Kinder ernähren sich falsch, Klöckner sieht deshalb "Nachholbedarf" bei Lehrern und Pädagogen

  • Das tut mir leid für deinen Körper.
    Du hast und willst dich mit dem Thema nicht auseinander setzen. Daher verstehe ich deine Ablehnung. Es würde bedeuten, dass du den Lehrplan ändern müsstest oder dagegen rebellierst. Meinem Sohn habe ich politisch korrekte Brotdosen mit gegeben, damit sich die Lehrerin nicht aufregt. Gegessen hat er früh nichts.Und er lebt noch.


    Persönlich zu werden ist gar nicht notwendig. Meinem Körper geht es aber weiterhin gut, keine Sorge. :victory:


    Mich würde interessieren, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage man ein Fach wie "Ernährungslehre" o.ä. lehren möchte. Die Aussagen der Ernährungswissenschaft sind doch so bunt wie beliebig. Wer will da entscheiden, was nun richtig und was evtl. gar schädlich ist. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass vieles von dem, was jahrelang unumstritten als richtig galt, völlig haltlos war.



    Ich wüsste jedenfalls nicht, woran ich mich zuverlässig orientieren sollte, müsste ich Kindern vorkauen, wie sie sich optimal-gesund zu ernähren haben. :essen:


    So ist das in der Wissenschaft nun einmal: Thesen können widerlegt werden, sonst wäre es keine Wissenschaft. Von einer intuitiven Ernährung zu sprechen (ich weiß, das warst nicht du, aber es passt an dieser Stelle so gut) ist natürlich einfacher, weil das schön schwammig ist und dadurch vielleicht schwieriger zu widerlegen ist.
    Gerade dieser Umstand, dass es so viele unterschiedliche Empfehlungen gibt, macht das Thema, finde ich, so interessant auch für den Unterricht. Ich habe es bis jetzt leider noch nicht im Unterricht gehabt, aber freue mich schon darauf. Wie du selber schon sagtest, finde auch ich, dass die deutsche Ernährungswissenschaft - insbesondere durch ihren mehr oder weniger Vertreter, die DGE - nicht das Maß aller Dinge ist. Man könnte im Unterricht so schön verschiedene Ernährungsempfehlungen verschiedener Länder vergleichen. Die Süddeutsche hatte da mal eine schöne Zusammenstellung. Gibt es meistens ja auch als ziemlich kindgerechte Grafik (Ernährungspyramide, Ernährungsteller, Kuchendiagramm ...). Man wird dann auch erkennen, dass es bei all den Unterschieden auch genug Gemeinsamkeiten gibt (z.B. auch, dass Süßigkeiten in Maßen durchaus erlaubt sind).
    Wenn du mich fragst, auf welcher Grundlage ich dann am ehesten handeln würde, dann würde ich sagen, auf der Grundlage der Empfehlungen der amerikanischen Ernährungsgesellschaft.


    Dann wurde hier das Thema Body Positivity angesprochen. Auch klasse für den Unterricht!
    Schönheitsideale dekonstruieren, total wichtig in Zeiten, in denen auch das andere Extrem, die Magersucht, ein großes Thema ist. Dabei ist die historische Perspektive, die Nele eingebracht hat, ebenso spannend. Gesundheit ist immer auch die psychische Gesundheit.
    Ein weiterer Punkt von Marlen, dass man auf seinen Körper hören soll, stimmt natürlich auch. Aber eben nur im Ansatz und nicht als einziges Kriterium einer gesunden Ernährung. Das muss man einfach differenziert sehen.


