Lehrerarbeitszeit - jetzt wird es vielleicht spannend

  • Arbeitszeit
    Was im Artikel als Drohung empfunden wird, könnte auch der Befreiungsschlag werden. Hoffe nur, dass die KuKs dann auch korrekt erfassen und nicht in vorauseilendem Gehorsam ihre häuslichen Erfassungszeiten reduzieren.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Die Frage ist, ob das auch für Beamte gilt. Wir sind ja keine normalen Arbeitnehmer.


    Es kommt insgesamt darauf an, wie es umgesetzt wird. Ich denke bei mir vor allem an meine Beratung, wo ich genau weiß, dass ich von der Arbeitszeit eigentlich im Unterhang bin. Das liegt jetzt aber nicht unbedingt an meinem Unwillen, sondern dass die Beratung nicht so gefragt ist, wie es der Dienstherr gern hätte, oder ein Kind oder zugehörige KL einfach mal zu einem abgemachten Termin krank sind. Schon habe ich ein dickes Minus, wofür ich gar nichts kann. Ich weiß von einer Schwesternschule, an der die Arbeitszeit in der Beratung erfasst wird, und sich die Kollegen zum Teil aufgedrängt haben, um etwas auf diesen Zettel schreiben zu können. Die Verkäuferin wird ja auch bezahlt, wenn gerade niemand abzukassieren ist. Die Nachtschwester bekommt auch weiter Lohn, wenn die Station friedlich schläft und keiner Probleme hat.

  • Ich hätte auch Kolleg*innen schreiben können.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Frapper
    Also Anwesenheitszeit zu einem abgemachte Termin ist Arbeitszeit

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Arbeitszeiterfassung ist bei uns absolut üblich, auch bei den aussertariflich Angestellten (Führungsposition bei Grosskonzernen z. B.). Wir haben im Staatsdienst ein sogenanntes "Berufsauftragsformular" in dem eine gewisse Anzahl an Stunden pauschal vorerfasst sind (Unterricht, Vor- und Nachbereitung, Gesamtkonvent), den Rest tragen wir selber ein. Ist ein nützliches Instrument um sichtbar zu machen, wer eben tatsächlich Überstunden schiebt und nicht nur gefühlt zu viel arbeitet. Wer bei uns nicht mindestens eine Zusatzaufgabe übernimmt, hat garantiert Minusstunden.

  • Moin,


    es geistert ja aktuell überall durch die Presse, daß der EuGH geurteilt hat, daß jeder Arbeitgeber die Arbeitszeiten komplett erfassen muß.
    --> https://www.sueddeutsche.de/ka…ng-verpflichten-1.4445586
    --> https://www.tagesspiegel.de/po…arbeitswelt/24340902.html


    • Kommt jetzt wohl auch die Zeiterfassung an die Schulen?
    • Hat damit die Flat-Rate Arbeit bei uns zu den Eh-Da-Kosten (Die Kollegen sind ja eh da.) ein Ende?
    • Keine überbordenden Konferenzen mehr, weil jede Stunde der Kollegen fakturiert wird und die SL sieht, daß eine Konferenz mit 80 Kollegen jede Stunde Kosten in Höhe von knapp 2.000 € verursachen?
    • Klassenfahrten bedeuten, daß man am Montag ein- und am Freitag wieder ausstempelt und alles dazwischen ist Arbeitszeit? Schleißlich muß man rein rechtlich ja auch auf der kompletten Fahrt Aufsicht führen.
    • Keine verpflichtende abendliche Kontrolle der Vertretungspläne für den Folgetag mehr, weil man damit die Mindestruhezeit zum nächsten Tag von 11 Stunden unterschreiten würde?
    • Kriegen wir so auch für Beamte endlich die Europäische Arbeitszeitrichtlinie (11 Stunden Ruhezeit; 30 Minuten Pause ohne Schülerstörungen) an Schulen umgesetzt?
  • Ich würde da eher weniger Hoffnungen reinsetzen wollen. Zum Einen scheint diese Vorgabe im Wesentlichen das (private) Arbeitsrecht und nicht das (öffentliche) Beamtenrecht zu treffen. Zum anderen gibt es für die angesprochenen Punkte bereits Lösungen, die bei weitem nicht allen schmecken dürften. Als Beispiele seien genannt:



    • Keine verpflichtende abendliche Kontrolle der Vertretungspläne für den Folgetag mehr, weil man damit die Mindestruhezeit zum nächsten Tag von 11 Stunden unterschreiten würde?
    • Kriegen wir so auch für Beamte endlich die Europäische Arbeitszeitrichtlinie (11 Stunden Ruhezeit; 30 Minuten Pause ohne Schülerstörungen) an Schulen umgesetzt?

