Ich weiß gerade nicht mehr, wohin die Reise eigentlich gehen soll...

  • Hallo liebes Forum,


    Ich wende mich an euch, mit der Hoffnung - ja, auf was eigentlich? Eventuell Rat, Meinungen, vielleicht auch Kritik, da wo sie angebracht sein sollte?
    Ich bin männlich, werde nächste Woche 29 und befinde mich auf der Zielgeraden meines Gymnasiallehramtsstudiums mit den Fächern Englisch & Deutsch. Da ich versuchen möchte, diesen Thread so kurz wie nötig und trotzdem so informationsreich wie möglich zu halten, fange ich direkt mal an, wobei ich selbst grade gar nicht mehr weiß, mit WAS ich eigentlich anfangen soll.


    Ich studiere (leider) schon seit 2011, hätte also nach dem schönen Studienverlaufsplan und der Regelstudienzeit 2016 schon fertig sein sollen. Bevor jetzt Gedanken aufkommen, ich sei eventuell zu faul gewesen: 2013 habe ich mein Zweitfach zu Deutsch gewechselt, war also mit Englisch schon eher fertig, logischerweise. Damals (2011) war das Lehramtsstudium in meinem Bundesland noch auf Staatsexamen ausgerichtet. Ich befinde mich aber nicht mehr im Staatsexamen, sondern in dem seit 2015 eingeführten "polyvalenten 2-Hauptfach-Bachelorstudiengang mit Zusatzoption Lehramt" und dem anschließenden "Master of Education". Über das Für-und-Wider lässt sich streiten, das tun auch viele an der Uni so. Der Großteil meiner unter Staatsexamen absolvierten Studienleistungen wurden 1:1 für das neue System angerechnet. Da aber der Master of Education im Vergleich zum herkömmlichen Staatsexamen mehr didaktische und pädagogische Inhalte hat (was ich prinzipiell nicht schlecht finde), hat mich der Wechsel natürlich auch nochmal etwas zurückgeworfen. Zwischenzeitlich war ich auch mal noch ein Jahr im englischsprachigen Ausland als Austauschstudent, das hat auch wieder etwas Zeit gekostet...Ich habe aus mehreren Gründen gewechselt:


    • Erstens sehe ich mich mit dem neuen Abschluss breitgefächerter aufgestellt: durch das Erlangen des Bachelors (die Bachelorarbeit schreibe ich gerade), habe ich schonmal einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss (Bachelor Englisch & Deutsch). Ob und was der in der Praxis dann so viel taugen wird, sei mal dahingestellt. Trotzdem befähigt mich der Bachelor, nicht zwangsweise mit den Lehramts-Master weiterzumachen, sondern ich könnte damit erstmal prinzipiell auch einige artverwandte "nicht-Lehramtsmasterstudiengänge" beginnen.
    • Ich habe mich dazu entschlossen, im kommenden Herbst, wo ich mit dem Master-of-Education (Lehramt) beginnen werde parallel noch in einen Master of Daf/DaZ einzuschreiben, und somit einen Doppelabschluss zu erlangen, um später eventuell auch im Bereich des Daf/DaZ (vielleicht auch im Ausland) tätig sein zu können.
    • Ursprünglich war der Wechsel eigentlich aufgrund der Hinzunahme eines Drittfachs, denn man sagte mir, da Staatsexamen nur noch bis 2020 angeboten wird, könnte ich kein Drittfach mehr beginnen, es sei denn, ich wechsle komplett in das neue System.


