Aktueller Lerntypentest...

  • Hallo in die Runde,


    kennt jemand von euch einen recht aktuellen Lerntypentest, welchen die SuS einer Oberstufe eigenständig - am besten medial gestützt - durchführen können und ich dann das passende Ergebnis vorliegen habe; um welchen Lerntyp es sich bei Schüler x handelt.
    Der Grund ist eine Differenzierung dessen anhand der Ergebnisse!


    Mir ist bisweilen der HALB-Test von Stangl bekannt - aber schon alleine die Fragen sind "old school" :D siehe => https://www.stangl-taller.at/A…TTER/TEST/HALB/Test.shtml


    Vielleicht hat jemand eine Idee! Danke :)

    "Alles wird gut..., sprach die Kuh und aß genüsslich weiter Gras" :)

  • Meines Wissens nach ist die Annahme von Lerntypen überholt.

    Mmmh...und wie würdest du/ihr dann die einzelnen Präferenzen von SuS bezeichnen bzw. unterscheiden?
    Sowie darauf schließen, um diese optimal differenziert zu fördern?

    "Alles wird gut..., sprach die Kuh und aß genüsslich weiter Gras" :)

  • Meines Wissens nach ist die Annahme von Lerntypen überholt.


    So ist es!
    Die Lerntypentheorie war nie wissenschaftlich (seriös) belegt. Insofern handelt es sich um eine Hypothese.


    der Buntflieger

  • Mmmh...und wie würdest du/ihr dann die einzelnen Präferenzen von SuS bezeichnen bzw. unterscheiden?Sowie darauf schließen, um diese optimal differenziert zu fördern?


    Hallo Magda_T,


    laut empirischen Befunden gibt es zwar Vorlieben (manche schauen sich lieber Bilder an, andere hören lieber zu etc.), aber das hat keinerlei nachweisliche Effekte auf die Lernleistung. Für den Lernerfolg ist es also im Grunde egal, über welchen Sinneskanal es erfolgt.


    Wenn du wissen willst, wie deine Schüler lieber lernen, dann frag sie also am besten einfach.


    Das Lernen findet kognitiv statt; was man aber weiß ("Dual-Code-Theorie"): Wenn bildlich und sprachlich gelernt werden kann, sollte dies auf beide Weisen möglichst ausgeglichen erfolgen. Das ist umso schwieriger, je abstrakter ein Lerninhalt sich darstellt.


    Wichtiger sind gute Beispiele und Übungen sowie genügend Wiederholung, um Lerninhalte im Gedächtnis zu verankern und zu verknüpfen.


    der Buntflieger

  • Übrigens ist nicht nur die Lerntypentheorie überholt sondern auch die Rechercheoptionen, die in diesem Test angeboten werden - das hat man alles so vor einem Vierteljahrhundert gemacht.


    Realistische Lösungen, die heute auch von Otto Normalverbraucher verfolgt würden:


    1. Naviapp
    2. Onlinelexika
    3. Email oder Messenger oder Social Network
    4. Google-Recherche, Spezialseiten wie "chefkoch.de"
    5. Webseite des Tierparks
    6. "Eine Musikanlage fürs Zimmer"! :D :D :D Naja, Testberichte, Netzwerke etc.
    7. Youtube
    8. Google-Maps-Link o.ä.
    9. "Neue Lexika für die Schule" kauft kein Mensch mehr.


    Wie würden sich diese Möglichkeiten in den Lerntypentest einfügen?

  • Danke Nele, angeregt durch diesen Beitrag hab ich mir die "Umfrage" auch mal angeschaut und musste laut lachen bei den absurden Auswahlmöglichkeiten.


    Und dann auch noch (wie so oft) so schrecklich offensichtlich, dass es weh tut, worauf die Antworten hinauslaufen sollen.


  • Hallo Meerschein_Nele,


    das ist ein super Beispiel! :top:
    Demnach wären wohl die allermeisten Schüler heute eher "Smartphone-Lerntypen".


    Die Frage für die Threadstarterin wird sein, wie man sinnvoll differenzieren kann (über Lerntypen jedenfalls nicht). Ein wichtiger Baustein sind wohl die Aufgabenstellungen (Operatoren, Hilfestellungen) und diesbezügl. böte sich ein Lerntest an.


