Latein in der Schule: Bringt das so viel für Grammatik?

  • Religionsunterricht ist kein Luxus, sondern als einziges grundgesetzlich erwähntes Schulfach von großer Bedeutsamkeit.
    Übrigens ein weiteres Argument für Lateinunterricht: Latein ist die universelle Sprache der Kirche.

    Warst du nicht auch der, der für "kein Sex vor der Ehe" und keinerlei Aufklärung im Unterricht wer?


    Bist du Zeitreisender aus dem Mittelalter? :staun:

  • Nein, für "keinerlei Aufklärung im Unterricht" habe ich nie plädiert.


    Und dass Religion als einziges Schulfach grundgesetzlich verankert ist und dass Latein die Sprache der Kirche ist, sind Fakten, die aktuell zutreffen, hat also nichts mit Mittelalter zu tun.

  • Nur die Hälfte von Afrika hat es als Amtssprache und Kanada/Québec...


    Soll ja keine Werbung für die Sprache sein, aber irgendwie vergisst man bestimmte Kontinente ziemlich schnell, finde ich.


    ‚Chinesisch‘. Mein Gott, WER lernt es wirklich bis zu dem Punkt, wo man es sinnvoll kann? Ich meine, wenn es beruflich sinnvoll sein soll, reicht es nicht, eine Schüssel Reis bestellen zu können.
    Und ein gewisses landeskundliches Interesse sollte auch vorhanden sein.

    Stimmt, die afrikanischen Länder hatte ich tatsächlich nicht auf dem Schirm gehabt.


    Mag sein, dass ich durch meine eigene Schulerfahrung etwas traumatisiert bin, was diese Sprache angeht, aber selbst wenn ich versuche, ganz bewusst objektiv zu denken, wüsste ich nicht, wo ich Französisch im Alltag oder im Urlaub schon jemals gebraucht hätte. Und wie oben gesagt, nach drei Jahren Unterricht sind meine Kenntnisse in etwa wieder bei Null. Natürlich rostet das auch ein und vermutlich schlummert ein gewisses Sprachwissen noch irgendwo.


    Ich will jetzt diese Sprache auch nicht schlecht reden, dennoch gibt es meiner Meinung nach sinnvollere Sprachen.


    Was ist eigentlich mit Arabisch? Gibt es das als reguläres Schulfach irgendwo?
    Bei uns im Umkreis wird neben Englisch, Latein und Französisch noch Spanisch und Italienisch angeboten.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns in der Stadt wird Russisch, Spanisch, Italienisch angeboten, alles als 3. FS, auf den 2 Gymnasien verteilt, Türkisch als 2. FS an der Gesamtschule, bei uns wird es immer wieder überlegt.
    Es ist für mich auch durchaus eine Sprache, die ich wirklich gerne könnte und auch in Deutschland für durchaus relevant halte.
    Schade, dass es nicht mehr Angebote gibt.


    Irgendwann... werde ich einen neuen Versuch starten. Aber ich habe zur Zeit genug Hobbies ;)

  • Einige haben es in diesem Faden schon angedeutet, ich will es dennoch versuchen, zuzuspitzen: Latein wird völlig anders unterrichtet als die anderen Fremdsprachen. Insbesondere spielt hier das Übersetzen eine große Rolle, bei den anderen Fremdsprachen ja nicht.


    Schaut man sich zudem den Umfang der Texte, etwa in den Abiturprüfen, an, so wird man feststellen, dass dieser bei Latein viel geringer ist. Dafür nehmen es die Lateiner aber viel genauer.


    Also denke ich: Lateinunterricht bringt etwas für die Sprachkompetenz im Allgemeinen. Das liegt aber nicht an der Sprache Latein, sondern an der Art und Weise, wie man sich damit beschäftigt. Würde man es bei den anderen Sprachen - auch bei Deutsch - ebenso genau nehmen, würde das auch etwas bringen (aber etwas Anderes verloren gehen, aus Zeitgründen). Oder, wie vorher gesagt wurde: Es bringt natürlich etwas für Grammatik, wenn man sich mit Grammatik beschäftigt.


    Ich persönlich hatte meinen eigenen Lateinunterricht (war meine erste Fremdsprache, ab Klasse 5) lange Zeit für völlig sinnlos gehalten. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.

  • Einige haben es in diesem Faden schon angedeutet, ich will es dennoch versuchen, zuzuspitzen: Latein wird völlig anders unterrichtet als die anderen Fremdsprachen. Insbesondere spielt hier das Übersetzen eine große Rolle, bei den anderen Fremdsprachen ja nicht.


    Schaut man sich zudem den Umfang der Texte, etwa in den Abiturprüfen, an, so wird man feststellen, dass dieser bei Latein viel geringer ist. Dafür nehmen es die Lateiner aber viel genauer.


    Also denke ich: Lateinunterricht bringt etwas für die Sprachkompetenz im Allgemeinen.

    Non sequitur.


    Bitte erst darüber informieren, was der Fachbegriff "Sprachkompetenz" eigentlich bedeutet, bevor du ihn anwendest.

