Im Italienurlaub schmeiße ich meine Latein- und Französischkenntnisse zusammen, dann geht das schon irgendwie.
Latein in der Schule: Bringt das so viel für Grammatik?
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@ Plattenspieler, das ist durchaus interessant. Leider macht mir das zitierte Fazit nicht klar, was dahinter steckt, also wie das kommt. Spontan vermute ich, dass das bessere Text-/Leseverständnis einfach an den vielen Übersetzungsübungen im traditionellen Lateinunterricht liegt.
Das hat ja dann wiederum nichts mit der lateinischen Grammatik als solcher zu tun.
@ lera1, die Frage war aber, wenn ich mich nicht irre, was der Lateinunterricht für das Verständnis der deutschen Grammatik bringt.
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@lera1 ich denke, die Bildungswirksamkeit des Faches wurde hier überhaupt nicht angezweifelt
Latein ist eben nicht mehr einfach nur Caesar und Cicero in ihrem historischen Kontext und ansonsten nur das Pauken von Verbtabellen und Deklinationen.
Latein ist deutlich mehr als das. Das Fach hat viele Facetten, die sich total toll aktualisieren lassen:
Ich habe neulich erst mit meinem 9. Jahrgang die "disciplina clericalis" aus dem 11. Jahrhundert gelesen und die Chancen und Möglichkeiten von Multikulturalität in der Gesellschaft beleuchtet. Hätte man auch an aktuellen Texten besprechen können, aber durch die 900 Jahre alten Texte wurde die Relevanz dieser Thematik erst richtig deutlich. -
Das hat ja dann wiederum nichts mit der lateinischen Grammatik als solcher zu tun.
Ne, mit der lateinischen Grammatik per se nicht. Es könnte auch Altgriechisch oder Aramäisch sein.
Alle Texte, die in Sprachen geschrieben sind, die man eben nicht mehr spricht, haben es an sich, dass man zwei Prozesse durchlaufen muss, wenn man sie verstehen möchte:
1. Dekodieren: Also das Erfassen der Semantik, der Syntax und der außertextuellen Informationen
2. Rekodieren: Das sinnhafte Rekonstruieren ebendieser obengenannten Strukturen in die MutterspracheIn modernen Fremdsprachen ist das Kommunizieren viel unmittelbarer, intuitiver und auch spontaner, d.h. durch Redemittel, Wendungen und abwandelbare Floskeln automatisierter, sodass weniger über Strukturen als mehr über Kommunikationsabsichten nachgedacht werden muss.
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Ich glaube was man als eingefleischter Latein-Fan schon noch auf dem Schirm haben müsste, ist, dass Leute, die sich für so abgefahrenes Zeug überhaupt interessieren schon mal grundsätzlich intellektueller sind als der Rest. Bei solchen "Studien" ist es daher schwierig überhaupt eine echte Kontrollgruppe zu finden.
Abgesehen davon wundere ich mich gerade, wie man *nicht* wissen kann, was ein Adverb ist. Ich scheine wirklich guten Deutschunterricht gehabt zu haben.
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@Wollsocken80, also meine Schüler, die alle vermutlich nach diesem Halbjahr ein kleines Latinum auf ihrem Zeugnis stehen haben werden, sind nicht unbedingt intellektueller als die SuS der Klasse, die Französisch lernen.
Die haben sich zum Teil dafür entschieden,weil sie LRS haben oder weil sie schon in Englisch die Aussprache nicht hinbekommen haben und meinten, bei Latein können sie das umgehen.
Grammatische Systeme können sie trotzdem besser auseinanderdividieren als andere. -
Ich glaube was man als eingefleischter Latein-Fan schon noch auf dem Schirm haben müsste, ist, dass Leute, die sich für so abgefahrenes Zeug überhaupt interessieren schon mal grundsätzlich intellektueller sind als der Rest. Bei solchen "Studien" ist es daher schwierig überhaupt eine echte Kontrollgruppe zu finden
In Österreich ist Latein im Gymnasium Pflicht - im Realgymnasium ist es wählbar. Allerdings sind die Realgymnasiasten, die Latein haben (und natürlich die Gymnasiasten) häufig viel besser als diejenigen, die es nicht haben - und zwar in Sprachfächern (Deutsch, Englisch), aber auch in Fächern, in denen reflektiert und diskutiert wird (Philosophie, Geschichte,....). Nach Aussage der Deutschlehrer an unserer Schule sind diejenigen, die Latein haben, in Ausdruck, Wortwahl, Syntax, Komplexität der Sätze (und Gedanken) und auch Orthographie denen ohne Latein meist vielfach überlegen...
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Mal überlegen, wer hier wohl Latein hatte?
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Das, was du sagst, @lera1, ist mMn eben auf die tiefgreifende Spracharbeit und -reflexion in der Muttersprache zurückzuführen.
In Deutschland ist Latein ein sehr übliches Wahlpflichtfach an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe, an humanistischen Schulen wird es sogar gleichzeitig mit Englisch oder sogar vorher als 1. Fremdsprache unterrichtet.
@Wollsocken80, ist Latein denn so ein Exotenfach in der Schweiz, dass das nur SuS als Bonus obendrauf lernen sozusagen?
