Ungleichbewertungen von unterschiedlichen Lerngruppen/Ethnien/Geschlechtern... wie kommt's?

  • N'Abend zusammen.


    Angeregt durch @Morse s Beitrag (der hier: Nach dem Matheabi ist vor der Online-Petition) fiel mir etwas wieder ein, das mich schon länger interessiert.


    Man liest gelegentlich von Studien, laut denen Frauen, Migranten oder sogar Kevins (ja, das gab's wirklich) schlechter bewertet würden als andere Schülergruppen. Morses Beitrag geht ja in eine ähnliche Richtung.


    In den Studien scheint sich das auch auf alle Fächer zu beziehen, in der letzten (ich weiß leider nicht mehr, von wem), war unter anderem ausdrücklich von Mathe die Rede. Dummerweise wird - zumindest in den Berichten darüber - nie erklärt, wie das praktisch aussieht. Bei einem Artikel zur "Kevin"-Studie stand zwar ein bisschen was, allerdings waren da zwei der drei genannten Kriterien ebenfalls eher weich (Sauberkeit, Inhalt von Texten), das dritte mit Rechtschreibfehlern dann hart.


    Kann mir irgendjemand mal erklären, wie es von praktischer Seite aus zu dieser Ungleichbehandlung kommen soll? Ich kann mir das für "weiche" Fächer noch irgendwie zusammenreimen, aber in allem mit "harten" Kriterien ist es doch quasi unmöglich, unbewusst unterschiedlich zu bewerten.


    Als Beispiel: In meinen Klassenarbeiten mache ich vor der Korrektur einen Erwartungshorizont. Der sieht bspw. so aus: Richtiges Ergebnis mit nachvollziehbarer Herleitung: volle Punkte; bis zu zwischenergebnis A richtig: halbe Punkte... usw. Bei Schaltplänen, die zu zeichnen sind, geht das genausp: Fehlende Beschriftung: -0,5 pro Stück; falsches Schaltzeichen: -0,5 usw.
    Ob die Arbeit dann von Erkan, Kevin oder Marie ist, ist dann völlig unerheblich, die Klasse und der Jahrgang ebenso.


    Bei mir passiert dann - und damit sind wir wieder bei @Morse s Beitrag - allerdings durchaus mal, dass in einer Klasse oder gar einem ganzen Jahrgang in bestimmten Themen keine 1 und keine 2 auftaucht. Schnitte mit der 4 vorm Komma sind bei uns sowieso an der Tagesordnung.


    Also: Wie kommt es bei Fächern mit "harten" Kriterien zu diesen ja inzwischen mehrfach per Studie festgestellten Diskrepanzen?


    Und nur vorsichtshalber, weil der Forenton in letzter Zeit ein bisschen rau ist: Weder möchte ich Morse für seinen Beitrag angreifen, noch ist irgendwas hier sarkastisch gemeint. Ich verstehe es schlicht nicht.


    Gruß,
    DpB

  • Ich glaube nicht an generelle Ungleichbewertungen nach Geschlecht, Nationalität, Lerngruppe u.dgl. durch die Lehrerschaft im Allgemeinen, ich denke aber, dass vielleicht einzelne Lehrer auch gewisse Vorteile haben und dass wir mit der Zeit von unseren Schülern ein gewisses Erwartungsbild entwickeln, das auch Bewertungen beeinflussen kann, wenn keine glasklaren Kriterien dies verhindern.

  • Ich habe mich mit diesem Phänomen noch nie systematisch befasst, getraue mich aber mich mal zu outen, dass ich mit der Zeit durchaus nicht ganz frei von Vorurteilen gegenüber bestimmten ethnischen Gruppen bin. Ich bin mir dessen bewusst und behaupte, dass mir deswegen auch keine Ungerechtigkeiten bei der Bewertung passieren. Es wird aber sicher Kollegen geben, bei denen das eben unbewusst einen Einfluss auf die Bewertung hat. Du hast schon recht, dass das bei "harten Bewertungskriterien" eigentlich gar nicht möglich sein sollte, aber mindestens am Gymnasium gibt es auch in Fächern wie Physik oder Chemie kaum Aufgaben die eindeutig mit "richtig" oder "falsch" bewertet werden können. Meine Schüler müssen sehr viel in Worten erklären, reine Formelsprache und Rechenaufgaben gibt es bei mir in Prüfungen nur zu einem sehr kleinen Anteil. Da tun sich sicher schon mal all diejenigen schwerer, die nicht astrein Deutsch können, ganz unabhängig von meinen persönlichen Vorurteilen.

