Gestaltungsspielraum Schulleitung

  • Ok, ich vermute mit „Sau“ meinst du Neuerungen wie Digitalisierung?


    Solange die KuK wissen, wie du „tickst“ (Stichwort Kommunikation), kann ich deine Art und Weise nachvollziehen. Wichtig ist m. E. n. wirklich, dass die Kollegen hier genau verstehen, dass du den Spielraum, den die SA Dir gibt, weitergibst und dass die Ergebnisse von Dir gesehen und weiter kommuniziert bzw. in das große Netz Schule gesponnen werden.

  • Vielleicht hilft es, die Aussagen vom kleinen grünen Frosch einzuordnen, wenn man bedenkt, dass er an einer Grundschule arbeitet. Die Kollegien sind meist nicht groß und das Kollegium kann vieles effektiv besprechen. In so großen Läden wie z.B. meiner Schule mit 60+ Lehrkräften müssen gewisse Impulse auch von der SL kommen. Nur sie hat einen Überblick über die Ressourcen und Umsetzbarkeit, ist im Gegenzug dringend auf ehrliche Rückmeldungen aus dem Kollegium angewiesen. Der Blick zur Basis geht in solch großen Systemen eher verloren.

  • Eine Schulleitung, die sich noch daran erinnert, dass an einer Schule manchmal Unterricht stattfindet, dessen Gestaltung irgendwie mit dem Lehrerberuf zu tun hat, wünscht sich doch jeder. Egal ob große oder kleine Schule.

    • Offizieller Beitrag

    Es war ein Kompliment :)

  • Das ist jetzt aber Wortklauberei.


    Ob es nun Träume, Visionen oder einfach nur erreichbare Ziele sind, das Kollegium muss aber, um dazu eine Meinung haben zu können, davon hören :)

    Das sehe ich anders. Du verweist auf eine semantische Schnittmenge der Begriffe im Sinn von "erwünschter und beabsichtigter künftiger Zustand". Aber eine Vision ist nicht ein strategisches Ziel und ein Traum ist keine Summe von realistisch angestrebten Eigenschaften. Das sind voneinander klar unterscheidbare semantische Konzepte die völlig unterschiedliche Assoziationen wecken - kühle Kalkulation auf der einen, emotional geprägte Hoffnung auf der anderen Seite. Das merkt man, wenn einem im Schulbetrieb ganz bestimmte Kollegen wieder einmal ihre Träume und Visionen ausbreiten: deren Blick wird dann stets etwas glasig und schweift in weiten, unsichtbaren Fernen. Ihre Sprache wird blumenreich und in immer schöneren Metaphern werden wohlriechende Bilder von ferner Zukunft gemalt, in denen das Wünschen wieder helfen wird.


    Danke, aber nein danke. :) Ich muss da immer an Franz Josef Degenhardts Lied denken.

    Wie konnte so einer wie Du Schulleiter werden?

    Die Hauptaufgabe von Lehrerinnen und Lehrern IST das Unterrichten. Das heißt nicht, dass sie nicht engagiert und konstruktiv an der Schulentwicklung mitwirken können. Wenn das aber zuviel Arbeitszeit und Energie in Anspruch nimmt, dann wird die Kerntätigkeit von Lehrern beeinträchtigt. Die Aufgabe von Schulleitungen dagegen ist, die Schulentwicklung zu gestalten und zu managen und dabei den Unterrichtsbetrieb sicherzustellen - gegebenenfalls gegen den Willen überengagierter Kollegen

  • ...
    Die Hauptaufgabe von Lehrerinnen und Lehrern IST das Unterrichten...

    Stimmt und diese Hauptaufgabe wird verunmöglicht, wenn SL jeden Tag als Bürde auffassen und außer Vertretungsicherstellen keine Ambitionen weiter haben. Man könnte sagen: Vertretung sichergestellt, Hauptaufgabe ermöglicht. Es reicht aber nicht, das Gebäude aufzuschließen und dafür zu sorgen, dass in jedem Raum ein Lehrer anwesend ist. Um unterrichten zu können braucht es mehr Bedingungen als eine Tafel.

  • Stimmt und diese Hauptaufgabe wird verunmöglicht, wenn SL jeden Tag als Bürde auffassen und außer Vertretungsicherstellen keine Ambitionen weiter haben.

    Das ist sicherlich richtig, aber ich sehe nicht, dass das hier irgendjemand gesagt hätte.

  • Die bereits gegebenen Antworten zeigen, wie unterschiedlich Erwartungen und Bewertungen in dieser Hinsicht sind.
    Außerdem sind die Möglichkeiten doch stark von Bedingungen und Schulgröße abhängig.


    Kümmert sich die SL zu wenig, sehen manche, dass dadurch das Kollegium mehr Möglichkeiten entwickeln kann. Das kann für alle gut sein und durchaus die Schule entwickeln, wobei die Lehrkräfte als Basis dicht am Geschehen sind oder im kleinen System vieles untereinander regeln.
    Klappt es im Kolleigum gemeinsam nicht so gut, kann es aber auch ein Nachteil sein, weil keiner zum Zuge kommt oder alles brach liegt oder sich die KollegInnen gegenseitig behindern.