    Nur, weil man im Unterricht bespricht, was gesundes Essen bedeuten kann, heißt das nicht, dass das einem Kind so vorgeschrieben würde. Ein Verbot bringe nichts, hieß es an dieser Stelle bereits, klar stimmt. Die Anregungen und die vielleicht eher implizite Erziehung, das Anbieten von Alternativen (wie genial ist bitte das Förderprogramm, an der Schulen jede Woche eine Kiste Obst und Gemüse pro Klasse bekommen!) wirkt durchaus. Meine Klasse, in der ich als PM war, ist u.a. total auf Kohlrabi abgefahren, als der in unserer Kiste war. Kannten die gar nicht und ich wusste selbst nicht, dass der auch lilafarben sein kann.
    Von daher ist Unterricht ja eigentlich im Optimalfall nie ein Verbotsunterricht, sondern ein Unterricht, in dem man zu verschiedenen Ergebnissen kommen kann, in dem es aber auch Perspektiven gibt, welche die Kinder bis dahin noch nicht kannten. Das wirkt denke ich durchaus. Sonst könnte man sich auch so manch anderes Thema sparen (Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Gesamten vermutlich). In der Hinsicht ist das Thema gesunde Ernährung wie ich finde ebenso interessant für den Unterricht.


    Gemeinsam kochen, ein gemeinsames Frühstück erfüllt die Kriterien des handlungsorientierten und kindgerechten Unterrichts in besonderem Maße. Noch ein Grund, weshalb ich das Thema für die Schule so toll finde.


    Zurück zu Julia Klöckner wurde ja bereits mehr als genug berechtigte Kritik genannt. Die soll sich erst einmal von der Bauernlobby emanzipieren, aufhören irgendwelche Konglomerate zu promoten und ihre eigenen politischen Möglichkeiten (Ernährungsampel, Anpassung der Mehrwertsteuer) nutzen. Eine weitere Möglichkeit wäre übrigens, es den Schulen bzw. Schulkantinen finanziell zu ermöglichen und sich dafür einzusetzen, dass das Essen dort zumindest den Empfehlungen einer gesunden Ernährung entspricht. Das ist nämlich auch nicht der Fall.
    Meiner Erfahrung nach ist das Thema gesunde Ernährung entsprechend den Lehrplänen durchaus von den Lehrkräften umgesetzt worden.


    Der Text ist jetzt vielleicht nicht immer auf den Punkt oder grammatikalisch gut lesbar, aber ich wollte es mir einmal so von der Seele schreiben.

  • Also das mit den Zwillingsstudien kann ich durch meine eigene widerlegen: Ich habe eineiige Zwillinge. Der eine ist super dünn, total athletisch und muskulös. Es ist kaum möglich, Hosen für ihn zu kaufen, weil seine Bundweite mindestens 3 Kleindergrößen unter der Größe liegt, die er der Länge nach braucht.
    Der andere wiegt 14 kg mehr (mit 11!) ist etwas moppelig und ich würde sagen, hart an der Grenze zum Übergewicht.
    Angeboten bekommen sie von uns natürlich die identische Nahrung und wir sind natürlich für beide das gleiche Vorbild - wie auch sonst?
    Und jetzt? Das kann wohl kaum die Genetik sein.

  • Mein Übergewicht ist übrigens auch definitiv nicht genetisch bedingt. Ich weiß schon, woher es kommt.


    ABER: Theoretische Wissen hilft da leider gar nichts!!!


    Ich bin theoretisch so gut informiert, dass ich Seminare halten könnte, oder Bücher schreiben. Da würde nur keiner kommen bzw. würde sie keiner lesen.


    Aber die Umsetzung ist halt schwierig. Und wenn man erst mal über einen gewissen Punkt hinaus ist, hilft auch absolut keine intuitive Ernährung mehr.


    Also können wir den Schülern zwar jede Menge Theorie einflößen, aber ob das dann jemals umgesetzt wird, hängt von sooo vielen Faktoren ab. Das steht dann leider in den Sternen.

  • Da Vollkornbrot lange Zeit als Gesundbrunnen vermarktet wurde, man richtiges Vollkornbrot aber gar nicht verdauen kann, handelt es sich eben meist um Pseudo-Vollkornbrot. In den meisten anderen Ländern isst man Weißbrot und gut ist. Das mit dem Vollkorn-Wahnsinn ist eine rein deutsche Eigenheit.