    Ihr seht also, mein Weg ist nicht so geradlinig, wie der von manch anderen Studenten, das liegt aber auch unter anderem daran, dass ich die Vorstellung, ich würde mich mit einem Lehramtsstudium (auf Staatsexamen) quasi in einer Einbahnstraße befinden, in der am Ende eigentlich nur noch "Lehramt" als Beruf steht, immer etwas abschreckend fand. Ich war und bin jemand, der sich immer so viele Optionen und Türen wie möglich offenhalten möchte und sich schlecht auf etwas ganz bestimmtes und konkretes schon ganz früh im Voraus festlegen kann. Deshalb war der Wechsel ins neue System für mich etwas beruhigender. Zwar weiß ich nicht, ob mir der angedachte zusätzliche parallele Master of Daf/DaZ am Ende überhaupt gute Berufsfelder eröffnen wird, aber mit meiner Fächerkombination gibts ja nun andererseits auch nicht viele sonstige Masterstudiengänge, die sich da noch anböten. Einen Physikmaster kann ich logischerweise nicht auf einen Eng/Deutsch-Bachelor setzen.


    Nun zum Lehramt:
    Oben steht es bereits geschrieben: ich habe mein Zweitfach zu Deutsch gewechselt. Aber das war für mich quasi immer eine "kleinstes Übel"-Wahl. Ursprünglich wollte ich ein künstlerisches Fach wählen, für das ich damals bei Studienbeginn aber zu schlecht vorbereitet war, um die Aufnahmeprüfungen zu bestehen und von dem man mir nach einem Rückgespräch mit einem dort lehrenden Dozenten in schwarzmalerischer Manier eher abgeraten hat. Die künstlerische Szene hält halt sehr viel von sich und hat hohe Ansprüche.


    Ich hatte wegen Deutsch, da es nie von Anfang an auf der Wunschliste stand, daher immer sehr große Selbstzweifel, auch weil ich jetzt nie jemand war, der in seiner Freizeit mal die Kanonliteratur verschlang, aber da muss ich fairerweise sagen, dass ich das auch in Englisch nie gemacht habe - also sprich auch kein Shakespeare oder Dickens.


    Ironischerweise stehe ich aber in Deutsch notenmäßig momentan auf einer 1,3, in Englisch auf einer 1,8. Erklären kann ich mir das nicht, da Deutsch ja eigentlich immer nur Notnagel für mich war.


    Mein Praxissemester habe ich bereits absolviert mit dieser Kombi, dort gab es von beiden Mentoren meiner Fächer eigentlich immer nur lobende Töne - aber gut, ist halt Praxissemester. Da wird vermutlich jeder in Watte gepackt. Ich denke, im Ref wird dann der Vorhang fallen.


    Was will ich mit diesem Post nun eigentlich überhaupt von euch?


    • Ich bin gerade ziemlich unsicher, ob Lehramt der richtige Weg war/ist.
    • Ich habe (bzw hatte schon immer) Selbstzweifel und Selbstunsicherheiten bezüglich meines eigenen Könnens und meiner eigenen Fähigkeiten.
    • Während des Praxissemesters im Seminar hat man mich abgeschreckt, als sich jeder mit seiner Fächerkombi vorstellen musste und man dann zu mir gesagt hat: "Ohje, die Todeskombination". Dass ich zwei ungewollte Fächer mit extrem hohem Korrekturaufwand habe, ist mir bewusst. Und genau das schreckt mich eigentlich noch weiter ab. Wenn ich Kommilitonen sehe, die Sport und Mathe als Fach haben und die später erstens garantiert keine Einstellungsprobleme haben und zweitens zudem auch nur wenig Korrekturaufwand, bin ich immer ein wenig neidisch. Aber ich kann andererseits halt auch nur das studieren, worin meine Fähigkeiten (einigermaßen) liegen.
    • Ich hatte vor, mein ursprünglich angedachtes künstlerisches Fach noch dazuzunehmen, um dieser "Todeskombination" etwas zu entgehen, allerdings bin ich jetzt schon 29 und man sagte mir bereits im Studiensekretariat, dass ich das Studium kaum werde verkürzen können. Das hieße, nochmal mindestens 6 Jahre studieren. Das Ganze ist auch eine finanzielle Frage - ich muss so langsam aber sicher mal mit irgendeinem Job anfangen, alleine schon, um endlich mal ins System einzuzahlen.
    • Die Vorstellung, dass ich Lehramt mit diesen momentanen Fächern ein Leben lang machen müsste, kann ich mir manchmal irgendwie vorstellen, manchmal aber eher weniger, vor allem mit Hinsicht auf den großen Zeitaufwand, den die Fächer mitbringen. Hier kommen wir wieder zurück auf mein Bestreben, mir neben Lehramt so viele Türen wie möglich offenzuhalten, daher auch nun das parallele Daf/Daz-Masterstudium.