    Bei uns gibt es z.B. Schüler, die füllen vor allem Lückentexte (mit vorgegebenen Begriffen) aus ("nenne", "zähle auf", "verbinde" etc.) und brauchen dafür schon die gesamte Arbeitszeit, während der Sitznachbar einen Fließtext ("erläutere, erkläre, begründe") zur selben Thematik freihändig niederschreibt und nach 5 Minuten eine Zusatzaufgabe einfordert. Das ist so krass heute, wie groß die Unterschiede in den Klassen teilweise sind. :ohh:


    der Buntflieger

  • Die Frage für die Threadstarterin wird sein, wie man sinnvoll differenzieren kann (über Lerntypen jedenfalls nicht). Ein wichtiger Baustein sind wohl die Aufgabenstellungen (Operatoren, Hilfestellungen) und diesbezügl. böte sich ein Lerntest an.
    Bei uns gibt es z.B. Schüler, die füllen vor allem Lückentexte (mit vorgegebenen Begriffen) aus ("nenne", "zähle auf", "verbinde" etc.) und brauchen dafür schon die gesamte Arbeitszeit, während der Sitznachbar einen Fließtext ("erläutere, erkläre, begründe") zur selben Thematik freihändig niederschreibt und nach 5 Minuten eine Zusatzaufgabe einfordert.

    Ich denke nicht, dass man dafür einen "Lerntest" benötigt. Selbstdifferenzierende Aufgaben reichen: Verschiedene Aufgabentypen, um das selbe Lernziel zu erreichen, mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Einen Teil gibt man als Lehrkraft vor, einen Teil wählen die SuS frei aus, je nach Tagesform/Arbeitswillen/Vorwissen/Interesse/...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich denke nicht, dass man dafür einen "Lerntest" benötigt. Selbstdifferenzierende Aufgaben reichen: Verschiedene Aufgabentypen, um das selbe Lernziel zu erreichen, mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Einen Teil gibt man als Lehrkraft vor, einen Teil wählen die SuS frei aus, je nach Tagesform/Arbeitswillen/Vorwissen/Interesse/...


    Hallo CDL,


    benötigen tut man den sicherlich nicht. Es sieht aber - gerade im Fall von Unterrichtsbesuchen etc. - nicht schlecht aus, wenn man konkrete Angaben für jeden Schüler machen kann und ggf. auf aktuelle Testergebnisse verweisen bzw. eine Entwicklung aufzeigen kann. Ich vermute, dass die Threadstarterin in diese Richtung gedacht hat.


    der Buntflieger

  • Zur Unwissenschaftlichkeit von Lerntypen gibt es auch einen gut lesbaren Abschnitt im (meiner Meinung nach) auch sonst sehr schönen Buch:


    H.-P. Nolting, Abschied von der Küchenpsychologie

  • Es sieht aber - gerade im Fall von Unterrichtsbesuchen etc. - nicht schlecht aus, wenn man konkrete Angaben für jeden Schüler machen kann und ggf. auf aktuelle Testergebnisse verweisen bzw. eine Entwicklung aufzeigen kann. Ich vermute, dass die Threadstarterin in diese Richtung gedacht hat.

    Ich bedanke mich bei euren vielseitigen Infos! :)


    Ihr habt natürlich recht, was dieses reguläre Prozedere an Lerntypen-Tests angeht.
    Aber so wie es Buntflieger schreibt, sieht es aus...


    Für einen Ref. sieht es nicht schlecht aus, wenn man im Hinblick auf "Lernvorlieben (Neigungen) zu jedem Schüler" etwas vorlegen kann und da ist meinem Schützling eingefallen, solch einen Lerntypentest durchzuführen.


    Abgesehen von anderen Möglichkeiten der Differenzierung & Co. ;)


    Um z. B. Gruppenarbeitsphasen nach bestimmten Typen einzuteilen, um differenzierte Handlungsprodukte zu erreichen, wäre solch ein Lerntyp gar nicht verkehrt ;)

    "Alles wird gut..., sprach die Kuh und aß genüsslich weiter Gras" :)


  • Hallo Magda_T,


    man muss auch bedenken, dass in (leider) vielen Seminaren die Lerntypen weiterhin hoch im Kurs sind, dass also durchaus davon auszugehen ist, dass eine Differenzierung über vermeintlich zutreffende Lerntypen deinem Referendar positiv angerechnet wird.


