Niedersächsische Lehrkräfte leisten 10 Millionen unbezahlte Überstunden

  • seit dem Amtsantritt des jetzigen Kultusministers im November 2017 ( = 1,5 Jahre):


    https://www.news4teachers.de/2…millionen-marke-in-sicht/


    Wenn man einmal einen realistischen Satz von 50€ pro Stunde für Akademiker ansetzt (und nicht die lächerliche offizielle "Überstundenvergütung", die sowieso kaum einer bekommt) und zusätzlich das seit 2005 eingesparte Weihnachtsgeld mit einbezieht, "spart" Niedersachsen pro Jahr weit über eine halbe Miiliarde Euro alleine an den ca. 45.000 Lehrkräften des Landes ein. Sollte man immer wieder dran denken!


    Gruß !


    ps: Die Fluglotsen haben gerade eine Überstundenvergütung von bis zu 220€ pro Stunde durchgesetzt... ich wundere mich immer, warum die nicht auch unbezahlte Überstunden ableisten, denn "die Fluggäste können doch nichts dafür"...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Wir sind laut aktueller Erhebung des LCH pro Vollzeitstelle und Jahr etwa 205 Stunden über der Sollarbeitszeit. Immerhin ist es seit der letzten Erhebung etwas weniger geworden.

  • Und da fragt man sich, warum sich Lehrkräfte international so behandeln lassen, Deutschland und die Schweiz sind ja keine Ausnahmen, während andere Berufsgruppen pünktlich den Hammer fallen lassen bzw. jede Überstunde abrechnen...


    Da wir hier in Deutschland sowieso das Image der "faulen Säcke" (Gehard Schröder) haben, sollte es doch niemandem auffallen, wenn wir uns auch tatsächlich so verhalten, oder?


    Gruß !

  • Ich finde, man kann Fluglotsen doch nicht mit Lehrern vergleichen. Der eine Lehrer braucht mehr, der andere weniger Zeit für seine "häuslichen" Tätigkeiten, der eine hat mehr, der andere weniger zu tun nebenher und jeden Tag, jede Woche kann sich das ändern. Wie will man das genau erfassen? Ich könnte einfach langsam arbeiten zu Hause und mir dann mehr Überstunden gutschreiben.


    Der Fluglotse kann nicht langsamer arbeiten und sich dann mehr Überstunden gutschreiben.


    Warum bist du nur so ewig unzufrieden?

  • Ich könnte einfach langsam arbeiten zu Hause und mir dann mehr Überstunden gutschreiben.

    Ach so, die Kollegen und Kolleginnen arbeiten einfach zu langsam und schreiben sich daher unverdiente Überstunden auf. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Verbeamtete Minderleister, also hatte Schröder mit seinen "faulen Säcken" doch recht! So einfach ist die Welt!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ach so, die Kollegen und Kolleginnen arbeiten einfach zu langsam und schreiben sich daher unverdiente Überstunden auf.

    Manche tun das sicher, ja. Aber bei solchen Erhebungen werden ja ne ganze Menge Kollegen gebeten Stunden aufzuschreiben. Im Mittel wird das also schon passen mit den Überstunden. Die Zeiterfassung zeigt einem auch selbst, dass man allenfalls am eigenen Zeitmanagement arbeiten muss, wenn man sehr deutlich über dem Mittelwert landet. Es gibt doch einige Kollegen, die nicht recht Prioritäten setzen können. Bemerkenswert finde ich bei solchen Erhebungen übrigens, dass ein ums andere mal herauskommt, dass die Kolleginnen und Kollegen an der Sek II die meisten Überstunden schieben.

  • Ich finde, man kann Fluglotsen doch nicht mit Lehrern vergleichen.

    Doch, kann man.
    Es gab mal eine Studie, wie viele Entscheidungen Fluglotsen fällen müssen ... und dass diese bei Lehrkräften vergleichbar ist.
    Arbeitszeit und Pausenrgelungen sind das jedoch nicht, Rentenalter auch nicht.

  • @ Mikael, Kommentar 6,


    warum "also"? Das folgt doch gar nicht aus dem von mir Gesagten.


    Ich finde tatsächlich schön, wenn Lehrer ihren Beruf auch als Berufung verstehen, wenn sie also mit Leib und Seele Lehrer sind, weil sie gerne mit Kindern arbeiten, weil sie anderen gerne etwas beibringen, weil sie für ihr Fachgebiet brennen ...


    Warum seid ihr denn Lehrer geworden, wenn das bei euch nicht so ist?