    Ich weiß momentan gerade nicht, wo ich eigentlich stehe, aber mir macht dies alles ziemlich zu schaffen: ich hätte schon längst fertig sein sollen, studiere immer noch rum. Ich bin sehr eingeschüchtert vorm Ref, vor allem, wenn ich in diesem Forum hier so in der Ref-Sparte mitlese - habe Angst und bin unsicher, ob ich das Ref überhaupt packe, dann noch bzw gerade wegen meiner Fächer. Ich mache im Allgemeinen viel lieber Linguistik als Literaturwissenschaft, aber in Deutsch wird man auf Sek-2-Niveau ja meistens eher Literatur behandeln und keine Grammatik.
    Ich weiß auch nicht, ob ich die richtige Schulart studiert habe: man hört seit langem, dass meine Fächer für Gymnasium wenig bis gar nicht gefragt sind, selbst mit 1,x-Schnitt nicht. Könnte ich mit diesen Fächern an eine Grundschule gehen, was zurzeit ja sehr gesucht ist?


    Wobei ich da eben auch wieder gar nicht sagen kann, ob mir diese Altersgruppe überhaupt liegt, da ich bisher nur Sek-2 kenne.


    Entschuldigt diese zweifellos wirren und stream-of-consciousness-ähnlichen Niederschriften, aber so sieht es momentan gerade in mir aus und ich weiß momentan einfach gar nicht mehr, was eigentlich überhaupt noch nach dem Studium kommen soll und wie es weitergeht. Ich fühle mich aufgrund dieses nicht sehr geradlinigen Wegs eher als jemand, der mit Ende 20 schon ordentlich versagt hat und dabei in dem Alter eigentlich schon längst mit beiden Beinen im Leben stehen sollte.


    Aber ich war andererseits immer schon anders als der "Mainstream" (das soll jetzt nicht wertend gemeint sein)

  • Wie wär's mit "ins Leben gehen und anfangen zu arbeiten"? Den perfekten Beruf gibt's eh nicht. Oder wie Beppo Straßenkehrer einst so treffend sagte: "Ein Schritt, ein Besenstrich, ein Atemzug".

  • Den Bachelor solltest du zunächst abschließen. Welche Alternativen siehst du denn danach?
    Kannst du dir vorstellen, in einen anderen Beruf zu wechseln? Welche Optionen hast du?


    Warst du deshalb bei einer Studien- oder Berufsberatung?


    Wenn du dein Fach gewechselt hast, müsste es doch Studienleistungen geben, die du zuvor schon erbracht und die du dir anerkennen lassen könntest, oder nicht?


    Was bedeutet es, wenn du ein Praktikum gemacht hast? Hast du nur hospitiert oder auch unterrichtet? Wie viel Einblick hattest du?


    Zweifel gibt es häufig, vermutlich haben viele damit früher oder später im Studium zu kämpfen. Es ist ja auch sinnvoll, sich und seine Entscheidung zu hinterfragen. Letztlich ist es aber immer eine individuelle Entscheidung, ob man weitermachen kann und will.


    Angesichts deines Beitrages frage ich mich, ob es wirklich um das Für und Wider des Lehrerberufes geht oder ob du angesichts des bevorstehenden Bachelors jetzt schon kalte Füße bekommst, weil eine Anstellung dich irgendwann in ein -festes- Arbeitsverhältnis bringt und du dich dadurch eingezwängt fühlst.

