Facebook, Geschlechtserziehung und die "Gemeinschaftsstandards"

  • Was ist denn, wenn so ein Kind auf die Idee kommt diese Dinge aus dem Aufklärungsunterricht mit einem Mitschüler mal auszuprobieren? Wer übernimmt dann dafür die Verantwortung?

    Was ist denn, wenn so ein Kind auf die Idee kommt diese Dinge aus dem Verkehrsunterricht mit einem Mitschüler mal auszuprobieren und bei Rot über die Ampel geht? Wer übernimmt dann dafür die Verantwortung?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Wenn ein Kind unkontrollierten Zugang zu Medien hat und am PC oder auf dem Smartphone jeden Tag mit sexuellen Inhalten kontrontiert wird, wundert es mich auch nicht, wenn es mit 12 Jahren schon unbedingt Sex haben will. Man kann da die Neugier und das Interesse auch triggern. Für solche Kinder finde ich Aufklärungsarbeit auch wichtig, weil die Eltern sich gerade bei solchen Kindern oft um nichts kümmern und die Kinder sich selbst überlassen werden. Da kommt es dann natürlich schnell zu Schwangerschaften, wenn 12-jährige Pornos nachspielen wollen.
    Es gibt aber eben auch Kinder, die einfch noch natürlich Kind sind, weil die Eltern sie von solchen Einflüssen weitgehend fernhalten. Dass solche Eltern dann aber auch die Sorge haben, ihr unbedarftes Kind könnte durch zu frühe oder zu offene Konfrontation mit Sexualität in schändliche Bahnen geleitet werden, kann ich absolut verstehen. Ich finde das ist ein sensibles Thema, wo solche Aspekte wie Alter, persönliche Reife und häusliche Erziehung eine grosse Rolle spielen.

    Aufklärung nützt allen Kindern- egal, wie sie aufwachsen und erzogen werden. Verantwortungsbewussten Medienkonsum müssen ebenfalls alle Kinder lernen- egal, wie sie aufwachsen und erzogen werden. Beide Themenbereiche werden im Idealfall vom Elternhaus bereits früh sinnvoll angelegt, altersangemessen weitergeführt und dann von Kindergarten und Schule weitergeführt und ergänzt bzw. aus einer anderen Perspektive betrachtet als lediglich mit der Brille der Eltern. Das Stichwort, das beide Bereiche verbindet @Farbenfroh ist Mündigkeit. Sollte dir als Politikwissenschaftler_in und damit GK-Lehrer_in eigentlich ein Begriff sein und auch ein hoher Wert, den du privat, wie beruflich mit Leben füllst. Sollte..

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace


  • Was ist denn, wenn so ein Kind auf die Idee kommt diese Dinge aus dem Aufklärungsunterricht mit einem Mitschüler mal auszuprobieren? Wer übernimmt dann dafür die Verantwortung?

    Du verarschst uns, oder ist die Frage echt wirklich ganz ganz ehrlich ernstgemeint? Bist du denn selbst noch "Jungfrau"? das würde einiges erklären.


    Wenn ernstgemeint, kann ich dir versichern, dass die Teenies auf YouTube schon Sachen gesehen haben, von denen wir Erwachsenen noch nicht mal wussten, dass es solche Spielarten der Sexualität überhaupt gibt. Sie wissen dann zwar noch nicht, warum sie einmal im Monat bluten oder dass sie zwei Hoden haben, sind überzeugt davon, dass ein Penis einen Knochen enthält, dass es reicht, zur Verhütung 1x eine Stunde vor dem Sex eine Pille einzuwerfen, wissen nicht, was man tun kann, wenn einem der erste Freund sagt, er verlasse einen, wenn man nicht mit ihm schlafe, meinen, man könne seine Männlichkeit damit beweisen, dass man schlecht über Mädchen spricht, haben die Mutter und ihren 3. Ehemann beim Sex gehört, sind verunsichert, verwirrt, fragen erstaunt, ob Mädchen wirklich masturbieren und wie denn bloß, wo doch da nix zu sein scheint an Geschlechtsorganen oder am Allerschlimmsten, wenn sich Erwachsene an Kindern vergreifen, müsse man die Klappe halten. Wusstest du, dass im Schnitt in jedem Klassenraum eine(r) sitzt, der sexuellen Missbrauch in irgendeiner Form erlebt hat?


    Und gleichzeitig überfrachtet mit Details, die nicht für ihre Augen bestimmt sind, weil jugendliche Sexualität was ganz eigenes, Ängstliches, Zartes, Schönes und Aufregendes zum Selberentdecken ist.


