Mogelpackung Ganztag

  • Ist das cool, diese Betreuung zu machen oder ist das anstrengender als Unterricht? (Z.B. wg. der individuellen Betreuung)Klingt für mich erst mal nicht übel, abgesehen davon, dass es sich um Nachmittage handelt.

    Kommt auf die Person, deren Wünsche und die Aufgabe an. Grundsätzlich würde ich sagen, dass es deutlich weniger anstrengend ist, als der Regelunterricht, da man teilweise extrem kleine Gruppen hat, es bei vielen Angeboten keinen festen Bildungsplan gibt, der zu befolgen wäre (Ausnahme: Die Kurse, die ab Klasse 6 auf mögliche Wahlfächer ab Klasse 7 vorbereiten und deren Besuch teilweise Vss.ist, um das jeweilige Wahlfach ab 7 wählen zu können.), sondern man sehr frei ist und Schülerinteressen stärker einbeziehen kann, man nicht auf soviel Ruhe und Disziplin achten muss, etc. Ich komme aber auch aus dieser Art von Betreuung, habe das lange mit viel Herzblut mit einer spezifischen Zielgruppe gemacht, so dass mir dabei das Herz aufgeht und ich es sehr schätze auf diesem Wege SuS anders kennenlernen zu können, als nur im klassischen Unterricht. Für die Beziehungsarbeit ist das Gold wert. Ich weiß von Kollegen, die dort nicht eingeteilt werden wollten, es aber wegen kurzfristiger Deputatsänderungen (z.B. Wegfall einer Abordnung) keine Alternative gab und die das als sehr unbefriedigend empfinden, weil sie etwas anderes wollten oder sie eben auf Teufel komm raus keinen Nachmittagsunterricht haben möchten. Viele KuK möchten aber gerne 1-2 Wochenstunden im Ganztag eingesetzt werden, weil es gerade auch für Volldeputatler eine nette Entlastung darstellt.


    EDIT: Ergänzend sei erwähnt, dass es auch KuK gibt, die bewusst nicht mit den SuS auch noch gesammelt arbeiten möchten, die im Ganztag sind, da das nicht immer, aber eben doch oft die Kinder sind, deren Eltern zu wenig Zeit und Kraft in die Erziehungsarbeit investieren können oder wollen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...


    Manche beurteilen dieses Ausmaß der Kinderbetreuung sogar als "emanzipatorisch" oder "familienfreundlich".
    Endlich müssen sich Eltern und insbesondere Alleinerziehende nicht mehr so viel um ihre Kinder kümmern und haben mehr Zeit für's Arbeiten für die Miete, ohne dass ihnen dabei ihr Nachwuchs in der Konkurrenz um Lohnarbeit zum Nachteil gereicht. Da freuen sich Unternehmer und Familien! Win-Win!

    Hast du denn ne bessere Idee? Mutti bleibt zu Hause? Junkerland in Bauernhand bzw. enteignen aller Hausbesitzer, dann müssen wir keine Miete mehr zahlen?


    Ich bin froh um die Kita- und Hortbetreuung, die in Sachsen üblich ist. Hausaufgabenbetreuung gibt's zwar nicht, aber Instrumentalunterricht, AGs und Spielemöglichkeiten genug.


    Weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll. Teilzeitarbeiten, Mittach kochen, Kind A zum Ballett kutschieren, Kind B vom Reiten holen? Und, lass mich raten, wer macht's am Ende und wer geht arbeiten?


  • Rate mal, warum wir zusammen mit praktisch allen Sportvereinen gegen die Ganztagsschulen sturmlaufen? :stumm:

    Aber warum? Ob die Kinder in der Schule Basketball spielen oder im Verein ist doch egal. Also wer auf Schützenfest und sowas steht, der braucht vielleicht Vereine aber sonst geht's doch um das, was die Kinder machen und nicht, wer es anbietet. Ich verstehe gerade eure Sorge nicht :weissnicht:

  • Hast du denn ne bessere Idee? Mutti bleibt zu Hause? Junkerland in Bauernhand bzw. enteignen aller Hausbesitzer, dann müssen wir keine Miete mehr zahlen?
    Ich bin froh um die Kita- und Hortbetreuung, die in Sachsen üblich ist. Hausaufgabenbetreuung gibt's zwar nicht, aber Instrumentalunterricht, AGs und Spielemöglichkeiten genug.