  • Tatsächlich ist dein Post mehr als verwirrend und mir erschließt sich dein Problem gar nicht ganz.
    Ob man etwas für den Rest seines Lebens machen wird, weiß man nie.
    Wenn ich es richtig verstehe, startest du im Herbst in den Master, was bedeutet, dass du von jetzt an noch 2.5 Jahre zu studieren hast? Mach das doch erst mal fertig und denke danach weiter.
    Kann es sein, dass du Angst hast, das Studien abzuschließen und dich danach für eine Richtung entscheiden zu müssen?
    Studier zu Ende. Mit den guten Noten kannst du auch in die Wirtschaft, anstatt ins Ref.
    Aber erstmal würde ich gar nicht viel weiter denken, als bis zum nächstliegenden Ziel.
    Zu Ende studieren, dann entweder Ref oder was anderes.
    DaF /DaZ würde ich definitiv nicht machen. Dann lieber ein paar Excelkurse oder ähnliches absolvieren, damit du breiter aufgestellt bist.


    Falls du fürs Gym keine Stelle findest, kannst du an eine andere Schulform gehen.
    Falls du das nicht willst, gehst du in ein Traineeship oder ein Praktikum oder oder oder... Hauptsache erstmal die Uni abschließen :)

  • Also klar, ich hatte und habe nicht vor, das Studium zu schmeißen. Klar mache ich den Bachelor und auch den Master of Education noch vollends fertig. Aber ich weiß halt nicht, ob dann danach das Ref folgen soll oder nicht.


    Bezüglich Praktikum: Das war das studienbegleitende Schulpraxissemester. Da musste ich sowohl hospitieren als auch angeleitet unterrichten. So wie das halt immer ist in diesen Praxissemestern.


    Was du bezüglich kalte Füße aufgrund des bevorstehenden Bachelors meinst, weiß ich nicht. Es stand ja nie zur Debatte, das Studium nicht zu beenden. Ich hadere eher bezüglich der Entscheidung Lehramt, vor allem eben mit meinen momentanen Fächern und deren Arbeits-/Korrekturaufwand.

  • Nein, ich muss keine 2 Jahre Master mehr studieren, da mir aufgrund meines Wechsels schon einiges vom Staatsexamen her angerechnet wurde. Es ist also maximal noch 1 Jahr.


    Den Daf/Daz-Master würdest du nicht empfehlen? Die Studienberatung zu diesem Studiengang meinte, das würde sich mit Lehramt sehr gut erweitern lassen. Und werden zurzeit nicht Daf/Daz-Lehrer überall händeringend beim BAMF oder ähnlichen Einrichtungen gesucht?

  • Mein Eindruck:
    Schließe dein Studium, so wie es jetzt ist, so bald als möglich ab. Das ist dann wohl EN, DE, evtl. auch DaZ/DaF.
    Selbst wenn du dich entscheiden solltest, dann nicht in die Schule zu gehen, hast du zumindest ein abgeschlossenes Studium und kannst dich von da aus beruflich weiterentwickeln.


    Zu deinen Ängsten:
    Dass du kein Experte in deinen Fächern bist, ist völlig normal. Egal welches Fach: Es bleiben immer Lücken. Du hast gelernt, dir ein Thema umfangreich zu erschließen. Das kannst du auch in Zukunft / nach deinem Studium so fortführen. Das wirst du sogar tun müssen, wenn du dich jedes Jahr wieder in neue, vorgegebene Abiturthemen einarbeitest und das dann für SuS aufarbeitest etc.
    (Zudem entscheidet sich auch der eine oder andere Lehrer später noch, die Dissertation anzuschließen.)