    Was wir tun können, ist all ihre sowieso vorhandenen Fragen zu beantworten und sie zu ermutigen, sich Zeit zu lassen und auf ihr Gefühl zu vertrauen. Halt das, was bei uns die BRAVO übernommen hat.


    Und ja, auch Kondombenutzung gehört gelernt, dass die Dinger dazugehören, wenn's dann mal soweit ist, man nicht peinlich berührt welche klauen muss oder weil's so teuer ist gleich ganz weglässt, dass XY Unrecht hat, wenn er gesagt habe, rechtzeitig rausziehen reiche und beim ersten Mal könne man nicht schwanger werden.


    Was ich mache: Ich verklicker ihnen, wenns mal soweit ist, vergiss vor Aufregung das Wichtigste nicht, die Verhütung. Hier ist ein Gratisverhüterli, ab in die Gürteltasche damit. Und wer noch zu klein ist, pustet die Dinger auf und spielt Ball damit... Auch gut.
    Was ich ganz sicher nicht mache: irgendwen zu irgendwas animieren. Das wäre pervers. Aber über das Leben zu sprechen ist es nicht :)

  • Wow, Krabappel, das hast du schön geschrieben!


    Aber so unterhaltsam ich diese Diskussion auch finde (mein Highlight ist ja der Begriff "schändliche Bahnen"...):
    8 Seiten und 143 Beiträge um genau 2 (!) Leuten Dinge begreifliche zu machen, die sie offenbar nicht begreifen können oder wollen...?

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    • Offizieller Beitrag

    Zwei Leute, die aber als Multiplikatoren tätig sind. Den Teufel werd ich tun,ihnen die Bühne zu überlassen. (Wortwahl beabsichtigt.)

    • Offizieller Beitrag

    Zu lesen schon. Ob es verstanden wird bzw. werden will, steht auf einem anderen Blatt. Ist wie bei meinen Sechstklässlern, die einen kapieren das mit der Bruchrechnung sofort, andere brauchen noch ein paar Erklärungen, den nächsten mal ich noch was auf und bei einigen steht man da vorne an der Tafel und tanzt es vor (und singt dazu). Wenn´s hilft, mach ich auch das.

  • YouPorn eher, oder? ^^

    ich sag dir lieber nicht, welche Seiten ich auf meinem Rechner gefunden habe, nach dem mein Kind mal allein zu Hause war :schreck: :flieh:


    Da übernehmen die findigen Mitschüler die "Aufklärung" schneller als man denkt.

    • Offizieller Beitrag

    Du bist offensichtlich eine schlechte Mutter. Um dein Kind hätte sich die Schule kümmern müssen. Verloddert!

  • Was ist denn, wenn so ein Kind auf die Idee kommt diese Dinge aus dem Verkehrsunterricht mit einem Mitschüler mal auszuprobieren und bei Rot über die Ampel geht? Wer übernimmt dann dafür die Verantwortung?

    Absolut gelungenes Wortspiel im Aufklärungskontext. You made my day.

    • Offizieller Beitrag

    ich sag dir lieber nicht, welche Seiten ich auf meinem Rechner gefunden habe, nach dem mein Kind mal allein zu Hause war

    Du solltest deinem Kind dringend mal beibringen, wie man möglichst anonym surft ;)

  • Ja schon, aber ich glaube so langsam wurde echt alles an Argumenten mehrfach vorgebracht und ist somit ja für jeden lesbar...

    Der Hinweis auf die Argumente impliziert, dass es bei den beiden Kollegen irgendwie um eine rationale Auseinandersetzung ginge. Das tut es aber nicht, da geht es um eine ideologische Grundpositionierung, und zwar um eine Ideologie aus einer politisch gefährlichen Ecke.


    Schon 2017 hat der "Humanistische Pressedienst" die Angelegenheit in einem interessanten Artikel zur Vorwurf der "Frühsexualisierung" dargesetellt, aber auch, wie ein moderner sinnvoller Sexualkundeunterricht aussehen kann, der sich den Herausforderungen einer sich medial verändernden Welt stellt. Sehr lesenswert:




    Gegner predigen Enthaltsamkeit
    Auf einem Symposium in Wiesbaden der "Demo für Alle” Initiative wurde kürzlich ein Gegenmodell zum ISP vorgestellt. Auf der Veranstaltung am 8. Mai spricht auch Stefan Schmidt. Er wirbt für den Studiengang "Sexualpädagogik: Leib-Bindung-Identität", den er in Heiligenkreuz anbietet, eine halbe Stunde vom Wiener Zentrum entfernt. Schmidt steht für eine Pädagogik, die den aktuellen Reformen entgegen treten soll, die an Schulen angewendet werden. Schmidt hat sich in der Szene einen Namen gemacht, als er vor Jahren eine Gruppe um sich versammelte, die christlichen Homosexuellen zur Enthaltsamkeit rieten. In seinem Studiengang hat er dieses Jahr die ersten christlichen Pädagogen ausbilden lassen. Sein Fazit vor zwei Wochen in Wiesbaden: "Wir sind uns alle sicher, dass die Sexualpädogik der Vielfalt eine Gefahr ist."
    Fazit
    Die Auswertung von CORRECTIV zeigt ein anderes Bild. Von einer "Frühsexualisierung" kann nicht gesprochen werden. Die Schüler werden vielmehr über die Gesellschaft aufgeklärt, in der sie aufwachsen. Richtig ist, dass in den Schulen im Jahr 2017 vielfältiger über Sexualität aufklären als früher. Wer homosexuell ist, wird in Zukunft womöglich zum ersten Mal vom eigenen Lehrer hören, dass er oder sie sich dafür nicht schämen muss. Das Lebensmodell einer Familie, in welcher Partnerschaftsform auch immer, wird auch in Zukunft ausführlich besprochen. Unklar ist, wie Schulen die theoretischen Reformen tatsächlich in der Praxis umsetzen. Am Ende hängt viel von Lehrerinnen und Lehrern ab, ob sie eine geeignete Sprache im Austausch mit den Schülern finden. In diesem Punkt werden sich Gegner und Befürworter der Reformen vermutlich einig sein.

  • Hätte ich mal rechtzeitig Keuschheit vor der Ehe beim Abendbrot thematisiert!

    "Thematisiert" heißt ja nichts - ist in meinem Unterricht nicht umsonst so wie "ansprechen" ein verbotener Begriff(tm). Ich hoffe, du hast die richtigen Empfehlungen gegeben. :)

  • "Thematisiert" heißt ja nichts - ist in meinem Unterricht nicht umsonst so wie "ansprechen" ein verbotener Begriff(tm). Ich hoffe, du hast die richtigen Empfehlungen gegeben. :)

    Na, ob es die "richtigen" Empfehlungen waren hängt, wie wir inzwischen alle belehrt wurden, unter anderem von der Farbe des Brautkleides ab. Welche war das denn Krabappel und selbstredend auch Nelerich?



    Ja schon, aber ich glaube so langsam wurde echt alles an Argumenten mehrfach vorgebracht und ist somit ja für jeden lesbar...

    Stimmt absolut. Jedes Mal, wenn ich in diesem Thread das Wort "Mündigkeit" tippe frage ich mich, ob ich das denn wirklich wiederholen muss. Dann fällt mein Blick auf die Fächerkombi von Farbenfroh und ich komme einfach nicht darüber weg, derartige Beiträge eines Politikwissenschaftlers zu lesen und unwidersprochen stehen zu lassen, egal, wie oft ich mich dabei wiederhole und auch wenn es bei der Person selbst nichts anstoßen wird bedauerlicherweise. Das Ausmaß, in dem dabei aber gegen zentrale Grundvorstellungen gerade unseres Fachbereichs verstoßen wird in Kombination mit dem Umstand, dass das halt nicht irgendein Torfkopp irgendeiner privaten Orga oder so ist, sondern jemand, der/die grundständig denselben Werten verpflichtet und darauf vereidigt ist wie ich es bin, jemand, der wie von Jotto geschrieben als Multiplikator derartige Haltungen konstant auch in den eigenen Unterricht tragen wird und damit eine Vorstellung von Unmündigkeit und Abhängigkeit transportiert, die in völligem Widerspruch steht zu dem, was zu lehren wir verpflichtet sind ist mir persönlich unerträglich und möchte ich deshalb auch keinesfalls so stehen lassen in einem öffentlich einsehbaren Raum. Egal, wie oft das dann erforderlich ist. Dafür geht es meines Erachtens einfach um zu fundamentale Werte und auch einen zu fundamentalen Konflikt, um hier derartigen Haltungen nicht völlig unmissverständlich zu begegnen und Grenzen zu setzen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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    • Offizieller Beitrag

    Na, ob es die "richtigen" Empfehlungen waren hängt, wie wir inzwischen alle belehrt wurden, unter anderem von der Farbe des Brautkleides ab. Welche war das denn Krabappel und selbtredend auch Nelerich?

    Ja Nele, nu ma Botter bei die Fische! Welche Farbe hatte dein Kleid?

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