Kinder ernähren sich falsch, Klöckner sieht deshalb "Nachholbedarf" bei Lehrern und Pädagogen

  • Ich schreibe das gleich hier in die "Nörglerecke", bevor die Moderatoren diese Kritik an der Bildungspolitik wieder hierher verschieben...


    Zitat

    Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will Schulkinder besser über gesunde Lebensmittel aufklären. "Eine ausgewogene Ernährung gerade unserer Kleinsten ist der Schlüssel für ein gesundes Leben", sagte Klöckner der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
    Eine von ihr in Auftrag gegebene Studie habe jedoch "Nachholbedarf" bei Lehrern und Pädagogen offenbart.

    https://www.spiegel.de/lebenun…ema-machen-a-1276089.html


    Immerhin wissen wir jetzt, wo die Bundesregierung die Probleme und Schuldigen an der Ernährungssituation vieler Kinder und Jugendlichen verortet: Nicht etwas bei den Eltern, der Dauerwerbung für ungesunde Lebensmittel, der gesellschaftlichen Fast-Food-Mentalität oder unterfinanzierten schulischen Mensen, sondern bei den Pädagogen und Lehrkräften. Vielen Dank für diese Aufklärung.


    Gruß !

  • Aber was nutzt es, wenn wir den Kindern erzählen, was gesund ist, ihnen aber kein Essen zubereiten?


    Also ich für meine Wenigkeit kann sagen, dass ich meinen Schülern kein Frühstück bereite, keine Pausenbrote schmiere, kein Mittagessen koche, keinen Abendbrottisch decke und noch nicht einmal Snacks bereit halte.


    Frau Klöckner, wenn Sie mich vom Unterricht freistellen und mir morgens eine Lebensmittellieferung nach Hause schicken, kann ich gerne nicht nur 2 Brotdosen für meine eigenen Kinder füllen, sondern auch noch die 29 für meine Schüler ;)


    Bitte auch das Mensa-Personal schulen und Ordnungshüter einstellen, die sicherstellen, dass der Salat und der Brokkoli nicht im Müll landen, sondern wirklich gegessen werden! Wer das nicht tut, muss nachsitzen!


    Für die Kontrollen am WE bitte auch Personal bereit stellen!

  • Ich stell meine eine These auf:


    Seit man Menschen erzählt, was gesund ist und was nicht, gibt es mehr Essstörungen.


    Keinem anderen Lebewesen muss man erklären, was es zu essen hat —> also Menschen fühlen sich dumm, werden unsicher was das Hören auf ihre eigenen Körpersignale angeht.


    Kein Mensch braucht das gleiche, jeder isst anders und jeder Körper benötigt was anderes auch immer wieder zu unterschiedlichen Zeiten etwas anderes. Man nennt das intuitives Essen. —> wurde den Menschen systematisch abtrainiert durch Werbung und Kampagnen —> der Körper reagiert wie der Körper reagieren muss, er legt sich Polster für schlechte Zeiten an, wenn wieder nicht das gegessen wird, was er braucht, sondern das was er (laut Studien oder so) bekommt.


    Ein paar Butterbrote schmieren bringt gar nix.


    Die völlige Fokussierung auf Essen und das Missionieren sowie das Bashing von Menschen, die nicht schlank sind, haben in den letzten Jahrzehnten zu diesen ganzen Essstörungen geführt.


    Frau Klöckner hat anscheinend davon keine Ahnung.


    Intuitives Essen kostet nix, man kann damit weder Geld verdienen noch Politik machen. Deswegen wird schon wieder eine neue Sau durchs Dorf gejagt, Angst vor Verfettung der Gesellschaft gemacht und so weiter.


    Die nächste Essgestörte Generation wird somit heran gezogen.

  • Ich bin in den letzten zwei Jahren an einigen Grundschulen rumgekommen und mir wurden von vielen Kindern ihre Frühstücksdose entgegengestreckt. Ich hatte ein ländliches Einzugsgebiet und die meisten Frühstücksdosen waren im grünen Bereich. Wenn das nur Schrott war, wurde das moniert und als GS-Lehrkraft quatscht man ja bei Gelegenheit beim Frühstücken über die Vorzüge von Obst und Gemüse. Da kann man aber lange gegen anquatschen, wenn die Eltern trotz der Bitte um ein ausgewogenes Frühstück nur Mist mitgeben oder zu Hause so etwas wie Obst und Gemüse ein Fremdwort sind.
    Das mal wieder den Schulen in die Schuhe zu schieben oder den Hebel dort anzusetzen ist wieder deutlich bequemer als mal bei den Eltern anzusetzen.