    EN & DE ist in der Kombination korrekturintensiv. Es gibt aber genug Kollegen, die genau diese Fächer unterrichten. Ist also machbar. Und man entwickelt sehr schnell Strategien, um damit umgehen zu können.
    Bzgl. der Einstellungschancen würde ich das für mein Bundesland gar nicht mal so schlecht einschätzen. Das sind doch zwei Hauptfächer, die werden immer unterrichtet und immer gesucht. Das Problem ist hier eher, dass doch relativ viele die Kombination haben. Für diejenigen, die den Stundenplan machen, ist es manchmal besser, Kollegen mit verschiedenen Fächerkombinationen zu haben.
    (In vielen Bundesländern studiert man / unterrichtet man übrigens Sek I und Sek II am Gymnasium. Das geht da also nicht gleich bis in die Grundschule hinein. Vielleicht wäre so ein Blick über Bundeslandgrenzen hinaus für dich interessant?)
    Noch was zum Thema Einstellung/Qualifikation/Fächer: Du wirst im Laufe der Zeit, ob nur durch Erfahrung oder gezielte Fortbildungen, weitere Qualifikationen erwerben. Das ist dann das, was dich von anderen Lehrkräften unterscheiden wird. Wenn du z.B. in den kreativeren Bereich wolltest: Es gibt immer wieder mal Fortbildungen zum Thema Darstellendes Spiel. Für Musik habe ich mal die Ankündigung einer Fortbildung gesehen, da war gefühlt die einzig mitzubringende Qualifikation das Notenlesen (fand ich gruselig, den mangelnden Anspruch...). In beiden Beispielen sollte man nachträglich die Berechtigung zum Unterrichten (bis hin zum Abitur) des jeweiligen Faches erlangen. Und wenn ein absoluter Mangel an Fachkollegen herrscht, dann ist vielleicht mal die Auswahl zwischen Unterrichtsausfall oder jemandem, der das Fach als "Neigungsfach" unterstützt (dann natürlich nicht abiturrelevant).


    Unterrichtsinhalte in DE sind in der Sek II natürlich häufig literarisch. Aber da ist auch einiges an Sprachbetrachtung etc. dabei. Anknüpfungspunkte in der Literatur gibt es viele (sprachliche Bilder, Lord Chandos, Sprache in der Politik/Werbung/, etc.). Da kommt die Linguistik nicht zu kurz.


    Das Referendariat ist nicht einfach. Liegt aber meiner Erfahrung nach eher am System des Referendariats, nicht an der Arbeit in der Schule. Nach dem Unterrichtsbesuch ist vor dem Unterrichtsbesuch. Ist insofern ein ständiger Prüfungsstress. Das ist aber endlich. Und man hat auch schon während des Referendariats viele Freiheiten bei der Planung des eigenen Unterrichts. Das kann durchaus mal eine interessante, andere Beschäftigung mit deinen Fächern sein also du sie bisher im Studium hattest. Ist also auch (außerhalb von Prüfungssituationen) durchaus reizvoll. Und wenn es Lehramt doch nicht sein sollte, kann man sich weiter umsehen (z.B. im Bereich der Presse-/ Öffentlichkeitsarbeit). Dazu muss man aber ebenfalls erst mal ins kalte Wasser springen und es ausprobieren. Also zurück zum Ausgangspunkt: Studium mit Abschluss beenden und dann Optionen praktisch ausprobieren. In der Theorie & auf Entfernung wird das nur immer "erschreckender" - und immer unrealistischer.

  • Erstmal tiiiieeeef durchatmen.
    Als ich nach meinem Grundstudium nach Frankfurt zurückkam, ging es mir ähnlich. Irgendwann habe ich dann beschlossen, dass ich das Studium abschließe und nebenbei nach Alternativen gucke. Ich muss sagen, dass ich in dieser Zeit einen Prof kennengelernt habe, dessen Forschungsgebiet mich sehr interessiert hat, so dass ich mir vorstellen konnte, bei ihm die Examensarbeit zu schreiben. Das hat mich motiviert, zumal ich mich auch ein bisschen beeilen musste, da der Mann nicht mehr allzu lange da war.
    Ich hatte dann das Glück, mehr oder weniger sofort ins Referendariat zu stolpern, so dass ich mir gar keine Selbstzweifel leisten konnte. Das Ref war kein Spaß, im Gegenteil. MIttlerweile arbeite ich seit gut 15 Jahren als Lehrer und bin glücklich damit.
    Was ich Dir damit sagen möchte: Du denkst zu viel und machst Dich zu verrückt.
    Ein paar Gedanken:

    • Englisch/Deutsch ist vor allem bei den Korrekturen sehr zeitaufwändig, aber grundsätzlich machbar. Einstellungsprobleme wirst Du auch mit E/D nicht unbedingt haben.
    • Das Ref ist in den meisten Fällen anstrengend und heftig. Bedenke aber, dass nur die sich beschweren, denen es schlecht geht und nur die um Hilfe bitten, die sie brauchen. Die Leute, bei denen es läuft, schreiben hier nicht.
    • Selbstzweifel gehören dazu. Man bleibt wach und arbeitet an sich. Ich musste lernen, mich von diesen nicht auffressen zu lassen. Das hat für die meisten Situationen geklappt.
    • Du bist Ende 20 und wenn Du Dich als Versager fühlst, gibt es nur wenige Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Eine wäre, das Studium mit zusammengekniffenem A****h zu Ende zu bringen. Damit machst Du - endlich - einen Haken an eine Sache, die Du lange mit Dir herumträgst.
    • Nur weil man Deutsch und Englisch studiert hat, heißt das nicht, dass man nicht auch andere Fächer unterrichtet, wenn das möglich ist. Beispiel ich: ich bin begeisterter Hobbymusiker und bilde mir ein, dass ich das auch recht gut kann. Also habe ich an meiner Schule eine Schülerband gegründet, die jetzt seit knapp 10 Jahren besteht. Irgendwann war dann mal Bedarf für Musik und ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könne. Ich konnte, so dass ich seit 3 Jahren immer mal wieder ein paar Stunden dieses Faches mit Mittelstufenklassen erleben darf. Du siehst, nichts ist in Stein gemeißelt.
    • Du kennst die Kleinen nicht? Lerne sie kennen. Du hast doch bestimmt durch Praktika Kontakte zu Schulen. Selbst wenn diese nur Oberstufe anbieten, kann man Dich bestimmt "weiterleiten" und vielleicht kannst Du für ein paar Wochen in der Mittelstufe hospitieren und sehen, ob Dir das liegt. Selbst wenn nicht, könntest Du nach dem Referendariat schwerpunktmäßig Oberstufe oder Erwachsene unterrichten.

    Puh, mehr fällt mir gerade nicht ein.
    Zieh es durch. Alles Gute!!!

  • Und noch ein Gedanke: Was sind die Alternativen? McD? Überleg mal, was Du verlierst, wenn Du das Studium schmeißt. Das solltest Du nur machen, wenn Du sozusagen den Ferrari unter den Jobangeboten findest: genau Dein Ding, gut bezahlt, zukunftssicher.

  • Nein, ich muss keine 2 Jahre Master mehr studieren, da mir aufgrund meines Wechsels schon einiges vom Staatsexamen her angerechnet wurde. Es ist also maximal noch 1 Jahr.
    Den Daf/Daz-Master würdest du nicht empfehlen? Die Studienberatung zu diesem Studiengang meinte, das würde sich mit Lehramt sehr gut erweitern lassen. Und werden zurzeit nicht Daf/Daz-Lehrer überall händeringend beim BAMF oder ähnlichen Einrichtungen gesucht?

    Ja, aber diese Stellen bekommst du auch ohne Daf/DaZ Studium. Dein Deutschstudium würde dafür reichen. Beleg ein paar DazKurse als Nachweis aber "nur" um übers BAMF oder die VHS Deutschkurse zu geben, musst du das nicht studieren.
    Diese Dozentenjobs sind übrigens fast immer befristete Honorartätigkeiten - sprich du musst dich selbst krankenversichern und Altersvorsorge betreiben. Festangestellt werden da die wenigsten. Da würden mM nach solche Excelkurse schon wieder mehr Sinn machen, denn dann könntest du vielleicht im Büro beim BAMF was machen ... aber das wäre dann ein Fall für die Beratung beim Arbeitsamt.
    Wiegesagt, im Fokus würde ich jetzt erst mal den Abschluss haben. 1 Jahr ! Hört sich doch toll an. Du kannst danach ja auch an in der Sek1 eine Vertretungsstelle machen (oder jetzt schon) und mal schauen, ob das etwas für dich wäre. Falls ja, ist Erfahrung in der anderen Schulform eins der wichtigsten Kriterien bei der Bewerbung. Wir lehnen zum Beispiel eigentlich alle Bewerber ab, die sich bei uns als Quereinsteiger aus Sek2 ohne Erfahrung an unserer Schulform bewerben...

