Bewerbung Schulleitung

  • Wie viele SLs müssen sich erst krank schaffen, bevor sie erkennen, dass Schule auch ohne sie weiter läuft und das oftmals sogar viel reibungsloser? Lehrer wollen in erster Linie unterrichten und nicht einer SL bei der Verwirklichung ihrer Ideen unter die Arme greifen.

    Ich sehe das etwas anders. Wenn die Schulleitung keine Linie vorgibt bzw. kein übergeordnetes Konzept verfolgt, macht idR jeder Lehrer das, was er will - unabhängig davon, ob das Sinn macht. Meiner Erfahrung nach beschweren sich gerade die Lehrer über eine Schulleitung, die Ideen hat, die selber keine Lust haben irgendwas zu verändern und kaum was gebacken kriegen - weil es ja dann anstrengend ist.



    Beispielsweise haben wir bei den Lernstandserhebungen der letzten Jahre gemerkt, dass überproportional (im Vergleich zu anderen Schulen desselben Standortfaktors) häufig die unteren Kompetenzniveaus im Bereich Deutsch vertreten sind. Entsprechend steuern wir als ganze Schule jetzt dagegen, aber das zu bemerken, zu koordinieren und ein Konzept zu entwickeln ist doch Aufgabe der Schulleitung.

  • [...]kein übergeordnetes Konzept[...]

    Ah, mein Lieblingsbegriff. Es gibt übergeordnete Konzepte und es gibt übergeordnete Konzepte. Wenn eine SL mit der Absicht etwas zu bewegen eingesetzt wird, hat sie Letzteres bereits in der Tasche und das ohne mich.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Zwei Beispiele für eine Schulleitung, selbst erfahren:


    Schulleitung 1: stand über allem, behielt den Überblick, sah sich als Teamworker, unterstützte Ideen des sehr engagierten Kollegiums auf, wertschätzte die Arbeit, Kollegium gestaltete die Schule mit einer Schulleitung, die hinter ihm stand
    Folge: Viele wollten an die Schule bzw. an der Schule bleiben.


    Schulleitung 2: brachte einige (auch gute) Ideen ein, wollte die Schule selbst gestalten, öfter über die Vorstellung des Kollegium hinweg. Engagement des Kollegiums mit der Zeit spürbar gesunken. Es versuchten nach einigem Abwarten einige von der Schule wegzukommen.


    Fazit: Als Schulleitung darf man nie eine Schule als "seine Schule" begreifen, wo man meint, man müsse die Lehrerschaft in den Bereich seiner eigenen Ideen, seien sie auch noch so gut,führen. Das ist eine völlige falsche Vorstellung von Leitung einer Schule.
    Bei Lehrern geht nur ein demokratischer Führungsstil mit Vertrauen in die Lehrer, die dort arbeiten. Dabei sollten die besonderen Fähigkeiten der einzelnen gesehen werden und man das nötige Vertrauen den Lehrern entgegenbringen. Ich finde es im Schulbereich eher eine Herausforderung, die verschiedenen Ideen und Individuen unter einen Hut zu bringen und es auch zu schaffen, mit Diplomatie sich vor Lehrer bei Elternangriffen zu stellen. Wichtig ist es auch, eine gewisse Arbeitszufriedenheit bei dem Personal zu erreichen, was ich ebenso als eine große Herausforderung sehe. (Hat Schulleitung 1 alles geschafft.)

  • ...eine Herausforderung, die verschiedenen Ideen und Individuen unter einen Hut zu bringen und es auch zu schaffen, mit Diplomatie sich vor Lehrer bei Elternangriffen zu stellen.

    Stimme voll zu! Und selbst wenn einer das schon in jungen Jahren schafft, der andere im hohen Alter und an Dienstjahren reich noch nicht: Besonders das hier, die Diplomatie, dafür muss man selbst erst mal ein paar Konflikte durchlebt haben.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, jeden Tag in eine Schule zu fahren, wo ich von Lehrern, Schülern, Eltern und letztlich auch der Schulaufsicht Kontra kriege weil der Laden nicht läuft und ich noch nicht mal jemand anderem die Schuld dafür zuschieben kann.