    Weiß nicht, wie ich mir das vorstellen soll. Teilzeitarbeiten, Mittach kochen, Kind A zum Ballett kutschieren, Kind B vom Reiten holen? Und, lass mich raten, wer macht's am Ende und wer geht arbeiten?


    Die Antwort auf die Frage, was eine bessere Idee ist, liegt doch auf der Hand.


    Welche Eltern wollen nur am Wochenende was von ihren Kindern haben? Welcher Mensch - dafür muss man noch nicht mal Elter sein - will den Großteil seines Lebens damit verbringen für Lohn arbeiten zu müssen? Das will niemand und deshalb gibt's das in unserer Gesellschaft auch nur durch Zwang.


    Aktuell ist Umweltzerstörung und Klimawandel wieder ein großes Thema. Wer will das? Niemand will das, trotzdem geschieht es nach wie vor. Wie kann das sein? Durch eine Produktionsweise nach dem Prinzip des maximalen Profits. Und dieses Prinzip bestimmt u.a. auch darüber, ob und wie Kinder betreut werden - als Hindernisse der Rentabilität ihrer Eltern einerseits, als Ausbildung derer reproduzierten Arbeitskraft andererseits.


    Die Alternative dazu halte ich für so offensichtlich wie eben leider auch utopisch. Egal wie unsere Meinungen dazu nun sind, es liegt nicht an uns, darüber zu bestimmen.
    Deswegen ist es auch egal was "die Alternative" wäre. Gut finden muss man das Prinzip des maximalen Profits aber deswegen auch nicht gleich.

  • @Krabappel
    Versuch dir mal folgendes vorzustellen...
    Es gibt durchaus Kinder - gar nicht wenige - die mit ihren Klassenkameraden wenig bis gar nichts anfangen können. Die froh sind, diese Hackfressen "nur" in der Schule sehen zu müssen, und die ihre Freizeit mit Leuten und Hobbys ihrer Wahl verbringen wollen. Ich möchte fast wetten, das ist sogar die Mehrheit.


    Zuerst mal... nicht jedes Kind interessiert sich überhaupt für Sport (kann ich dir als Sportlehrerin leider nur zu gut bestätigen). Wieso also sollten die dann zB an "Basketball" überhaupt Interesse haben? Oder an Fußball, oder was nicht noch?
    Wenn ich weiter oben was von "Handyzeit" lese - na, da hat wenigstens mal eine Schule aufgepasst, was derzeit bei den Kids "in" ist, aber wieso sollten die das gerade dann und auch noch in Gegenwart irgendwelcher Nervensägen tun wollen?


    Ich denke mal an meine Schulzeit zurück. Ich hab mich da nachmittags durchaus "sportlich betätigt", aber dann zB Schwimmen im örtlichen Baggersee, oder eben auch Kampfsport - beides nicht so wirklich im "Schulangebot" (letzteres biete ich zwar heute als AG an, aber das ist nun mal lägst nicht überall im Angebot). An anderen Tagen gabs zB Klavierunterricht, oder - und das war das Häufigste - man hat sich Freunde eingeladen oder ist von denen eingeladen worden, und hat dann irgendwas gespielt. Und ich würde das insgesamt eine durchaus angenehme Kindheit nennen. Ganztag? Nee, das hätte keiner mitgemacht.


    Und... nur Akademiker können "leben", @plattyplus?
    Komisch... mein Vater hat "8 Jahre Volksschule", dann Kaufmann gelernt, war selbstständig... meine Erzeugerin hatte zwar nen Beruf gelernt (sogar mit Diplom), war aber zumindest finanziell nicht nötig, weiter zu arbeiten. Oma hat im (eigenen, nicht "finanzierten") Haus eine Etage drüber gewohnt, noch ne Etage drüber war ne Wohnung vermietet, beide Eltern hatten Autos mit "Stern", wir hatten wöchentlich ne Putzhilfe, es ging jedes Jahr mit dem Flieger in den Urlaub, manchmal sogar mehr als einmal... ich hatte ordentliches Taschengeld, der Klavierlehrer hat das auch nicht umsonst gemacht, wir hatten sogar eine ganze Weile ein Ferienhaus...
    ...war vielleicht kein "goldener Löffel", aber immerhin n silberner, würd ich sagen. Soviel zu "nur Akademiker".
    Und trotzdem hab ich ein gesundes soziales Gewissen entwickelt.
    Und von daher muss da mal so einiges - vor allem Geld - sinnvoller verteilt werden.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
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    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • aber sonst geht's doch um das, was die Kinder machen und nicht, wer es anbietet. Ich verstehe gerade eure Sorge nicht