  • Wir sind alle schon so “informiert“, dass wir glauben, es gäbe gutes und schlechtes Essen. Dabei macht einzig und allein die Dosis das Gift. Irgendwas zu verbieten oder zu verteufeln, hat schon immer zum Gegenteil geführt. Obst und Gemüse ist langweilig, Süßes ist toll.


    Das sich Lehrer über den Inhalt von Brotdosen äußern finde ich als Mutter völlig daneben. Es soll sogar Menschen geben, die kommen bis zum Mittag ohne Essen aus, ohne dass sie eine Krankheit haben. Und wenn man denen sagt, sie müssen doch was essen, hat das fatale Folgen.

  • Diese Frau Klöckner darf gerne mal von ihrem Politikerdeputat eine halbe Stelle für eine Lehrtätigkeit für ein Jahr abknapsen und ihre Weisheiten an Schulen verbreiten. Dann kann sie ja mal sehen, wie praxisnah ihre Rratschläge sind. Inzwischen betreibt jeder Grundschullehrer (und sicher auch Förder- und Hauptschullehrer) Ernährungslehre innerhalb des Unterrichts und die bildungsnahe Familien wird das auch sicher interessieren mit der Ernährungspyramide und genug trinken etc. Wenn jedoch eine sozial schwächere Familie darauf beharrt, dass Weißmehlbrötchen mit Nutella und Eistee gesund sei, dann wird es schwierig, als Grundschullehrer etwas dagegen auszurichten.

  • Der ebenfalls natürliche Bewegungsdrang von Kindern wird in der Schule massiv eingeschränkt. Das bisschen Sportunterricht bringt eher Frust als Freude. In Sachsen wurde der auch aktuell gekürzt. Da hilft die Obst und Gemüse Predigt gar nichts.

  • Wenn jedoch eine sozial schwächere Familie darauf beharrt, dass Weißmehlbrötchen mit Nutella und Eistee gesund sei, dann wird es schwierig, als Grundschullehrer etwas dagegen auszurichten.

    Diese Familien beharren nicht darauf.
    Hier dient Essen als Belohnung, als Trotzreaktion, weil man nicht zur Gesellschaft gehört etc. Es hat immer vielschichtige Gründe, wenn sich Menschen/Familien von ihrem angeborenen, intuitiven Essverhalten wegbewegen.


    Ernährungspyramiden und Gardinenpredigten bringen genau Null, was du ja auch schon fest gestellt hast. Wenn sich Menschen so ernähren (können), wie es ihnen ihre Instinkte sagen, kommt bei jedem etwas anderes heraus. Das passt in keinen Lehrplan und gehört da auch nicht hin.

  • Das sich Lehrer über den Inhalt von Brotdosen äußern finde ich als Mutter völlig daneben. Es soll sogar Menschen geben, die kommen bis zum Mittag ohne Essen aus, ohne dass sie eine Krankheit haben. Und wenn man denen sagt, sie müssen doch was essen, hat das fatale Folgen.


    Das ist mir wie bei der Sexualerziehung und anderen Themen ziemlich egal, was die Eltern für eine Einstellung haben. Das Thema gesunde Ernährung ist im Lehrplan verankert und ein Blick in die Brotdose ist so ziemliche die lebensweltnaheste Herangehensweise.


    Dass der Körper intuitiv wüsste, was er bräuchte, stimmt halt für eine Gesellschaft, die im Überfluss lebt nicht. Unser Körper denkt, er braucht so viel Energie wie möglich, um in der Wildnis unter widrigen Bedingungen zu überleben, um das mal sehr verkürzt darzustellen.

  • Gesunde Ernährung + Sport ausreichend Bewegung wäre super.
    In Schottland hab ich gesehen, wohin zu wenig achten auf sowas führen kann: Eine Menge adipöse Kinder sind da rumgerannt und das war definitiv mehr, als man hier zulande sieht.


    Solange sich aber die Liebe Gesundheits/Landwirtschaftsministerin gegen Lebensmittelampeln und ner richtigen zuckersteuer wehrt, können wir noch so sehr versuchen, den Kindern gesunde Ernährung näher zu bringen.
    Gute Mensen töten da ebenfalls vom Vorteil (Sodexo kotzo).

