Welche aktuelle Literatur Förderschwerpunkte

  • An die Kolleg*innen, die sich auf dem Laufenden halten: was lest ihr? Ich hänge in meiner Erfahrungsblase an der Basis fest und bekomme aktuelle Diskussionen praktisch nicht mit. Das Heftl vom vds hab ich irgendwann abbestellt, weil's dann nur noch ungelesen rumlag. Gibts irgendwelche interessanten Profs? Neues, theoretisches Inklusionswissen? Irgendwas verpasst die letzten Jahre?


    Würd mich über Input freuen :wink2:

  • Literaturleser bin ich auch nicht so, auch wenn bei uns die typischen Zeitschriften von unserer Schule abboniert sind.


    Ich ziehe dieses Jahr einiges aus Fortbildungen, die bei uns im Haus stattfinden, weil meine Leitung sie quasi eingekauft/gebucht hat. Das war einmal etwas zu Beratung im Kontext von Inklusion, was von einem regionalen Beratungs- und Förderzentrum in unserem Einzugsgebiet angeboten wurde. Die haben bei uns in Hessen generell ein relativ regelmäßiges Angebot. Ich weiß nicht, ob es das bei euch gibt, denn die regionalen Beratungs- und Fördernzentren sind letztendlich aus einer Fusion der externen Anteile der LE-Schule in einem Landkreis entstanden (d.h. die Schulen gibt es nach wie vor, aber die Beratung wurde für einen Landkreis in einer neuen Institution zentralisiert).
    Das andere mal war es etwas zu Hörtechnik, wo wir einen Akustiker zu Gast hatten.


    Ich würde einfach mal schauen, was es an Fortbildungen in deiner Nähe gibt. Unis bieten da auch z.T. etwas an. Da ich lieber in den Austausch gehe, finde ich das Format Fortbildung attraktiver als so manche Fachliteratur, die sich gefühlsmäßig eher an Studenten und Uni-Leute richtet.
    Bei uns in Hessen gibt es ETEP-Fortbildungen. Das Konzept richtet sich eher an Regelschulen, aber einige haben es bei uns trotzdem gemacht. Ich fand's überflüssig, weil man als Sonderpädagoge im Bereich LE/emsoz indirekt damit gearbeitet hat.


    Mein Probem ist oft, dass es für meinen speziellen Bereich nichts so richtig gibt. Da ich Englisch fachfremd unterrichte, hätte ich da auch gerne etwas. Englisch für Schwerhörige gibt es natürlich nirgends und auch an Unis sieht's da mau aus. Also tausche ich mich mit meiner Englisch-Fachleitung aus und passe mich an die Gruppe an. Im Fach Hörgeschädigtenkunde sind wir vielen Schulen um Meilen voraus und müssen denen eher etwas erzählen. Da kommt also auch nix von außen.


    Ansonsten sehe ich z.T. ein großes Kuddelmuddel bei den Sachen. Vieles bleibt recht allgemein, weil landauf und landab in der Inklusion rumprobiert wird, sich aber nirgends etwas als eine gute Lösung für eine Vielzahl an Schulen abzeichnet.

  • Literatur hätte ich auch gerne mal oder zumindest Zusammenstellungen.


    Ich bin für die Förderschwerpunkte, zu denen SuS in meinen Klassen sitzen, dazu übergegangen, im Internet zu schauen,
    vorzugsweise auf Förderschul-Seiten und Bildungsserverseiten ANDERER Bundesländer.


    Wenn mein eigenes BL nichts Konkretes bringt, nehme ich eben die Nachteilsausgleiche und Hinweise aus anderen Bundesländern zur Orientierung.


    Für spezielle Fragen fände ich es gelungen, wenn es eine Art "Medizinischen Dienst" gäbe, bei dem man schnell Informationen abfragen kann.


    Vielleicht bräuchte es Gleiches auch statt eines nicht existenten Mobilen Dienstes.
    Es ist mir unverständlich, warum man das Wichtigste in Kürze nicht für Lehkräfte zur Verfügung stellen kann.
    Dann könnte man es auch mit akutellen Forschungen oder neuen Erkenntnissen ergänzen.
    Ohnehin bin ich der Meinung, dass das, was an Unis erforscht wird, Lehrkräften online und unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden sollte.


    Das mag aus eurer FöS-Perspektive und in euren BL anders aussehen, aber hilfreiche Links und Hinweise wären wirklich eine Erleichterung zu "Hilf dir selbst..."

