(Dienstliches?) Gespräch am letzten Schultag

  • Wie würdet ihr vorgehen?
    Heute morgen kam die Schulleiterin (seit 2 Jahren an der Schule, ich seit 25; wir sind gleich alt) und bat mich in ihr Zimmer. Da ich an der Schule auch im Orga - Team bin (wenn auch ohne Schulleitungsanteil, das ist an großen Förderschulen in NRW üblich), dachte ich mir nichts Besonderes.
    Falsch gedacht, ich wurde derartig "rund" gemacht, dass ich als gestandene Kollegin mit den Tränen kämpfte. Ich bin an unserer Schule eigentlich einen freundlichen Umgang gewohnt. Es mag sein, dass ich einen Fehler gemacht habe - sie meint, ich hätte ihre Kompetenzen als Schulleiterin infrage gestellt - das sehe ich anders, aber naja...
    Kurz: Ich kam kaum zu Wort, wurde ständig sehr emotional unterbrochen, mir wurde über den Mund gefahren, sie sagte Sätze wie: Ich habe an Ihrem Blick gesehen, dass.... ; Wenn das so war... ; Das darf nicht wieder vorkommen..
    Es war unglaublich, sie meinte am Ende, für sie sei die Sache nun aus der Welt.
    Das ist sie für mich beileibe nicht.
    Habe sofort eine schriftliche Stellungnahme zum Sachverhalt gegeben und ihr ins Körbchen gelegt.


    - Ich will aber die Art und Weise des Gespräches auf keinen Fall unkommentiert zu lassen, am besten noch in der nächsten Woche.
    Ich versuche noch, ein Lehrerratsmitglied aufzutreiben, der noch Zeit hat.


    Habt ihr Ideen, welche Kriterien ich bei diesem Gespräch anbringen kann? Ich möchte das dringend strukturiert angehen.


    Ich arbeite noch 5 Jahre, das wollte ich eigentlich in Frieden tun, das scheint nun schwierig...
    Vielen Dank, falls Ihr bis hierher gelesen habt.
    Kaja7

  • Ich kam kaum zu Wort

    Umso besser. Am besten sagt man in so einer Situation gar nichts. Ansonsten würde ich so genau wie möglich notieren, was sie gesagt hat.


    Ich weiß nicht, ob es etwas bringt, den Fall weiter abzuarbeiten. Tue ihr da weh, wo sie's merkt. Irgendwann will jeder mal 'was von einem. Sag mal mit Nachdruck "nein" und gebe ihr zu verstehen, dass diese Entscheidung aber nicht das Geringste mit ihrem Auftritt zu tun hat.


    Nicht ärgern, Ferien genießen.


    PS: Wann auch immer die Name noch mal was von dir will, nur noch Gespräche in der Öffentlichkeit (Lehrerzimmer, wenn viele da sind) oder mit Lehrerrat. Immer! Nur weil sich das gehört, nicht etwa weil sie sich in 4-Augen-Gesprächen nicht benehmen kann : -)

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das klingt nach einer unerfahrenen Führungskraft, die vielleicht auch am Ende des Schuljahrs am Rad dreht und sich im Ton vergreift. Vor allem diese Furcht, dass ihre Kompetenz angezweifelt wird - vermutlich ist genau das der Punkt, weil sie selbst Zweifel hat. Sehr unangenehm. Aber du hast ja schon eine Stellungsnahme geschrieben.


    Auch wenn es dir schwerfällt, ich würde an deiner Stelle wirklich erst mal Ferien machen und versuchen, nicht mehr daran zu denken. Vielleicht kommt sie in den Ferien selbst auf den Gedanken, dass das so nicht richtig war. Und nach den Ferien würde ich noch einmal das Gespräch suchen und vor allem klar stellen, dass du wertschätzend und respektvoll angesprochen werden möchtest, ganz gleich, was vorgefallen ist.


    Schöne Ferien!

