prostitution? Ehrlich gemeinte Frage.

    Wenn es nicht auffliegt, haben die Ehrlichen das Problem.

    Willkommen im Kapitalismus.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Außerdem haben die Betrüger weniger ein Problem als die Ehrlichen. Erstere kriegen einen Abschluss, der ihnen nicht zusteht, das ist nicht wirklich ein Problem, sondern ein Gewinn. Letztere verlieren womöglich einen Job, einen Auftrag, ein Projekt an einen Betrüger. Die haben dann ein Problem.

    Ich will hier auf keinen Fall Ghostwriting legitimieren, aber du springst mir hier zu weit. Nur weil man es nicht selbst schreibt, heißt nicht, dass man es nicht selbst kann und zu Unrecht den Abschluss bekommt!
    Als Ghostwriter saugt man sich ja nicht zwangsweise die komplette Arbeit aus den Fingern, sondern man bekommt schon etwas geliefert, worauf aufgebaut werden soll. Ein Freund von mir hat das mal gemacht. Der Auftraggeber hatte einfach keine Zeit/keinen Bock, seine Folien/Präsentation und Skripte als Buch zusammenzufriemeln und hat das entsprechend in Auftrag gegeben. Es musste nunmal eine Publikation her. Fachlich war die Kompetenz klar da und der Ghostwriter hat dort wirklich nur die Formulierungsarbeit geleistet.


    Wie immer wird hier die ganz große moralische Keule herausgeholt, das Ende aller Zertifikate, Moral und des Abendlands sowieso heraufbeschworen ...

  • Interessant (und typisch Lehrer) wie die eigentliche Frage, nämlich die nach rechtlichen Konsequenzen allenfalls am Rande besprochen wird,

    Wenn du möchtest, kannst du gerne Rechtsberatung für die Threadstarterin machen. ich bin da 'raus, die Gründe dürften klar sein.



    dafür sofort die über die Moral der Sache diskutiert wird.

    Klingt,als wenn du das negativ bewertest. Sehe ich geau anders. ich finde es gut, wenn man die rechtlichen Fragen nicht ohen die ethischen diskutiert bzw. das eine dem anderen vorschaltet.



    Ich will hier auf keinen Fall Ghostwriting legitimieren, aber du springst mir hier zu weit. Nur weil man es nicht selbst schreibt, heißt nicht, dass man es nicht selbst kann und zu Unrecht den Abschluss bekommt!

    Den Abschluss bekommt man, wenn man die geforderten Leistungen bringt. Wenn man das kann, soll man es tun und so nachweisne, dass man es kann. Kriegt bei dir ein Schüler eine gute Note, wenn er erklärt, dass er die Klausur schon hätte benarbeiten können, aber gerade keine Lust hatte.

    Der Auftraggeber hatte einfach keine Zeit/keinen Bock, seine Folien/Präsentation und Skripte als Buch zusammenzufriemeln und hat das entsprechend in Auftrag gegeben.

    Ja, ich finde auch, wenn einer keinen Bock hat, sollte man ihm den Abschluss einfach geben. Das ist ja wirklich zu viel verlangt, dass man das tut, was dazu gehört. Am besten man fragt den Prüfling, ob er Bock zur Prüfung hat. Wenn nicht, darf er sich eine Note aussuchen. Diese Ausredenschema ist mehr als lächerlich.





    Fachlich war die Kompetenz klar da

    Das weiß man selbst am besten. Warum sollte da noch ein Prüfer oder Gutachter drüber urteilen.



    Wie immer wird hier die ganz große moralische Keule herausgeholt, das Ende aller Zertifikate, Moral und des Abendlands sowieso heraufbeschworen ...

    Genau das passiert eben nicht. Der Betrug wird nur als das benannt, was er ist. In der moralischen Einordnung kommt er offensichtlich nicht gut weg. Warum wohl?

    • Offizieller Beitrag

    @Frapper


    Das kann man womöglich so sehen.
    Diese Entwicklung und die zunehmende Indifferenz, moralische Legitimation oder gar das Gutheißen von Ghostwriting sind nur ein Symptom eines in meinen Augen tieferliegenden Problems.
    Wenn ich bestimmte Formen des Anstands nicht mehr als "gesetzt" erachten kann - dann mag das im Einzelfall nicht weiter problematisch sein. Gegenwärtig brechen aber metaphorisch gesprochen nach und nach mehrere Anstandsdämme. Was sich hinter diesen Dämmen nun in die Gesellschaft ergießt, ist in meinen Augen pures Gift. Gift, weil die "Schuld" für den fehlenden Anstand im "System" gesehen wird bzw. die Devise gilt "wenn alle anderen sich mal nicht so anstellen, ist mein Fehlverhalten doch halb so wild." Einige wollen als Ehrlicher nicht der Dumme sein und ziehen erneut daraus eine Legitimation nach dem Motto "wenn die, dann ich auch",