  • Für spezielle Fragen fände ich es gelungen, wenn es eine Art "Medizinischen Dienst" gäbe, bei dem man schnell Informationen abfragen kann.


    Vielleicht bräuchte es Gleiches auch statt eines nicht existenten Mobilen Dienstes.

    normalerweise sollte es ja einen Mobilen Sonderpäd. Dienst geben, Beratung in der entsprechenden Förderschule sollte man auf jeden Fall beantragen können. Ist aber letztlich in erster Linie alles nur Bürokratienervzeugs.


    Ich meinte aber Fachliteratur im Sinne von "der aktuelle Stand der Forschung in der xxx-behindertenpädagogik besagt Folgendes..." vielleicht ändert sich ja nix Wesentliches, aber innert 10 Jahren müsste ja mal irgendwer irgendwas erforscht haben.

  • Ich denke, ein aktuelles Kompendium zur gesamten Sonderpädagogik gibt es nicht mehr, da das heutzutage einfach zu umfangreich würde.


    Für die Fachbereiche, in denen ich mich mehr oder weniger auskenne, halte ich für gute Grundlagen- und Überblickswerke:


    Förderschwerpunkt Sprache:


    Reber/Schönauer-Schneider: Bausteine sprachheilpädagogischen Unterrichts (sehr praxisorientiert, auch ohne große Vorkenntnisse)
    Mayer/Ulrich: Sprachtherapie mit Kindern (detaillierter, fachspezifischer)


    Förderschwerpunkt Lernen:


    Werning/Lütje-Klose: Einführung in die Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen
    Heimlich: Pädagogik bei Lernschwierigkeiten
    Heimlich/Wember: Didaktik des Unterrichts im Förderschwerpunkt Lernen


    Im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung ist meines Wissens immer noch "Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen" von Myschker in der aktuellen Auflage das Standardwerk.


    Für die Frühförderung kann ich "Handbuch interdisziplinäre Frühförderung" von Sarimski empfehlen.


    Für den Förderschwerpunkt Hören "Grundwissen Hörgeschädigtenpädagogik" von Leonhardt.


    Von Bundschuhs "Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik" soll es wohl auch dieses Jahr noch eine Neuauflage geben.

  • Für spezielle Fragen fände ich es gelungen, wenn es eine Art "Medizinischen Dienst" gäbe, bei dem man schnell Informationen abfragen kann.
    Vielleicht bräuchte es Gleiches auch statt eines nicht existenten Mobilen Dienstes.

    Für Hören und Sehen könnte man den Zuständigen vom mobilen Dienst kontaktieren. Die müssten sich auskennen. Im Bereich kmE ist das etwas schwieriger, sobald es nicht die "Standard"-Behinderungen sind. Da kennt man als Lehrer auch nicht die ganzen seltenen Syndrome und Stoffwechselerkrankungen.


    Kommt bei euch wirklich keiner? Ich bin jetzt auch nicht so häufig bei jedem Fall, aber wenn eine Aufklärung und konkrete Beratung in Sachen Nachteilsausgleich gewünscht wird, komme ich. Unsere Schule bietet immer kurz nach den Herbstferien einen Fortbildungstag für Lehrer an, die noch nie ein schwerhöriges Kind unterrichtet haben.

  • Ich meinte aber Fachliteratur im Sinne von "der aktuelle Stand der Forschung in der xxx-behindertenpädagogik besagt Folgendes..." vielleicht ändert sich ja nix Wesentliches, aber innert 10 Jahren müsste ja mal irgendwer irgendwas erforscht haben.

    Die Frage ist, wie viel in den jeweiligen Bereichen wirklich geforscht wird. Viele Uni-Dozenten und Profs haben aufgrund der gewachsenen Aufgaben in der Lehre immer weniger Zeit zu forschen. Dann wandert einiges an Kapazität in die Inklusion ab. Bei Vergleichsstudien kommen oft keine gescheiten Ergebnisse raus, weil die jeweiligen Vergleichsgruppen zu klein sind (z.B. in meinem Bereich) oder die beiden Gruppen zu unterschiedlich waren, um richtige Ergebnisse daraus zu ziehen (schwache Schüler in der FS, fittere in der Inklusion) usw.

  • super, danke Trantor, das ist doch mal ein Anfang :top:

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel () aus folgendem Grund: Autokorrektur at its best :-D

  • Kommt bei euch wirklich keiner?

