Wie macht ihr das mit Ramadan?

  • Bei uns sind leider die muslimischen Religionslehrer selbst das Problem. Von liberal keine Spur, eher motivieren Sie junge Schülerinnen dazu, das Kopftuch aufzusetzen.


    Hallo Josh,


    von wem werden diese Religionslehrer bei euch denn eingesetzt und welcher islamischen Glaubensrichtung bzw. Vereinigung gehören sie an?


    Man wird nicht verhindern können, dass das Kopftuchtragen durch kopftuchtragende Religionslehrerinnen indirekt eingefordert wird (wenn schon/sogar die Lehrerin eins trägt...), aber eine Werbung dafür ist - soweit ich das weiß - nicht erlaubt. Doch das ist wohl mit das größte Problem bei dem Thema, da es so viele verschiedene Auslegungen und Traditionen innerhalb des Islam gibt. Aleviten kennen z.B. gar kein Kopftuch, davon gibt es immerhin ca. 500.000 in Deutschland.


    Ein muslimischer Religionsunterricht sollte ja nach Möglichkeit für alle Muslime offen sein und sich entsprechend liberal darstellen.


    In der schulischen Praxis ist es natürlich fast unmöglich, das zu überblicken und wirksam zu kontrollieren. Da das Grundgesetz aber Religionsunterricht an staatlichen Schulen garantiert, wird man sich diesbezüglich nicht ohne Weiteres aus der Verantwortung nehmen können. Eine Grundgesetzänderung dürfte in nächster Zeit nicht zu erwarten sein.


    der Buntflieger

  • Bei uns sind leider die muslimischen Religionslehrer selbst das Problem. Von liberal keine Spur, eher motivieren Sie junge Schülerinnen dazu, das Kopftuch aufzusetzen.

    Verdammt. Wie geht eure SL damit um?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wo ist denn das Problem damit, wenn junge Frauen Kopftuch tragen wollen? Lasst den Leuten doch ihre Religion.

    Es geht nicht darum, dass jemand sich für einen bestimmten Ausdruck seiner Religionsfreiheit entscheidet, den man oder gerade frau möglicherweise nicht teilt, sondern um die zielgerichtete Indoktrination von SuS im Rahmen schulischen Unterrichts. Mag sein, dass ich dafür zu sehr GK-Lehrerin bin, aber das geht für mich einfach gar nicht!

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es geht nicht darum, dass jemand sich für einen bestimmten Ausdruck seiner Religionsfreiheit entscheidet, den man oder gerade frau möglicherweise nicht teilt, sondern um die zielgerichtete Indoktrination von SuS im Rahmen schulischen Unterrichts.

    Deswegen gab's die ewig langen Threads zu (konfessionsgebundenem) Religionsunterricht in der Schule. Da wollte manche(r) einen Islamunterricht, um den Reliunterricht "in irgendwie nicht allzu fanatische Bahnen" zu lenken.


    Ich finde: man soll die Leute trinken oder es sein lassen, Kopftücher tragen lassen oder nicht, da gibts kein "religiös richtig", sondern eine Menge privater Religionsauslegungen. Und dass jeder Relilehrer auch eine persönliche Glaubensnote einflicht finde ich nicht mal komisch- daher hat Religion in der Schule m.M.n. auch nur was im Ethikunterricht zu suchen.


    Ich bin mir mit der oben angesprochenen Kindeswohlgefährdung übrigens gar nicht mehr so sicher. Würde jemand aus Geldspargründen seinen Kindern das Trinken bis Sonnenuntergang verbieten, wäre die Hölle los.

  • Wo ist denn das Problem damit, wenn junge Frauen Kopftuch tragen wollen? Lasst den Leuten doch ihre Religion.


    Hallo Plattenspieler,


    ob sie es wirklich "wollen", ist oft von außen kaum abschätzbar.
    Liberale Muslime kritisieren das Kopftuchtragen von Minderjährigen, da es die Mädchen sexualisiere und ein veraltetes Frauenbild transportiere (z.B. Seyran Ates).


    In vielen muslimisch geprägten Ländern werden Kopftücher wesentlich offener getragen als teilweise bei uns zu sehen ist, was natürlich für besonders konservative Elternhäuser spricht, die dahinter stehen. Hier wird meines Erachtens viel über solche äußerlichen Statements an kultureller Identität tradiert/transportiert, was durchaus tendenziell mit unseren demokratischen Werten in Konflikt stünde, würde man es offen thematisieren.


    Das ist schon ein Problem, welches man differenziert beäugen sollte.


    der Buntflieger

  • Bei uns sind leider die muslimischen Religionslehrer selbst das Problem. Von liberal keine Spur, eher motivieren Sie junge Schülerinnen dazu, das Kopftuch aufzusetzen.

    Na sowas. Da halten sich die Muslime, die den muslimischen Religionsunterricht geben, gar nicht an die Vorgaben der Nicht-Muslime hier aus dem Forum. Das ist ja schon ein starles Stück.