    Und was ist mit den Dingen, die einzelne Kinder machen wollen, die aber von der Schule nicht angeboten werden? Selbst wenn wir bei den Sportarten bleiben, gibt es da ja noch sehr viele, die nicht im Schulsport angeboten werden bzw. gar nicht angeboten werden können. Habt ihr z.B. eine Kletterwand? Wie sieht es mit Windsurfen aus? Oder eben bei uns vom Verein aus ist Segelfliegen angesagt. So, welcher Sportlehrer bringt den Knirpsen das jetzt auch nur ansatzweise bei?
    Oder außerhalb des Sports: Modellflugzeuge mit Fernsteuerung bauen und fliegen? Wer kann das? Wie soll das auf dem Schulgelände laufen? ;)

  • Und... nur Akademiker können "leben", plattyplus?
    Komisch... mein Vater hat "8 Jahre Volksschule", dann Kaufmann gelernt, war selbstständig... meine Erzeugerin hatte zwar nen Beruf gelernt (sogar mit Diplom), war aber zumindest finanziell nicht nötig, weiter zu arbeiten. Oma hat im (eigenen, nicht "finanzierten") Haus eine Etage drüber gewohnt, noch ne Etage drüber war ne Wohnung vermietet, beide Eltern hatten Autos mit "Stern", wir hatten wöchentlich ne Putzhilfe, es ging jedes Jahr mit dem Flieger in den Urlaub, manchmal sogar mehr als einmal... ich hatte ordentliches Taschengeld, der Klavierlehrer hat das auch nicht umsonst gemacht, wir hatten sogar eine ganze Weile ein Ferienhaus...
    ...war vielleicht kein "goldener Löffel", aber immerhin n silberner, würd ich sagen. Soviel zu "nur Akademiker".

    Bei dem, was Du da beschreibst, hattest du den goldenen Löffel gefressen.


    Meine Eltern haben es zum Vermessungs-Ing. und Vermessungstechnikerin gebracht. Beide waren Angestellte im öffentlichen Dienst. Trotzdem war so ein Leben, wie du es mit nur einem Gehalt beschreibst, nicht drin. In der Generation meiner Großeltern war es auch nicht anders. Väterlicherseits war Opa Lokführer (damals noch verbeamtet) und Oma Hebamme; mütterlicherseits Dipl.-Kaufmann in der Möbelindustrie und Näherin. Trotzdem war so ein Lebenswandel, wie Du ihn beschreibst, nie drin.


    Im Kreis der weiteren Verwandten (Tante, Onkel) das gleiche Bild. Sie Lehrerin an einer Grundschule, er Studiendirektor (a15) am Gym., eine Putzhilfe gab es trotzdem nicht und beide haben volle Stellen gehabt. Oder: Er Dipl. Sozialarbeiter im Jugendamt, sie Selbstständige... auch beide in vollzeit, die Hütte war trotzdem bis zur Pension nicht abbezahlt.


    Nachtrag: Das von Dir beschriebene Hausfrauenmodell habe ich nie kennengelernt. Selbst in der Zeit des Nationalsozialismus, in der das wohl mal so hochgejubelt wurde, wollten sie dann doch den Beruf der Hebamme nicht in männliche Hände geben. In einem Vergleich zwischen BRD und DDR habe ich einen prägenden Satz gehört: "In der BRD waren es Hausfrauen, in der DDR waren sie einfach arbeitslos."

