Weiß nicht, wo ich den Beitrag posten soll - verschiebt mich also ruhig, wenn's sein muß
Also, ich habe ja jetzt mein 1. Staatsexamen...und die große Sinnkrise. Momentan habe ich das Gefühl, dass ich nicht ins Ref will. Ich möchte nicht mehr bewertet werden und habe große Probleme mit dem bürokratischen System. Wenn ich mir nur die Bewerbungsunterlagen für's Ref ansehe, könnte ich schon ausflippen. Um die vielfältigen Bögen überhaupt ausfüllen zu könne, benötigt man seitenweise Merkblätter. Nicht dass ich das nicht könnte, aber es kotzt mich total an. Ich weiß einfach nicht, ob ich in diesem System am richtigen Platz bin. Dabei fällt mir meine eigene Schulzeit ein, in der ich immer aufbegehrt habe und mich nicht einpassen konnte. Wie konnte ich nur Lehramt studieren? Während meiner Praktika hat mir das Studium aber immer am meisten Spaß gemacht. Es wurde mir dabei auch gesagt, dass ich über eine "starke Lehrerpersönlichkeit" verfügen würde (was immer das heißt). Die Arbeit mit den Kindern macht mir auch wirklich Freude. Trotzdem glaube ich, dass ich in dem bestehenden Schulsystem nicht glücklich werde. Da ich aber schon einen Beruf habe, den ich NIE wieder ausüben möchte (Krankenschwester), hänge ich jetzt etwas in den Seilen. Gibt es eigentlich irgendetwas, das man mit einem 1. Staatsexamen anfangen kann - außer ins Ref zu gehen? Oder ist meine Krise normal? Kennt das jemand?
LG, Melosine<br>
Will nicht ins Ref...
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Zitat
Weiß nicht, wo ich den Beitrag posten soll - verschiebt mich also ruhig, wenn's sein mußHi melosine!
Ich bin unschlüssig - müsste man deinen thread nun - quasi als Warnung - in die Rubrik "Studium Lehramt" oder in die Rubrik "Referendariat" verschieben?
Über die Sinnkrise nach dem bestandenen Examen (habe ich dir schon gratuliert? wenn nicht: Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Club der Leute mit Abschluß und ohne Titel !!!) hatten wir doch schon mal nen eigenen thread: http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100984752636
Ich hatte auch so eine Art Sinnkrise - das ist m.E. nicht ungewöhnlich nach dem Prüfungsstress (und die Bürokratie für die Bewerbung tut ihr Übriges...).
Was dein Problem betrifft: Dem Bewertet-werden (in der einen oder anderen Form) kann man auch in anderen Berufszweigen nicht gänzlich ausweichen - wobei die Bewertung zugegebenermaßen in der Form anders ausfällt aber nicht angenehmer sein muss. Letztlich solltest du dich fragen: Will ich Lehrer werden - ja oder nein? (Und das Ref. ist halt der 'Initiationsritus', den der Liebe Gott davor gesetzt hat...) Auf dem Weg zu eigenem Traumjob - dieses Ziel immer im Auge behaltend! - ist das Referendariat, wie dir bestimmt unsere alten Hasen bestätigen können, eine Etappe.
Es grüßt
ph. (notorischer Verschieber und Eierkopp)
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Hallo Melosine,
die Sinnkrise die Du jetzt hast, hatte ich erst während des Referendariats, weil mir irgendwann einfach alles nur zuviel war.
Glücklicherweise habe ich durchgehalten und bin heute sehr zufrieden mit meiner Berufswahl, obwohl ich zur Zeit nur in der SI an einer Gesamtschule unterrichte (habe auch S II - Fakultas) und dort auch Schüler habe, die große Schwierigkeiten mit dem System Schule haben, sprich einfach lernunwillig sind.
Mein Tipp an dich: Lass dich nicht von dem Papierkram abschrecken. Gönne Dir erst einmal 2 Wochen Abstand von deinem Prüfungstress. Ich hatte nach den Prüfungen auch die Schnauze voll und wollte erst einmal meine Ruhe haben und nicht schon wieder irgendwelche Dinge erledigen müssen.