    Nur ein paar Beispiele:
    - "Kavaliersdelikte" im Straßenverkehr (z.B. Drängeln, Rasen, Handy am Steuer)
    - Tricksen bei der Steuererklärung (tut doch jeder)
    - Haushaltshilfe schwarz beschäftigt (tut doch jeder)
    - Versicherungsbetrug (z.B. falsche Angaben bei der PKV)
    - Ghostwriting (z.B. die Präsentation des Sprösslings pimpen)
    - Krankfeiern (wegen der bösen SL)
    - Gaffen (ohne Worte)


    Gleichzeitig fordern wir Regeln und Moral von unseren Schülern und von unseren eigenen Kindern sowie von den uns umgebenden Menschen ein, wenn wir sonst Gefahr liefen, dadurch Nachteile zu haben.


    Davon geht das Abendland nicht morgen unter - aber jeden Tag ein Stück mehr.

  • Das soll in den letzten - sagen wir mal - 50 Jahren mehr geworden sein bzw. war früher weniger? Ich habe da so in der Gesamtheit meine persönlichen Zweifel und glaube eher an Verschiebungen innerhalb dessen. Übrigens: vor fünfzig Jahren haben Lehrer ihren Schülern im Zweifel auch noch eine geknallt - moralisch auch sehr zweifelhaft und heute undenkbar; Gaffen war vielleicht straffreie Vergewaltigung in der Ehe etc.. Fehlt irgendwie auf deiner Liste, aber die großen Fehlleistungen aus vorherigen Zeiten werden gerne mal verdrängt und Schulter zuckend mit einem "War halt so." verklärt. Verzeih mir die Polemik, aber ich seh's einfach nicht. Früher hat man einfach nur andere Scheiße gemacht!


    Diese Entwicklung und die zunehmende Indifferenz, moralische Legitimation oder gar das Gutheißen von Ghostwriting sind nur ein Symptom eines in meinen Augen tieferliegenden Problems.


    […] Gift, weil die "Schuld" für den fehlenden Anstand im "System" gesehen wird.

    Das ist wohl zweifelsfrei wahr, dass das tieferliegende Problem im System gesehen wird, denn in dem leben wir nun alle nun einmal und sind mehr oder minder gezwungen, nach diesen Regeln zu leben. Ein System zu verändern ist und bleibt ein dickes Brett - früher wie heute.

  • Den Abschluss bekommt man, wenn man die geforderten Leistungen bringt. Wenn man das kann, soll man es tun und so nachweisne, dass man es kann. Kriegt bei dir ein Schüler eine gute Note, wenn er erklärt, dass er die Klausur schon hätte benarbeiten können, aber gerade keine Lust hatte.

    Ja, ich finde auch, wenn einer keinen Bock hat, sollte man ihm den Abschluss einfach geben. Das ist ja wirklich zu viel verlangt, dass man das tut, was dazu gehört. Am besten man fragt den Prüfling, ob er Bock zur Prüfung hat. Wenn nicht, darf er sich eine Note aussuchen. Diese Ausredenschema ist mehr als lächerlich.

    Ich habe das nicht gutgeheißen, nur die Hintergründe erläutert. Du reißt es auch mit deinen Vergleichen aus dem Kontext. Die Ebene Lehrer und (minderjähriger) Schüler ist schon noch eine andere als Professor und Doktorand. Ich wüsste auf jeden Fall nicht, dass Professoren einen Erziehungsauftrag bei sich im Kleingedruckten stehen hätten oder schicken sie doch heimlich einen Förderplan an die Eltern? 8o Auch viele Dozenten benutzen die Arbeiten ihrer Absolventen für ihre eigenen Forschungen und Veröffentlichungen. Hätten sie auch alles mal schön selbst machen sollen oder können die feinen Herren und Frauen Akademiker das etwa nicht? Nennt sich halt Arbeitsteilung und ist fern vom Bildungssystem ziemlich Usus.

  • Das Interessante an dieser Liste ist, dass Ghostwriting das einzige „rein moralische“ Fehlverhalten ist - alle anderen Handlungen sind durch Gesetze sanktioniert. Aber ist es wirklich mehr geworden, oder hören wir nur mehr davon? Da bin ich mir nicht so sicher ... Als Lehrer sollten wir diese Dinge sicher thematisieren und aufzeigen, dass und warum sie falsch sind. Allerdings ohne dabei Menschen persönlich zu bewerten - was man überhaupt viel weniger, idealerweise gar nicht, tun sollte. Meine ich jedenfalls.

  • Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Sichtweise des Naturwissenschaftlers auf die Sache gerade eine etwas entspanntere ist. Liegt wahrscheinlich daran, dass der Akt des Schreibens der Arbeit bei uns ja eigentlich nur eine lästige Nebensächlichkeit ist, die Hauptarbeit ist vorher im Labor schon geleistet worden. Ich denke auch, dass bei uns grundsätzlich viel weniger plagiiert wird (hat jemand vielleicht Zahlen dazu?) denn wie soll man denn eine Arbeit frei erfinden ohne die entsprechenden Daten und deren Auswertung dazu. Kommt gelegentlich sicher vor, aber insgesamt ist das doch recht schwierig. Ich habe viele naturwissenschaftliche Arbeiten gelesen, die sprachlich eher schlecht geschrieben und dennoch gut bewertet waren. Hauptsache die Daten sind aussagekräftig, gut dargestellt und interpretiert. Ich sähe da ehrlich gesagt nicht so das wahnsinns Problem darin, wenn jemand z. B. den theoretischen Teil von jemandem schreiben lässt, der das besser kann oder sich zumindest umfangreiche Unterstützung holt. Ich habe meine Arbeiten immer komplett selbst geschrieben, ich kann aber auch einigermassen gut schreiben und habe durchaus auch zum Teil kräftig Kollegen beim Schreiben unterstützt (ohne dafür Geld zu nehmen allerdings).


    Als ich mein erstes Manuskript zur Publikation bei einer Fachzeitschrift eingereicht habe, war ich einigermassen erschrocken, wie viel da vom Editor umgeschrieben wird. Weil das Englisch nicht passt, weil der Sprachduktus nicht zu dem der Zeitschrift passt, weil dem Editor halt danach war. Das ist ganz normal. Ich habe während der Promotion Umbruchkorrekturen für Wiley VCH und Springer gemacht und hab mich dann auch nicht mehr darüber gewundert, wie schlampig teils die Manuskripte der Autoren aussehen. Ist eben die Aufgabe des Editors das in Ordnung zu bringen.

  • Interessant (und typisch Lehrer) wie die eigentliche Frage, nämlich die nach rechtlichen Konsequenzen allenfalls am Rande besprochen wird, dafür sofort die über die Moral der Sache diskutiert wird. :autsch:

    Das ist typisch Internet und nicht typisch Lehrer. Davon abgesehen, was erwartet der/die TE? Dass wir Rechtsberatung leisten der Art "wenn du weiterhin einer Nebentätigkeit unangemeldet nachgehst, obwohl du offensichtlich (Zitat) weißt, dass das illegal ist, dann musst du damit rechnen, dass dich dein Arbeitgeber rausschmeißt."?


    Anfragen, die nach "erteilt mir Absolution" klingen (à la "gibt doch bestimmt noch mehr, die sich falsch verhalten, schickt mir gerne eine PN zum flüstern"), müssen halt mit allerlei Antworten rechnen. Wenn die Nebentätigkeit supidupi moralisch einwandfrei wäre, hätte die TE sich längst eine Genehmigung geholt.

  • Ich verfasse wissenschaftliche Arbeiten im Auftrag. Diese dienen anderen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Probleme mit ihrer Arbeitsbelastung haben, als Vorlage für ihre weitere Arbeit. Dies lassen wir uns bestätigen, was uns (zur Zeit) rechtlich in eine unbedenkliche Lage bringt.
    Anonym werden diese Arbeiten sicher nicht veröffentlicht. Unter falschem Namen eventuell... vermutlich. Das ist dann aber die Entscheidung des Kunden und sein Problem.


    Dass man das alles als moralisch verwerflich sehen kann, ist mir wohl klar. Dass es aber Situationen gibt, in denen jemand, der sein ganzes Studium immerhin alleine geschafft hat, bei einer Hausarbeit plötzlich Hilfe braucht (Schwangerschaft, bereits berufstätig, andere Verpflichtungen, Erkrankungen, usw.) kann man sich doch auch vorstellen. Das muss auch nicht heißen, dass jemand sich einfach eine komplette Arbeit bestellt, häufig geht es auch um Korrektur, Lektorat, Coaching, Formulierungshilfen usw.


    Selber Troll :(

    Als Student habe ich sowas auch mal gemacht, weil ich nirgends andere Arbeit in meiner Unistadt gefunden habe und ein halbes Jahr finanziell überbrücken musste weil das Bafög-Amt nicht bezahlt hat und meine Eltern mich auch nicht finanziell unterstützen konnten. Das war eine scheiß Zeit und keine tolle Arbeit wegen dem Bewusstsein, dass man durchaus viele Betrüger dabei hatte. Leider ist das im englischsprachigen Ausland auch schon fast normal.