    Ein muslimischer Religionsunterricht sollte ja nach Möglichkeit für alle Muslime offen sein und sich entsprechend liberal darstellen.

    So wie der christliche Religionsunterricht, der ja für alle Christen ... äh .., nein, der ist ja konfessionel. Warum soll denn auf einmal der islamische Religionsunterricht überkonfessionel sein? Und wer möchte den nicht-liberalen Muslimen vorschreiben, dass sie in einen liberalen Religionsunterricht zu gehen haben?


    Sorry, epic fail. So einen Mist handelt man sich ein, wenn man erlaubt, dass grundlagenlose Ideologien wie Religionen, mitsprechen dürfen, wenn es um schulische Inhalte geht. Das Problem entsteht durch konfessionellen Religionsunterricht. Das ist also genau das Gegenteil von der hier mehrfach geäußerten These, konfessioneller Religionsunterricht helfe etwas gegen konfessionelle Irrtümer.



    Wo ist denn das Problem damit, wenn junge Frauen Kopftuch tragen wollen?

    Jaja, der freie Wille. Eine junge Frau steht, die bisher religiös nicht beeinflusst wurde, steht morgens auf und denkt, Mensch, da lieste doch mal den Kroan. Dann entscheidet sie sich aus freien Stücken, ein Kopftauch anzuziehen, weil sie ihrem Gott, den sie gerade für sich entdeckt hat, näher kommt. So in etwa?


    Lasst den Leuten doch ihre Religion.

    Können sie haben. An der Stelle, an der sie mit anderen intergaieren, ihnen Vorschriften machen oder Tipps geben, sie beinflussen (wollen), ist eben nicht mehr die Angelegenheit des einzelnen. Da muss man sich schon fragen lassen, warum oder wofür man das eine oder andere tut.


    Das Kopftuch ist sicher kein (rein) religiöses Symbol, sondern hat viel mit einem Rollenverständnis zu tun, in dem Frauen wenig oder nichts wert sind. Zumindest aber weniger als Männer.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Jaja, der freie Wille. Eine junge Frau steht, die bisher religiös nicht beeinflusst wurde, steht morgens auf und denkt, mesch, da lieste doch mal den Kroan. Dan entscheidet sie sich aus freien Stücken, ein Kopftauch anzuzihen, weil sie ihrem Gott, den sie gerade für soch entdeckt hat, näher kommt. So in etwa.

    Man sollte immer vor dem Frühschoppen posten!


  • So wie der christliche Religionsunterricht, der ja für alle Christen ... äh .., nein, der ist ja konfessionel. Warum soll denn auf einmal der islamische Religionsunterricht überkonfessionel sein? Und wer möchte den nicht-liberalen Muslimen vorschreiben, dass sie in einen liberalen Religionsunterricht zu gehen haben?


    Hallo O.Meier,


    du verwechselst da glaube ich was. Konfessionen sind ein christliches Ding. Das kann man nicht einfach so auf andere Religionen übertragen. Diese sind aber durchs Grundgesetz genauso geschützt wie die christlichen. Der Staat kann sich also nicht auf bisherige Traditionen zurückziehen. Klar ist aber, dass eine Religion die Grundgesetze nicht in Frage stellen darf.


    der Buntflieger

  • du verwechselst da glaube ich was. Konfessionen sind ein christliches Ding.

    Mag sein, dass das nicht der passende Fachbegriff ist, geschenkt. Aber unterschiedliche Strömungen, Interpretationen, Ausrichtungen gibt es ja offensichtlich auch im Islam. AFAIR gesteht das Grundgesetz Religionsunterricht in "Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften" zu. Das sit dann aber nunmal nicht "der islam", Religionsgemeinschaften können deutliche kleinere Einheiten sein.


    Ziemlich sicher hatten die Verfasser der Verfassung aber gar keine islamischen Strömungen auf der Uhr, als sie so formulierten, sondern konnten zwischen ihren Scheuklappen nur die großen christlichen Konfessionen sehen, denn sie dieses Vorrecht einräumen wollten.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Mag sein, dass das nicht der passende Fachbegriff ist, geschenkt. Aber unterschiedliche Strömungen, Interpretationen, Ausrichtungen gibt es ja offensichtlich auch im Islam. AFAIR gesteht das Grundgesetz Religionsunterricht in "Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften" zu. Das sit dann aber nunmal nicht "der islam", Religionsgemeinschaften können deutliche kleinere Einheiten sein.
    Ziemlich sicher hatten die Verfasser der Verfassung aber gar keine islamischen Strömungen auf der Uhr, als sie so formulierten, sondern konnten zwischen ihren Scheuklappen nur die großen christlichen Konfessionen sehen, denn sie dieses Vorrecht einräumen wollten.


    Hallo O.Meier,


    außerhalb des doch (jedenfalls bezogen auf die großen) recht klar unterteilten Christentums ist es eher die Regel, dass Religionen aus vielerlei Gruppen und Richtungen bestehen. So gibt es gar nicht "den Islam", aber es gibt Eckpfeiler, die die meisten muslimischen Gemeinschaften/Gruppen/Strömungen teilen.