  • Pekuniäre Interessen!

    Ich hoffe, dass das jetzt genau so Ironie ist, wie die Berufung oben. Wer nur aus finanziellen Interessen Lehrer geworden ist, hat irgendwo mein Unverständnis und Mitleid (seine SchülerInnen haben ebenfalls mein Mitleid). Wer aus "pekuniären Interessen" Lehrer wird ... äh ... hat es zu mehr nicht gelangt? Bei entsprechender Qualifikation kann man doch - wie manche hier so gerne betonen - in der freien Wirtschaft viel mehr verdienen ...


    Ich denke schon, dass man seinen Beruf auch nach Interessen wählt - was NICHT heißt, dass man soviel Spaß dabei haben muss, dass man umsonst arbeitet bzw. sich ausbeuten lässt.


    Warum ich Lehrer bin? Ich wollte tatsächlich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, ihnen etwas beibringen, sie als Pädagoge begleiten. Das bedeutet aber nicht, dass ich das für lau oder für einen Hungerlohn machen würde. Natürlich will ich dafür auch vernünftig bezahlt werden (was auch - nach meinem Empfinden - der Fall ist), denn ich glaube, dass ich auch eine vernünftige "Leistung" erbringe. Ich halte unsere Mehrarbeitsregeln auch für ausbeuterisch und habe deshalb auch schon mal Dinge nicht mehr angeboten, die das Schulleben bereichert hätten. Ich arbeite, um zu leben. Dass ich dabei etwas tue, was mich interessiert, ist gut so und sollte so sein. Aber Schule ist nicht mein "Hobby" und ich bin nicht mit ihr (und auch nicht mit den Schülern) "verheiratet".

  • Ich finde tatsächlich schön, wenn Lehrer ihren Beruf auch als Berufung verstehen, wenn sie also mit Leib und Seele Lehrer sind, weil sie gerne mit Kindern arbeiten, weil sie anderen gerne etwas beibringen, weil sie für ihr Fachgebiet brennen ...
    Warum seid ihr denn Lehrer geworden, wenn das bei euch nicht so ist?

    Ja, schön ist das in der Tat, wenn das alles gegeben ist. Es kann aber nicht als Grundbedingung für jeden einzelnen aufgefasst werden.
    Selbst wenn es am Anfang des Berufslebens so war, verschieben sich gewisse Prioritäten im Leben aus verschiedensten verständlichen Gründen. Man muss auch einfach mal ehrlich sein, dass die Konzeption der tausendsten Englisch-Arbeit irgendwann nicht mehr in einem neuronalen Feuerwerk endet oder als spannend erlebt wird. So ist es nun einmal mit der menschlichen Existenz.
    Ich glaube, es leiden mehr Realisten am Engagement von Idealisten als Idealisten an der gedämpften Begeisterungsfähigkeit der Realisten für irgendeine "neue" Idee, die angeblich die ganze Pädagogik verändert. Das meine ich rein zahlenmäßig.
    Dazu kommt noch erschwerend, dass Menschen generell sehr unterschiedlich gestrickt sind, wenn es ums Arbeiten geht. Wie ist mein Gefühl gegenüber Arbeit? Unterbreche ich meine Arbeit, um Freizeit zu haben, oder unterbreche ich meine Freizeit, um zu arbeiten? Ich gehöre zu Typ 2 und der neigt generell nicht so zum Idealismus.


    Warum bin ich (Förderschul-)Lehrer geworden? Ich hatte auch noch Stadtplanung mit einer Spezialisierung auf Verkehrsplanung ins Auge gefasst. Für das Thememgebiet interessiere ich mich immer noch. Da man schlecht beides machen kann und ich durch meinen Zivildienst einen konkreten Einblick in das Arbeitsfeld hatte, habe ich mich für die greifbarere Wahl entschieden. Außerdem war klar, dass ich eine Stelle bekommen werde. Da war ich mir bei Stadtplanung damals nicht so sicher.


  • Hallo Iossif Ritter,


    ich glaube, dass viele mit dem Begriff "Berufung" Probleme haben, weil er einen religiösen Hintergrund hat: Von jemandem (nämlich Gott) zu etwas berufen werden. In der Regel sprechen Missionare von ihrer Berufung zur Bekehrung Ungläubiger.


    Auch finde ich, dass wir einen professionellen Bezug zum eigenen Beruf fördern sollten und da sehe ich die häufig gehörte Rede von der Berufung eher als kontraproduktiv an. Einem Berufenen kann man alles aufbürden und noch mehr, da er sich stets mit dem eigenen Schicksal arrangieren wird (müssen).