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Ich gehe davon sus, dass Wollsocken sich nicht nur auf diejenigen bezog, die Latein belegt haben, sondern eher auf die, die es ‚gut fanden‘.
In Frankreich ersetzt Latein keine Fremdsprache (also zumindest nicht in der Mittelstufe), es kommt on top. Während die MitschülerInnen frei haben. Also ja, es sind entweder die Freaks (oder Kinder von Freaks) gewesen.
In der Oberstufe bescherte mir der Lateinunterricht 2 mal Unterricht bis 18uhr10 Während die Anderen schon längst zu Hause waren. -
In Österreich ist Latein im Gymnasium Pflicht - im Realgymnasium ist es wählbar.
Was ist denn der Unterschied zwischen "Gymnasium" und "Realgymnasium"?
Mal überlegen, wer hier wohl Latein hatte?
Ich nicht, das schrieb ich weiter oben schon mal. Ich habe auch überhaupt keine Minderwertigkeitskomplexe deswegen aber offenbar hatte ich in der Unterstufe eine wirklich gute Deutschlehrerin. Frau Schachtl hiess sie übrigens, nur leider lebt sie schon lange nicht mehr.
ist Latein denn so ein Exotenfach in der Schweiz, dass das nur SuS als Bonus obendrauf lernen sozusagen?
Es ist ziemlich am Aussterben, ja. In Basel-Stadt gibt es nur noch am Münsterplatz (humanistisches Gymnasium) volle Latein-Klassen. Im Baselland haben wir mit dem Nachbargymnasium den Deal dass die noch Griechisch anbieten und wir dafür Latein. Pro Jahrgang sind es bei uns vielleicht noch 5 Hanseln die das wählen, im Jahrgang der jetzigen Zweitklässler gibt es gar keine Lateiner (wir sind am Gymnasium sieben- bis achtzügig mit ca. 20 SuS pro Klasse). Ich könnte mir vorstellen, dass es Richtung Zentralschweiz noch häufiger gewählt wird. Aber wir haben dafür ja Italienisch und Spanisch als wählbare Schwerpunktfächer und Französisch müssen sowieso alle bis zum bitteren Ende belegen. Ich denke, daran wird es auch liegen, dass unsere SuS sowieso schon ab der Primarstufe zwei Fremdsprachen lernen (*alle* Niveaus übrigens, nicht nur die Gymnasiasten!), dass Latein nicht (mehr) so eine grosse Rolle spielt. Auch an den Unis ist das Lateinobligatorium ziemlich am Aussterben. Basel hat es schon ganz abgeschafft, da müssen nicht mal mehr die Romanisten Latein können.
Nach Aussage der Deutschlehrer an unserer Schule sind diejenigen, die Latein haben, in Ausdruck, Wortwahl, Syntax, Komplexität der Sätze (und Gedanken) und auch Orthographie denen ohne Latein meist vielfach überlegen...
Hmm ... Ehrlich gesagt sind unsere SuS für mein Empfinden allesamt ziemlich schwach im schriftlichen Ausdruck. Eine Freundin unterrichtet in Hessen Geschichte am Gymnasium, wenn ich bei der mal schriftliche Arbeiten lese werde ich echt depressiv. Ich habe bei uns auch schon Maturaufsätze im Deutsch gesehen bei denen ich mich gefragt habe, ob das wohl ein Witz sein soll. In den Naturwissenschaften habe ich den Eindruck, dass wir auf höherem Niveau unterwegs sind, aber das Deutsch meiner SuS treibt mir echt manchmal die Tränen in die Augen. Leider weiss ich natürlich überhaupt nicht, wie es vor der MAR-Reform war, als noch häufiger Latein gewählt wurde. Das ist lange her, ist irgendwann in den 90ern passiert. Ich schrieb ja weiter oben schon mal, dass ältere Kollegen immer noch von den "glorreichen Zeiten" und den fleissigen Lateinern schwärmen, mir bisher aber leider keine solchen begegnet sind. Ich finde es persönlich ja schade, dass Latein nicht mehr gewählt wird, es hat ja eben schon auch einen intellektuellen wie auch kulturellen Wert.
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Was ist denn der Unterschied zwischen "Gymnasium" und "Realgymnasium"?
Das Gymnasium ist mehr sprachorientiert, das Realgymnasium mehr an Naturwissenschaften; konkret heißt das im Gymnasium in der Unterstufe: eine Sprache mehr ab der 7. Schulstufe, dafür weniger handwerklich-technische Fächer (im Realgymnasium entsprechend mehr plus mehr Mathematik); im Gymnasium ab der 9. Schulstufe: noch eine Sprache, dafür weniger Naturwissenschaften; im Realgymnasium ab der 9. Schulstufe eine zusätzliche Sprache plus mehr Naturwissenschaften plus mehr Mathematik plus Darstellende Geometrie.