    Klar finde ich die Ganztagsschule auch nicht toll, aber sie ist nun einmal leider Realität und das die Löhne soweit steigen, daß ein Gehalt für eine 4-5 köpfige Familie reicht, denn so hohe Kinderzahlen bräuchten wir, um das System am Laufen zu halten, davon kann man nur träumen. Aber Realität wird sowas für die in Abhängigkeit arbeitende Bevölkerung nicht. Das geht nur, wenn jemand Selbstständig ist und dann andere Leute (= die Mitabreiter) für sich arbeiten lassen kann.

  • Im Kreis der weiteren Verwandten (Tante, Onkel) das gleiche Bild. Sie Lehrerin an einer Grundschule, er Studiendirektor (a15) am Gym., eine Putzhilfe gab es trotzdem nicht und beide haben volle Stellen gehabt.

    Mein Vater war Lehrer am Gym und meine Mutter Grundschullehrerin, beide Vollzeit. Eigenheim, Klavierstunden, Querflötenstunden, Sportvereine, Putzhilfe (2x pro Woche), Bügelhilfe, Wochenendgrundstück, Reisen nach Italien, 2 Kinder, 1 Auto...


    PS. Die Eltern meiner Freundin: Er Schulleiter am SFZ, sie Lehrerin an der Grundschule, beide Vollzeit, ein ewiges Gejammere über zu wenig Geld. 3 Kinder, Musikschule, Sportverein, Auto, Eigenheim.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Also goldener Löffel :aufgepasst: . Ich sag es ja...Akademikerkinder.
    Es gab auch eine andere Welt.


    Und gerade Lehrer sollten da nicht klagen. Alleine die Familienzuschläge sind für normale Arbeiter unverständlich.

  • Im Sportverein etwa oder in der Musikschule? Vergiß es. Da kommst Du nie hin, weil Du als Schülerin die Schule für die Trainings- bzw. Proben-Termine nie verlassen darfst.

    Hm, also meine Tochter war auch an einer gebundenen Ganztagsschule, da war das kein Problem. Für regelmäßige Freizeit-Termine durften die Kinder grundsätzlich die Schule verlassen.
    Lag aber auch daran, dass es letztlich doch "nur" Betreuung durch die Erzieher war und insofern unproblematisch zu organisisieren. Wobei ich mich da in der Tat auch gefragt habe , weshalb die Kinder dann überhaupt zwingend bleiben müssen... (wir haben die Schule übrigends trotz Ganztag gewählt und nicht wegen des Ganztags, weil sie uns ansonsten besser gefiel als die Alternative). Gut fand ich die Entscheidung der Schule in Klasse 1/2 konsequent auf Hausaufgaben zu verzichten. Und großartig war wirklich die Erzieherin meiner Tochter, die in Klasse 1 tatsächlich noch eine Art Mittagsruhe durchgezogen hat: die Kinder hatten Matten zum Hinlegen und bekamen gemütlich vorgelesen. Einige sind dabei auch regelmäßig weggenickt. Insofern ging es meinem Kind da durchaus gut (die war aber auch von Tag 1 an begeistertes Schulkind und eher so der Typ pflegeleicht und gut in der Lage sich abzugrenzen), trotzdem hätte ich ihr gerade als sie älter wurde, auch gegönnt früher nach Hause zu gehen. Bei Kind Nr.2 haben wir uns dann auch anders entschieden.


    Ein großes Problem, das hier noch gar nicht genannt wurde, ist aber auch schlicht die räumliche Situation. Ich finde diese Doppelnutzung der Räume echt gruselig: vormittags Unterricht, nachmittags Hort in immer demselben Raum. Das ist für alle beteiligten eine Zumutung. Und in allen Schulen, die ich kenne, kann man zugucken, wir jedes Jahr mehr Hort- (und Teilungs-) räume platt gemacht werden, weil wir nicht wissen wohin mit all den Kindern und immer noch neue Klassen eröffnen müssen. Oder auch ein Dauerthema: die Organsisation des Schulessens. Die Mensen sind, so vorhanden, in der Regel zu klein, so dass es ein logistische Herausforderung ist, da alle Essenskinder in vertretbaren Zeiträumen durchzuschleusen. An meiner ersten Schule gab es Zeiten, da haben Kinder ihr Essen auf dem Schoß balancieren dürfen...
    (unglaublich aber wahr: offiziell hatten wir eine Schulmensa, weil die auf irgendeinem Plan eingezeichnet war, in der Realität gab es die aber schlicht nicht.... es braucht mehrere Schulbegehungen, bis man uns das mal geglaubt hat). Und Essen unter Zeitdruck sollte einfach nicht sein!!! Wir freuen uns jetzt schon auf nächstes Schuljahr, wenn alle Kinder Anrecht auch ein kostenloses Mittagessen haben (das wird ein Spaß...)

