Ich fühle mit.
Es sind Details für alle, die es noch nie erlebt haben, es sind eine mittlere oder große Katastrophe für "uns".
Es scheint menschlich zu sein, dass man in eine Schublade gesteckt wird und anhand dessen ggf. anders beurteilt wird. Ich bin selbst Zweitsprachlerin, mir wurde von einem Fachleiter, der eine Fachdidaktikveranstaltung an der Uni machte, gesagt, bei ihm hätte ich Schwierigkeiten, das Ref zu bestehen (zugegeben: im Fach Deutsch). Er war leider der einzige Fachdidaktiker, ich musste durch, insbesondere obwohl ich schon wusste, dass er so drauf war. 1 Jahr vorher hatte er einer Bekannten von mir, die an MS erkrankt ist und aufgrund dessen nicht schreiben kann (und eine Arbeitsassistenz hat), bei der ersten Sitzung im Ref gesagt, sie würde bei ihm nicht bestehen. Sie hat mit einer 1 in einem Fach und einer 4 bei ihm bestanden. (vorher vier Fächer an der Uni mit nur 1,0 bestanden).
Ich bin nicht mit Deutsch ins Ref gegangen, das hätte ich psychisch nicht durchgestanden. Ich hatte schwierige Zeiten (hauptsächlich vorm Ref), ich bin mittlerweile 1) unglaublich gut vorbereitet, kein Tafelbild ist nicht perfekt vorbereitet, usw.., 2) ich lache drüber. Ist halt so. Ich sage es mal so: ich kann bei meinem Niveau keinen Sprachkurs mehr besuchen (du auch nicht), mehr als in Deutschland auf Deutsch leben kann ich kaum machen.
Meine (einzige!) deutsch sozialisierte/ deutsche Kollegin mit Migrationshintergrund kennt es aber auch aus ihrem Ref bzw. aus Berichten von anderen KollegInnen mit Migrationshintergrund (sie hat Islamkunde als Fach, da hat man eine größere Schnittmenge mit einem vermeintlichen "Ausländertum"). JEDER von uns macht Fehler im Mündlichen. JEDER von uns unterbricht jeden xten Satz und hat Satzbaufehler im Mündlichen. Sie fallen auch nie auf, weil unsere Gehirne die Verbindungen herstellen (wir durften ja fast alle im Lehramtsstudium irgendwelche Unterrichtsstundenskripte lesen und wissen, dass unsere mündliche Sprache eine Katastrophe ist). Bei Menschen mit "erkennbarem" Anderssein (Hautfarbe, Religion, Nachname, Akzent, ...) stellen aber KollegInnen und FachleiterInnen immer sehr gerne fest, dass eben dieser eine Satz um 9uhr52 nicht vollständig war...
Entspanne dich und nimm es nicht zu ernst! Sei gut vorbereitet und selbstbewusst!
PS: Bei uns wurde im Ref die Sprachrichtigkeit nicht wirklich bewertet, es sei schließlich eine Sache des 1. Staatsexamens gewesen. und es wäre unfair gewesen, dass man mir eine bessere Note für meine Sprache gibt. (ja? ist es so? ). Meine Mitreferendarin sprach katastrophal, darüber war sich die Fachleiterin auch in den Nachbesprechungen einig. Abzug gab es sicher dafür auch, die Note war grundsätzlich schlecht aber es wurde trotzdem - mir gegenüber - gesagt, es sei kein Bestandteil der Note.
PPS: Für meine Examensarbeit und Entwürfe hatte ich selbstverständlich KorrekturleserInnen. Sie hatten natürlich bei mir mehr zu tun als bei Anderen. ich habe im Übrigen auch sehr viel von Anderen Korrektur gelesen und seeeeehr viel gefunden. Meine FachleiterInnen haben trotzdem angemerkt, ob es wirklich meine Leistung sei, dass es fehlerfrei sei. Wenn ich nur dran denke, wie viele das/dass-Fehler ich bei Mitrefis ausgemerzt habe ...