  • Hui, drei Beiträge. Kallistos Geschichte arbeitet in mir.
    Ich habe nach mehrmaligem Lesen des Ausgangsposts das Gefühl, dass Du Angst hast: Angst, Dich festlegen zu müssen, Angst, Dich dem Urteil der Experten (Prüfern) zu stellen, Angst, den nächsten Schritt zu gehen. Stelle Dich dieser Angst. Nur so kannst Du Dich weiterentwickeln.

  • ... Das solltest Du nur machen, wenn Du sozusagen den Ferrari unter den Jobangeboten findest: genau Dein Ding, gut bezahlt, zukunftssicher.


    Man kann auch als unentdeckter Künstler auf dem Bauwagenplatz leben. Ich kenne Leute, die nach 15 Semestern Philosophie von Sozialhilfe und Gelegenheitsjobs leben und nebenbei malen oder Saxophon spielen. Oder auf La Gomera von liegengebliebenen Avocados und Ziegenmilch leben. Kein Sarkasmus, kenne wirklich einige. Es gibt immer einen Weg, v.a. wenn man sich für "nicht Mainstream" hält und das Wagnis eingeht, arm zu bleiben.


    Wenn sowas Unkonventionelles aber nicht mein Ding ist und ich will abgesichert sein, mache ich eben den Studiengang fertig, den ich angefangen habe. Vielleicht arbeitest du später mal an einer Waldorfschule, erzählst germanische Sagen und malst Aquarellbilder mit deinen Schülern? Kein Mensch weiß, was kommt. Nur wenn man zögert und nichts macht, dann passiert auch nichts.

  • Hui, drei Beiträge. Kallistos Geschichte arbeitet in mir.
    Ich habe nach mehrmaligem Lesen des Ausgangsposts das Gefühl, dass Du Angst hast: Angst, Dich festlegen zu müssen, Angst, Dich dem Urteil der Experten (Prüfern) zu stellen, Angst, den nächsten Schritt zu gehen. Stelle Dich dieser Angst. Nur so kannst Du Dich weiterentwickeln.

    Das kann sehr gut hinkommen - wie bereits geschrieben, war ich schon immer etwas unsicher und hatte Selbstzweifel. Und genau diese Selbstzweifel verursachen noch mehr Zweifel, sowas wie z.B.:


    Bin ich mit dieser Disposition überhaupt fürs Lehramt geeignet? Da geht man doch unter, wenn man nur an sich selbst zweifelt und unsicher ist...

  • Man kann auch als unentdeckter Künstler auf dem Bauwagenplatz leben. Ich kenne Leute, die nach 15 Semestern Philosophie von Sozialhilfe und Gelegenheitsjobs leben und nebenbei malen oder Saxophon spielen. Oder auf La Gomera von liegengebliebenen Avocados und Ziegenmilch leben. Kein Sarkasmus, kenne wirklich einige. Es gibt immer einen Weg, v.a. wenn man sich für "nicht Mainstream" hält und das Wagnis eingeht, arm zu bleiben.


    Wenn sowas Unkonventionelles aber nicht mein Ding ist und ich will abgesichert sein, mache ich eben den Studiengang fertig, den ich angefangen habe. Vielleicht arbeitest du später mal an einer Waldorfschule, erzählst germanische Sagen und malst Aquarellbilder mit deinen Schülern? Kein Mensch weiß, was kommt. Nur wenn man zögert und nichts macht, dann passiert auch nichts.


