Kinder ernähren sich falsch, Klöckner sieht deshalb "Nachholbedarf" bei Lehrern und Pädagogen

  • ...
    Wenn man sagt, esst alle, was ihr wollt, die Dicken unter euch haben einfach genetisch Pech gehabt, also immer nur rein mit der Kinderschoki, dann macht man es sich viel zu einfach.

    :ohh: bitte entspannt doch mal etwas. Ich wette, dass die wenigsten hier rund um die Uhr gesund leben.

  • @Krabappel Meinst Du, die hab ich nicht? Ich hatte im jungen Erwachsenenalter jahrelang einen BMI von "nur" 17 - 18, bei vollkommen normalen Essverhalten aber halt einfach sehr viel Bewegung. Was glaubst Du, wie häufig ich mir irgendwelche strunzdämlichen Sprüche drücken lassen musste. Ich habe absolut noch *keinem* Übergewichtigen dieser Welt ähnliches gedrückt, ich beobachte in meiner Umgebung ganz im Gegenteil immer schon, dass man dem blöden Gerede erheblich häufiger ausgesetzt ist, wenn man am *unteren* Ende des Normalgewichts rangiert, als wenn man ein bisschen moppelig ist. Dabei schreibe ich jetzt natürlich nicht von wirklich adipösen Menschen, mir ist sehr wohl klar, dass die diesbezüglich absolut kein einfaches Dasein fristen. Das ist selbstverständlich auch absolut nicht in Ordnung, wie gesagt geht es mir mitnichten darum, irgendjemanden zu beleidigen oder zu beschuldigen.

  • :ohh: bitte entspannt doch mal etwas. Ich wette, dass die wenigsten hier rund um die Uhr gesund leben.

    Da das beabsichtigte Übertreibung war (ich dachte, das liest man heraus), brauche ich mich gar nicht zu entspannen.
    Und nein, ich esse nicht immer gesund, aber ich habe kein Gewichtsproblem und um mich geht es hier gar nicht, sondern um die Schüler und um das, was man ihnen erzählt und vorlebt.


  • Udo Pollmer

    Arrrrrrgghhh :schreien:
    Udo Pollmer ist soweit davon entfernt, eine gute wissenschaftliche Quelle zu sein, wie das Essen bei McDonalds davon, gesund und ausgewogen zu sein. Sein Buch, in dem er Thesen zum Übergewicht und zu Vollkornprodukten teilt, ist unwissenschaftlich, provokativ und eben von echten Experten widerlegt. Sein Buch zum "Veggie-Wahnsinn" wurde zerlegt und selbst die Giordano-Bruno-Stiftung, in dessen Beirat Pollmer sitzt (oder saß?), hat sich davon distanziert.
    Er ist das beste Beispiel dafür, wie man sich die Studien und Daten so zu Recht legt, dass sie einem passen. Wenn man Pollmer als Quelle zum Thema Ernährung nimmt, wundert es mich nicht, wenn die Ernährungswissenschaft als unseriös, nicht belastbar und wankelmütig gilt.

  • Hast Du jemals eine der Originalstudien, auf die Du Dich offenbar berufst (Quellen hast Du bisher ja nicht genannt), wirklich gelesen? Das Übergewicht an sich ist *nicht* genetisch bedingt, sondern die Biochemie.
    Wer von "Schlankheitsterror" spricht, hat den Knall noch nicht gehört. In Deutschland haben mehr als 50 % der Bevölkerung einen BMI 25 aufwärts, von Magersucht ist - ich erwähnte es bereits - weniger als 1 % betroffen. Es gibt keinen "Schlankheitsterror".


    Hallo Wollsocken80,


    natürlich zeigen stark übergewichtige Menschen ein abweichendes Essverhalten. Ist es nicht völlig egal, ob man unter genetischer Disposition nun biochemische Grundlagen oder Kalorienverwertungsmechanismen eines Individuums etc. versteht? Wo ist da der Unterschied?


    Zur Studie:


    We conclude that genetic influences on body-mass index are substantial, whereas the childhood environment has little or no influence. These findings corroborate and extend the results of earlier studies of twins and adoptees.


    https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199005243222102



    "Schlankheitsterror" ist ein starker Begriff, aber wenn man bedenkt, was für ein Wirbel um den BMI (ein obendrein denkbar defizitäres Verfahren, um das für ein Individuum passende Gewicht zu bestimmen) gemacht wird, kann man schon den Eindruck eines extremen Druckszenarios gewinnen. Auch du sprichst von angeblichen 50% der Bevölkerung, die über 25 BMI liegen und das klingt nach Gefahr.


