Lehramt mit 31 wie realistisch?

  • Hallo,


    ich brauche eine Einschätzung von eurer Seite.
    Ich bin 31 und habe sehr lange studiert. Zuerst eine Ausbildung gemacht, die mir nicht lag. Anschließend bin ich Mama geworden und dann noch 7 Jahre durch die Verzögerung Pflegemanagement studiert (Bachelor und Master).
    Schon in den letzten Jahren hab ich auf Honorarbasis an einer Schule gearbeitet, wo mir klar wurde, dass mir das mehr liegt.
    Ich bin die Pflege und alles sehr leid und habe nur durchgezogen, weil ich keine Brüche im Lebenslauf wollte. Mein Sohn geht mittlerweile in die Grundschule.


    Nun hatte ich die ersten Bewerbungsgespräche und mich möchte partout niemand einstellen. Ich will eigentlich nur raus aus der Pflege und die Tatsache, dass mich ohnehin niemand nimmt, kommt mir nicht ungelegen. Obwohl ich sehr gute Konditionen habe: Drei Praktika im Pflegebereich und zwei Abschlussarbeiten in diesem Bereich. Es ist einfach nicht mein Feld.
    Ich habe aushilfsweise an einer Grundschule gearbeitet und mich extrem bestätigt gefühlt.


    Habe ich in dem Alter noch eine Chance oder bin ich zu alt? Könnte ich das finanzieren, wenn ich 20 Stunden als Aushilfe arbeite?

  • Es gibt Leute, die tatsächlich so spät anfangen zu studieren. Habe ich immer einmal wieder mitbekommen. Was ich ein bisschen kritisch sehe, sind die 20 Stunden, die du arbeiten möchtest. 20 Stunden Arbeit und Studium erscheint mir schon sehr viel zusammen.

  • @ tabularasa, du bist lange nicht zu alt, um noch in den Lehrerberuf einzusteigen. Es kann auch durchaus ein Vorteil sein, schon mal woanders reingeschnuppert zu haben. Nur sollte die Motivation nicht nur darin bestehen, etwas anderes doch nicht machen zu wollen.

  • 31 ist nicht zu alt, gar nicht mal so wenige Leute treibt es später in den Lehrerberuf. Dass du keinen Job in der Pflege findest, überrascht mich dennoch, heißt es ja schließlich immer, dass in der Sparte chronischer Fachkräftemangel herrsche. Lehramt studieren und Teilzeit arbeiten geht, wenngleich es natürlich eine zusätzliche Herausforderung ist, dass du deinen Sohn betreuen musst. Vlt. kannst du deinen Mann da etwas stärker einfordern, wenn du wirklich noch einmal studieren möchtest. Käme mit deinem Pflegehintergrund u.U. auch Berufsschullehramt mit Schwerpunkt Gesundheit/Pflege in Betracht? In einigen Lehrerbedarfsprognosen heißt es, dass es da einen Mangel gebe und du könntest dir u.U. einen Großteil deiner Studienleistungen anrechnen lassen.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Hallo Tabularasa,
    mein Mann hat mit 30 dem Pflegeberuf den Rücken gekehrt und ein Studium begonnen. Und auch während meines Medizinstudiums waren viele ehemalige PflegerInnen Ende 20 dabei.


    Zum nebenbei Arbeiten: mein Mann war weiter im Krankenhaus mit einer 25%-Stelle angestellt. Er hat 2x im Monat die unbeliebten Wochenendnachtdienste gemacht und in den Semesterferien und Weihnachten/Silvester mehr. Viel mehr Stunden wären nicht möglich gewesen.

  • Ich möchte keinen Bildungskredit aufnehmen und habe mich deshalb entschlossen 20 Stunden dazu zu arbeiten.


    Meine Überlegung ist daher in Teilzeit auf Lehramt zu studieren. Die Uni in meiner Nähe würde das anbieten. Wie sind eure Erfahrungen damit auf Teilzeit zu studieren?
    Ich hatte auch schon überlegt, ob ich mich fürs Berufsschullehramt Pflege einschreibe? Das würde vielleicht schneller gehen?


    Nein, für die Pflege direkt habe ich mich nicht beworben. Ich habe ja Pflegemanagement studiert, also das Managen von Altenpflegeeinrichtungen.
    Wenn es gar nicht anders ginge, würde ich aber auch direkt in die Pflege gehen, um mir das Studium zu finanzieren. Dann aber nur als Zuverdienst fürs Studium.