  • In Englisch ist das ja schon etwas weicher.
    Im Erwartungshorizont steht dann:
    Nennt Argumente für XY: 12 Punkte. Da kann man ja schon etwas großzügiger sein oder nicht.
    Bei der Sprache muss ich bei AHR Klassen ein Exeksheet ausfüllen: https://www.standardsicherung.…lisch-Bewertung-Druck.pdf Ist der Grad der Korrektheit jetzt hoch oder sehr hoch? Da gibt es schon Spielraum und somit bestimmt auch Unterschiede. Würde Englisch dabei aber als „mittelhart“ sehen, vieles ist klar richtig oder falsch, ein paar Dinge aber auch nicht.


    Aber wie es in „logischen Fächern“ zu so unterschieden kommt ist mir unklar. X kann ja nur -3 sein in der Gleichung... aber vielleicht kann man bei Folgefehlern mal mehr oder weniger großzügig sein?

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich dachte immer, dass sich diese "Ungleichbehandlung" auf die sonstige Mitarbeit bezieht. Und da sind die Kriterien ja nun wirklich butterweich, Hand aufs Herz.

  • Ich dachte immer, dass sich diese "Ungleichbehandlung" auf die sonstige Mitarbeit bezieht. Und da sind die Kriterien ja nun wirklich butterweich, Hand aufs Herz.

    Da hast Du natürlich Recht, aber das wäre m.E. nicht per Studie nachweisbar. Zumindest in der "Kevin-Studie" (die einzige konkrete zu der ich gerade was gefunden hab) heißt es auch,dass schriftliche Lösungen unter verschiedenen Namen vorgelegt wurden.

  • Randnotiz:
    Ich freue mich ja, wenn ich jmd. anregen kann, aber mein Beitrag hatte mit Vorurteilen gegenüber Kevins, Frauen usw. nichts zu tun:


    Nach dem Matheabi ist vor der Online-Petition


    Bei mir ging's darum, dass in einer Klasse von Justusen und einer anderen Klasse von Kevins die gleiche Noten erteilt werden, weil bei Klassenarbeiten eine relative Unterscheidung innerhalb der Klasse gemacht wird und bei der zentralen Prüfung innerhalb eines Jahrgangs - und keine absolute über Jahrgangsgrenzen hinweg. (Dass diese oder jene zentrale Prüfung vor 20 Jahren viel schwerer war als heute, war ja hier im Forum schon häufig Gegenstand der Diskussionen.)


    Das soll aber der Frage des TEs nach der Ursache der Diskriminierung keinen Abbruch tun.

    • Offizieller Beitrag

    Bei der Kevinstudie, es handelte sich um eine Online Umfrage, ging es um Grundschulkinder und die Einschätzung von Verhalten:
    https://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2009/390.html


    Bei Mädchen und Jungs ist die Meinung geteilt: die einen sagen, Jungs werden strukturell benachteiligt, weil die Schule "mädchentypische" Leistungen (Lesen, Stillsitzen) belohne, die anderen sagen, Mädchen bekommen schlechtere Noten, weil man ihnen die "harten" Fächer nicht zutraut ...
    Was Substantielles dazu findet man schwer: eine große internationale Metaanalyse bestätigt, dass Mädchen im Durchschnitt etwas bessere Schulnoten bekommen (Voyer & Voyer, 2014).