    Ich kenne eine Studie aus 2016, nach der ein BMI von 27 als optimal (=längste Lebenserwartung) ermittelt wurde. Auch wurde festgestellt, dass Menschen mit Fettreserven im Krankheitsfalle deutlich häufiger überleben.


    Übergewicht = krank, schlecht, defizitär, teuer, unsozial.


    Solange wir automatisch diese Gleichung im Kopf haben, wird sich an der Situation der Übergewichtigen nichts ändern können.


    Wenn jetzt auch noch im Klassenzimmer der Ernährungswahnsinn Einzug hält: Dann gute Nacht für diejenigen Kinder, die ohnehin schon viel zu viel Stress haben, weil sie ständig auf ihre Kilos reduziert oder damit drangsaliert werden: "Iss mal nicht so viel!" "Na, hat das Eis heute wieder gut geschmeckt, gell?" "Da brauchst du immerhin keinen Schwimmring mehr, bei deinen Hüften!" "Wenn Hungersnot ausbricht, überlebst du am längsten!" "Du hast einen guten Appetit!" "Die Xenia war früher auch mal dick, dann hat sie das und jenes gemacht..." "Bist du schwanger?" etc. etc. etc.


    Und solche Sprüche rutschen durchaus auch Lehrkräften raus. Also doch: Ja, es gibt ihn, den Schlankheitsterror!


    der Buntflieger

  • Ich kenne eine Studie aus 2016, nach der ein BMI von 27 als optimal (=längste Lebenserwartung) ermittelt wurde. Auch wurde festgestellt, dass Menschen mit Fettreserven im Krankheitsfalle deutlich häufiger überleben.

    Ja, auch dazu hat die Ernährungswissenschaft mittlerweile eine gute Erklärung:


    Nur in Bezug auf den BMI blieb es so, dass Untergewicht (BMI unter 18,5) mit einem erhöhten Risiko für Herzleiden einherging. Am geringsten war das Risiko im BMI-Bereich zwischen 22 und 23 - also mitten im Normalgewicht.
    Bei allen anderen vier Maßen für Übergewicht zeigte sich dagegen ein klarer, gleichmäßiger Trend: Mit steigendem Wert stieg auch das Krankheitsrisiko. "Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass Übergewicht die Gefahr von Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöht und dass Menschen versuchen sollten, ihr Gewicht im empfohlenen Bereich zu halten, um ihr Krankheitsrisiko zu verringern", schreiben die Forscher.
    [...]
    Das Team um Iliodromiti hat eine Erklärung für die Zusammenhänge: Wenn Menschen krank werden oder sind, dann nehmen sie oft - ohne es zu wollen - ab, und zwar vor allem Muskelmasse. In der Gruppe mit dem niedrigen BMI würden sich demnach mehr Kranke finden, die zum Teil noch keine entsprechende Diagnose erhalten haben. Die anderen Messgrößen, wie etwa der Körperfettanteil, würden sich durch das ungewollte Abnehmen nicht scheinbar positiv entwickeln wie der BMI. Dass ein sehr niedriger BMI dem Herzen schadet, ist dieser Argumentation zufolge bloß eine Art Rechenfehler.

    Dazu dann noch der Hinweis im Artikel, dass man, wenn man krank ist, tatsächlich einen Vorteil hat, wenn man ein leichtes Übergewicht hat. Man hat mit leichtem Übergewicht aber eben auch ein höheres Krankheitsrisiko. Also lieber erst gar nicht krank werden (= Gewicht im Normalbereich halten).