  • Whow, das ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen.
    Eigentlich charmant, diese Betrachtungsweise:
    "sie sich in 4-Augengesprächen nicht benehmen kann"...
    Macht mich doch deutlich klarer :)


    Daran denke ich mal weiter, danke

  • Unerfahren... das trifft es.


    Ich bin allerdings noch 3 Tage in der Schule.
    Wahrscheinlich ist tatsächlich der große Bogen erstmal angesagt.


    Parallel ein Gedächtnisprotokoll des Gespräches.
    Mal sehen, ob ich das Gespräch nochmal suche, wenn ja, dann sicher nie mehr alleine.
    Danke

  • In die Ferien mitnehmen würde ich es nicht. Danach nochmal damit anfangen erst recht nicht.


    Offensichtlich hat sie sich sehr über dich geärgert. Was davon kannst du mit etwas Abstand nachvollziehen? Kannst du es schätzen, dass sie dir das offen gesagt hat? Wie sich herausgestellt hat, war das ein Risiko, sie ist emotional geworden. Wenn sie einfach feige hintenrum gegrollt hätte, was viele Kollegen und Chefs tun, besonders Frauen, wäre ihr das nicht passiert. Außerdem hat sie unter vier Augen mit dir gesprochen. Alles andere wäre auch nicht OK gewesen, kommt aber trotzdem vor. Damit, dass es für sie erledigt sei, hat sie sich wahrscheinlich selbst vorgegriffen, denn sie war sicherlich auch noch aufgewühlt. Also war es wohl ein Friedensangebot. Der Rest war daneben und hätte ihr so nicht passieren dürfen.


    Ich würde entweder noch vor den Ferien um ein Gespräch bitten und kurz die Beziehungsebene klären, mit oder noch besser ohne Zeugen. Das hätte den Vorteil, dass du es zumindest versucht hast und womöglich doch noch friedliche fünf letzte Jahre hättest und die Sache vor den Ferien für dich erledigt hättest. ("Danke für Ihre Offenheit, Missverständnis, wollte ich keinesfalls, das und das habe ich nicht bedacht. In der Sache habe ich Sie ja schon informiert, das Gespräch habe ich allerdings so und so erlebt, wünsche mir für die Zukunft das und das, für mich jetzt auch erledigt.")


    Oder, wenn die Chancen deinem Gefühl nach schlecht stehen, dass das Gespräch gut verläuft, würde ich nichts weiter unternehmen. Du hast dich zur Sache erklärt, für ihre Gefühle und Unzulänglichkeiten sind alle beteiligten Erwachsenen dann selbst zuständig.


    Hab in jedem Fall schöne Ferien.
    :rose:

  • Ich finde es schwierig, die beteiligten Personen einzuschätzen. Mein Eindruck ist, dass sie überreagiert hat, aber ehrlich ist. Was du geklärt haben möchtest, weiß ich nicht sicher. Geht es nur um die Art und Weise oder doch um den Sachverhalt ihres Vorwurfs?


    Ich würde mir (so mein Bauchgefühl) keine Sorgen machen, dass es 5 Jahre schlechte Stimmung gibt. Ich schätze, sie hat sich morgen wieder abgeregt. Ich würde morgen um 5 min. Zeit bitten und sagen, dass dich der Ton sehr getroffen hat o.ä. Es sei denn, es geht doch irgendwie um ihre Vorwürfe, dann macht so ein Gespräch ausgeschlafen und mit Vertrauensperson vielleicht Sinn?

  • Wenn du das Gespräch suchen solltest, nimm dir in jedem Fall jemanden mit, der dein Zeuge ist. Auch ist es nicht verboten, sich im Gespräch Notizen zu machen oder Aktives Zuhören einzusetzen.


    Was du zur Begleitperson denkst, bleibt dir überlassen, nach außen kann man immer auch darstellen, dass man bei einem Dienstgespräch Anspruch darauf hat oder dass man selbst eine Vertrauensperson mitbringt, damit man hinterher mit jemandem das Gesagte reflektieren kann.

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