    Außerdem ist solch ein Lerntypentest viel leichter durchzuführen als ein seriöser Lernleistungstest. Wissenschaftlichkeit und Logik ist eine Sache, das Referendariat eine (teilweise) ganz andere... ;)


    der Buntflieger

  • Um z. B. Gruppenarbeitsphasen nach bestimmten Typen einzuteilen, um differenzierte Handlungsprodukte zu erreichen, wäre solch ein Lerntyp gar nicht verkehrt

    Du bist besser beraten mit Deinen SuS über wirksame Lern*methoden* und Arbeitstechniken zu sprechen als eure Zeit mit Küchenpsychologie zu verschwenden.


    Die meisten Jugendlichen können mit Texten schon nicht richtig umgehen. Die lesen einfach los, malen alles rosa an und wundern sich dann, wenn am Ende die Fragen dazu kommen, dass sie eigentlich keine Ahnung haben, was sie gerade gelesen haben. Erst Fragen lesen, dann im Text die Passagen markieren, die als Antworten passen könnten. Wie oft sage ich das ... und wie häufig wird es ignoriert. Wenn Schüler schlechte Arbeiten schreiben, frage ich sie immer, wie sie eigentlich gelernt haben. Meistens ist die Antwort "ich hab's halt durchgelesen". Ja mei ... das langt halt nicht. Nimm den Stift in die Hand und löse alle Aufgaben noch mal handschriftlich auf ein Blatt Papier. In der Prüfung muss man's auch hinschreiben können. Kann man nicht, gibt's ne schlechte Note. Lerne Begriffsdefinitionen und lass dich von einer anderen Person abfragen. Lerne Begriffe im Kontext, versuche andere Begriffe zu finden, die sich damit vernetzen lassen.


    Hat alles nix mit "Lerntypen" zu tun - was auch immer das überhaupt sein soll ... Aber ja, uns hat man in der Ausbildung auch damit belästigt. Wir hatten später an der Schule sogar noch mal eine Weiterbildung dazu, die war wirklich legendär. Unsere beiden Psychologie-Kollegen (ja, das wird bei uns tatsächlich als Wahlpflichtfach unterrichtet!) sind völlig unter die Decke gegangen, was das eigentlich für ein Scheiss sein sollte. :rauchen:

  • ...Lerne Begriffsdefinitionen und lass dich von einer anderen Person abfragen. Lerne Begriffe im Kontext, versuche andere Begriffe zu finden, die sich damit vernetzen lassen...

    nun, man könnte sagen, dass der "visuelle Typ" mit einem Mindmap mehr anfangen kann als mit wiederholend-vor-sich-hinmurmeln, der "auditive" umgekehrt.


    Sinnvoller ist's, den Schülern zu erklären, dass es mehrere Techniken gibt, welche sich wo besser eignen und dass sie sich eben auch ergänzen. Bei Vokabeln muss ich mir das Wortbild einprägen, die Englisch-CD anhören UND Vokabellisten zudecken und mich selbst abfragen... egal, welcher Typ ich denn nun bin.


    Abstreiten, dass Menschen verschieden rangehen ans Lernen würde ich zwar nicht, nur hilfreich scheint mir das Wissen darüber nicht zu sein. Kennen und können soll man am Ende doch alle Möglichkeiten: Karte lesen und Passanten fragen ;)

  • Zentral ist, dass niemand nur eine Art von Lerntyp ist. Es gibt bestimmte Wege (Plural!) die wir individuell präferieren bzw.die uns eher ansprechen/leichter zugänglich sind, aber eben nicht "den" einen Weg für "den" Lerntyp XYZ. Ich vermute mal, dass keiner von uns als Lehrkraft nur 45min reinen Vortrag hält, abschreiben lässt etc. Multiple Lernwege spricht vss. jede Unterrichtsplanung an. Damit kann man diesen Baustein als erfüllt betrachten und vernünftigerweise anderweitig differenzieren, wo es tatsächlich sinnvoll und zielführend ist. (Wenn man tatsächlich als Ref ein Seminar hätte, dass dennoch auf Lerntypen-Planung besteht, zieht man das halt mal für eine Lehrprobe durch, denkt sich seinen Teil und gut. Nach der erfolgreichen Prüfung kann man seine LBs dann ja mal sehr höflich auf den aktuellen Stand aufmerksam machen. Bei uns am Seminar würde man damit jedenfalls keinen Blumentopf gewinnen.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mein Dozent in der Allgemeinen Didaktik damals stand total auf die „multiplen Intelligenzen“ - ähnlicher Schrott, der auf dem Papier gut klingt, aber mit der empirisch überprüfbaren Realität nichts zu tun hat.

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