    Das setzt voraus, dass die SL ihre eigenen Fehler erkennt. Meine Erfahrung zeigt leider, dass das nicht oft der Fall ist.

  • Zwei SL-Wechsel habe ich erlebt, die grandios schief gingen.


    Fall 1: Neueinsteigerin, völlige Inkompetenz, die schon nach ein paar Wochen deutlich wurde, scheinheilig religiös (Ausschluss von Muslimen), in vielen Bereichen "tätig" (GEW, Kompetenzteam...), Kontrollfreak, altgediente Kolleginnen vergrault bzw. krank gemacht, Eltern stets von oben herab behandelt, unsere Grundschule von 2-3-zügig (10 Klassen) auf 3 Klassen innerhalb weniger Jahre herabgewirtschaftet, Schule inzwischen nicht mehr vorhanden...


    Fall 2: Erfahrungen als SL in Brennpunktschule, bei uns soll aber alles anders werden, schafft es sogar, das Kollegium halbwegs auf ihre Vorstellungen einzugrooven, aber Selbstüberschätzung bezüglich der eigenen Belastbarkeit bis zum Abwinken, nach dem 2. Burnout Frühpensionierung (mit nicht mal 55 Jahren)


    Nur mal so erzählt zum Nachdenken. Warum macht "man" Schulleitung und welche Konsequenzen kann das haben? Einfach so - besser nicht.

  • Schulleitung 1: stand über allem, ...


    Schulleitung 2: brachte einige (auch gute) Ideen ein, ...

    Schulleitung 3: hielt sich selbst für ausgesprochen kompetent, war aber zuvor schon mit FoBi-Leitungen gescheitert, hatte keine Kenntnisse über die Schulform GS, wollte deshalb vorgehen wie an der SekI, hatte auch keine Kenntnisse über Inklusion, Förderschulmeldung, Einschulung etc., konnte oder wollte die Hinweise aus dem Kollegium nicht annehmen, konnte oder wollte auch im Gespräch mit Eltern wenig diplomatisch vorgehen und knickte bei Beschwerden sofort ein, während engagierte, tragende Eltern laufend vor den Kopf gestoßen wurden, ging ähnlich in den Klassen vor zum Erschrecken sehr vieler Eltern


    Schulleitung 4: hatte sehr viel Erfahrung, konnte sich auf vieles einlassen, hat eigene Ideen eingebracht, aber nicht erzwungen oder aber mit viel Sachverstand und guter Vorbereitung erläutert, wie vorgegangen werden sollte, war aber in der Lage, dies mit dem Kollegium zu erörtern und gemeinsame Wege zu finden


    Schulleitung 5: war sehr, sehr jung, hatte viele Vorstellungen und hat sich trotz Skepsis im Kollegium sehr engagiert und ausgesprochen kompetent gezeigt, war meisterlich in sämtlichen geführten Gesprächen und hoch organisiert, sehr wertschätzend mit dem Kollegium und selbst eine tolle Kollegin


    Man muss nicht extrem erfahren sein, um es gut machen zu können, wenn man aber in die Schulleitung geht, weil man selbst keine Lust auf Unterricht hat, meint, andere würden die Arbeit erledigen, oder wenn man nicht bereit ist, Bestehendes fair zu beurteilen oder Änderungen mit Sachverstand anzubringen, wird es nicht lange gut gehen, egal wie viele Schuljahre die SL bereits zuvor gemeistert hat.

  • Schulleitung 3: hielt sich selbst für ausgesprochen kompetent, war aber zuvor schon mit FoBi-Leitungen gescheitert, hatte keine Kenntnisse über die Schulform GS, wollte deshalb vorgehen wie an der SekI, hatte auch keine Kenntnisse über Inklusion, Förderschulmeldung, Einschulung etc., konnte oder wollte die Hinweise aus dem Kollegium nicht annehmen, konnte oder wollte auch im Gespräch mit Eltern wenig diplomatisch vorgehen und knickte bei Beschwerden sofort ein, während engagierte, tragende Eltern laufend vor den Kopf gestoßen wurden, ging ähnlich in den Klassen vor zum Erschrecken sehr vieler Eltern


    Das könnte meine SL sein ...

