Lernziele Mathe Klasse 1 BW

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    ich unterrichte momentan zum ersten Mal Mathe in Klasse 1. Das Schuljahr ist nun bald zu Ende und ich stelle immer wieder fest, wie groß die Leistungsunterschiede meiner SuS sind. Große Sorgen macht mir das vor allem in Mathe. So habe ich auf der einen Seite SuS, die sich problemlos im ZR 20 rechnend bewegen, während andere SuS nach wie vor den ZR 10 nicht automatisiert haben.
    Nun gibt der BP für BW ja "nur" vor, was bis zum Ende von Klasse 2 beherrscht werden muss. Wie sieht es aber mit den Kompetenzen aus, die die SuS in Klasse 1 erreicht haben sollten, um in Klasse 2 erfolgreich sein zu können? Welche "Richtlinien" habt ihr da für euch persönlich?
    Ist es für euch ein Grund, eine freiwillige Wiederholung anzuraten, wenn ein Kind im ZR 10 noch mit Fingern rechnet (bzw eigentlich zählt)?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand meldet und mir ein bisschen berichtet:)


    VG
    Linchen

  • Anderes Bundesland, gleiches Problem.
    Ich bin auch bei auffallend vielen Sus überhaupt nicht zufrieden und habe ähnliche Sorge darum, gleichzeitig auch das Wissen, dass die Ausgangslage ähnlich schwach war und die Kinder kaum bis 10 zählen konnten und in der Wahrnehmung viele, viele Auffälligkeiten bestanden und bestehen.


    Aber wenn es „nur“ Mathematik ist, empfehle ich den freiwilligen Rücktritt nicht.


    Bei etlichen habe ich den Eindruck, dass die letzten Wochen doch noch einiges verbessert haben und mehr Aufgaben automatisiert sind, aber 1 Woche vor den Sommerferien bei heißem Wetter ist nicht mehr viel zu wollen.
    Am Anfang von Klasse 2 muss ohnehin wiederholt werden, es hieß immer, die SuS haben 2 Jahre Zeit für den Start, ich bemühe mich, die Eltern mit ins Boot zu holen ... und dann warte ich den Verlauf des 2. Schuljahres ab.
    Anfang 2 würde ich den fitten SuS dann Rechenrätsel geben und mit den anderen noch einmal materialgestützt üben.

  • Ich bin auch in BaWü und finde den Bildungsplan Mathe in Klasse 2 übervoll. Ich habe fast noch 5 Wochen Schule, aber noch einiges auf dem Plan. Am Anfang habe ich ziemlich lange gebraucht, den Zahlenraum bis 100 zu erweitern, beim Einmaleins, den Geteiltaufgaben und Teilen mit Rest ging es auch nicht so schnell voran und gerade kämpfe ich mit Addition und Subtraktion mit Zehnerüberschreitung. Ich muss das straffen, obwohl meine Schwachen teilweise überhaupt immer noch nicht kapieren, was Zehner und Einer sind. :stumm: Nebenher übe ich die Uhr und ja....
    Schau dir mal die Themen an, es ist wirklich viel in Klasse 2, so dass man gar nicht viel Zeit hat, auch noch den Zahlenraum bis 20 lange zu wiederholen.....


    Wenn ich mich nur an den Guten orientiere, geht es, aber ich sehe genau die Probleme und will dann immer möglichst alle mitnehmen.

  • Auf jeden Fall ist es völlig normal, dass es so große Unterschiede gibt, je nach Einzugsgebiet mal mehr in die eine oder andere Richtung hin verschoben. Der Stand, den du beschreibst, klingt für mich erstmal nicht ungewöhnlich, vor allem, wenn die Schüler nicht unbdingt mit den besten Voraussetzungen kommen. Freiwillig verweilen würde ich Kinder zum jetzigen Zeitpunkt nur dann lassen, wenn ich insgesamt den Einsruck hätte, ihnen würde ein zusätzliches Jahr noch gut tun. Ansonsten ist es hier in Berlin so, dass wir regulär erst nach 2 Jahren entscheiden sollen, ob ein drittes Jahr Schuleingangsphase Sinn macht. Und in den allermeisten Fällen halte ich das auch für richtig. Ich habe mitterweile eben doch schon zu oft erlebt, dass es in Klasse 2 noch Entwicklungssprünge gibt. Was wichtig wäre: den Eltern der betreffenden Schüler jetzt schon sagen, dass du dir diese Gedanken machst. Dass du es gut beobachtest und zum Ende der 2.Klasse hin entscheidest. Das hilft vielleicht auch, wenn du bisher den Eindruck hast, die Eltern nehmen das mit dem häuslichen Üben nicht so ernst. Man kann zwar in Mathe nichts erzwingen, aber sowas wie das kleine 1+1 zu automatisieren ist auf jeden Fall nützlich (wobei reines Auswendigklernen natürlich auch nichts hilft, wenn keine gefestigte Zahl-Vorstellung dahintersteht).

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ist es für euch ein Grund, eine freiwillige Wiederholung anzuraten, wenn ein Kind im ZR 10 noch mit Fingern rechnet (bzw eigentlich zählt)?


    Dann gäbe es viele Wiederholer.


    Im Ernst: Ich habe noch keine Klasse, auch keine 5., 6. oder 7. Klasse kennengelernt, in der kein Schüler zählend rechnet.


    Klar kann man seinen Unterricht sinnvoll vorbereiten, Grundlagen und Zerlegungen trainieren, Rechenstrategien thematisieren, viel üben, Eltern beraten, in der Einzelförderung daran arbeiten usw. und dabei sicherlich auch etwas bewirken, aber eine komplette Klassen vom zählenden Rechnen wegzubekommen halte ich für aussichtslos.


    Insofern wäre das allein für mich kein Grund, eine freiwillige Wiederholung zu empfehlen. Wenn darüber hinaus Probleme mit dem mathematischen Verständnis und insbesondere auch in Deutsch bestehen, kann das zählende Rechnen aber durchaus ein (weiteres) Argument dafür sein.

  • Es macht jedenfalls in Klasse 2 keinen Sinn den Zahlenraum 100 zu öffnen (für diese Kinder) wenn sie den ZR 10 nicht verstanden haben. Das ist in Mathe wirklich grundlegend so. Was nicht gelernt wurde, muss mühsam wiederholt werden.

  • Ihr Lieben,
    vielen, vielen Dank für eure tollen Antworten und Erfahrungsberichte! Da ich an einer sehr kleinen Schule bin (4 Kolleginnen) fehlt mir das manchmal.
    Euer Schreiben hat mich jetzt doch darin bestärkt, dass alleine das zählende Rechnen kein zwingender Grund für eine Wiederholung ist.
    Habt ihr vielleicht noch Tipps für mich, wie ich den SuS (auch meiner künftigen Klassen) helfen kann, im Zahlenraum 10 besser zurechtzukommen? Ich habe mir, vor allem von der Seite pikas, viele Spiele zur Verbindung Ziffer-Menge und zur visuellen Zahlenvorstellung rausgesucht. Aber vielleicht hat ja der ein oder andere noch eine bewährte Vorgehensweise, die er gerne teilt :)

  • Wichtig , gerade auch für den Zehnerübergang sind die verliebten Zahlen (die zusammen 10 ergeben) und Zerlegehäuser. Das muss sitzen, ja auch auswendig.

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