    Als Lehrkraft habe ich mich vorab über den Einsatz zu informieren. Dass bis abends um 18 Uhr (oder ähnlich) tun zu können, sehe ich eher als Serviceangebot. Die Alternative bestünde möglicherweise darin, frühs zu Beginn der 1. Stunde verpflichtend anwesend zu sein. Das zieht einen Rattenschwanz an Folgen nach sich. Dazu gehören u.U. dann wirklich die Einführung von festen Lehrerarbeitsplätzen in der Schule gekoppelt mit festen Arbeitszeiten vor Ort. Finde ich persönlich im Sinne der Vereinbarkeit Beruf-Familie ungünstig. Ich denke, viele Kolleginnen und Kollegen wären auch erstaunt, wie sich dauerhafte 8-10 Stunden Arbeitstage wirklich anfühlen (je nachdem, ob man in den Ferien arbeiten möchte oder nicht). Und bevor der Shitstorm losbricht: Ja, ich weiß, dass wir nahezu alle auch solche Belastungsspitzen kennen und in Korrekturzeiten auch mal auf 10-12 Stunden kommen können.


    Die 30min Pause steht ohnehin erst nach 6 (Zeit-)Stunden ununterbrochener Arbeitszeit zu. Das wäre dann die Mittagspause, bei der ich tatsächlich das Schulgelände verlassen kann, um ungestört zu sein. Man muss dann nur darauf achten, dass Busaufsichten o.ä. nicht gerade von Lehrkräften mit vorher 6 Unterrichtsstunden durchgeführt werden. Auch die 11 Stunden Ruhezeit sind nicht gefährdet, wenn man nicht zwangsweise bis 21 Uhr arbeitet. Insofern sehe ich diese Richtlinie bereits umgesetzt.


    Richtig problematisch sehe ich aber die sich aus der Erfassung der Arbeitszeit per Fernüberwachung o.ä. ergebenden Kollisionen mit Erwägungen zum Datenschutz.



    • Hat damit die Flat-Rate Arbeit bei uns zu den Eh-Da-Kosten (Die Kollegen sind ja eh da.) ein Ende?
    • Keine überbordenden Konferenzen mehr, weil jede Stunde der Kollegen fakturiert wird und die SL sieht, daß eine Konferenz mit 80 Kollegen jede Stunde Kosten in Höhe von knapp 2.000 € verursachen?

    Das wünsche ich mir aber ehrlich gesagt auch. Es wäre m.E. auch sehr heilsam, wenn in den Konferenzen genau diese Kosten auch vorab angesagt/angezeigt werden. Nicht nur für die Schulleitung, sondern auch um sich untereinander etwas zu disziplinieren und ausufernde und unnötige Redebeiträge einzudämmen.

  • Die 30min Pause steht ohnehin erst nach 6 (Zeit-)Stunden ununterbrochener Arbeitszeit zu. Das wäre dann die Mittagspause, bei der ich tatsächlich das Schulgelände verlassen kann, um ungestört zu sein. Man muss dann nur darauf achten, dass Busaufsichten o.ä. nicht gerade von Lehrkräften mit vorher 6 Unterrichtsstunden durchgeführt werden. Auch die 11 Stunden Ruhezeit sind nicht gefährdet, wenn man nicht zwangsweise bis 21 Uhr arbeitet. Insofern sehe ich diese Richtlinie bereits umgesetzt.

    Ich komme um 7 Uhr und gehe um 14.30 oder 21 Uhr. Halt morgens die Azubis und abends die Technikerschule. Bis zum nächsten Morgen 7 Uhr, wie viele Stunden sind es da?
    Beim Unterricht bis 14.30 Uhr gibt es keine Mittagspause, die kommt erst danach. Da sind wir dann aber schon weit über die 6 Zeitstunden drüber. Diese Mittagspause wird auch gerne für Konferenzen genommen, weil die Kollegen, die nur morgens arbeiten, schnell nach Hause wollen. An den Tagen heißt es dann wirklich morgens bis abends durchgehend (=ohne Pause) für mich.


    Ähnliches gilt für den Vertretungsplan. Da versucht unsere SL durchzusetzen, daß wir abends um 20 Uhr nochmal auf den Vertretungsplan für den Folgetag gucken sollen, weil sie bis dahin online noch Veränderungen einpflegt.


    Bisher interessiert das Problem: "Abends Technikerschule und am nächsten Morgen 1. Stunde" niemanden so wirklich, weil in der Arbeitszeitrichtlinie für Landesbeamte Lehrer ja ausdrücklich vom Arbeitsschutz ausgenommen sind. :(

  • Das liegt jetzt aber nicht unbedingt an meinem Unwillen, sondern dass die Beratung nicht so gefragt ist, wie es der Dienstherr gern hätte, oder ein Kind oder zugehörige KL einfach mal zu einem abgemachten Termin krank sind. Schon habe ich ein dickes Minus, wofür ich gar nichts kann.