    Ich möchte raus aus meinem Bereich. Ich habe realisiert, dass es nicht das Richtige ist und mir die Lehrtätigkeit mehr liegt.
    Es ist natürlich nicht schön, dass ich bis auf zwei Praktika keine Erfahrungen habe im Beruf, aber mich möchte im Moment auch partout niemand einstellen.


    Nach über 30 Bewerbungsgesprächen scheint mein Alter ein Ausschlusskriterium zu sein und meine Qualifikation (Master) eher ein Hindernis (überqualifiziert).


    Alle scheinen außerdem Angst zu haben, dass ich nochmal ein zweites Kind ansetze.


    Bevor ich jetzt arbeitslos zu Hause hocke, möchte ich die Zeit fürs Zweitstudium nutzen und würde den Kompromiss eingehen nebenher zur Studienfinanzierung in die praktische Pflege zu gehen (20 Stunden)



    Der Vater meines Kindes und ich sind getrennt. Mein neuer Partner und ich leben zusammen, aber der Kleine ist auch oft bei seinem Papa.
    Wir haben das Wechselmodell, dass der Kleine 2 Wochen bei ihm und 2 Wochen bei mir ist.

  • Wie sieht es denn sonst mit einer Stelle an einer Fachschule aus? Eine Bekannte war Krankenschwester und hat dann Pflegewissenschaften studiert und ist jetzt Lehrerin und bildet aus.
    Geht das mit deinem Abschluss oder einem anderen Master? Vielleicht erkundigst du dich mal, da wärst du halt etwas schneller.
    Ansonsten hat der Rest recht: einfach machen.
    Aber vielleicht nicht gerade komplett überlaufene Fächer/ Schulformen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ist das Berufsschullehramt?


    Ich müsste wohl trotzdem noch ein Fach nachstudieren. Da würde ich dann Deutsch oder Englisch nehmen, denn in Mathe war ich nie sonderlich gut. Was meint ihr?

    Schau dir doch einfach mal die Bedarfsprognosen für dein BL für die diversen Schularten an und gleich die Bedarfsfächer mit deinen Kompetenzen- die keiner hier kennt und beurteilen kann- ab und prüf dann an einer Hochschule deiner Wahl, welche zulässigen Fächerkombinationen es im Lehramt deiner Wahl gibt. Vielleicht ist Deutsch oder Englisch sinnvoll, vielleicht nicht, vielleicht gibt es andere zulässige Fachkombinationen, die dir mehr liegen würden, etc.


    Ich hab mein Zweitstudium auch in TZ absolviert und zusätzlich gearbeitet. Ist natürlich anstrengend und organisatorisch immer wieder eine Herausforderung (bei dir mit Kind noch mehr), klappt aber ansonsten gut und habe ich als sehr befriedigend empfunden. Man hat dank der Studienerfahrung ja im Regelfall auch den Vorteil gegenüber vielen Kommilitonen, dass man einen klaren Plan hat, weiß, wie bestimmte universitäte Abläufe funktionieren und wie man bestimmte Aufgaben effizient lösen kann.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Dankeschön. Wie viele Jahre hast du ungefähr gebraucht mit dem Teilzeitstudium und wie viel hattest du ungefähr durch deine Nebentätigkeit zum leben?
    Verzeih mir die indiskreten Fragen, aber das wäre wichtig zu wissen.


    Hab jetzt rein geschaut und Berufsschullehramt Pflege sieht nicht so schlecht aus. Mathe und Physik wären zwar besser als Zweitfach, aber das liegt mir nicht. Ich würde Englisch wählen.

  • Ich bin da nicht wirklich repräsentativ, weil ich zwischendurch schwerstkrank war und mehrere Jahre nicht arbeitsfähig in der Folge. Zusammengerechnet betrug die tatsächliche TZ-Studienzeit dann aber dank Anrechnungen lediglich 3,5 Jahre inklusive Examensphase. Ohne Wiedereingliederungsphase wären es nur 2,5 Jahre gewesen.


