@Morse : Ich hatte z.B. im Studium während der Abschlussprüfung auch einen Nachteilsausgleich. Das hatte gar nichts mit einem "falschen Selbstbild", "zerplatzenden Träumen" oder "Edelmut" zu tun, nur ganz simpel mit einem (medizinisch bedingten) motorischen Problem in der Schreibhand, in dessen Folge ich zum Prüfungszeitpunkt nur sehr langsam handschriftlich schreiben konnte, so dass ich eine simple Schreibzeitverlängerung erhalten habe, da es nicht möglich war, mir das Tippen am PC - was schnell genug auch in der Regelzeit gewesen wäre- zu gestatten. Pauschal Nachteilsausgleiche als Etikettenenschwindel abzutun halte ich nicht nur, aber eben auch aus dieser persönlichen Betroffenheit heraus für unangemessen. Es geht schließlich nicht darum Leute auf Abschlüsse zu "lupfen", die diese nicht erarbeiten und leisten könnten, sondern faktische Behinderungen insoweit auszugleichen, dass vergleichbare Startbedingungen herrschen, um dann eben sein Potential zeigen zu können.
Könnte man ja einfach auf dem Zeugnis vermerken und gut is'.
Fälle wie Deiner sind mir in der Schule noch nie untergekommen.
So kenne ich das (etwas zugespitzt): Die betreffenden SuS sind dem Niveau der Schulart grundsätzlich nicht gewachsen, aber es wird ein sehr großer Aufwand betrieben v. Eltern, Lehrern, Betreuern, anderen Institutionen, der dann als Alibi fungiert, um den Schülern noch Vierer zu geben oder bei der Frage, ob sie überhaupt eine Chance haben, den Abschluss zu machen "Mjooaaah, also wenn er sich im letzten Jahr anstrengt köönntee..." zu antworten.
Der Witz ist, dass der NTA den SuS den nichts nutzt. Egal ob mehr Zeit oder nicht, ob "sprachoptimiert" oder nicht. Das sind Alibis, die dann die Vierer rechtfertigen sollen, obwohl diese einfach geschenkt sind, nach dem Motto "er hat's ja immerhin wirklich versucht". Wenn die SuS dann nur Absagen bekommen, weil die Arbeitgeber sofort merken, dass der Bewerber mit Deutsch Vierer nicht lesen und schreiben kann oder die Prüfung erst gar nicht bestanden wird, verstehen sie die Welt nicht mehr. Jahrelang sah doch alles ganz rosig aus und jetzt das!
Auf der anderen Seite gibt es SuS die NTA bekommen weil ihre Eltern sie zum Arzt geschickt haben - der NTA soll ja die Note verbessern! Da gibt's dann Fälle wie SuS mit ärztlich attestierter Dyskalkulie, die in Mathe zu den Klassenbesten zählen. Und das nicht aufgrund des NTA! Sie bekommen mehr Zeit, geben trotzdem noch vor allen anderen ab.
Soweit zu meinen (natürlich subjektiv bzw. limitierten) persönlichen Erfahrungen damit, vielleicht macht das meine Meinung dazu etwas verständlicher.