    Kümmert sich die SL sehr viel, kann man es ebenfalls unterschiedlich bewerten. Es ist gut, wenn der Rahmen in Ordnung ist und die Aufgaben auf genügend KollegInnen verteilt werden können, die die Notwendigkeit sehen, sich wert geschätzt fühlen. Anders herum kann es aber auch dazu führen, dass ein ohnehin belastetes Kollegium eine Vielzahl zusätzlicher Aufgaben erhält und bewerkstelligen soll, die neben dem Unterricht und anderen Aufgaben gar nicht zu leisten sind, sodass schnell der Eindruck entsteht, dass die SL die Bodenhaftung verloren hat und die Arbeit der Lehrkräfte gar nicht wahrnimmt.


    Je nach Schule, Schulform, Kollegium sind die KollegInnen das eine oder andere gewohnt, warten ab oder sind selbst initiativ, warten auf Anweisungen oder haben selbst schon über Jahre gemeinsam die SL-Aufgaben im Team erledigt, sodass sie alle wissen, worauf es ankommt. Die KuK sind gewohnt, im kleinen Team die Fächer einigermaßen fair zu verteilen oder beharren auf ihre studierten Fächer und lassen andere eine Lösung suchen, falls die Mangelfächer nicht besetzt werden können. Entsprechend unterschiedlich bewerten Kolleginnen Ansagen von SL, begrüßen diese oder fühlen sich bevormundet oder gemaßregelt.


    Was noch nicht angesprochen wurde: Immer ist es auch eine Frage der Möglichkeiten innerhalb einer Schule.
    Wie groß ist das System und wie viele Entscheidungen kann und darf ich treffen?


    Wie viele Stammlehrkräfte habe ich und kann ich mit diesen über Jahre arbeiten oder bin ich durch ständig neue, halbjährliche Abordnungen an andere Schulen oder an meine Schule als SL immer gezwungen, den Mangel zu verwalten und monatlich mit HIlfe von Vertretungen oder anderem damit beschäftigt, den Laden überhaupt grundlegend am Laufen zu halten? Hat das Kollegium Zeit und Kraft oder ist es mit der Einarbeitung von Vertretungen, doppelten Klassenleitungen, ständigen neuen Curricula und neuen Vorgaben der Schulbehörde mehr als ausgelastet? Wie soll dabei auch noch Schulentwicklung erfolgen?


    Wie viele andere Aufgaben erhält die SL auf den Tisch, ist die Landesschulbehörde eher so, dass sie auf lange Sicht etwas anschiebt oder bombardiert sie die Schulen mit einer Statistik und Abfrage nach der nächsten, gerne Freitagmittag, gerne auszufüllen bis vorgestern?


    Welche Möglichkeiten bestehen hinsichtlich des Schulgebäudes und der Ausstattung? Ist der Schulträger an einer Entwicklung überhaupt interessiert? Braucht es Sponsoring und Einwerben von Geldern und ist die Region in der Struktur so stark und die Elternschaft so spendabel, dass dies leicht möglich ist ... oder gibt es bei Sponsorenläufen Beträge in Cent-Größe?

  • Interessant, wie viel LuL interpretieren können. So erlebe ich das im Kollegium auch immer mal wieder...

  • Das ist sicherlich richtig, aber ich sehe nicht, dass das hier irgendjemand gesagt hätte.

    stimmt, ich ging nur von meiner Situation aus.


    Da du aber etwas nebulös von Visionen vs. konkreten Ziele sprachst, genau das ist ja meine Frage gewesen: Welche Ziele ist man in der Lage umzusetzen, abzüglich aller Vorgaben oder Beschränkungen "von oben". Nicht so allgemein, "Schulentwicklung und Engagement in allen Ehren, aber wir wollen unterrichten und nicht belastet werden".


    Ich fühle mich nicht belastet durch Zusatzaufgaben, sondern durch Mangel an Verantwortung. Wenn die Ansage vom Chef dann lautet "mir sind die Hände gebunden, ich gebe auch nur die Verbote weiter, die mir von oben erzählt wurden", würde ich gern genau wissen, was einem SL an Steinen in den Weg gelegt werden und was trotzdem an Zusammenarbeit mit Kollegen möglich ist. Ganz konkret.

    • Offizieller Beitrag

    Welche Ziele ist man in der Lage umzusetzen, abzüglich aller Vorgaben oder Beschränkungen "von oben".

    Das wird man nicht allgemein beantworten können, sondern nur in Bezug auf konkrete Fälle

  • Ich finde es wirklich gut, dass du an die Belastungsgrenzen deines Kollegiums denkst...

    Das kann ich nur bestätigen. Unsere Schulleitung achtet sehr darauf, dass niemand zu sehr belastet wird. Ich staune selbst immer wieder darüber und finde das natürlich toll. Deshalb stehen wir aber auch alle hinter unserer Schulleitung. Wir sind eben ein Team!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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