    Durch meine Nebentätigkeit hatte ich ziemlich punktgenau genug zum Leben, nicht mehr, nicht weniger. Hängt aber ja ganz stark von der Art der Nebentätigkeit und der Bezahlung ab. Da hätte ich deutlich mehr verdienen können an anderer Stelle, wollte aber gerne genau die Arbeit machen, die ich gemacht habe, da diese mir persönlich wichtig war. Rechne dir durch, was du und ihr brauchst, prüf, ob du das mit einer Pflegetätigkeit erreichen kannst und ob du dort auch zeitlich flexibel genug bist bzw. der AG sich auf bestimmte Zeitregelungen einlässt, die im Hinblick auf das Studium unerlässlich sind. Ich hatte so immer semesterweise 2 fest Tage komplett frei, um ganztägig Kurse legen zu können und an den anderen Tagen dann halbtags gearbeitet, so dass ich z.B. auch noch in der Bibliothek arbeiten konnte.
    Prüf auch sehr gut dein Unterstützungssystem für die Kinderbetreuung (wer kann sich abgesehen von dir zuverlässig ums Kind kümmern, wenn es krank ist und du grad in eienr Prüfungsphase steckst etc.).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Danke CDL.
    Ich bin positiv überrascht, denn ich hatte mit 5 Jahren gerechnet. Konntest du dir einiges anrechnen lassen und hast du Berufsschullehramt studiert?
    Ich habe zwei Omas und einen Opa als Unterstützungssystem, die nicht mehr arbeiten. Das würde schon gehen, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass die sich regelrecht ums Kind gerissen haben. Da hatte ich nie Probleme.
    Scheinbar aber die potenziellen Arbeitgeber. Trotz der Versicherung, dass ich mit Kind nicht eingeschränkt wäre, haben sie das als Hindernis gesehen und bis jetzt wollte mir niemand eine Position geben, die mit meinem Erststudium angemessen wäre.


    Ich denke mir bald mit dem Kind zu studieren ist wesentlich einfacher als mit dem Kind zu arbeiten. Ich hab das ja schon einmal durch. Als ich noch studiert habe, war mein Sohn im Kleinkindalter.

  • Hallo,


    ich brauche eine Einschätzung von eurer Seite.
    Ich bin 31 und habe sehr lange studiert.
    ...
    Habe ich in dem Alter noch eine Chance oder bin ich zu alt? Könnte ich das finanzieren, wenn ich 20 Stunden als Aushilfe arbeite?


    Hallo tabularasa,


    zu alt bist du mit 31 natürlich nicht für ein Studium auf Lehramt, gerade im Grundschulbereich suchen sie derzeit dringend Lehrer, da spielt das Alter keine Rolle. Die Altersgrenze für die Verbeamtung dürfte auch kein Problem sein.


    Eher schon würde mich interessieren, ob du dich vom angestrebten Leitungsposten (Heimleitung) innerlich verabschieden kannst, denn bis zur Schulleitung ist es wohl ein etwas längerer Weg. Ich kann jetzt nicht aus deinen Aussagen herauslesen, ob dir die Leitungsposition (Verantwortung etc.) oder die Pflege als solches missfallen. Da würde ich reinen Tisch mit mir machen, damit du dich voll auf die neuen Projekte konzentrieren kannst.


    Lebenserfahrung ist im Schulbereich sicherlich kein Nachteil. Im Referendariat sollte man sich als reifere Persönlichkeit tendenziell etwas zurückhalten, da will man dich als unbeschriebenes Blatt ungestört beschreiben (von wegen "Lehrerpersönlichkeit"...), aber ansonsten wirst du davon sicherlich nur profitieren.


    Viel Glück! :gruss:


    der Buntflieger

  • Dankeschön. Ich kann mich ganz gut unterordnen und bin trotz des etwas höheren Alters lernfähig und lernwillig.


    In die Pflege oder die Leitung will ich nicht. Ich habe in vergangenen Praktika gemerkt, dass das absolut nicht meins ist. Die Sache ist für mich durch. Hab es nur durchgezogen, weil ich nicht abbrechen wollte und das im Lebenslauf nicht gut aussieht.

  • Danke CDL.
    Ich bin positiv überrascht, denn ich hatte mit 5 Jahren gerechnet. Konntest du dir einiges anrechnen lassen und hast du Berufsschullehramt studiert?
    (...)

    Ja, ich habe in allen drei Fächern die Fachwissenschaften vollständig anerkannt bekommen und lediglich noch Pädagogik, Psychologie, Fachdidaktik und die Schulpraktika nachholen müssen. Aus Interesse habe ich dennoch noch weitere Kurse belegt, aber mit so einem abgespreckten Programm geht es natürlich deutlich schneller. Kommt aber eben darauf an, was man sich aus einem Vorstudium anrechnen lassen kann. Rechne erstmal mit 5 Jahren sicherheitshalber, auch wenn du dir in Plfege einiges anerkennen lassen kannst. Wenn es dann schneller geht umso besser und wenn nicht ist es kein Weltuntergang.

