Hallo zusammen,
Ich bin noch relativ jung im Beruf und es gibt bekanntlich immer ein erstes Mal. Ich habe eben noch eine E-Mail bekommen, dass eine Schülerin Widerspruch gegen die von mir gegebene Zeugnisnote einlegen wird. Es handelt sich um eine Schülerin der Q1 und ihre Note ist eine 4-.
Jetzt ist es so, dass die Schülerin im Ersten Quartal eine 5+ als SoMi-Note hatte (da hat sie auch damals nichts zu gesagt, also keine Einwände oder sonstiges). Sie hat einige unentschuldigte Fehlzeiten (Attestpflicht bei der Schülerin) und ebenfalls viele entschuldigte Fehlzeiten. Wenn sie da ist, dann ist dies meist nur körperlich, ihre Beiträge sind sehr selten und lediglich von oberflächlicher Natur. (AFB I, maaaximal II). Im Zweiten Quartal habe ich der Schülerin eine 4- gegeben (oben genannte Gründe weiterhin gültig). Es ist sehr viel Unterricht durch Feiertage und Abitur ausgefallen, in den Stunden die stattgefunden haben war sie selten da, weiterhin teils unentschuldigte Fehlzeiten.
Leider konnte ich den Unterricht nur bis vor 2 Wochen mit den Schülern der Q1 machen (Vertretungskraft, Beleihungsgrundlage ist teilweise weggefallen, also noch weniger Unterricht) und sie schrieb mir einen Tag vor der letzten Stunde (war bekannt) eine Mail, welche Fehlzeiten noch zu entschuldigen sind und ob sie noch etwas machen könnte, um nicht mehr im Defizit zu stehen. An diesem Tag hatten wir Nachprüfungen für das Abitur, ich habe vergessen ihr zu antworten, wollte aber eh lieber am nächsten Tag mit ihr sprechen. Sie war dann nicht da, erfuhr also an diesem Tag ihre SoMi-Note nicht und ich sagte einer Freundin von ihr, dass noch ein Attest fehlt, ob sie sie daran erinnern kann (hat diese auch gemacht, das Attest wurde nachgereicht und von mir akzeptiert). Eine andere Stunde lag so weit zurück, dass sie diese nicht mehr entschuldigen konnte. Die Schülerin hat sich ihre SoMi-Note nicht nachträglich bei mir abgeholt, sprach mich heute im Flur an, dass sie ihre Note nicht verstehe. Ich habe ihr dann erklärt, dass aufgrund der 5+ im ersten Quartal selbst bei einer 4 im Zweiten Quartal ein Defizit zustande gekommen wäre, ich ihre Leistungen aber auch nicht mehr ausreichend bewertet habe. Auch dass ich sie ja in der letzten Stunde nicht mehr gesehen habe und wir entsprechend nicht darüber sprechen konnten. Sie kam dann mit "ja an dem Tag ist mein Opa gestorben" (Es sei dahingestellt, ob das stimmt, aber sie ist auch im Nachhinein nicht mehr zu mir gekommen, ich war ja noch in der Schule, nur nicht mehr in ihrem Kurs). Heute kam dann eine Mail von ihrem Vater, dass ich auf ihre Mail nicht reagiert hätte (Aber die Fragen darin wurden ja geklärt) und ich sei heute nicht an den Argumenten seiner Tochter interessiert gewesen (die von ihr nicht vorgebracht wurden, sie fragte lediglich nach und hörte sich meine - das muss ich zugeben- kurze Antwort dazu an).
Ich habe mich schon eingelesen, ich werde eine Stellungnahme verfassen müssen und so weiter. Ich frage mich nur die ganze Zeit, ob ich "selbst Schuld" bin, weil ich ihr auf diese E-Mail nicht geantwortet habe. Andererseits ärgert es mich so sehr, dass die Schülerin auch in den letzten 3 Wochen keine Anstalten gemacht hat, sich über ihren Leistungsstand zu informieren um entsprechend VOR den Zeugniskonferenzen das Gespräch mit mir zu suchen. (Was nichts geändert hätte, wie gesagt selbst bei einer glatten vier im Zweiten Quartal wäre es ein Defizit geblieben) und ich finde es tatsächlich fast schon frech, einen halben Tag vor der letzten Stunde zu fragen, ob man die Note noch "schnell" aufbessern kann.
Ich bin dennoch etwas nervös. da ich das ganze natürlich noch nie gemacht habe und mich jetzt hinterfrage. Wie viel Aufwand ist denn so eine Stellungnahme? Antworte ich dem Vater auf seine Mail, in welcher er den Widerspruch ankündigt?