Konkret bei uns: Gymnasium: ab der 1,Klasse (=5. Schulstufe) Englisch; ab der 3. Klasse (=7.Schulstufe) Latein oder Französisch; ab der 5, Klasse (=9. Schulstufe) Latein, Französisch oder Spanisch (LAtein verpflichtend, wenn in der 3. Französisch gewählt wurde); im Realgymnasium ab der 1. Klasse Englisch, ab der 5. Klasse Latein, Französisch, oder Spanisch. -
Gestern gehört, Latein 7. Klasse: An meiner Schule kriegen die SuS in Latein beigebracht, beim Übersetzen den entsprechenden lateinischen Konjunktiv im Deutschen immer mit "würde" und Infinitiv auszudrücken, also nicht im Konjunktiv II, weil es so einfacher ist. Ich hoffe sehr, dass das nicht üblich ist.
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Bei uns hieß die Sprachenfolge Latein-Englisch früher (vor hundert Jahren) auch Realgymnasium, die Folge Englisch-Französisch Oberrealschule. Ordentliches Gymnasium war Latein-Griechisch.
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Ich war in einem Realgymnasium und hatte ab der 5. Französisch, ab der 7. Latein und ab der 9. Englisch. Also entspricht dem Post von Herrn Rau.
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Ah... Ich dachte mir schon sowas. Na bei uns ist die Sprachenfolge kantonal geregelt. Im Baselland fangen unsere SuS in der 3. Primar mit Französisch an, in der 5. Primar kommt Englisch dazu. Vor allem am Progymnasium wählen viele noch freiwillig Italienisch, ein paar wenige Latein. Spanisch als Schwerpunktfach ist am Gymnasium (also ab der 10. Klasse) dann neubeginnend. Italienisch können bis jetzt nur die wählen, die es in der Mittelstufe schon hatten bzw. sowieso zweisprachig sind.
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Gestern gehört, Latein 7. Klasse: An meiner Schule kriegen die SuS in Latein beigebracht, beim Übersetzen den entsprechenden lateinischen Konjunktiv im Deutschen immer mit "würde" und Infinitiv auszudrücken, also nicht im Konjunktiv II, weil es so einfacher ist. Ich hoffe sehr, dass das nicht üblich ist.
Örks! Bei mir nicht. Wir üben im Unterricht, beim Übersetzen den richtigen Konjunktiv zu bilden. Wenn die Schüler*innen in der Klassenarbeit dann „würde“ benutzen, werte ich das aber nicht als Fehler, sofern das Zeitverhältnis stimmt.
Zur Ausgangsfrage: Ich denke schon, ausgehend natürlich von meinen Erfahrungen (anekdotisch), dass die Gruppe derer, die Latein statt Französisch wählt, in der Tendenz eher mit Abstraktem wie Grammatik klarkommt oder sogar Spaß daran hat (so beraten wir ggf auch), auch wenn es einen kleinen Anteil gibt, der aus Angst vor schwieriger Aussprache oder Rechtschreibung Latein nimmt.
Zudem beschäftigen wir uns natürlich sehr, sehr oft mit grammatikalischen Phänomenen, vergleichen bewusst Deutsch und Latein - siehe Beitrag von Schmidskatze - so dass ich denke, dass beides zusammenkommt: besondere Lerngruppe plus viel Übung. -
Gestern gehört, Latein 7. Klasse: An meiner Schule kriegen die SuS in Latein beigebracht, beim Übersetzen den entsprechenden lateinischen Konjunktiv im Deutschen immer mit "würde" und Infinitiv auszudrücken, also nicht im Konjunktiv II, weil es so einfacher ist. Ich hoffe sehr, dass das nicht üblich ist.
Ich habe im UB mal die Einführung des Konjunktiv Imperfekt (=/= deutscher Konjunktiv) als Irrealis der Gegenwart gezeigt.
Da wurde mir gesagt, hätte ich meinen SuS beigebracht, der lateinische Konjunktiv Imperfekt sei der Konjunktiv II, wäre das ein fachlicher Fehler gewesen.
-> Allerdings kann man den Irrealis der Gegenwart auch als Konjunktiv II ausdrücken.Latein ist eben nicht gleich Deutsch!
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Es wird ja gerne das Argument gebracht, Latein helfe beim Lernen weiterer romantischer Sprachen.
Ich weiß nicht, also ich finde das Erlernen von z.B. Französisch hilft doch mindestens genauso viel beim Spanisch oder Italienisch lernen, nur dass man zusätzlich auch bereits eine andere lebendige Sprache gelernt hat.
Was ein Adverb ist, habe ich übrigens erst im Englischunterricht verstanden.
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Ich denke, das ist aber genau der Punkt, den die Latein-Fraktion weiter oben schon mal genannt hat: Ein bisschen oberflächlich Konversation halten ist was anderes als die Sprache richtig zu beherrschen. Gerade wenn man mehrere romanische Sprachen parallel lernt, passieren typische Fehler in dem Sinne, dass man ähnlich klingenende Wörter falsch benutzt oder für grammatikalische Konstrukte wie den Subjonctiv eben doch nicht die gleichen Regeln gelten.
Jetzt muss man sich eben die Frage stellen, was einem wichtiger ist: Schnell ein bisschen plappern können oder die Sprache "sezieren". Die meisten werden sich wohl fürs Plappern entscheiden.
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