    Was nun gesund ist und was nicht, darüber streiten sich die Geschmäcker. Ich denke nicht, dass Würstchen und Weizenbrot nun ungesund sind, nur weil sie nicht mit 10 Bio-Siegeln daher kommen. Die Kiddies haben sich über die Würstchen sicher gefreut. ;)

    Das gekauftes Weißbrot meist zu viel Zucker enthält und Würstchen Konservierungsstoffe und Salz ist aber wohl etwas, was bekannt sein sollte und das hat nichts mit Bio zu tun. Auch Bio-Würstchen haben davon zu viel und Bio-Weißmehlprodukte auch.
    Jedenfalls unterscheidet sich das Brot was ich backe schon anhand der Inhaltsstoffe vom gekauften und das bezieht sich nicht nur auf das Mehl.


    Und apropos Vollkorn: Ich habe bisher längere Zeit in Australien und Neuseeland gelebt und da gibt es auch verstreut deutsche Bäckereien und bei meinen Gastfamilien gab es auch ab und zu teures deutsches Brot, das wird da auch geschätzt, aber eher von den Besserverdienenden.


    Edit: und ja, meine Kinder lebten im 1. Lebensjahr zuckerfrei, im 2./3. zuckerreduziert und mein Sohn macht sich da jetzt auch nicht viel draus. Letztens hab ich ihm Eis angeboten und er hat nach einem Löffel dann nach einem Apfel gefragt.


    Klar macht die Menge das Gift, aber die Einjährige beim Kindergartenfest, die Caprisonne trank und dazu Kuchen aß, war deutlich schwerer als meine Tochter, die Weintrauben und Wasser hatte. Und wer erst von Süßgetränken angefixt ist, der kommt davon schwerer wieder weg. Genau so wie jemand, der Nachmittags Süßes bekommt bestimmt nicht irgendwann auf Obst umstellt.
    Problematisch wird es halt wenn Leute dogmatisch sind. Meine Cousine „verweigert“ ihrem Kind (3) auf Geburtstagen die zuckerfreien Sachen, die ich backe, er bekommt sie nur wenn er danach verlangt, sie bietet sie ihm nicht an. Wenn er sie isst, macht sie das Essen noch schlecht ohne probiert zu haben. Und es gibt zum Trinken eigentlich immer Apfelsaft. So was finde ich übel.
    Meine Schwester hingegen verbietet ihrer Tochter (2) jeglichen Zucker. Da reduziere ich lieber wenn möglich und gucke, dass es für uns gut machbar ist.

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    Einmal editiert, zuletzt von yestoerty ()

  • Mein Übergewicht ist übrigens auch definitiv nicht genetisch bedingt.

    Meines schon. Essen-gehn-etisch, um genau zu sein...

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Witzig, wohin sich das Gespräch entwickelt.


    Im Prinzip ist es doch nicht so schwer, was man den Schülern als Grundlgen vermitteln sollte.


    Ausreichend trinken, aber möglichst viel Wasser oder dünne Schorle und wenig Limonade oder Cola.
    Täglich Obst und Gemüse essen, schön bunt.
    Süßigkeiten in Maßen, nicht in Massen


    (Verarbeitetes Fleisch wie Wiener Würstchen hätte bei mir bei einem gesunden Frühstück übrigens nix verloren)

  • Mega interessant fand ich folgendes: In Deutschland heißt es ja täglich 5 Portionen Obst (2) und Gemüse (3). Als ich als Au-pair-Mädchen in Australien war, wurde dort Werbung gemacht mit dem Slogan „Top up to 2+5“ also 2 Portionen Obst und 5 Portionen Gemüse täglich.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Der BMI ist jetzt nicht unbedingt das aussagekräftigste Merkmal. Ich bin sportlich und deswegen auch knapp über 25.

    Der BMI ist schon ein sehr guter Indikator dafür, ob jemand zu viel Körperfett mit sich herum trägt oder nicht. Es gibt Studien die zeigen, dass bereits ein BMI von 25 stark mit Herzkreislaufproblemen und verkürzter Lebenserwartung korreliert. Es gibt auch Studien die zeigen, dass etwa die Hälfte der untersuchten Personen am oberen Ende des "Normalgewichts" per BMI bereits einen deutlich erhöhten Körperfettanteil haben. Der BMI meint es damit mit vielen von uns definitiv zu gut als zu schlecht. Ich bin ziemlich sportlich und liege bei etwa 20. Nur sehr wenige Leistungssportler im Bereich des Krafttrainings schaffen es rein aufgrund von Muskelmasse auf über 25. Dazu wird wohl kaum jemand von uns zählen.