  • Arrrrrrgghhh :schreien: Udo Pollmer ist soweit davon entfernt, eine gute wissenschaftliche Quelle zu sein, wie das Essen bei McDonalds davon, gesund und ausgewogen zu sein. Sein Buch, in dem er Thesen zum Übergewicht und zu Vollkornprodukten teilt, ist unwissenschaftlich, provokativ und eben von echoten Experten widerlegt. Sein Buch zum "Veggie-Wahnsinn" wurde zerlegt und selbst die Giordano-Bruno-Stiftung, in dessen Beirat Pollmer sitzt (oder saß?), hat sich davon distanziert.
    Er ist das beste Beispiel dafür, wie man sich die Studien und Daten so zu Recht legt, dass sie einem passen. Wenn man Pollmer als Quelle zum Thema Ernährung nimmt, wundert es mich nicht, wenn die Ernährungswissenschaft als unseriös, nicht belastbar und wankelmütig gilt.


    Hallo tibo,


    Pollmer muss auch selbst keine "gute wissenschaftliche Quelle" sein, weil er sich auf solche bezieht in seinen - nenne wir sie mal so - "Aufklärungsvideos". Bücher von ihm kenne ich nicht, aber dass das von dir genannte Werk bewusst eine polemische Kampfschrift ist, sollte dir nicht entgangen sein.


    Und die kritische Rezension eines Mitglieds der GBS ist bitteschön noch lange keine Distanzierung der ganzen Stiftung. Was soll diese Falschdarstellung bewirken? Pollmer ist bekannt für Provokation und kernige (bewusst überspitzte) Aussagen. Aber dies macht er nicht - wie viele Ernährungsapostel auf der Gegenseite - auf Basis von Modeerscheinungen/Trends und Wunschdenken, sondern mit Argumenten und dem Verweis auf die Studien mit hohem wissenschaftlichen Standard. Das ist Mangelware im Ernährungssektor.


    Dass das manchem Trend-Veganer und Vegetarier nicht passt, weil die Idee des Allheimittels und der Unsterblichkeit sowie eigenen Exklusivität in Zweifel gezogen wird, ruft eben herbe Kritik (die überdies in der Regel sachlich leer daherkommt) auf den Plan. Widerlegt werden die Aussagen Pollmers außerdem nicht, sondern lediglich als "undifferenziert" und "zu einseitig" etc. betitelt. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied!


    der Buntflieger

  • Wo ist da der Unterschied?

    Du hast offenbar ein grundlegendes Verständnisproblem mit der Thermodynamik. Übergewichtig wird nur, wer mehr isst, als er verwerten kann = positive Kalorienbilanz. Schrieb ich weiter oben schon mal. Niemand wird "einfach so" übergewichtig, das ist der springende Punkt, den Du nicht begreifst.



    Und solche Sprüche rutschen durchaus auch Lehrkräften raus. Also doch: Ja, es gibt ihn, den Schlankheitsterror!

    Ich höre viel häufiger Kollegen darüber sinnieren, welche Mädchen wohl schon kurz vor der Magersucht sind, dabei haben sie einfach nur eine sportlich-schlanke Mädchenfigur. Das ist kein "Schlankheitsterror" sondern es gibt eindeutig zu viele Menschen, die eindeutig zu viel Küchenpsychologie betreiben.



    We conclude that genetic influences on body-mass index are substantial, whereas the childhood environment has little or no influence. These findings corroborate and extend the results of earlier studies of twins and adoptees.

    Gibt auch Studien, die im Tierversuch zeigen, dass die Epigenetik sehr wohl eine Rolle spielt. Da sind wir wieder bei Umwelteinflüssen. Ist alles nicht ganz so klar, wie Du es gerne hättest. Bei Deinen angeblich so sicheren 70 % unterschlägst Du übrigens, dass in der Originalliteratur "40 - 70 %" steht. Klingt dann doch nicht mehr ganz so überzeugend.



    Ich kenne eine Studie aus 2016, nach der ein BMI von 27 als optimal (=längste Lebenserwartung) ermittelt wurde.

    Und ich kenne Studien, wonach sich die gesundheitlichen Probleme, mit denen ein BMI > 25 korreliert (!! Kausalitäten können da ohnehin nicht nachgewiesen werden), erst mit ca. 10 Jahren Zeitverzögerung zeigen. Nein, ich beziehe mich dabei nicht auf jene Studie, die Dein bebrillter Erklärbär auf Youtube so leicht gehässig durch den Kakao zieht. Schon mal was von "confirmation bias" gehört? Mir ist immerhin klar, dass ich dem durchaus auch unterliege.