    (...)
    Lebenserfahrung ist im Schulbereich sicherlich kein Nachteil. Im Referendariat sollte man sich als reifere Persönlichkeit tendenziell etwas zurückhalten, da will man dich als unbeschriebenes Blatt ungestört beschreiben (von wegen "Lehrerpersönlichkeit"...), aber ansonsten wirst du davon sicherlich nur profitieren.(...)

    Das muss ja zum Glück nicht gernell so sein. Also liebe TE: Mach erstmal in Ruhe dein Studium und schau dir dann an, wie später deine Schule und Ausbilder ticken, ohne dir Bange machen zu lassen. Niemand erwartet ernsthaft von einem Menschen von fast 40 Jahren ein "unbeschriebenes Blatt" zu sein (wäre auch absurd). Offenheit für die Beratung kann man auch als Buch mit einigen abgeschlossenen und noch vielen offenen Kapiteln mitbringen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Freuen tue ich mich schon auf die Herausforderung. Unwohl ist mir nur wenn ich daran denke, dass es mit den 20 Stunden Arbeit Probleme geben könnte. Verzichten will ich darauf aber nicht, denn dann zahle ich für die Rente gar nichts ein und ich hab durch meinen Sohn und durchs lange Studium schon kaum Rentenbeiträge.



    Sagt mal, ist das Kinderthema im Lehramt auch so ein Problem? Ich hab mit Anfang 30 in meinem Erstjob wie es mir scheint kaum eine Chance überhaupt eingestellt zu werden, weil alle denken, ich würde noch ein Kind kriegen. Wenn ich fertig wäre, wäre ich 36.

  • @Kinderkriegen: Diese Angst vor schwangeren Frauen seitens der Arbeitgeber halte ich für völlig überzogen, wenngleich sie in manchen Bereichen (Zara!) traurige Wahrheit ist. Gerade im Einzelhandel oder in der Pflege arbeiten ja größtenteils Frauen und Frauen werden nun mal früher oder später schwanger. Dann werden sie in der Zeit, in der sie ausfallen, vertreten und gut ist. Sie aufgrund dieser "Gefahr" nicht einzustellen, wäre jedoch Schwachsinn, denn wer soll dann noch diese Jobs verrichten - die "jungen Dinger" sind zu unerfahren (Stichwort "Berufserfahrung"), die Frauen mittleren Alters könnten schwanger werden, die Frauen Ü50 sind zu alt und nicht mehr körperlich belastbar. Im Studium ist Kinderkriegen idR kein Problem und im späteren Job könntest du auf Teilzeit gehen, was durchaus häufig von Frauen mit minderjährigen Kindern wahrgenommen wird. Im Referendariat kann es hingegen schon stressig werden, da der Workload im Übergang Studium/Ref bereits ohne Kind sehr hoch ist. In dieser Phase wäre es gut, wenn dich dein Umfeld (Kindsvater, neuer Partner, evtl. Eltern) entlasten könnte.


    Mit freundlichen Grüßen

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Bis ich dann im Ref bin, ist mein Kind ja schon aus der Grundschule. Ich denke, das wird (hoffentlich) kein Problem sein.


    In Sachen Bewerbung kann ich wirklich schon Bücher schreiben. Ab 30 hat man als Frau kaum noch Chancen auf eine unbefristete Stelle. Vor 2 Wochen erst erlebt.
    Ich bin beim Gespräch im festen Glauben auf eine unbefristete Stelle dort hin gegangen. Um die unbefristete Stelle ging es von Anfang an aber gar nicht mehr.
    Man wollte mich in Richtung befristete Stelle mit ganz anderem Aufgabengebiet lenken und solche miesen Vorgehensweisen erlebe ich ständig seitdem ich die 30 überschritten habe.


    Die Angst, dass neu eingestellte Frauen schwanger werden ist vollkommen frauenfeindlich, überholt und überzogen. Vor allen Dingen habe ich schon ein Kind und selbst wenn ich keins hätte. Warum geht man davon aus, dass jede Frau nur weil sie Frau ist ein Kind ansetzen will?
    Ich hab die Stelle natürlich nicht gekriegt. Die geben sie jetzt sicher einer anderen, die schon 40 ist oder erst 25.


    Mal ehrlich, das ist einer von vielen Gründen weshalb ich komplett aus dem Feld raus will.
    Mir liegt das einfach nicht.
    Auch die Arbeit mit alten Leuten und ständige Engpässe bei Personalaentscheidungen.

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