    das mit den 70% ist recht gut erforscht

    Ändert nichts daran, dass nur derjenige zunimmt, der mehr reinschaufelt, als er verbraucht. Wer eine epigenetische (so würde man es bei eineiigen Zwillingen dann nennen, denn deren Erbgut ist ja identisch) Disposition zu einer schlechten Kalorienverwertung hat, ist gut daran beraten, sich entsprechend zu ernähren. Die Varianz liegt da übrigens im Bereich von nur +/- 200 kcal pro Tag, gilt auch für Personen mit Schilddrüsenunterfunktion. Aber ja ... wenn man sich die 200 kcal jeden Tag zu viel reinhaut, dann setzt es halt an. Stetig und sicher.

  • Hier übrigens eine Ernährungspyramide auf dem Stand der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse - allerdings anders als gewohnt nicht mit konkreten Vorschlägen an Lebensmitteln, sondern sortiert nach den wichtigsten Faktoren einer gesunden Ernährung.



    Das Video dazu ist wirklich gut und wichtig zum Verständnis und ich glaube, da ist auch fast für jeden eine Aussage dabei, bei der er oder sie sagt: "Hab ich doch gesagt." Sehr differenziert und sehr fundiert:


    https://www.youtube.com/watch?v=TYeZVfPxwKM


    Im Video wird auch die Frage beantwortet, wie es denn sein kann, dass es so viele verschiedene Studien gibt, die irgendwelche widersprüchlichen Ergebnisse haben.

  • Für mich klingt es immer so, als ob man es sich zu leicht machen würde, wenn man argumentiert, dass Kinder in Bezug auf Ernährung ihren Eltern und ihrem Umfeld allgemein hilflos ausgeliefert seien. Ich komme aus einer Gastronomiefamilie und hätte als Kind immer das bekommen können was ich wollte. Natürlich habe ich als kleines Kind auch Fettiges und Süßes gegessen, aber schon im Grundschulalter wusste ich, was ich mag und was nicht. Bereits sehr früh wusste ich, dass Alkohol nix für mich ist und hatte dahingehend auch nie ein Verlangen. Meine Eltern waren in meiner Kindheit (meine Mutter immer noch) übergewichtig, ich nie. Irgendwann entschied ich dann, dass ich keine Getränke mit Zuckersatz mehr trinken möchte und sagte mal meiner Mutter, dass ich bitte zu jeder Mahlzeit eine Gemüsebeilage hätte. War ihr persönlich nicht wichtig, machte sie dann aber für mich. Es gibt bereits Grundschulkinder, die für sich entscheiden, Vegetarier sein zu wollen, von daher kann man auch von Kindern in diesem Alter eine gewisse Verantwortung für ihr eigenes Wohl erwarten und wenn Kinder in dem Alter lieber zu Nutellabrötchen und Eistee greifen, kann das auch an den Eltern liegen, aber das Kind scheint im Gegenzug auch kein Problem mit dieser Ernährung zu haben - und mit spätestens 8-9 Jahren gehören immer zu zwei Parteien dazu: Jemand, der die Speisen zubereitet, und jemand, der bewusst diese Speisen auch zu sich nimmt.

  • Der BMI ist schon ein sehr guter Indikator dafür, ob jemand zu viel Körperfett mit sich herum trägt oder nicht. Es gibt Studien die zeigen, dass bereits ein BMI von 25 stark mit Herzkreislaufproblemen und verkürzter Lebenserwartung korreliert. Es gibt auch Studien die zeigen, dass etwa die Hälfte der untersuchten Personen am oberen Ende des "Normalgewichts" per BMI bereits einen deutlich erhöhten Körperfettanteil haben. Der BMI meint es damit mit vielen von uns definitiv zu gut als zu schlecht. Ich bin ziemlich sportlich und liege bei etwa 20. Nur sehr wenige Leistungssportler im Bereich des Krafttrainings schaffen es rein aufgrund von Muskelmasse auf über 25. Dazu wird wohl kaum jemand von uns zählen.