  • Du hast offenbar ein grundlegendes Verständnisproblem mit der Thermodynamik. Übergewichtig wird nur, wer mehr isst, als er verwerten kann = positive Kalorienbilanz. Schrieb ich weiter oben schon mal. Niemand wird "einfach so" übergewichtig, das ist der springende Punkt, den Du nicht begreifst.


    Gibt auch Studien, die im Tierversuch zeigen, dass die Epigenetik sehr wohl eine Rolle spielt. Da sind wir wieder bei Umwelteinflüssen. Ist alles nicht ganz so klar, wie Du es gerne hättest. Bei Deinen angeblich so sicheren 70 % unterschlägst Du übrigens, dass in der Originalliteratur "40 - 70 %" steht. Klingt dann doch nicht mehr ganz so überzeugend.


    Hallo Wollsocken80,


    ich habe auch nirgends behauptet, dass Übergewicht vom Himmel fällt. Es geht um die Gründe und da scheint mir die gängige Sichtweise, dass dicke Menschen eher willensschwach, undiszipliniert und genusssüchtig etc. seien, zu kurz zu greifen. Wenn mein Appetit höher liegt, ich täglich meinetwegen 200 kcal weniger verwerte (immerhin eine halbe Tafel Schokolade!) als der schlanke Ralf und mein Körper nicht so gut Muskulatur aufbaut etc., dann ist das nicht so, weil ich willensschwach bin, sondern weil es - Thermodynamik hin oder her - mir in die Wiege gelegt wurde. Damit muss ich arbeiten, also mit meinen individuellen Voraussetzungen und das wird regelmäßig heutzutage nicht gemacht. Da werden Menschen über denselben BMI geschert und bekommen alle dieselben Ernährungsratschläge vor den Latz geknallt. Das schlechte Gewissen gibts gratis dazu.


    Brechen wirs mal runter: Du versuchst krampfhaft, die "Selbst-Schuld-These" an den Mann/Frau zu bringen, ich hingegen tendiere dazu, die Schuldfrage auszusetzen.


    Bei dir sind es eher die 40% genetische Disposition und bei mir die 70% - weil uns das halt so in den Kram passt. Jeder sucht sich das aus dem Topf, was die eigene Sichtweise bestätigt. Die Quellen der Gegenseite werden relativiert/kritisiert und die eigenen hervorgehoben.


    Gerade in Sachen Ernährung ist das problemlos möglich, weil es zu jeder Behauptung irgendwo irgendeine Quelle/Studie gibt, die sich im eigenen Sinne verwerten lässt.


    Das spricht meines Erachtens aber eher nicht dafür, dass man aus dieser Zumutung ein Schulfach ableiten sollte. Man sollte eher das Augenmerk auf jene Wissensbereiche lenken, wo der Mensch halbwegs Ahnung hat. Bei der Ernährung tappen wir jedenfalls weitgehend im Dunkeln.


    der Buntflieger

  • Buntflieger: Pollner nutzt keine wirklich wissenschaftliche Quellen zur Unterstützung seiner Thesen.
    Du disqualifizierst dich hier selbst wenn du behauptest, er wäre eine seriöse Quelle.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Du versuchst krampfhaft, die "Selbst-Schuld-These" an den Mann/Frau zu bringen

    Äh, nein, überhaupt nicht. Das Wort "Schuld" kam noch in keinem meiner Beiträge vor. Ich schreibe über Verantwortung, die man gegenüber sich selbst hat, das ist im Prinzip das gleiche, was Du hier schreibst:



    Damit muss ich arbeiten, also mit meinen individuellen Voraussetzungen

    Selbst verursacht ist Übergewicht aber in jedem Fall, denn das Futter schiebt sich schon jeder selbst zwischen die Zähne.


    Meine individuellen Voraussetzungen sehen übrigens auch so aus, dass ich selbst bei BMI 20 noch fürchterlich schnell Speck am Bauch ansetze und fürchterlich langsam Muskeln aufbaue. Das geht aber ausser mir selbst niemanden was an, ich muss mir allein selbst gefallen. Soweit sind wir uns, glaube ich, ziemlich einig. Zu Menschen, die aufgrund ihrer Lebensweise dem Gesundheitswesen zur Last fallen, darf die Allgemeinheit aber durchaus eine Meinung haben. Und dann darf das Thema "Ernährung" auch Platz im Unterricht haben, genauso wie "Sucht" und "Sexualität" dort ihren Platz haben (wurde schon genannt). Wenn ich über Drogen und deren Missbrauch im Unterricht spreche weise ich in erster Linie auch auf das Gefahrenpotential für sich selbst und den Rest der Gesellschaft hin. Allein der Alkohol richtet bei uns einen jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden von rund 4 Milliarden CHF an. Welche Summe da dem Übergewicht zuzuschreiben ist, das müsste ich direkt mal recherchieren. Bisher gehe ich das Thema "Lebensmittel" überwiegend von der chemischen Seite her an.