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Also goldener Löffel :aufgepasst: . Ich sag es ja...Akademikerkinder.
    Es gab auch eine andere Welt.


    Und gerade Lehrer sollten da nicht klagen. Alleine die Familienzuschläge sind für normale Arbeiter unverständlich.

    Aber ich klage doch gar nicht (oder meinst du nicht mich?).
    Weiter oben habe ich geschrieben, wie meine nicht-Akademiker-Freundinnen aufgewachsen sind. Nämlich ohne, ohne und ohne.... Waren allesamt bis zum Abi meine Clique, Standesdünkel hatte da keine. Jetzt sind sie: beim TÜV, Lehrerin, Hausfrau und bei der Sparkasse.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Was den Ganztag angeht hat da jede Schule aber andere Regeln.
    An der nächsten Grundschule hier hab ich die Wahl:
    Über-Mittag: Betreuung von 7.30-13.30. mit dem Schwerpunkt Freispielen, aber Essen muss mitgegeben werden und wird nicht aufgewärmt.
    OGS: 7.30-15/16 Uhr. Warmes Mittagessen, Hausaufgaben, AGs. Aber! Man muss vorher verbindlich festlegen an welchen Tagen das Kind wann geht. Dann ist das festgelegt und Ausnahmen müssen bei der Schulleitung beantragt werden.


    Für mich beides absolut nicht ideal. Da zahle ich dann lieber eine Kinderfrau und lasse mir von meinen Eltern helfen.


    BTW: Hier auch goldener Löffel, meine Eltern sind Elektriker (Meister) und Steuerfachgehilfen. Also weit weg von Akademikerkind. Aber sie haben irgendwann mal im Lotto gewonnen und gut gewirtschaftet. Meine Mama war Hausfrau bis meine kleine Schwester in die 5. Klasse kam.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Die Antwort auf die Frage, was eine bessere Idee ist, liegt doch auf der Hand.

    auf meiner nicht



    Welche Eltern wollen nur am Wochenende was von ihren Kindern haben? Welcher Mensch - dafür muss man noch nicht mal Elter sein - will den Großteil seines Lebens damit verbringen für Lohn arbeiten zu müssen? Das will niemand

    zu a) hast du Kinder?
    Zu b) nenne mir einen Menschen, der ohne Arbeit glücklich ist.

    • Offizieller Beitrag

    Zu b) nenne mir einen Menschen, der ohne Arbeit glücklich ist.

    Da gibt's schon ein paar, die sind aber tendenzell nicht in den Mehrheit. Es hängt ja auch immer stark davon ab, ob man in seiner Arbeit einen Sinn erkennen kann oder ob sie krank macht oder einfach unfassbar öde ist.


    Morses bessere Idee würd mich auch mal interessieren. Bedingungsloses Grundeinkommen?

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich halte von gebundenem Ganztag überhaupt nichts - aus Lehrer- und Elternsicht.
    Als Lehrerin erlebe ich, dass die SuS im Nachmittagsbereich (also nach der 6. Stunde/13.00 Uhr bei uns) nicht mehr wirklich aufnahmefähig sind. Es ist lauter als vormittags, Konzentration kaum möglich. Da helfen auch wechselnde Sozialformen nichts. Außerdem wird mir die Stunde Mittagsaufsicht nur als halbe Stunde angerechnet und das bei ohrenbetäubendem Lärm, der auf Dauer echt krank macht.


    Für meine Kinder halte ich gebundenen Ganztag ebenfalls nicht für sinnvoll, denn ihre Hobbys (Instrumente, Klettern, Reiten,...) werden nicht von der Schule angeboten. Abgesehen davon ist zumindest ein Kind froh, nachmittags die Klassenkameraden los zu sein und mit selbst ausgesuchten Freunden Hobbys nachzugehen. Das Mittagessen in der Schule finden sie zudem oft "eklig" (und zu Hause sind sie zum Glück wirklich keine mäkeligen Esser).