Bewerbe dich dann und überlege Dir, welche Alternative Du in der freien Wirtschaft hättest. Wenn Du eine gefunden hast, versuche einen Praktikumsplatz zu bekommen. Vielleicht hast Du Glück und es klappt, wenn nicht, gehst Du ins Refi.
Was Dich im Refi erwartest, weißt Du ja schon aus Erzählungen. Für mich war das Refi auch hart, weil ich eben auch schon einen Beruf hatte, 2 Kinder erzogen habe und sowieso mit beiden Beinen im Leben stehe und ich wirklich geglaubt habe, dass man mir die entscheidenen Dinge für den Schullalltag im Referendariat vermitteln wird. Mein Gott, was war ich naiv!!!!
Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass Engagement und Fachkompetenz nicht die alleinigen Voraussetzungen für ein gutes Abschneiden des Refis waren, sondern dass man Glück haben musste, gute Ausbildungslehrer zu bekommen, denn die leisten die eigentliche Ausbildung, und dass man gut Schleimen können musste.
In einem meiner Fächer hatte ich lange Zeit leider keinen guten Ausbildungslehrer und meine UBs waren trotz großem Einsatzes nicht besonders toll. Da kam die Sinnkrise. Irgendwann war es so schlimm, dass ich alles hinschmeißen wollte. Aber ich habe auch sehr nette Kollegen an meiner Schule gehabt (leider keine Fachkollegen). Mit einer Kollegin habe ich meine Situation analysiert und einen Lösungsplan entworfen, den ich dann auch gut umgesetzt habe. Das Entscheidende, das ich aus der Sinnkrise mitgenommen habe, ist, dass ich unbedingt als Lehrerin arbeiten wollte
Die Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich aus dem Referendariat helfen mir heute meinen Schulalltag gut zu meistern. So habe ich ein distanziertes, aber trotzdem freundliches Verhältnis zu meinen Kollegen und Vorgesetzten und fühle mich an meiner Schule sehr wohl, trotz zum Teil sehr schwieriger Schülerklientel. Aber ein gut eingespieltes und engagiertes Kollegium macht vieles wett....
Von daher nur Mut. Das Referendariat geht vorbei und dann fängt erst das Wirken als Lehrerin an.
die Sonne<br>
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Hallo Melosine,
kann deine Überlegungen gut verstehen. Bei mir kam die Sinnkrise allerdings - so wie bei Sonne auch - erst während des Refs. Mir wuchs alles über dem Kopf, ich hatte keine Kraft mehr, wusste nicht wie ich alles meistern sollte und wozu ich das alles mache. Um später einen Beruf zu haben, der gesellschaftlich wenig angesehen ist, um Kinder zu erziehen, weil deren Eltern das versäumt haben, um von Eltern gemaßregelt zu werden ...?
Ich habe mich dann immer wieder gefragt, was der Beruf mir Gutes tut. Tja, da gibts nur eine Antwort: die Freude und Motivation der Kids, wenn du mit etwas Neuem kommst, oder wenn ihr was ganz Normales macht. Der Spaß, wenn ich ihre Briefe lese (alle Schü schreiben mir regelmäßig Briefe, in denen sie mich und meinen Unterricht bewerten können und auch sonst alles mögliche schreiben können; sie erhalten selbstverständlich persönliche Antworten). Ich könnte dir noch viele viele Beispiele nennen. Ich habe erkannt, dass es das ist, was ich möchte: den Kontakt mit den Kids und Jugendlichen, Freude und Spaß mit ihnen haben. Sicherlich gibt es oft Durststrecken, wenn mal wieder keine Hausaufgaben gemacht sind (siehe http://www.lehrerforen.de/oldf…1482&action=modifyposting), wenn nur Stress ist, wenn Klassenarbeiten zurück gegeben werden etc. Aber das alles vergesse ich, wenn ein Kind mir was Nettes sagt, wenn ich in irgendeiner Form Feedback bekomme.