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Seit man Menschen erzählt, was gesund ist und was nicht, gibt es mehr Essstörungen.
    Keinem anderen Lebewesen muss man erklären, was es zu essen hat —> also Menschen fühlen sich dumm, werden unsicher was das Hören auf ihre eigenen Körpersignale angeht.


    Kein Mensch braucht das gleiche, jeder isst anders und jeder Körper benötigt was anderes auch immer wieder zu unterschiedlichen Zeiten etwas anderes. Man nennt das intuitives Essen. —> wurde den Menschen systematisch abtrainiert durch Werbung und Kampagnen —> der Körper reagiert wie der Körper reagieren muss, er legt sich Polster für schlechte Zeiten an, wenn wieder nicht das gegessen wird, was er braucht, sondern das was er (laut Studien oder so) bekommt.

    Beim ersten Satz gebe ich dir völlig recht.


    Beim Rest bin ich skeptisch, erst recht, nachdem ich das Schlagwort "intuitives Essen" gegoogelt habe. Ich bin aber grundsätzlich skeptisch bei allem, was uns irgendwie zurück zu mehr Natürlichkeit bringen soll: Wir leben seit zehntausend Jahren nicht mehr in einer natürlichen Welt, sondern einer Kulturwelt, und aus der kommen wir nicht heraus, und für die ist unsere Intuition nicht gemacht. Meine Körpersignale sagen: Mehr Zucker! Ich fürchte, solange das Angebot nicht auf das begrenzt ist, was natürlicherweise da ist, muss man sich an Regeln halten. Die sollten allerdings tatsächlich entspannt sein. "Eat food, not too much, mostly plants" reicht mir.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Ich seh das ja auch bei den Großen. In der 12 muss ich mit den Erziehern/AHR und Freizeitsportleitern/AHR health Education als Thema im Englisch GK machen. Theoretisch wissen alle was gesund ist, wenn die aber eine Woche Ernährungstagebuch schreiben sagen sie selbst, dass das falsch ist, aber es gibt dann einige, die sagen: ist egal ich bin ja dünn (da sprechen wir dann zwar über TOFI, aber meist hilft das nicht), oder: ich mache ja Sport und das ist gerade nur ne Phase.
    Selbst kochen? Können ganz viele nicht. Wenn wir über Lebensmittel reden um das Vokabular zu erweitern können sie mir nicht mal sagen was in eine Tomatensauce gehört, oder in einen Pizzateig, oder wie man Brot/ Brötchen backt. Filme wie supersize me, That Sugar Movie oder fed up und wissen über den Einfluss des Insulinspiegels helfen auch nur kurzfristig, wenn man bei der nächsten Klausur dann wieder Kekse und Cola auf dem Tisch sieht.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Beim ersten Satz gebe ich dir völlig recht.
    Beim Rest bin ich skeptisch, erst recht, nachdem ich das Schlagwort "intuitives Essen" gegoogelt habe. I

    Das ist der entscheidende Unterschied. Ich habe nicht nur danach gegoogelt, ich habe mich damit auseinander gesetzt. Für mich alternativlos. Hinzu kommt noch ergänzend die Body Positivity Bewegung. Auch da reicht schnelles googeln nicht aus.

  • Das ist mir wie bei der Sexualerziehung und anderen Themen ziemlich egal, was die Eltern für eine Einstellung haben.


    Dass der Körper intuitiv wüsste, was er bräuchte, stimmt halt für eine Gesellschaft, die im Überfluss lebt nicht.

    Das tut mir leid für deinen Körper.


    Du hast und willst dich mit dem Thema nicht auseinander setzen. Daher verstehe ich deine Ablehnung. Es würde bedeuten, dass du den Lehrplan ändern müsstest oder dagegen rebellierst. Meinem Sohn habe ich politisch korrekte Brotdosen mit gegeben, damit sich die Lehrerin nicht aufregt. Gegessen hat er früh nichts.Und er lebt noch.

  • Das sich Lehrer über den Inhalt von Brotdosen äußern finde ich als Mutter völlig daneben. Es soll sogar Menschen geben, die kommen bis zum Mittag ohne Essen aus, ohne dass sie eine Krankheit haben. Und wenn man denen sagt, sie müssen doch was essen, hat das fatale Folgen.