  • So nennt man uns die Leute im Studienseminar, die die Referendare ausbilden. Ich musste z.B. zu Seminaren in Mathematik, Physik und Kernseminar. Die Leute, die die Seminare leiten und die Unterrichtsbesuche machen, nennt man Fachleiter.


    Lehrer, die den Vorsitz über ein Fach in der Schule haben, nennt man bei uns Fachschaftsvorsitzende.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Die Leute, die die Seminare leiten und die Unterrichtsbesuche machen, waren für mich bisher Seminarleiter oder auch Fachseminarleiter,


    die Fachschaftsvorsitzenden Fachleiter.



    Aber weil ich nachgucken wollte, wie das mit der Vergütung und Entlastung ist, habe ich festgestellt, dass in Nds.


    a) Leute, die die Seminare leiten und die Unterrichtsbesuche machen, für die Ausbildung in GS+HS+RS+FöS Fachseminarleiter genannt werden,


    sie bekommen eine Zulage von 150€ und Entlastungsstunden je nach Seminargröße, bleiben aber sonst bei A12 oder A13
    b) Leute, die die Seminare leiten und die Unterrichtsbesuche machen, für die Ausbildung in Gym und BBS (also SekII) Fachleiter genannt werden,
    sie erhalten auch Entlastungsstunden je nach Seminargröße und eine Zulage von 150 €, bleiben als "Mitwirker" bei A13/14 oder erhalten als Fachleiter, was die Regel sein sollte, ein Amt mit A15

  • In NRW sind Fachleiter sowohl die Leute am Studienseminar, als auch die mit Koordinationsstellen am Gymnasium (Fachleiter zur Koordinierung schulfachlicher Aufgaben - A15), ist wohl einfach länderspezifisch unterschiedlich.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • ...und wird oft auch falsch verwendet, der Begriff - nämlich für die o.g. "Fachschaftsvorsitzenden", wohl aus Bequemlichkeit, weil "Fachleiter" ja viel schneller gesagt oder geschrieben ist.
    So ne "Fachschaftsvorsitzende" bin ich zB auch, aber A15 gibts dafür nicht (dafür aber 0-1 mal im Halbjahr n leckeres Tapasessen mit meiner (einzigen) Spanischkollegin).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Also ich verstehe unter Fachleiter Folgendes:


    https://www.brigitte.de/leben/…r-zum-regal-10227440.html


    ...musste dem Artikel aber entnehmen, dass der korrekte Name Leiterregal ist. Aber vielleicht ist das ja auch bundeslandabhängig...


    Ich bleibe bei meiner Definition: Das oben verlinkte ist eine Fachleiter. Wenn unsere Referendare Unterrichtsbesuche haben, stelle ich mir das dann so vor, dass die ganz normal unterrichten und hinten an der Wand eine Fachleiter lehnt. Möglicherweise wäre das ein Tipp für Referendare mit Prüfungsangst! Ähnlich wie der Ratschlag für Menschen mit Bühnenangst, sich das Publikum nackt vorzustellen, sollten sich Referendare ihre Fachleiter als Fachleiter vorstellen.


    ...ich glaube, ich schreibe in den Sommerferien einen Ratgeber-Bestseller: "Das Fachleiter-Paradoxon" oder "Fichtst Du noch oder leitest Du schon?", wobei letzteres eher für den Threadersteller in Frage käme...


    Hinzu kommt: Die im Link beschriebene Fachleiter hat einen weiteren, unbestreitbaren Vorteil: Sie ist bereits nach 2 Stunden plus Trocknungszeit fertig. Da kann ja wohl kein Revisionsverfahren mit der nötigen Vorbereitung mithalten! Von den Kosten einer höheren Besoldungsgruppe ganz abgesehen.

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