Guten Abend,
ich bin Junglehrer und mir gefällt mein Job sowie die Arbeit mit den Jugendichen. Jedoch merke ich immer wieder, dass ich in einen extremen Rollenkonflikt gerate.
Beispiel:
Circa 10 Schüler meiner Klasse haben mir vor den Ferien gesagt, dass sie auf ein ElektroFestival gehen werden. Dabei sehe ich mindestens 4 Stück von denen an der Nasenspitze an, dass sie sich chemische Drogen reinknallen werden...
Hintergrund: Ich höre selbst sehr gerne elektronische Musik und habe mit den meisten gängigen Drogen experimentiert. War aber nie ein Suchtmensch. D.h. ich bin nie auf irgendeiner Droge hängengeblieben oder habe sie dauerhaft missbraucht. Auch sieht man mir das überhaupt nicht an.
D.h. ich weiß sehr genau über Motivation der Einnahme, positive sowie negative Wirkung sowie Gefahren verschiedener Drogen bescheid. Und das nicht nur durch Lehrgänge oder aus Infobroschüren angelesen.
Problem:
Als Lehrer darf ich das natürlich nicht zugeben. Im Endeffekt muss ich mich dumm stellen nach dem Motto: "Ich habe nur die legalen Drogen probiert". Zudem kann ich die Schüler nur beeinflussen in die Richtung: " Keine Macht den Drogen" (Was ja auch erstmal richtig ist). Jedoch nimmt ein bestimmter Prozentsatz der Jugendlichen trotz aller Warnungen Drogen. Und genau hier liegt mein Knackpunkt:
Ich könnte diese Schüler mit meinen Erfahrungen sehr gut auf Augenhöhe erreichen, kann es aber in meiner Lehrerrolle nicht. Konkret denke ich hier an Safer-Use Ansätze. zB.
- Wenn Ihr schon Ecstasy nehmen müsst, dann schaut wenigstens, dass Ihr nicht überdosiert. Es gibt zahlreiche Webseiten von medizinischen Laboren, in denen die gängigen Pillen auf ihre Inhaltsstoffe getestet werden. Das Problem sind im Moment nicht unerwünschte Streckstoffe, sondern ein noch nie dagewesener Gehalt am Wirkstoff MDMA. D.h. eine PIlle mit 250mg MDMA kann ein 50KG Mädchen im Extremfall aus den Latschen hauen oder auch neurotoxische Schäden nach sich ziehen. Für das Gewicht reicht eine viertel Pille völlig aus
- ...
Versteht Ihr was ich meine?! Ich will den Jugendlichen auf keinen Fall sagen, dass Drogen gut sind, sondern vielmehr diejenigen, die sowieso konsumieren, glaubwürdig beeinflussen und den Schaden minimieren. Im Endeffekt bin ich mir sicher, dass letztes Wochenende über 10% meiner Klasse eine Serotoninbombe in ihrem Hirn gezündet haben... (und das auf dem beruflichen Gymnasium im eher ländlichen Bereich)
Wie handhabt Ihr solche Situationen?
Viele Grüße
Domi