    Bei dir sind es eher die 40% genetische Disposition und bei mir die 70% - weil uns das halt so in den Kram passt. Jeder sucht sich das aus dem Topf, was die eigene Sichtweise bestätigt.

    Nee, so einfach ist das nicht. Wer sich auf Studien beruft, muss diese auch korrekt zitieren. Wenn da steht "40 - 70 %", dann schreib das auch so.

  • ...
    Wenn jetzt auch noch im Klassenzimmer der Ernährungswahnsinn Einzug hält: Dann gute Nacht für diejenigen Kinder, die ohnehin schon viel zu viel Stress haben, weil sie ständig auf ihre Kilos reduziert oder damit drangsaliert werden: "Iss mal nicht so viel!" "Na, hat das Eis heute wieder gut geschmeckt, gell?" "Da brauchst du immerhin keinen Schwimmring mehr, bei deinen Hüften!" "Wenn Hungersnot ausbricht, überlebst du am längsten!" "Du hast einen guten Appetit!" "Die Xenia war früher auch mal dick, dann hat sie das und jenes gemacht..." "Bist du schwanger?" etc. etc. etc.

    Das ist doch Quatsch mit Sahnesoße. Das Problem scheint mir in dieser Diskussion die eigene Betroffenheit zu sein. Das ist aber kein Grund, aus Ernährung im Lehrplan "Ernährungswahnsinn" und Beleidigungen durch Lehrer zu konstruieren.


    In unseren Klassenzimmern wird häufig nichts oder Chips gefrühstückt. Ernährungspyramiden nutzen da gar nichts. Aber ausnahmslos alle Kids lieben Kochen. Selbstgemacht essen sie zuckerfreies Müsli, Gewürze, Gemüse, Fisch und Knoblauch, alles von dem sie vorher nicht wussten, dass es existiert oder vor dem sie vorher schreiend davongerannt wären.


    Nochmal, es geht nicht um die Therapie von Essstörungen, sondern um einen Zugang zu Geschmack, (unbekannten) Lebensmitteln, abwechslungsreichem Essen, Genuss für eine große Anzahl von Kindern.

  • Es reicht aber nicht, sich auf einzelne Studien zu beziehen. Man muss den Gesamtblick haben. Den ignoriert Pollmer regelmäßig. Das nennt man cherry picking.


    Den Schuh Ernährungsapostel ziehe ich mir ebenso wenig an wie die Andeutung zu einer vermeintlichen Vorstellung von einer Unsterblichkeit durch Vegetarismus oder Veganismus, da brauche ich also wohl nicht drauf antworten.
    Dass aber die 'vegane Kritik' an Pollmer inhaltlos wäre, möchte ich doch an zwei Beispielen in Frage stellen. Einmal durch einen Kommentar zu einem Artikel Pollmers beim Deutschlandfunk - der Pollmer übrigens mittlerweile nicht mehr beschäftigt - vom Graslutscher und einmal durch einige Beiträge zu Pollmers Anti-Veggie-Kampfschrift von TheVactory. Kann sich ja jede*r eine eigene Meinung zu bilden.



    Gerade in Sachen Ernährung ist das problemlos möglich, weil es zu jeder Behauptung irgendwo irgendeine Quelle/Studie gibt, die sich im eigenen Sinne verwerten lässt.



    Das spricht meines Erachtens aber eher nicht dafür, dass man aus dieser Zumutung ein Schulfach ableiten sollte. Man sollte eher das Augenmerk auf jene Wissensbereiche lenken, wo der Mensch halbwegs Ahnung hat. Bei der Ernährung tappen wir jedenfalls weitgehend im Dunkeln.