    Experimente mit Lehrkräften zeigten etwas anders: es wurde direkt untersucht, ob Mädchen und Jungen für die gleiche Leistung unterschiedliche Noten bekommen, inde man Lehrern mehrere Arbeiten zur Korrektur vorlegte: jeweils zur Hälfte standen männliche und weiblicher Namen über derselben Arbeit, da sie sich nur nach Geschlecht unterschieden, können systematische Unterschiede in der Bewertung ausschließlich darauf zurückzuführen sein (durchschnittlichen Aufsätzen und Erklärungen aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Leistungsbereich). Die meisten Studien fanden, dass Arbeiten von vermeintlichen Mädchen schlechter bewertet wurden als von vermeintlichen Jungen, vor allem wenn die Lehrkräfte noch wenig Erfahrung hatten (Hofer, 2015; Spear, 1984) / (Swim, Borgida, Maruyama & Myers, 1989).


    Bei der Studie zu Migrationshintergrund handelte es sich um ein Diktat. Da kann man - wie in Mathe - nur nach harten Kriterien bewerten: 1 - x Fehler = 1 Note Abzug, y-z Fehler = ... usw. Wenn sich da Unterschiede zeigen, sind sie folglich vorurteilsinduziert. Im Jahr davor wurde untersucht, ob sich der Migrations­hintergrund in den Mathe-Noten zeigt, an 1.500 Gymnasiasten, die zwei Jahre lang auf Mathekonentnisse getestet wurden, dabei zeigte sich dass Migrantenkinder bei gleicher Sprachkompetenz und sozialer Herkunft vergleichsweise schlechter bewertet wurden. https://www.uni-mannheim.de/ne…-tuerkischem-hintergrund/



    Bei dieser Studie handelte es sich aber um Studierende und nicht um Lehrlräfte. Auch in vielen anderen Studien wird gesagt, dass erfahrene Lehrkräfte da weniger "belastet" abschneiden. Heißt wohl, man findet im Laufe der Jahre selbst Wege, um gesellschaftlich festgeschriebenen Vorurteilen zu entkommen. Hoffentlich.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • ui, danke für die ausführliche Antwort. Wenn es mein englisch zulässt, werde ich die Diktatstudie mal lesen. Aber schonmal auf die schnelle: Genau DAS ist der Punkt,den ich nicht verstehe. Wie kann ich denn bei gleicher Fehleranzahl (das steht schon in der Zusammenfassung der Uni) unterschiedlich bewerten? Wenn ich den gleichen Notenschlüssel habe, ist das doch rein technisch gar nicht möglich.

    Bei der Studie zu Migrationshintergrund handelte es sich um ein Diktat. Da kann man - wie in Mathe - nur nach harten Kriterien bewerten: 1 - x Fehler = 1 Note Abzug, y-z Fehler = ... usw. Wenn sich da Unterschiede zeigen, sind sie folglich vorurteilsinduziert.

  • "gleiche Fehlerzahl" klingt einfach, ist es aber nicht.
    Beispiel des "Wiederholungsfehlers".
    Also wenn genau derselbe Fehler immer und immer wieder gemacht wird.
    Als wieviele Fehler wertest du den?


    Eben.


    Und in Mathe... wie sieht es mit "Folgefehlern" aus? Nehmen wir den Klassiker, ganz am Anfang irgendwo ein Vorzeichen versemmelt, aber ansonsten richtig gerechnet... wieviel Abzug ist das, das Ergebnis wird ja falsch sein?