Ich kann dir nur raten, es dir gut zu überlegen, ob du den Lehrerjob machen willst oder nicht. Ich denke nämlich, dass du nur dann Freude empfinden kannst und vorallem Ausdauer hast, wenn du weißt woher du dir die Kraft und Motivation nehmen kannst. Dazu gehört natürlich auch ein entsprechendes privates Umfeld, aber nicht zuletzt ein Wohlfühlen am Arbeitsplatz (mit Schülern und Kollegen).
Gruß, Annette
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Danke für die aufmunternden Worte! Ich finde ja auch, dass es für die "große Sinnkrise" noch etwas früh ist - es würde genügen, wenn sie im Refi kommt...Es ist auch weniger das schwarze Loch nach der Prüfung, wenn man plötzlich nichts mehr zu tun hat - ich genieße die freie Zeit sehr - vielmehr frage ich mich zunehmend, ob ich im Schuldienst richtig bin. Wahrscheinlich kann ich das aber wirklich nur feststellen, wenn ich mich hineinbegebe (den "Initiationsritus" durchlaufe ). Was das Bewertetwerden in anderen Berufen anbelangt, so stimmt es natürlich, was phil sagt. Habe es ja auch schon erlebt, wähend meiner Ausbildung, die absolut kein Spaziergang war. Danach habe ich noch am Kolleg mein Abi nachgeholt und jetzt endlich das 1. Staatsexamen gemacht. Und dazwischen noch so nebenbei eine Familie gegründet - ich vermute, mir reicht's jetzt einfach erstmal. Außerdem finde ich es immer schwerer, den Leistungsdruck und die Bewertungen auszuhalten. Und Schleimen kann ich leider überhaupt nicht, was ein Problem werden könnte. Ich habe das bei einer Freundin miterlebt, die an ihrer Schule und vom FL dermaßen gemoppt wurde, nur weil sie ihre Meinung vertreten hat. Nach dem Ref war sie ein seelisches Wrack (mit einer 4). Aber vermutlich sehe ich das jetzt alles überzogen, weil meine Energiereserven verbraucht sind. Ich werde also mit mir in Klausur gehen und mir darüber klar werden, ob ich unbedingt Lehrerin werden möchte...
philosophus: Dass man wirklich nicht weiß, in welche Rubrik der Beitrag gehört, spiegelt doch wunderbar die Situation zwischen dem 1. Examen und dem Beginn des Refs: man sitzt so richtig zwischen den Stühlen. Wenn Dir die Erleuchtung kommt: nur los, verschiebe
Danke für die Glückwünsche!
LG, Melosine<br> -
Zitat
Ich möchte nicht mehr bewertet werden und habe große Probleme mit dem bürokratischen System
Hmm, ich fürchte, dann wird das Ref. eine harte Zeit für dich, denn Bewertungen stehen an der Tagesordung. Aber das wusstest du ja sicherlich schon ;))
Aber das:
ZitatWährend meiner Praktika hat mir das Studium aber immer am meisten Spaß gemacht. Es wurde mir dabei auch gesagt, dass ich über eine "starke Lehrerpersönlichkeit" verfügen würde
zeigt auch, dass du das Ref. und die damit zusammenhängenden Probleme meistern wirst!!ZitatDie Arbeit mit den Kindern macht mir auch wirklich Freude.
Das ist das Wichtigste dabei, wirklich!!!
ZitatTrotzdem glaube ich, dass ich in dem bestehenden Schulsystem nicht glücklich werde.
Egal an welcher Schule du arbeiten wirst, DU bist es, die den Schulalltag mitgestalten kann und Einfluss darauf hat, dass du mit der Schule als Institution glücklich (ok, vielleicht etwas übertrieben) werden kannst!!!Kopf hoch, du schaffst das schon. Das Ziel ist ein Beruf, der dir offensichlich Spaß macht - trotz deiner Bedenken!!
Gruß
Petra<br>
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Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich alles was ich anfange auch irgendwie zu Ende bringen sollte.