    Ich finde es schade, das die TE die Schuld für den Betrug auf den Kunden abwälzt. Dazu gehören zwei: nämlich du ebenfalls TE! Also hör auf Dir einzureden das du bei dem Betrug nicht „federführend“ bist!


    Viele Kunden die ich hatte waren einfach schlicht zu faul, zu unselbstständig oder zu blöd eine Arbeit zu verfassen. Ich sollte bei einem Auftrag sogar mal Prüfungsstunden für das 2. Staatsexamen entwerfen. 500€ Gans dafür. Habe ich auch gemacht, mit fachlichen Fehlern die dem Kunden bei der Kontrolle hätten auffallen müssen (immerhin war ich nicht vom Fach). Sind sie aber nicht und die Mailkorrespondenz nach dem Nichtbestehen war spannend.
    Einige Aufträge hatten auch was mit der Erstellung von Beiträgen für Schulbücher zu tun. Meine Lieblingsaufträge waren die, wo die Kunden alles zusammen hatten (inklusive Datenerfassung/Erhebung) und schon vieles selbst geschrieben hatten aber nicht mehr weiter kamen weil sie ne Schreibblockade hatten. Die hab ich dann als Auftrag auch angenommen weil die Arbeit soweit stand. Da waren oftmals auch Studien von Instituten dabei.
    Blankoaufträge mit „mach mal irgendwas mit...“ wurden von mir abgelehnt.


    Das Problem bei der Diskussion ist:
    Leider ist das oft gehupft wie gesprungen wer das schreibt. Viele meiner Kommilitonen haben grottenschlechte und unwissenschaftliche (teils sogar inhaltlich falsche!) Staatsexamensarbeiten abgegeben und 1en dafür bekommen. Und zwar hauptsächlich deswegen, weil sie sich den richtigen Prof dafür ausgewählt haben dem das egal war. Hatte da von Freunden Arbeiten zum Korrekturlesen wo auf 15 Seiten keine Quellen angegeben wurden oder Wikipedia genutzt wurde (und zwar ganz offen plagiiert). Dafür gab es bei der einen dann eine 1,0. Der Prof hat die Arbeit nämlich easy bewertet: Nach Brustumfang und Freizügigkeit der Kleidung der Bekannten von mir und das wusste sie auch.
    Ein anderer meiner Freunde hat nicht einmal die Pflicht Seitenzahl geschafft und hatte eklatante fachliche Mängel (Jahreszahlen komplett falsch und zwar fast alle). Dem Prof war das egal, weil er in der Bibliographie 4 Werke des Profs mit angegeben hat (zu der Zeit war ich dann HiWi im Institut und hab die andere Seite mitbekommen und zwar die der Eitelkeiten). Eine andere Freundin von mir hat eine Arbeit abgegeben die keinerlei aktuelle Literatur genutzt hat (neuste Werk war von 1979 und das obwohl es viele neue Werke aus den 2010ern gab dazu) und fachlich vollkommen veraltet war. Der Prüfer war aber der Meinung er vergibt keine Note schlechter als 2.
    Da ich ab und an auch Lectures an zwei Unis im Ausland gebe und da leider auch mit Kollegen zu tun habe, die ebenfalls sehr lasch bewerten, finde ich die Excellencefrage beim Verrfassen von wiss. Arbeiten wenig zielführend. Leider gibt es nicht wenige Prüfer die auch nur Menschen sind und diese können umgangen werden. An den beiden Unis, in denen ich für die Promotionen eingeschrieben bin/war gibt es auch einige Prüfer, die sich bei Lehrämtern und Bachelorstudiengängen auch keine Platte machen und gute Noten rausballern. Teils weil sie kein Bock auf ne Klage haben, teils weil es ihnen egal ist oder teils weil sie kein Interesse an den Arbeiten haben und deren gewissenhafte Kontrolle sie als störend, weil zeitraubend empfinden.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-

    Einmal editiert, zuletzt von Kapa ()

  • Interessant (und typisch Lehrer) wie die eigentliche Frage, nämlich die nach rechtlichen Konsequenzen allenfalls am Rande besprochen wird, dafür sofort die über die Moral der Sache diskutiert wird. :autsch:

    Vielleicht liegt das daran, dass die ethischen Gesichtspunkte von Prüfungsbetrug, ähm, "Ghostwriting", trotz aller Beteuerungen und Wünsche der Threadstarterin als sehr relevant wahrgenommen werden.


    Sollte ja so auch sein.

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