    Ich habe noch etwas zum BMI gestöbert und etwas interessantes gefunden. Als 2-Meter-Mann falle ich darunter und mein BMI-Wert wird ziemlich relativiert. Das war mir so aber auch noch nicht klar.

    Aber die Einheit Kilogramm pro Meter wäre sehr unfair großen Menschen gegenüber: denn die Masse wächst nicht proportional mit der Größe eines Menschen, sondern mit der dritten Potenz. Das heißt, ein doppelt so großer Mensch hätte – bei gleicher Statur – das achtfache Gewicht. Fairerweise müsste man für den BMI also die Masse durch die Körpergröße hoch drei teilen. In der Realität sind aber große Menschen keine maßstabsgetreuen Vergrößerungen von kleinen, deshalb wäre ein Exponent von etwa 2,5 fairer. Da mit solch einem krummen Wert niemand rechnen kann, benutzt man das einfachere Quadrat, auch wenn damit große Menschen eher als dick diagnostiziert werden als kleine.

    Der Body Mass Index (BMI) geht auf den belgischen Mathematiker Adolphe Quetelet zurück. Er untersuchte in den 1840er Jahren, wie das Gewicht eines Menschen mit seiner Größe zusammenhängt. Dabei bemerkte er, dass sich das Gewicht eines gesunden, durchschnittlichen Menschen in etwa proportional zum Quadrat der Körperlänge verhält. Das heißt, ein um 20 Prozent größerer Mensch ist in etwa 44 Prozent schwerer.

  • Der BMI ist schon ein sehr guter Indikator dafür, ob jemand zu viel Körperfett mit sich herum trägt oder nicht. Es gibt Studien die zeigen, dass bereits ein BMI von 25 stark mit Herzkreislaufproblemen und verkürzter Lebenserwartung korreliert. Es gibt auch Studien die zeigen, dass etwa die Hälfte der untersuchten Personen am oberen Ende des "Normalgewichts" per BMI bereits einen deutlich erhöhten Körperfettanteil haben. Der BMI meint es damit mit vielen von uns definitiv zu gut als zu schlecht. Ich bin ziemlich sportlich und liege bei etwa 20. Nur sehr wenige Leistungssportler im Bereich des Krafttrainings schaffen es rein aufgrund von Muskelmasse auf über 25. Dazu wird wohl kaum jemand von uns zählen.


    Ändert nichts daran, dass nur derjenige zunimmt, der mehr reinschaufelt, als er verbraucht. Wer eine epigenetische (so würde man es bei eineiigen Zwillingen dann nennen, denn deren Erbgut ist ja identisch) Disposition zu einer schlechten Kalorienverwertung hat, ist gut daran beraten, sich entsprechend zu ernähren. Die Varianz liegt da übrigens im Bereich von nur +/- 200 kcal pro Tag, gilt auch für Personen mit Schilddrüsenunterfunktion. Aber ja ... wenn man sich die 200 kcal jeden Tag zu viel reinhaut, dann setzt es halt an. Stetig und sicher.


    Hallo Wollsocken80,


    man sieht an dieser Diskussion sehr schön, dass wir in Sachen Vorurteilen gegenüber Übergewicht und hinsichtlich der fixen Idee, man könne tatsächlich seine Ernährung voll bewusst steuern, erfolgreich "gebrainwashed" sind.


    Und das, obwohl uns die Realität tagtäglich genau das Gegenteil vor Augen führt! :autsch:


    In Sachen BMI und Übergewicht und der Glaubwürdigkeit diverser Studien hier ein interessanter Beitrag vom Lebensmittelchemiker Udo Pollmer:


    https://www.youtube.com/watch?v=fxrfGWNifhk


    Und fast noch wichtiger - Dr. Gunter Frank klärt in Sachen Diskriminierung der Übergewichtigen auf: https://www.youtube.com/watch?v=LcRyT6A8bIo



    Wer Zeit und Lust hat (die Beiträge sind nicht lang), kann sich schlau(er) machen. :)



    der Buntflieger

  • man sieht an dieser Diskussion sehr schön, dass wir in Sachen Vorurteilen gegenüber Übergewicht und hinsichtlich der fixen Idee, man könne tatsächlich seine Ernährung voll bewusst steuern, erfolgreich "gebrainwashed" sind.