Ich dachte mir, dass zu meinen Studium auch die Ref gehört.....
und danach kann ich mich umorientieren.
vielleicht nimmst du einfach einen spätereren REf -termin - aber mir was das regelmäßige Geldverdienen ganz wichtig!grüße
isa<br> -
Hallo Melosine, mir ging es genau wie dir nach dem Ersten Staatsexamen. Habe dann erst mal ein Jahr nur Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe gemacht, um nicht sofort wieder in die Tretmühle zu gelangen. DAnn habe ich mich aufgerafft und es angefangen, es ist echt stressig, es kotzt mich oft an, immer beobachtet zu werden, Stunden zu zeigen, wie die AFfen im Zoo ihre Kunststücke zeigen, aber ich tröste mich damit, dass es vorbeigeht und alle es durchstehen mussten. Die Kiddies belohnen einen auch für die Mühe und ich hatte Glück mit meiner Schule, so dass da kein Stress hinzukommt.
Packs an, dann hast du es bald geschafft.
Wann geht es denn los?
LG, Natalie<br> -
Hallo,
ich geb' mal meine Erfahrungen dazu.
Nach dem Studium - in den Achzigern - waren die Einstellungschancen für Lehrer bei minus null. Als notorisch klammer Student habe ich mir mein Geld in einer Druckerei verdient und als die gemeint haben, dass sie mich brauchen könnten, habe ich dort eine Ausbildung gemacht. War dann drei Jahre in dieser Firma - bis ich gemerkt habe, dass die Finanzen und die Möglichkeiten weiter zu kommen mau waren.Also - doch ins Refe.
Diese eineinhalb Jahre waren der größte Mist, den ich je erlebt habe. Einerseits Lehrer - gleichzeitig "Schüler" - zudem immer hin- und hergerissen zwischen zwei Berufen, mittlerweile verheiratet mit Kind... Zukunftsängste.... ständig beäugt, beurteilt, bewertet..Motto im Referendariat: Du hast keine Chance - aber nutze sie!
Nach Abschluss des Refe wieder zurück in den Zweitberuf - war nix... besonders, weil ich zu lange aus der Materie raus war.
Kein Kontakt mehr zu Lerngruppen, weg von der pädagogischen Diskussion - Prüfungsthemen vergessen......Mein Tipp: WENN REFE, DANN SOFORT !!!!!
Ich habe mich dann zwei Jahre mit Sprachkursen für Aussiedler durchgeschlagen, danach war ich 10 Jahre Lehrer an einer Schule für Erziehungshilfe.
Mittlerweile bin ich Lehrer im Staatsdienst und selbst in der Lehrerausbildung tätig. Soll ich dir was sagen? Ich bereue nichts. Ich bin gerne Lehrer. Ich habe viele andere Möglichkeiten kennen gelernt meinen Lebensunterhalt zu verdienen und weiß die Vorteile des Lehrerberufes zu schätzen.
Als Lehrer hast du zwar viele Frustrationserlebnisse und wenig Rückmeldung, dass du etwas gut gemacht hast. Alles könnte man noch besser machen.... Andererseits hast du viele Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten.
Heute war ich im Krankenhaus bei meinem totkranken Schwiegervater. Kommentar meiner Frau: "Gottseidank bin ich Lehrerin. Da hat man ständig Leben und Quirligkeit um sich."
So isses. Und das ist das Schöne an unserem Beruf.
Jeder Tag ist spannend.<br> -
Eure Beiträge haben sehr gut getan!
Ich tu's! Eigentlich war es ja das, was ich mit meinem Studium bezwecken wollte: Lehrerin werden. Ich vermisse die Uni auch kein Stück, sondern bin froh, das alles hinter mir zu lassen. Durch den Prüfungsstreß habe ich meine Ziele wohl etwas aus den Augen verloren und wollte nur meine Ruhe und nicht mehr bewertet werden. Wie ich damit im Ref umgehen werde, weiß ich noch nicht, aber ich will es versuchen. Irgendwie freue ich mich jetzt fast wieder ein bißchen darauf. Habe auch die meisten Unterlagen schon beantragt, weil bei uns die Bewerbungsfrist schon am 1.7 abläuft; Ref.-Beginn ist dann im November. Irgendwie muß mir nur ein besseres Streßmanagement zulegen und mich von (ungerechten) Bewertungen nicht mehr so unterkriegen lassen.
LG, Melosine<br>
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