    Wieso bist Du im Minus? Du bist anwesend, damit ist das Arbeitszeit, fertig.


    • Was meint ihr denn, wann die Arbeitszeit beginn? Mit Beginn der 1. Stunde um 8 Uhr oder mit dem Zeitpunkt, an dem ich das Schulgebäude betrete und den Kopierer um 7 Uhr einschalte? Ich bin um 7 Uhr da und fange an zu arbeiten. Arbeitszeit ab 7 Uhr.
    • Ich muß zum Praktikantenbesuch, der Besuch ist inkl. der An- und Abfahrt komplett Arbeitszeit.
    • Klassenfahrt, Montag geht es los, Freitag zurück. Die Zeit dazwischen ist komplett Arbeitszeit inkl. Überstunden- und Nachtzulage
    • Konferenz? Arbeitszeit
    • Nachmittags irgendwas aufräumen: Arbeitszeit
    • Schulleitung verpflichtet uns abends online den Vertretungsplan für den Folgetag zu kontrollieren, weil der sich bis 20 Uhr ändern kann: Arbeitszeit
    • Unterricht inkl. Vor-, Nachbereitung und Korrekturen selbstverständlich arbeitszeit
    • Elterngespräche (auch nur am Telefon)? Arbeitszeit
    • Schüler stehen in den Pausen vorm Lehrerzimmer und wollen irgendwas: Pause unterbrochen, damit keine Pause mehr, weil diese 30 Minuten am Stück andauern muß

    Ihr merkt, was für ein wahnsinniger Block das wird?

  • Nee, so läuft das bei uns eben nicht und so läuft es auch sonst nicht im Leben. Wenn keine Beratungszeit wahrgenommen wird, werden die Stunden nicht aufgeschrieben. Es sei denn, es handelt sich um ein Zeitgefäss, in dem man pauschal anwesend ist, dann kann man es aber auch anderweitig nutzen.

  • Wenn keine Beratungszeit wahrgenommen wird, werden die Stunden nicht aufgeschrieben.

    Und ob die aufgeschrieben werden! Habe ich doch selber bei mir beim Hausbau erlebt. Da mußte der Kranfahrer 1,5 Tage warten, weil die Vorarbeiten noch nicht so weit waren. Der Kran stand aber schon voll aufgebaut auf der Baustelle. Antwort des Kranfahrers war ganz trocken: "Ich mache sie darauf aufmerksam, daß jede Stunde, die der Kran hier steht, Kosten in Höhe von 450,- € verursacht, die selbstverständlich voll in Rechnung gestellt werden."


    Was meint ihr, wie flott die anderen Arbeiter aufm Bau auf einmal wurden. :pirat:


    Es ging um einen großen Autokran, der Stahlträger ins Gebäude heben sollte.

    • Offizieller Beitrag

    Es wird für die Lehrer mit Sicherheit irgendeine Ausnahmekonstruktion kommen.
    Alle Bundesländer wissen, dass in den Hauptfächern von jetzt auf gleich mit Sicherheit >25% Mehrbedarf an Lehrkräften entstehen würde, wenn man ein konsequentes Arbeitszeiterfassungskonzept einführen würde. Abgesehen davon wachsen Lehrer nicht auf Bäumen - dann würde das Ganze über regelmäßige angeordnete Mehrarbeit laufen. Gibt mehr Geld - laugt aber auf Dauer gefährlich aus.

  • dann würde das Ganze über regelmäßige angeordnete Mehrarbeit laufen

    Das würde bei dem von Dir geschätzen Bedarf von >25% aber auch nicht funktionieren. Wir haben schon eine 41 Stunden-Woche. Laut Europarecht dürfen wir inkl. Überstunden langfrisitig auf maximal 48 Wochenstunden aufstocken, also 7 Stunden mehr. Kurzfristig darf man zwar bis auf 60 Wochenstunden erhöhen, aber ein ganzes Schuljahr oder auch nur ein Halbjahr ist weit außerhalb dieser kurzen Frist. 7 Stunden mehr wären, bezogen auf die 41 Wochenstunden bisher, 17% mehr. Reicht also immer noch nicht.


    Wie sieht das eigentlich aus, wenn der Kollege zwar bereit ist Mehrarbeit zu leisten aber nicht gegen Geld sondern nur gegen Ansparen der Stunden auf einem Überstundenkonto? Kann die SL einen verdonnern das Geld zu nehmen?


    Mich haben sie auch schon mehrfach auf Überstunden angesprochen, aber immer wenn ich sage, daß ich kein Geld will sondern die Stunden später abbummeln (also Überstundenkonto), ist die Veranstaltung sofort beendet und es gibt keine Überstunden.

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