    Du meinst mal wieder, Du bist der einzige, der informiert ist, ne? Ich "diskriminiere" keine Übergewichtigen, wenn Du mir das unterstellen willst, dann ist das ziemlich dreist. Übergewicht ist aber nicht gesund und kann auf keinen Fall schön geredet werden. Es gibt auch keine "genetische Disposition" zum Übergewicht, allenfalls eine Disposition zur schlechten Kalorienverwertung. Übergewicht ist das, was das Individuum draus macht. "Gebrainwashed" sind vor allem die, die glauben, Magersucht sei ein ernsthaftes Problem unserer Gesellschaft. Davon ist in unseren Breitengraden weniger als 1 % der Bevölkerung betroffen. Man geht heute davon aus, dass die häufigste Essstörung das Binge Eating ist und das führt nicht selten zu massivem Übergewicht.

  • Du meinst mal wieder, Du bist der einzige, der informiert ist, ne? Ich "diskriminiere" keine Übergewichtigen, wenn Du mir das unterstellen willst, dann ist das ziemlich dreist. Übergewicht ist aber nicht gesund und kann auf keinen Fall schön geredet werden. Es gibt auch keine "genetische Disposition" zum Übergewicht, allenfalls eine Disposition zur schlechten Kalorienverwertung. Übergewicht ist das, was das Individuum draus macht. "Gebrainwashed" sind vor allem die, die glauben, Magersucht sei ein ernsthaftes Problem unserer Gesellschaft. Davon ist in unseren Breitengraden weniger als 1 % der Bevölkerung betroffen. Man geht heute davon aus, dass die häufigste Essstörung das Binge Eating ist und das führt nicht selten zu massivem Übergewicht.


    Hallo Wollsocken80,


    ich habe dir nicht persönlich vorgeworfen, Übergewichtige zu diskriminieren. Ich weise nur darauf hin, dass unsere Haltung (die weit verbreitete) automatisch dazu führt, dass wir Übergewichtigen die Schuld für ihr vorgeblich ungesundes Essverhalten zuweisen und dies mündet in Diskriminierung, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht.


    Wissenschaftlich haltbar - und zwar abseits von den zahlreich vorhandenen unseriösen Auftragsstudien im Ernährungssektor - ist davon kaum etwas. Wenn du - als Beispiel - ernsthaft bestreitest (und andere hier im Thread haben das ebenso getan), dass Übergewicht zu großen Teilen in einer genetischen Disposition begründet liegt und stattdessen ihre persönlichen Alltagstheorien als Gegenbeispiel anführen, ist das geradezu typisch. Jeder läuft mit seiner persönlichen Ernährungsideologie durch die Welt und denkt, dass er/sie ein Experte wäre und darüber gelehrige Vorträge halten könnte.


    Wobei ich zustimme: "Übergewicht ist das, was das Individuum draus macht." Das heißt für mich aber, dass man vor allem mit seinem Ist-Zustand leben lernen sollte und da gibt es noch viel Potential, was oft gar nicht gesehen wird, weil wir uns an Idealen messen und nicht an dem, was wir von der Natur mit in die Wiege gelegt bekommen haben. Stichwort: Gelassenheit.


    Ich finde es übrigens immer erstaunlich, wie sehr sich viele Menschen für das Gewicht anderer Menschen interessieren. Wie viele Leute haben früher ihre (meist wenig schlauen) Kommentare hinsichtlich meines damaligen Übergewichts zum Besten gegeben. Mir selbst wäre das nicht im Traum eingefallen, anderen Menschen in ihre Ernährung bzw. ihr äußeres Erscheinungsbild reinzuquatschen.


    Mehr den Fokus auf sich selbst setzen und weniger mit der Haltung durch die Welt rennen, selbst Ideale zu verkörpern und von anderen einzufordern. Das würde unser Miteinander vermutlich sehr angenehm entspannen.