    Ich sehe ehrlich gesagt das Problem hierbei nicht. Problematisch ist doch viel eher, dass man schlecht kontrollieren kann, wie der Unterricht vor Ort stattfindet. Daher ist eine prinzipiell liberale und mit dem Grundgesetz konforme Ausrichtung unabdingbar.


    Selbst bin ich für einen konfessionell ungebundenen und weltanschaulich neutralen Religionsunterricht an Schulen (das wäre dann faktisch Ethikunterricht mit thematischem Schwerpunkt auf Religionen), aber da sind wir wohl noch ein gutes Stück von entfernt. Bis es soweit ist, muss man Kompromisse suchen und finden, also miteinander (viel) reden, damit sich still und heimlich keine unschönen Dinge ereignen in Schulklassen oder von diesen ausgehend.


    der Buntflieger

  • Viele meiner muslimischen Berufsschüler gehen Kompromisse ein - um die Leistungsfähigkeit zu erhalten, trinken sie tagsüber während des RamadanR
    Neulich ist ein Schüler im Unterricht eingeschlafen, seine Begründung war, dass er wegen des nächtlichen Fastenbrechens so müde sei - allerdingfs schläft er auch außerhalb des Ramadan, dann aber, weil er am Vorabend ausgegangen ist.


    Ich wünsche mir mehr interkulturellen Unterricht, ich denke darüber nach, einen Fachmann einzuladen, der über die Anpassung des Fastengebotes spricht. Die jungen Leute, die in der Ausbildung sind, haben durchaus Probleme mit dem Fastengebot.


    Übrigens: laut Koran soll amn sich in fremden Ländern anpassen, Fastentage kann man auch nachholen, wenn besondere Termine anstehen wie Prüfungen etc.
    Hier wünsche ich mir einen Religionsunterricht, der jungen Muslimen Wege aufzeigt, mit dem Arbeitsleben in Mitteleuropa umzugehen und trotzdem religiös zu sein.

  • Problematisch ist doch viel eher, dass man schlecht kontrollieren kann, wie der Unterricht vor Ort stattfindet. Daher ist eine prinzipiell liberale und mit dem Grundgesetz konforme Ausrichtung unabdingbar.

    Und, was ist hiermit:


    https://www.tagesschau.de/ausl…an-gendertheorie-101.html


    Darf man so etwas im katholischen Religionsunterricht behaupten?

  • ^^Das hat gestern auch bei mir einige Fragen aufgeworfen. Allerdings muss sich auch ein katholischer Religionsunterricht hierzulande grundsätzlich an die Werte halten, die das Schulgesetz/Grundgesetz als Rahmen vorgeben. Insofern wird das auf schulischer Ebene mit Sicherheit nicht ganz so problematisch sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • "Das Dokument ... wendet sich gegen eine Tendenz, "die Unterschiede zwischen Mann und Frau auszulöschen, indem man sie als bloße historisch-kulturelle Konditionierung versteht".
    Genau, historisch-kulturell konditioniert wurde ich mit Eierstöcken geboren und steh' auf Männer.


    Was genau ist eigentlich das Problem dieser alten, weißen Männer? Können sie nicht mal lieber Dekrete zu Herzenswärme, Nächstenliebe, Miteinander, Toleranz, privater Seenotrettung, CO²-Steuer, Sex, Drugs and Rock'n'roll veröffentlichen? Wir haben genau ein Leben, um etwas Sinnvolles in der Welt zu erwirken. Das sollte man nutzen, um nicht innerlich zu vergreisen.

  • Genau, historisch-kulturell konditioniert wurde ich mit Eierstöcken geboren und steh' auf Männer.

    Genau das sagt der Vatikan doch. Es gibt eben nicht nur "historisch-kulturelle Konditionierung", sondern es gibt wesentliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

    Können sie nicht mal lieber Dekrete zu Herzenswärme, Nächstenliebe, Miteinander, Toleranz, privater Seenotrettung, CO²-Steuer, Sex, Drugs and Rock'n'roll veröffentlichen?

    Zu den meisten dieser Themen gibt es mehr als genug Stellungnahmen und Publikationen seitens des Vatikans. Die werden nur nicht in den Medien so rauf und runter diskutiert, weil man sich dadurch ja nicht über die vermeintlich "altmodische" Sichtweise der Kirche aufregen und entsprechend Stimmung machen kann.

  • Genau das sagt der Vatikan doch. Es gibt eben nicht nur "historisch-kulturelle Konditionierung", sondern es gibt wesentliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

    Es gibt aber noch mehr als heterosexuelle Familien auf der Welt und sein Geschlecht und sexuelle Neigungen sucht man sich nicht aus, die hat einem der liebe Gott mitgegeben.




    Zu den meisten dieser Themen gibt es mehr als genug Stellungnahmen und Publikationen seitens des Vatikans. Die werden nur nicht in den Medien so rauf und runter diskutiert, ...

    stimmt, hab ich mich nicht mit auseinandergesetzt. Kannst du gerne verlinken, wenn dir was spontan einfällt.

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