    Noch einmal:
    Ja, wenn man keinen Anspruch an Wissenschaftlichkeit und Richtigkeit hat, dann kann man sich zu fast allem die passende Quelle/Studie suchen. Wenn man aber diesen Anspruch hat, dann macht man sich ein Gesamtbild. Das ist in jeder Wissenschaft das selbe und auch in der Ernährungswissenschaft gibt es neben Uneindeutigkeiten auch einen gewissen Konsens. Zum Beispiel, dass Normalgewicht gesünder ist als Übergewicht. Da tappt die Ernährungswissenschaft keineswegs im Dunkeln. (Ich empfehle noch einmal das von mir bereits verlinkte Video.)


    Man braucht zumindest in der Grundschule kein Schulfach ableiten, da das Thema wie bereits geschrieben in NRW zumindest fest im Lehrplan des Sachunterrichts verankert und die Durchführung des Thema gelebte Realität ist, wie in diesem Thread auch schon angemerkt wurde.


  • Und dann darf das Thema "Ernährung" auch Platz im Unterricht haben, genauso wie "Sucht" und "Sexualität" dort ihren Platz haben (wurde schon genannt). Wenn ich über Drogen und deren Missbrauch im Unterricht spreche weise ich in erster Linie auch auf das Gefahrenpotential für sich selbst und den Rest der Gesellschaft hin.


    Nee, so einfach ist das nicht. Wer sich auf Studien beruft, muss diese auch korrekt zitieren. Wenn da steht "40 - 70 %", dann schreib das auch so.


    Hallo Wollsocken80,


    wie groß die Gefahren sind, die von Übergewicht ausgehen, wird kontrovers diskutiert. Leichtes bis mäßiges Übergewicht hat jedenfalls statistisch gesehen kaum Auswirkungen auf die Gesundheit. Starkes Übergewicht definitiv. Lösungen in medizinischer Hinsicht gibt es nicht, insofern kann man auch betroffenen Kindern/Erwachsenen im schulischen Kontext hier nicht weiterhelfen. Die brauchen Spezialisten/Therapien/persönliche Begleitung etc. und keinen Lehrer, der sich zum Ernährungsfachberater aufschwingt oder mal nebenbei ausbilden lässt.


    Das mit Drogenprävention/Missbrauch in einen Topf zu packen, ist meines Erachtens total daneben.


    Das hier steht in der von mir verlinkten Studie (unten) und darauf bezog ich mich: Genetic factors appear to be major determinants of the body-mass index in Western society, and they may account for as much as 70 percent of the variance.


    Die 40% hab ich überlesen oder sind nicht in der Zusammenfassung erwähnt. Je nach Art der Betrachtung sind übrigens auch Korrelationen von über 80% der Fall. Es ist halt eine Zusammenfassung. Zweifel über die Zusammenhänge gibt es jedenfalls aus wissenschaftlicher Sicht keine.


    der Buntflieger

  • Das spricht meines Erachtens aber eher nicht dafür, dass man aus dieser Zumutung ein Schulfach ableiten sollte. Man sollte eher das Augenmerk auf jene Wissensbereiche lenken, wo der Mensch halbwegs Ahnung hat. Bei der Ernährung tappen wir jedenfalls weitgehend im Dunkeln.


    Naja. Also so ganz im Dunklen tappen wir nicht. In höheren Klassen mag es natürlich schwieriger werden, aber beginnen wir einfach mal gedanklich bei den Grundschülern, und dann in etwa so:


    Vitamine halten uns gesund
    Zucker schadet den Zähnen
    jeden Tag Schokoriegel und nichts anderes als Pausenbrot ist ungesund
    Sport und Bewegung halten uns fit



    Nicht so schwierig.
    Das Schwierigere sind die Eltern, die den Kindern halt teilweise dann doch nur Schokoriegel und so Zeugs mitgeben. Da bin ich froh über unser Schulobst Programm, bei dem die Kinder pro Woche ein Obst umsonst bekommen und teilweise sind da auch Sorten dabei, die sie vorher noch nicht kannten (Feigen, Plattpfirsiche). So etwas dann zusammen zu essen und zu entdecken, dass es gut schmeckt, ist auch ein Beitrag zum Themenbereich gesunde Ernährung.