    Genug der Moralapostelei. Wird sicherlich wieder übel aufstoßen, aber ich bin diesbezüglich halt auch ein gebranntes Kind und musste erst lernen, dass ich nicht schuld bin an meinem Körperfettanteil. Seit ich das begriffen habe, lebt es sich (übrigens mittlerweile meistens normalgewichtig) sehr viel angenehmer.


    der Buntflieger

  • Weil es so gut in die Diskussion passt:


    Dr. Gunter Frank: Schlankheitsterror im Kindergarten!


    Aussage im Video (Min. 3:45):


    "Es gibt keinerlei Belege, dass Obst und Gemüse gesünder ist als ein Stück Wurst oder eine Nuss-Nougat-Creme - nichts, null!"


    https://www.youtube.com/watch?v=90h8hYludQI


    der Buntflieger

  • Danke.


    Dr. Gunter Frank...mein Held. Wenn alle so aufgeklärt wären,...es wäre schön.

  • Wenn du - als Beispiel - ernsthaft bestreitest (und andere hier im Thread haben das ebenso getan), dass Übergewicht zu großen Teilen in einer genetischen Disposition begründet liegt

    Hast Du jemals eine der Originalstudien, auf die Du Dich offenbar berufst (Quellen hast Du bisher ja nicht genannt), wirklich gelesen? Das Übergewicht an sich ist *nicht* genetisch bedingt, sondern die Biochemie. Das bedeutet, Menschen können Kalorien unterschiedlich gut verwerten (ich wies bereits darauf hin, dass die Varianz hier eher klein ist, taugt also nicht wirklich um Übergewicht zu "entschuldigen") und Menschen haben unterschiedlich starken bzw. unterschiedlich häufig Appetit auf Essen. Übergewicht kommt nicht aus dem Nichts, das wäre ein perpetuum mobile und das gibt es nicht, denn die Gesetze der Physik gelten zum Glück auch für den lebenden Organismus. Übergewichtig wird, wer mehr isst, als er verwerten kann und ja, das ist schlussendlich in der Handlung des Individuums begründet. Es gibt Essstörungen, wie das von mir genannte Binge Eating, die Menschen dazu bringen, zu viel zu essen. Alleine das Wort "Störung" impliziert, dass wir es hier nicht mehr mit "normalen" Verhalten zu tun haben. Zum Glück gibt es für sowas aber heutzutage Hilfe, die man sich holen kann, man ist der Sache also sicher nicht bedingungslos ausgeliefert.


    Mir ist in den 39 Jahren meines Lebens noch kein einziger Übergewichtiger untergekommen, der nicht in irgendeiner Form ein gestörtes Essverhalten zeigt. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man die Sache in den Angriff nehmen, nicht mehr als das schreibe ich hier. Mit "Diskriminierung" hat das alles nichts zu tun. Die Betrachtung von Übergewicht als etwas "Schicksalhaftes" das man nicht ändern kann, ist ganz einfach Bullshit. Meine Lebensgefährtin ist einer dieser Menschen, die ständig essen könnten. Wenn sie so viel isst, wie sie wollte, wird sie halt dick. Das ist eine anstrengende Sache, sie weiss es aber und handelt entsprechend. Ist nur eine Anekdote, ich weiss, aber schlussendlich geht es eben auch anderen Menschen so und auch diese Menschen haben die Möglichkeit ihr Essverhalten bewusst zu steuern. "Bewusst" heisst eben, dass man sich im klaren darüber ist, dass man an der Stelle ein Problem hat.


    Es gibt auch Menschen mit einer genetisch bedingt schlechten Zusammensetzung des Speichels, die bekommen instantan Karies, wenn sie normalen Zucker konsumieren. Wer das weiss, dass er davon betroffen ist, der tut sich halt Xylit anstatt Saccharose in den Kaffee. Ich habe eine extrem sonnenempfindliche Haut, wenn ich ohne LSF 50+ ins Hochgebirge gehe, kann ich mich direkt bei der nächsten Onkologie anmelden. Es gibt eine Menge solcher "Gebrechen" die halt nervig sind und mit denen man entsprechend umgehen lernen muss. Warum sollte das beim Essen und beim Gewicht anders sein.



    musste erst lernen, dass ich nicht schuld bin an meinem Körperfettanteil. Seit ich das begriffen habe, lebt es sich (übrigens mittlerweile meistens normalgewichtig) sehr viel angenehmer.