    Ich rede hier nicht von "Sag deiner Mutter, morgen dürfen es aber bitte ein paar Paprika mehr sein!". Wenn jemand "nur" geschmierte Brote hat, ist das für mich in Ordnung. Wenn jedoch sehr häufig eine Tüte Chips oder Gummibärchen "das" Frühstück darstellt, sollte man meiner Meinung nach etwas sagen. Das ist garantiert keine Intuition, die gut für den Schüler (und im Zweifel sein Umfeld) ist. Bei Jugendlichen mag das vielleicht stimmen, dass sie ohne Essen gut durch den Vormittag oder im Zweifel ganzen Tag kommen. Das hatte ich beides schon. Für Grundschulkinder halte ich es aber eher unpraktikabel. Wenn man es deutlich merkt, dass das Konzept nicht hinhaut, hat man eine Berechtigung, sich gegenüber den Eltern zu äußern.

  • Ich rede hier nicht von "Sag deiner Mutter, morgen dürfen es aber bitte ein paar Paprika mehr sein!". Wenn jemand "nur" geschmierte Brote hat, ist das für mich in Ordnung. Wenn jedoch sehr häufig eine Tüte Chips oder Gummibärchen "das" Frühstück darstellt, sollte man meiner Meinung nach etwas sagen. Das ist garantiert keine Intuition, die gut für den Schüler (und im Zweifel sein Umfeld) ist. Bei Jugendlichen mag das vielleicht stimmen, dass sie ohne Essen gut durch den Vormittag oder im Zweifel ganzen Tag kommen. Das hatte ich beides schon. Für Grundschulkinder halte ich es aber eher unpraktikabel. Wenn man es deutlich merkt, dass das Konzept nicht hinhaut, hat man eine Berechtigung, sich gegenüber den Eltern zu äußern.

    Im Beitrag 9 bin ich schon darauf eingegangen.

  • Hallo MarlenH,


    das sehe ich ganz genauso. Seit das böse Cholesterin von der seriösen Ernährungswissenschaft (die ihre Ursprünge nicht in Deutschland hat!) als völlig bedenkenlos und sogar gesund nachgewiesen wurde, stürzt man sich nun neuerdings auf alles, was Zucker enthält. Zucker ist nun böse böse...


    Kapiert hat man offenbar weiterhin nicht, dass es nicht die eine gesunde Ernährung gibt. Man sollte das essen, was einem schmeckt und das sollten die Kinder zur Verfügung haben - darum sollte man sich noch am ehesten kümmern.


    Du kannst sowieso kein Kind dazu zwingen, Gemüsekram und tonnenweise Obst zu essen. Ein Kind wächst und braucht energiereiche Kost, mit Fetten und Kalorien und bösem Zucker etc.


    Mich würde interessieren, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage man ein Fach wie "Ernährungslehre" o.ä. lehren möchte. Die Aussagen der Ernährungswissenschaft sind doch so bunt wie beliebig. Wer will da entscheiden, was nun richtig und was evtl. gar schädlich ist. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass vieles von dem, was jahrelang unumstritten als richtig galt, völlig haltlos war.


    Ich wüsste jedenfalls nicht, woran ich mich zuverlässig orientieren sollte, müsste ich Kindern vorkauen, wie sie sich optimal-gesund zu ernähren haben. :essen:


    der Buntflieger

    Einmal editiert, zuletzt von Buntflieger () aus folgendem Grund: falsches Zitat entfernt

  • Buntflieger:
    Und wie garantiert man, das alle Kinder die gleiche Wahlmöglichkeit haben was das „essen was sie wollen“ angeht?
    Ein Freund von mir, stark adipös, durfte auch essen was ihm schmeckt. Nur haben die Eltern halt immer fast Food und richtig ungesundes Zeug in Haus gehabt. So gut wie nie Gemüse etc. Für ihn hat es lange Zeit und viel Überwindung gekostet aus diesem Fresskreis rauszukommen und sich eine gesündere Ernährung anzugewöhnen. Gemüse war für ihn am Anfang widerlich genau wie Wasser.
    Ich hab ihm bei geholfen (koche sehr gerne und ausgewogen seit ich 15 bin). Vieles von dem was ich so gekocht hab in den letzten drei Jahren hat er sich bereits angenommen und mittlerweile mag er auch Gemüse und Obst lieber als fettiges Zeug. Mittlerweile hat er dadurch auch 50kilo abgespeckt und fühlt sich wohl dabei.
    Und die 150 Kilo am Anfang hatte er drauf, weil er von zu Hause aus keine Alternative kannte. Und genau da muss man ansetzen hinsichtlich zuckersteuer und anständiger Aufklärung.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Essen was ich will ist nicht das selbe wie intuitive Ernährung.


    Mehr schreib ich dazu jetzt nicht mehr.

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