  • Na, wenn ich immer so kritisch wäre, wenn meine Fachgebiete berührt werden ... Aber sicher hast Du recht, ich bin aktuell jedoch zu faul, mich in die entsprechenden Begrifflichkeiten einzuarbeiten.

  • ...was der Fachbegriff "Sprachkompetenz" eigentlich bedeutet,...

    na dann klär uns auf. Irgendwie scheint mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Latein auch unter Lateinern nicht klar zu sein. Ich meine, es muss ja nicht alles alltäglich nutzbaren Sinn ergeben, Bildung hat ja immer auch einen Selbtszweck. Aber so richtig beantwortet scheint mir die Ausgangsfrage nicht zu sein, vielleicht hab ich's aber bloß überlesen.

  • Wir bieten auch Niederländisch an, in NRW ja durchaus sinnvoll. Die Nachfrage war aber so gering, dass es jetzt aktuell nicht angeboten wird. Bei ca 300 Abiturienten gibt es einen Lateinkurs (4), einen Französischkurs (7) und 5 Spanischkurse (ca 25-30). Der Rest hat die 2. Fremdsprache schon abgedeckt.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Unser Lateinunterricht hat eine massive Verbesserung der Grammatikkenntnisse (in Deutsch) bewirkt. Wurde durch einen Vergleichstest in Jg. 9 bestätigt (Lateinklasse Schnitt 1,7 und Französischklasse 3,irgendwas).


    Außerdem kann ich bei Texten anderer romanischer Sprachen durch Überfliegen zumindest Grundlegendes verstehen und auch im Neuanfängerkurs Spanisch hatten wir "Lateiner" Vorteile gegenüber den "Franzosen".


    Außerdem finde ich es gut, wenn eine Sprache angeboten wird, an die eher analytisch herangegangen wird. Sprachlich nicht so begabte Schüler mit Mathevorliebe oder jene, die erst spät Deutsch gelernt haben, komen oft besser mit Latein zurecht als mit noch einer lebendigen Sprache. Dies gilt insbesondere, seit es schon in Jg. 6 nach nur einem Jahr Englisch losgeht

  • dass es für romanische Sprachen was bringt ist ja klar. Aber:

    ...Bringt das etwas für abstraktes Grammatikwissen oder für angewandtes Grammatikwissen (d.h. ich kann dann leichter Finnisch lernen)?

    ?


    Für mich klingt die Begründung in etwa so: wenn ich erst ein paar Jahre Musiktheorie habe, lerne ich leichter ein Instrument spielen. Deswegen finde ich Musiktheorie losgelöst 3 Jahre vor dem Musikhören und Musikproduzieren gut. Außerdem fällt es manchen leichter, Stücke zu Transponieren als sie ausdrucksstark und richtig auf dem Saxophon zu spielen.

  • Unser Lateinunterricht hat eine massive Verbesserung der Grammatikkenntnisse (in Deutsch) bewirkt. Wurde durch einen Vergleichstest in Jg. 9 bestätigt (Lateinklasse Schnitt 1,7 und Französischklasse 3,irgendwas). [...]



    Außerdem finde ich es gut, wenn eine Sprache angeboten wird, an die eher analytisch herangegangen wird. Sprachlich nicht so begabte Schüler mit Mathevorliebe oder jene, die erst spät Deutsch gelernt haben, komen oft besser mit Latein zurecht als mit noch einer lebendigen Sprache. Dies gilt insbesondere, seit es schon in Jg. 6 nach nur einem Jahr Englisch losgeht

    Zum ersten Punkt: Korrelation und Kausalität. Der neusprachliche Zweig (Englisch-Latein-Französisch) war bei uns früher auch besser als der naturwissenschaftliche, aber das lag daran, dass darin die braven und ehrgeizigen Mädchen waren. Aber kann schon sein, dass der viele Lateinunterricht tatsächlich etwas für Grammatiktests bringt. Ahem.


    Das mit den Zweigen ist inzwischen nicht mehr so, und zwar aus dem zweiten von Zirkuskind genannten Punkt und der Sprachenfolge an meiner Schule: Wer kein Sprachgefühl hat, nimmt in der 6. Klasse Latein und wird sich hüten, danach mit Französisch weiter zu machen - ist also im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig. Wer Sprachgefühl hat, nimmt Französisch - und ist damit automatisch im naturwissenschaftlich-technologischen Zeigen, weil wir keine dritte Fremdsprache nach Englisch und Latein anbieten, etwa Spanisch. (Und die Folge E, F, L ist absurd.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zum ersten Punkt: Korrelation und Kausalität. Der neusprachliche Zweig (Englisch-Latein-Französisch) war bei uns früher auch besser als der naturwissenschaftliche, aber das lag daran, dass darin die braven und ehrgeizigen Mädchen waren. Aber kann schon sein, dass der viele Lateinunterricht tatsächlich etwas für Grammatiktests bringt. Ahem.
    Das mit den Zweigen ist inzwischen nicht mehr so, und zwar aus dem zweiten von Zirkuskind genannten Punkt und der Sprachenfolge an meiner Schule: Wer kein Sprachgefühl hat, nimmt in der 6. Klasse Latein und wird sich hüten, danach mit Französisch weiter zu machen - ist also im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig. Wer Sprachgefühl hat, nimmt Französisch - und ist damit automatisch im naturwissenschaftlich-technologischen Zeigen, weil wir keine dritte Fremdsprache nach Englisch und Latein anbieten, etwa Spanisch. (Und die Folge E, F, L ist absurd.)