    Dieses meinerseits nicht wertend gemeinte "Nicht-Mainstream" hat's dir wohl angetan, schätze ich. Arm will ich nicht bleiben - im Gegenteil, eigentlich bin ich ein sehr risikoarmer Mensch und bevorzuge Sicherheit.

    • Offizieller Beitrag

    Das kann sehr gut hinkommen - wie bereits geschrieben, war ich schon immer etwas unsicher und hatte Selbstzweifel. Und genau diese Selbstzweifel verursachen noch mehr Zweifel, sowas wie z.B.:
    Bin ich mit dieser Disposition überhaupt fürs Lehramt geeignet? Da geht man doch unter, wenn man nur an sich selbst zweifelt und unsicher ist...

    Ich habe mein Referendariat zeitgleich mit meiner größten Lebenskrise, die aber nichts mit dem Ref. zu tun hatte, durchgestanden. Danach hat mich so schnell erst einmal nichts mehr aus der Bahn geworfen.
    Als ich nach 13 Jahren als Lehrer gemerkt habe, dass ich mal etwas anderes machen muss, habe ich auch das getan bzw. tue es gerade.


    Und es war ein geiles Gefühl, damals sowohl das Ref, parallel dazu noch die Prüfungsphase des Drittfachstudiums, als auch die Lebenskrise "gemeistert" zu haben.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Hi,
    ich weiß ja nicht, welches der künstlerischen Fächer Dir vorschwebte.


    Falls es Musik war: Das ist ein extremes Mangelfach. Da kann man auch, wenn man schon fertig ist, eine Zusatzausbildung machen und dann Musik in der Mittelstufe unterrichten.


    Das Musikstudium an sich ist natürlich schon was Besonderes insofern man da eine Menge geboten bekommt. Allerdings muss man halt erst mal reinkommen (Aufnahmeprüfung), und es würde nochmal ordentlich Zeit kosten.


    Falls es Dir in erster Linie darum geht, später das künstlerische Fach (welches nun auch immer) unterrichten zu können, dann wäre der einfachste Weg, zuende zu studieren, Ref zu machen und dann eine Zusatzausbildung (die, falls Du nicht gleich eine Stelle bekommst, auch gleich Deine Chancen verbessern würde).

  • Dieses meinerseits nicht wertend gemeinte "Nicht-Mainstream" hat's dir wohl angetan, schätze ich.

    nö, ich werte auch nicht, ich spitze zu.


    ...eigentlich bin ich ein sehr risikoarmer Mensch und bevorzuge Sicherheit.

    eben. Und die größte Sicherheit bietet ein abgeschlossener Beruf und das Erlebnis, etwas durchgezogen zu haben, nicht das Hängenbleiben an einem vermeintlich sicheren, weil bekannten Ort. Wenn sich eine Krise aber so verfestigt, dass man blockiert wird und auf der Stelle tritt, kann professionelle Beratung weiterhelfen. Die Frage scheint mir jedenfalls nicht "DaZ oder nicht DaZ" zu sein.

  • In Bolzbolds Worten steckt, was für uns alle zutrifft: kaum eine Karriere, kaum ein Leben verläuft geradlinig. Es gibt immer irgendwo etwas, das schief läuft. Es sieht vorher immer schwierig aus und in der Rückschau war es irgendwie ok. Plane nicht den Rest Deines Lebens. Plane den Abschluss Deines Studiums. Wenn Du mit der Uni durch bist, schnappe Dir ein Glas Rotwein und höre auf Deinen Bauch, wie es weitergehen soll. Gestatte Dir Abweichungen vom Lebensplan aber gehe in eine Richtung los.

  • Musik war es tatsächlich, nur war ich auf dem Stand, dass ich ohne ein richtiges Musikstudium das Fach nicht werde unterrichten können und wenn dann nur solange, bis ein studierter Musiklehrer ankommt, dann wär ich wieder weg vom Fenster.


    Ich wusste nicht, dass man anstelle eines Studiums auch Zusatzausbildungen machen kann?

Werbung