    Es gibt einen mobilen Dienst.
    Wenn man ihn anfragt, kommt er 1 mal im Jahr.
    Je nachdem, wann man anfragt, muss man auf diesen Termin kürzer oder länger warten.
    Das Kind bleibt aber in der Klasse und muss beschult werden.


    Die Beratungssituation in einer jährlichen stattfindenden Konstellation NACH Feststellung des sopäd. Unterstützungsbedarfs:
    Die Person des Mobilen Dienstes kommt 1x im Jahr für ca. 3-4 Std.
    1 Std. wird der Schüler im Unterricht beobachtet, 1 Stunde wird etwas zum Umgang mit Akustik etc. allein mit dem SuS trainiert,
    1 Std. gibt es eine Beratung, die gleichzeitig mit der Mutter, (der SL) und der Lehrkraft abläuft.
    So war es 3 Jahre lang.
    Beim letzten Mal gab es ein Beratungsgespräch am Nachmittag mit Mutter und Lehrkraft.


    Die Arbeitsweise mag an der Einzelperson liegen, es ist mir aber unbegreiflich, wie man in der Beratung derart ideenlos und unsystematisch vorgehen kann :wacko:


    Der Nachteilsausgleich wurde Ende Klasse 3 angesprochen. Das ist viel zu spät, da er allerspätestens zu Beginn der 3. Klasse gesetzt sein muss, um in Klassenarbieten und bei der Leistungsbewertung entsprechend verfahren zu können.


    Besteht sopäd Unterstützungsbedarf erhält das Kind in Nds. 3 STd. pro Kopf, die allerdings keine wiklichen Rucksackstd. sind:
    a) Für diese Std. kommt keine FöS-Kraft, die Schule ist viel zu weit entfernt. Die Fahrzeit allein würde die 3 Std. verbrauchen.
    b) Die Stunden gehen in das Soll der Schule, die SL darf die Std einsetzen, wo sie möchte.
    c) Die Stunden sind zusätzlich. Sobald die Schule nicht zu 100% versorgt ist, wird an diesen Std. eingespart. Auch werden sie in der Bedarfsberechnung für Vertretungskräfte gegengerechnet, sodass die Std. sehr schnell wegfallen.


    Aus genau diesen Gründen wäre es für alle Unterstützungsbedarfe, die inzwischen in allen Regelklassen sitzen können, effizient, wenn es eine zentrale Beratung mit den wichtigsten Informationen gäbe.
    Die persönliche Fallberatung über den Mobilen Dienst kann man dann immernoch gewähren, hätte aber die allgemeinen Informationen dann schon vermittelt.

  • @Palim
    Das ist in der Tat sehr wenig und das klingt arg nach Personalmangel seitens der Schule (die zuerst den schuleigenen Unterricht abdecken muss) oder Nds. gewährt in der Tat nur so wenig. Wenn es hakt, kann man in Hessen schon öfter kommen. Einzelförderstunden werden aufgrund der Wege und Ressourcen jedoch auch über die regionalen Beratungs- und Fördernzentren abgewickelt. Geht einfach nicht anders.

  • @Palim
    Das ist in der Tat sehr wenig und das klingt arg nach Personalmangel seitens der Schule (die zuerst den schuleigenen Unterricht abdecken muss) oder Nds. gewährt in der Tat nur so wenig.

    Beides kommt zusammen. Das verschärft die Situation, manch anderes auch.
    Faktisch darf die Schule selbst sehen, wie sie es regelt.
    Bei anderen Unterstützungsbedarfen (GE) klappt es ein bisschen besser,
    für L, Spr und ESE muss die Grundversorgung von max. 2 Std. pro Woche pro Klasse ausreichen.


    Das alles ist sicher auch ein Grund dafür, warum eine effizientere Information und andere Wege der Beratung im Flächenland wünschenswert wären,
    abgesehen von einer insgesamt anders unterstützten Inklusion bzw. Bildung.

  • Also dass die Bedingungen so gut wie überall miserabel sind ist, denke ich, klar. Mir ging's tatsächlich nur um die potentielle Frage "waswissensiednso über aktuelle Entwicklungen auf Ihrem Fachgebiet". Da kann ich schlecht antworten "die da oben in ihrem Elfenbeinturm forschen doch eh nicht so richtig, außerdem sieht's in der Realität traurig aus". Das will ja niemand hören ;)

Werbung