    Mir persönlich ist in der 11.1 als Schülerin folgendes in Mathe passiert... ich bekam eine 5 zurück, weil ich "die Rechenwege nicht aufgeschrieben habe". Obwohl ALLE Lösungen stimmten, und der einzige 1er wirklich am anderen Ende der Klasse gesessen hatte. Der entsprechend pedantische Lehrer hatte einen Mordsaufstand gemacht. Ja Himmel, ich kann eben Kopfrechnen, und ich bin schreibfaul. Ich hab nix abgeguckt. Wo denn auch. Aber nein, das muss so und nicht anders... das gab richtig Stress.
    So ganz nebenbei, ich hatte nachher Mathe als LK... und das wurde im Endeffekt ne 2. Soviel zu "abgucken"...
    Hatte nachher auch einen anderen Lehrer, der nix dagegen hatte, wenn SuS "quer dachten" (ich sag nur ne Aufgabe wo es an sich um Ebenengleichungen ging mit simpler Mittelstufengeometrie incl. Pythagoras lösen - es ging, und welcher Weg genommen werden sollte war ja nicht vorgeschrieben, also volle Punktzahl, mit dem Kommentar "dreist, aber korrekt").
    Das hätte vllt nicht jeder Lehrer so gesehen...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ich werfe mal den habitus-begriff in den raum. bourdieu hat sehr recht - das sind verkörperlichte effekte, die nicht willkürlich gesteuert, bestenfalls reflektiert werden können. es sind praktiken, sozialisationseffekte, vollständig internalisiert. du wirst als lehrer immer kinder aus deiner herkunftsschicht/deinem herkunftsmilieu bevorzugen, das tun wir alle. unter anderem deshalb ist es aus sozialwissenschaftlicher sicht sehr wichtig, eine größere kulturelle diversität unter lehrpersonen und schülerschaft zu fördern, wenn das politische ziel bildungschancengleichheit wirklich verfolgt werden soll (und das muss es, allein schon aus volkswirtschaftlicher sicht, fern aller gerechtigkeitsdiskurse; da liegt sonst viel zuviel menschliches potential brach).


    @missjones: ich war ein offensichtliches bildungsbürgerkind. mir wurde das querdenken in mathe (falsche lösung, zwei seiten rechnung, die irgendwohin, aber nicht zum richtigen ergebnis führte) in einer ex in klasse 9 (wie immer nichts gelernt und daher nur eine leise ahnung, was erwartet wurde/wir in der vorstunde gemacht hatten) von meinem großartigen mathelehrer mit einem "note 2, interessante idee, wenn auch leider falsch" quittiert. meine arbeit hatte mit dem erwartungshorizont offensichtlich nicht viel gemeinsam. ich weiß nicht, ob das auch gegangen wäre, wenn der habitus (seiner/meiner) ein anderer gewesen wäre. ich denke, dass nein.

  • Die Max und Murat Studie wurde doch hier im Forum schon diskutiert:


    Max und Murat


    So eindeutig sind die Ergebnisse eben gar nicht und das Stetting war auch ziemlich artifiziell, also faktisch würde "in echt" niemand so bewerten.

  • Mir persönlich ist in der 11.1 als Schülerin folgendes in Mathe passiert... ich bekam eine 5 zurück, weil ich "die Rechenwege nicht aufgeschrieben habe".

    Ja ... ist üblich so. Bei mir gibt's in der Stöchiometrie auch 0 Punkte wenn nur ne Zahl aber kein Rechenweg dasteht. Mich interessiert, ob ein Schüler seinen Ansatz logisch nachvollziehbar aufschreiben kann und wenn er das nicht macht, dann kann er's offensichtlich nicht. Steht dann aber auch genauso in der Aufgabenstellung und dann interessiert mich "schreibfaul" halt echt nicht. Gerade das ist jetzt aber ein Punkt, an dem es völlig egal ist, ob Cenge, Yuki oder Seraina schreibfaul ist.

  • So sehr ich das Rumreiten auf den Operatoren hasse, wenn man die Lösung "angibt", statt sie zu "berechnen", kann es nicht alle Punkte geben.


    Wenn es allerdings eine W-Frage war, sollte ja die Lösung ausreichen.

  • Rumreiten auf den Operatoren

    Was meinst Du damit? Ich schreibe in den Aufgabentext "der Rechenweg muss eindeutig nachvollziehbar sein". Der Schüler muss doch wissen, was ich von ihm haben will, ich kann nicht erwarten, dass er das errät. Nennen, erklären, begründen ... das sind tatsächlich Wörter, die ich auch benutze (man nennt das wohl Operatoren ...) und absolut sinnvoll finde.