    Sicher muss es Betreuungsangebote für Kinder arbeitender Eltern geben, ich denke, das steht außer Diskussion. Das dürfen aber keine Verwahranstalten sein (aber um das zu ändern müsste man viel Geld in die Hand nehmen) und Kinder, die Alternativen haben (z.B. Eltern die nur Halbtags oder im Schichtdienst arbeiten und sich bei der Kinderbetreuung abwechseln können,...) dürfen nicht gezwungen/verpflichtet werden, bis nachmittags in der Schule zu hocken und sinnlos Zeit tot zu schlagen.


    Zusammengefasst: Ausschließlicher Vormittagsunterricht (außer natürlich in der Oberstufe, aber das ist ein anderes Thema) und gute und vor allem flexible Betreuungsangebote für Kinder, die Mittags nicht nach Hause gehen können wären in meinen Augen sinnvoll und notwendig.

  • Ich möchte mich meiner Vorposterin anschließen:


    Die jetzigen Ganztagsschulen sind m.M.n. momentan mehrheitlich nichts anderes als theoretisch durchorganisierte Aufbewahrungsorte.
    Wenn die Struktur und das Angebot nicht stimmt (und das tut es momentan kaum irgendwo, z.B. aufgrund des Personalmangels), kann ein Kind noch so lang in der Schule sein und wird trotzdem keinen Mehrwert für die eigene persönliche Entwicklung erfahren.
    Unterricht nur vormittags und flexible Betreuung, die bei Bedarf genutzt werden kann (aber nicht muss) nachmittags: Damit wäre vielen geholfen.

  • Zusammengefasst: Ausschließlicher Vormittagsunterricht (außer natürlich in der Oberstufe, aber das ist ein anderes Thema) und gute und vor allem flexible Betreuungsangebote für Kinder, die Mittags nicht nach Hause gehen können wären in meinen Augen sinnvoll und notwendig.

    Würde ich, wenn es um Grundschulen geht sofort so unterschreiben, ab der Unterstufe ist das schon nicht mehr möglich, da z.B. Französisch als Wahlfach ab KLasse 7 mindestens den freiwilligen zusätzlichen Besuch des Französisch-Unterrichts in Klasse 6 voraussetzt. Da an diesem SuS aller 6.Klassen teilnehmen gibt es dafür dann eben einen Nachmittagstermin mit 1-2 Lerngruppen. er Brückenkurs Französisch in Klasse 5 ist nicht verpflichtend, wird aber als AG empfohlen, um das GS-Französisch aktiv zu halten. Auch das natürlich nur nachmittags möglich. Das sind nur Einzelfächer, die gibt es aber eben bereits ab Klasse 5 an allen Schularten, ganz ohne gebundenen Ganztag.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich stimme euch in allen Punkten zu.


    Dann möchte ich auch grundsätzlich die Frage stellen, ob man so ein invasives System überhaupt will. Schule greift sowieso schon stark in das Leben der SuS ein, indem Wissensinhalte, Standorte, Lerngruppen etc. fremdbestimmt werden und das auch schon in offenen Ganztagsschulen zu einem nicht unerheblichen Teil. Wenn es dann noch darum geht, den Freizeitbereich fremdzubestimmen (und das geschieht schon, indem eine Auswahl an Angeboten vorgenommen wird), dann ist für mich der Punkt erreicht, an dem ich es nicht mehr unterstützen möchte. Ich finde jeder Mensch sollte die Freiheit haben, sein Leben in Teilen selbst gestalten zu können und dazu gehört für mich auch die Freiheit zu entscheiden, ob ich z.B. an der Schule Fördermöglichkeiten wahrnehme oder am Nachmittag doch lieber in einen privaten Malkurs außerhalb der Schule buche. Durch diese Freiheit lerne ich viel mehr über mich und meine eigenen Bedürfnisse als in einem aufgezwungenem Ganztagsangebot, das oft lustlos oder notdürftig gefüllt wird.

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