    Warum welcher Erwachsene am Ende dick oder dünn wird, ist doch jetzt eigentlich kein Thema.
    Ich war immer klein und dünn, und habe mir mit 19 in der Kneipe noch anhören müssen, wir der DJ durchs Mikro plärrt "Ich dachte, die Bayern haben Holz vor der Hüttn, bei dir sieht das eher aus wie zwei hingespuckte Kirschen". Auch sehr nett. Also nicht nur die Dicken müssen manchmal ganz schön einstecken.

  • Buntflieger: Pollner nutzt keine wirklich wissenschaftliche Quellen zur Unterstützung seiner Thesen.
    Du disqualifizierst dich hier selbst wenn du behauptest, er wäre eine seriöse Quelle.


    Hallo Kapa,


    Pollmer verwendet ständig "wirkliche wissenschaftliche Quellen". Beweise doch mal das Gegenteil!


    Außerdem ist der Mann studierter Lebensmittelchemiker. Ich hänge hier bestimmt keinen "unseriösen Quellen" nach. Insofern bin ich mir nicht so ganz sicher, wer von uns beiden sich hier im Moment tatsächlich "disqualifiziert".


    der Buntflieger

  • Die 40% hab ich überlesen oder sind nicht in der Zusammenfassung erwähnt.

    Ja, das ist wohl Dein Problem: Du liest die Studien nicht richtig, sondern überfliegst mal eben so grob den Abstract. Dann meinst Du, Du könntest hier mit "harten Fakten" punkten um zwei Seiten später dann doch wieder zurück zu rudern, weil Du was "überlesen" hast.



    Die brauchen Spezialisten/Therapien/persönliche Begleitung etc. und keinen Lehrer, der sich zum Ernährungsfachberater aufschwingt oder mal nebenbei ausbilden lässt.

    Wer macht das denn? Es gibt ein paar unumstössliche Fakten - Kathie hat sie oben genannt - die man einfach mal erwähnen kann. "Beratung" ist das noch lange nicht.



    Das mit Drogenprävention/Missbrauch in einen Topf zu packen, ist meines Erachtens total daneben.

    Weil? Es geht zumindest in der Sek II in jedem Fall nur um die objektive Betrachtung der Erkenntnislage. Moralisieren ist mir grundsätzlich fremd.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()


  • Hallo Kathie,


    aber aus solchen Banalitäten lässt sich doch kein Schulunterricht ableiten!
    Schaut man genauer hin, ist eben das mit dem Obst fraglich. Manche Kinder vertragen das gar nicht so gut und ob Obst nun automatisch gesund ist - man weiß es schlicht und ergreifend nicht.


    Ich kenne das von mir so: Zu viele Süßigkeiten geht nicht - es wird mir schlecht. Zu viel Obst geht nicht - es widert mich an. Ab und zu hab ich richtig Lust darauf, dann kaufe ich es mir selbst und esse es mit Genuss. Aber das ist selten. Ich esse wenig Fleisch, meist habe ich darauf keine Lust. Ab und zu hol ich mir aber doch Hackfleisch/Putenschnitzel, weil die Lust/Appetit vorhanden ist. Manchmal esse ich über eine Phase hinweg plötzlich viel Fisch, dann hab ich monatelang wieder gar keine Lust darauf usf.


    Es scheint fast so, als ob hier ein unbewusstes Programm abläuft. Ganz ohne Ernährungsplan etc.


    Wichtig ist - haben wir hier ja schon mehrfach festgestellt, dass die Kinder überhaupt genügend Auswahl haben und sich daraus das nehmen können, worauf sie Appetit haben. Aber ob das nun das Würstchen, Weißbrot, Schokopudding oder der Haferschleim ist - lassen wir ihnen doch einfach die Wahl!


    der Buntflieger

  • Außerdem ist der Mann studierter Lebensmittelchemiker.

    :rofl:


    Hast Du überhaupt ne Ahnung, was man in einem Studium der Lebensmittelchemie so macht? Da geht's in erster Linie um chemische Analytik, Biochemie und Mikrobiologie und nur so ganz am Rande mal um Ernährungsphysiologie. Nebenbei bemerkt: Ich bin auch Chemikerin. Mit Dr. rer. nat. und so. :rauchen: (Heisst eben noch lange nicht, dass ich zu jedem Hasenpfurz der mit Chemie zu tun hat, unbedingt fundiertes Fachwissen beisteuern kann.)

Werbung