    Das mit dem Sprachgefühl finde ich jetzt interessant - für mich als Nicht-Sprachenlehrer: Lässt sich das mit dem vorhandenen Sprachgefühl in Bezug auf Fremdsprachen in der 6. Klasse schon sicher sagen?

  • na dann klär uns auf.

    Der Begriff "Sprachkompetenz" ist in der linguistischen Diskussion nicht ganz unproblematisch - wie ich meine, zu Recht, weil die Bandbreite von Kompetenzen sehr groß ist. "Kompetenz" + "Sprache" kann ja alles sein: lernen, hören, sprechen, grammtikstrukturell Vernetzen, Wortschatzerwerb, Worterschließungsstrategien, Ambiguitätsbehandlung etc. pp. Eigentlich, was immer man will. Sprache ist halt halt ein weites Feld.


    Worüber ich ein wenig gemoppert habe, war, dass @goeba aus einem extrem eng definierten Lernkontext im Lateinunterricht mit direktemang mit einem Schuss aus der Hüfte auf einen positiven Effekt auf eine "Sprachkompetenz im Allgemeinen" geschlossen hat, die, siehe oben, ja nun wirklich nicht in diesen Kontext passt. Genauso wenig, nebenbei, wie der nicht weiter erklärte


    Das war mir alles sehr zu leichtfertig aus der Lamäng heraus, das ärgert meinen philologischen Handwerkerstolz. :)


    Zitat

    Irgendwie scheint mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Latein auch unter Lateinern nicht klar zu sein. Ich meine, es muss ja nicht alles alltäglich nutzbaren Sinn ergeben, Bildung hat ja immer auch einen Selbtszweck. Aber so richtig beantwortet scheint mir die Ausgangsfrage nicht zu sein, vielleicht hab ich's aber bloß überlesen.

    Die Sinnhaftigkeit der Bewahrung von Latein in unserem kulturellen Kanon ist m.E. sehr einfach zu begründen. Latein ist von immenser Bedeutung in unserer Kulturgeschichte. Daraus leitet sich m.E. aber nicht die Sinnhaftigkeit von Latein als Schulfach ab, erst Recht nicht, so wie es unterrichtet wird. Am Ende kann nämlich kaum einer Latein lesen und der Hinweis auf Latein als Grammatikkrücke und Etymologieassistent ist ganz klar nicht ausreichend.


    Ist das eine ausreichende Antwort auf die Ausgangsfrage? Vielleicht ja.

  • Das mit dem Sprachgefühl finde ich jetzt interessant - für mich als Nicht-Sprachenlehrer: Lässt sich das mit dem vorhandenen Sprachgefühl in Bezug auf Fremdsprachen in der 6. Klasse schon sicher sagen?

    Denke schon. Ich habe allerdings meist eher 6. Klassen als 5. Klassen, wo also die Entscheidung F/L bereits gefallen ist, eben wohl auch auf Grund der Erfahrungen mit Deutsch und Englisch. (Dass mir und allen Kollegen und Kolleginnen, die ich kenne, die zweite Fremdsprache erst ab der 7. lieber wäre: Anderes Thema.)


    Anekdotisch verfolge ich immer, wie meine ehemaligen Sechtsklässler und -klässlerinnen sich dann im Abitur machen - nicht fachspezifisch, sondern insgesamt. Deutliche Tendenz: Wer in der Unterstufe gut war, ist es auch im Abitur, wer nicht, nicht. Ich glaube also schon, dass man früh etwas sagen kann.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Türkisch als 2. FS an der Gesamtschule, bei uns wird es immer wieder überlegt.
    Es ist für mich auch durchaus eine Sprache, die ich wirklich gerne könnte und auch in Deutschland für durchaus relevant halte.

    Kommt drauf an in welcher Gegend Deutschlands man wohnt. Bei uns hier am östlichen Ende von NRW braucht man z.B. Englisch (wegen der immer noch anwesenden Besatzungstruppen) und Russisch (wegen der Früh- und Spätaussiedler) wesentlich dringender.

  • Ich persönlich hatte meinen eigenen Lateinunterricht (war meine erste Fremdsprache, ab Klasse 5) lange Zeit für völlig sinnlos gehalten. Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.

    Ich hatte Englisch ab Klasse 5 und Latein ab Klasse 7. Bei mir hat es im Englischen click gemacht, als ich den Simple-Dialog bei "Dinner for One" verstehen konnte. Aha, man kann mit der Sprache echt etwas anfangen.
    Bei Latein gab es diesen Moment nie und ich habe mich da die ganzen Jahre komplett erfolglos durchgequält.

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