    Da widersprichst Du Dir doch selbst. Wie kommst Du denn auf Normalgewicht, wenn Du an Deinem Körperfettanteil selbst nichts ändern kannst?



    Ich finde es übrigens immer erstaunlich, wie sehr sich viele Menschen für das Gewicht anderer Menschen interessieren.

    Nee, ich interessiere mich nicht per se für das Gewicht anderer Menschen. Ich interessiere mich in erster Linie für meine Krankenversicherungsbeiträge und da bekomme ich dann schon Brass auf Leute wie z. B. meine eigene Mutter, die jahrelang den Hintern von der Couch nicht hochbekommen hat und an all ihren Krankheiten, die zuletzt teuer behandelt werden mussten, zu 100 % selbst Schuld hatte. Ich bin grundsätzlich ein ausgesprochener Fan des Solidaritätsprinzips aber an irgendeiner Stelle ist dann doch mal die Grenze überschritten. Insofern bin ich auch absolut für ein zeitnahes Eingreifen des Staates etwa in Form einer Zuckersteuer oder was weiss ich was, beim Tabak hat's ja auch geholfen. Alkohol kann von mir aus dann gleich auch noch teurer werden.


    Dr. Gunter Frank: Schlankheitsterror im Kindergarten!


    Wer von "Schlankheitsterror" spricht, hat den Knall noch nicht gehört. In Deutschland haben mehr als 50 % der Bevölkerung einen BMI 25 aufwärts, von Magersucht ist - ich erwähnte es bereits - weniger als 1 % betroffen. Es gibt keinen "Schlankheitsterror". Was es sehr wohl gibt, ist ein "Selbstoptimierungsterror" aka "Narzissmus", der sich immer weiter verbreitet. Dass die Gedanken von zunehmend mehr Menschen ständig und immerzu ums Essen kreisen, hat noch lange nichts mit "Schlankheitswahn" zu tun, sondern lediglich mit einem vollkommen gestörten Verhältnis zur Nahrungsaufnahme. Ja, das geht mir auch tierisch auf den Keks. Ich hasse es mit Leuten am Tisch zu sitzen, die ihr Essen ständig zerreden. Und mir sind Leute unsympathisch, die allzu sehr mit ihrem "Dr." kokettieren und meinen, damit hätten sie die unangefochtene Wahrheit für sich gepachtet. Schreibe ich jetzt mal als Frau Dr. rer. nat. Wollsocken.

  • Ich bin immer dafür, jeden tun und lassen zu lassen, was er für richtig hält und mir würde nicht im Traum einfallen, jemanden aufgrund seines Essverhaltens schief anzuschauen.


    Jetzt kommen zwei aber:


    ABER ich habe die Erfahrung gemacht, dass übergewichtige Leute tatsächlich viel mehr und auch ungesünder essen als Normalgewichte. Das ist nicht diskriminierend gemeint. Das ist meine Erfahrung. Wer täglich zwei Flaschen Cola trinkt und neben dem Bett mehrere Chipstüten lagert, kann sich nicht mit genetischer Veranlagung herausreden.



    Und ABER: Ganz abgesehen davon, dass es mir völlig egal ist ob Buntflieger, Herr Huber von nebenan oder meine Zahnärztin übergewichtig sind -> in der Schule habe ich den Kindern gegenüber einen Erziehungsauftrag und da versuche ich, einen Grundstein zu gesunder Ernährung zu legen, wie es meine Möglichkeiten halt hergeben.


    Wenn man sagt, esst alle, was ihr wollt, die Dicken unter euch haben einfach genetisch Pech gehabt, also immer nur rein mit der Kinderschoki, dann macht man es sich viel zu einfach.

  • ...

    Einmal editiert, zuletzt von MarlenH () aus folgendem Grund: Falsche Stelle

  • @Wollsocken80, bei allem Bemühen um Sachlichkeit, du überliest glaube ich manchmal, dass Menschen auch Emotionen bei einem Thema haben. Das Leben ist kein Labor.

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