  • Was meinst Du damit? Ich schreibe in den Aufgabentext "der Rechenweg muss eindeutig nachvollziehbar sein". Der Schüler muss doch wissen, was ich von ihm haben will, ich kann nicht erwarten, dass er das errät. Nennen, erklären, begründen ... das sind tatsächlich Wörter, die ich auch benutze (man nennt das wohl Operatoren ...) und absolut sinnvoll finde.

    Bei mir genauso. Ich sage das den Schülern aber auch immer im Unterricht. Lösungen ohne Rechenweg geben keine volle Punktzahl.


    Die Lösung gibt bei mir prozentual sogar die wenigsten Punkte. Formel, Einheiten etc sind mir um einiges wichtiger. Schreibfaul muss dann eben mit einer schlechteren Note rechnen.


    Operatoren bringe ich aber auch bei. Wenn da Nenne steht ist es eben ein Unterschied zu erläutern vom Umfang.

  • Was meinst Du damit? Ich schreibe in den Aufgabentext "der Rechenweg muss eindeutig nachvollziehbar sein". Der Schüler muss doch wissen, was ich von ihm haben will, ich kann nicht erwarten, dass er das errät. Nennen, erklären, begründen ... das sind tatsächlich Wörter, die ich auch benutze (man nennt das wohl Operatoren ...) und absolut sinnvoll finde.

    Das ist ein ewiger Diskussionspunkt, was mit den Taschenrechner erledigt werden darf und was nicht.


    Da geht der Begriff "Berechnen" gegen den gesunden Menschenverstand.

  • Wie man bei einem Diktat ungleich werten kann, leuchtet mir auch nicht ein. Also wenn alle das gleiche Diktat schreiben. Wiederholungsfehler werden ja grundsätzlich bei allen nur als ein Fehler gerechnet.


    Oder hat sich da was geändert?

  • "gleiche Fehlerzahl" klingt einfach, ist es aber nicht.
    Beispiel des "Wiederholungsfehlers".
    Also wenn genau derselbe Fehler immer und immer wieder gemacht wird.
    Als wieviele Fehler wertest du den?


    Eben.


    Nix eben. Das überlege ich mir einmal am Anfang und werte es dann bei allen Schülern gleich.

  • Nicht nur SuS, selbst vielen Kollegen fällt das ja gar nicht auf, dass im System Schule immer die gleichen Noten rauskommen bzw. damit eine relative Rangfolge innerhalb (!) einer Klasse/eines Jahrgangs kreiert wird und keine absolute über Jahrgänge hinweg.
    Wenn man lauter Dreier-Schüler in eine Klasse stecken würde, wären sie nicht mehr lange Dreier Schüler, sondern würden über die Notenskala differenziert.
    Man kann so gut sein, wie man will, wenn die anderen besser sind, ist das nichts Wert und umgekehrt - man kann schlecht sein, solange die anderen noch schlechter sind (vielleicht ein aktuell passenderes Beispiel).
    In der Schule werden Gewinner und Verlierer produziert.

    Ich bin sofort bei dir Morse, wenn es um das Argument geht, dass Schule Lebenschancen nicht einfach nur ermöglicht sondern auch aktiv zuteilt und Noten dabei der massgebliche Selektionsfaktor sind. Ich glaube aber nicht, dass man per se annehmen kann, dass - ungeachtet schulgesetzlicher Vorgaben- Lehrer konstant eine soziale Norm anstelle einer kriterialen Norm ansetzen würden. Ich glaube bei mündlichen Noten ist das ein gewisses Risiko, weil diese generell für Bewertungsfehler anfälliger sind, würde aber annehmen, dass sich diese Bewertungsfehler mit entsprechender Selbstreflexion zumindest auf ein akzeptables Maß reduzieren lassen. Siehst du das anders? Wie machst du das bei deinen SuS- muss es innerhalb der Klasse eine "Rangliste" geben die sich in Form von Noten zeigt (und die nicht rein fachlich begründet ist)?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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