    Klar arbeiten wir häufig (nicht notwendigerweise immer) mit Kindern, tun dies häufig (nicht notwendigerweise immer) gerne und stehen den von uns unterrichteten Fächern häufig (nicht notwendigerweise immer) mit ausgeprägtem Interesse gegenüber. Aber all dies macht noch lange keine Berufung notwendig. Eine gesunde Beziehung zum eigenen Beruf reicht allemal. Ist auf Dauer wohl auch gesünder für alle Beteiligten. ;)


    der Buntflieger

  • @ Buntflieger, danke für den Hinweis. Auf den Gedanken, dass Berufung religiös verstanden werden könnte, wäre ich nicht gekommen.


    Es ist aber gar nicht so einfach für mich, Berufung nicht-religiös zu erklären. Vielleicht so: Das passt zu mir. Dafür bin ich geeignet. Das ist wie für mich gemacht. Das entspricht meinen Wünschen, meinem Charakter, meinen Vorstellungen von einem erfüllten Leben ...


    Wenn ich sage, dass ich mir eher solche Lehrer wünschte, die sich in diesem Sinne für diesen Beruf berufen fühlen, sage ich doch nicht, dass man uns schlecht bezahlen und hemmungslos ausnutzen sollte/darf.

  • Wenn ich sage, dass ich mir eher solche Lehrer wünschte, die sich in diesem Sinne für diesen Beruf berufen fühlen, sage ich doch nicht, dass man uns schlecht bezahlen und hemmungslos ausnutzen sollte/darf.

    Hallo Iossif Ritter,


    ich verstehe schon, was du meinst. Faktisch wäre der Lehrermangel viel eklatanter als zur Zeit ohnehin schon der Fall, wenn unser Job die begehrten Pluspunkte (Verbeamtung, Ferienzeiten, Familienfreundlichkeit etc.) nicht (mehr) bieten würde.


    Viele Referendare haben mit dem sogenannten "Praxisschock" zu kämpfen und beißen sich durch, weil sie eben das jetzt durchziehen wollen. Was es wirklich bedeutet, tagtäglich viele Stunden vor Klassen seinen Mann/Frau zu stehen und im Mahlwerk Vorgesetzte/Eltern/Schüler/Kollegen nicht aufgerieben zu werden - das kann man einfach nicht vorher wissen.


    Es gibt sie sicherlich, die begnadeten Lehrpersonen, die schwierigste Klassen auf wundersame Weise bändigen können und nebenher scheinbar mühelos Projekte organisieren. Genau zwei solcher Lehrer habe ich bisher kennenlernen dürfen. Der Rest - und ich zähle mich hinzu - bewegt sich im bemüht-angestrengten Bereich, kämpft oftmals ums Überleben und muss über Professionalität das kompensieren, was wenige andere aus bloßem Naturtalent heraus einfach so können.


    Aber das trifft sicherlich auf alle Berufsbereiche zu. Immer gibt es einige, die scheinbar für ihr Tun geboren worden sind. Das kann man aber nicht voraussetzen und dafür sollte man auch keine professionelle Tätigkeit auslegen. Es wird immer Leute geben, von denen man meint, dass sie ihren Beruf verfehlt haben. Wie viele unfreundliche Bedienungen oder schlechte Köche treiben da draußen ihr vermeintliches Unwesen? Und auch sie halten den Laden am Laufen und werden gebraucht. In diesem pragmatischen Sinne sind auch sie "Berufene".


    der Buntflieger

  • Ich finde tatsächlich schön, wenn Lehrer ihren Beruf auch als Berufung verstehen, wenn sie also mit Leib und Seele Lehrer sind, weil sie gerne mit Kindern arbeiten, weil sie anderen gerne etwas beibringen, weil sie für ihr Fachgebiet brennen ...


    Warum seid ihr denn Lehrer geworden, wenn das bei euch nicht so ist?

    Ich bin Profi, ich arbeite für Geld, dafür gibt es dann auch professionelle Leistung.


    Berufene sollten lieber Geistliche werden und wer brennt, kokelt nach relativ kurzer Zeit nur noch.


    P.S. Warum bin ich Lehrer geworden? Weil sich mir die Berufsmöglichkeit ergeben hat. Lehrer kann ich ziemlich gut und der Job ist gut bezahlt und in Ordnung. Aber er ist nichts weiter als ein Beruf - hätte ich andere Gelegenheiten gehabt hätte, würde ich halt was anderes machen.

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