Nach dem Matheabi ist vor der Online-Petition

  • Ach dieser Artikel ist doch kompletter Null-Journalismus!
    Warum werden nicht Aufgaben aus dem Abi und dem vorherigen Abi zum Vergleich gezeigt, so dass ich mir eine eigene Meinung bilden kann?
    Warum werden die Fakultas der Personen nicht genannt, die sich dazu äußern (zumindest, wenn sie aus dem Bildungsbereich kommen)?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Hab davon auch im Radio gehört heute früh und bin gespannt, was die Kolleg*innen hier sagen, die die Aufgaben gesehen haben.

  • Ach dieser Artikel ist doch kompletter Null-Journalismus!
    Warum werden nicht Aufgaben aus dem Abi und dem vorherigen Abi zum Vergleich gezeigt, so dass ich mir eine eigene Meinung bilden kann?
    Warum werden die Fakultas der Personen nicht genannt, die sich dazu äußern (zumindest, wenn sie aus dem Bildungsbereich kommen)?

    Wahrscheinlich weil der gemeine Leser dann sowieso sofort abschaltet oder mit "Mathe hab ich eh nie kapiert"-Parolen beginnt. Wie immer in Deutschland: Zelebrierung des Nichtwissens.

  • Komisch ... Hier beschwert sich nie irgendjemand, dass irgendwas zu schwer war, man lästert vielmehr darüber, dass es in der Stadt zu einfach ist (auch die Schüler selbst). :gruebel:


    Mich würde aber wirklich auch mal interessieren, was so schrecklich gewesen sein soll. Schlussendlich zeigt sich an solchen "Vorfällen" ja nur, dass der Modus der zentralen Prüfungen halt doch nicht so geil ist. Gefragt werden darf dann eben nur noch, was mit den Aufgaben der Jahrgänge zuvor vergleichbar ist und dementsprechend per "teaching to the test" Bulimie-geübt werden konnte.

  • Der Bayerische Philologenverband sieht das so:


    Sein Vorsitzender Michael Schwägerl äußert sich zur Petition: „Wenn Schülerinnen und Schüler das Gefühl haben, ihre Abiturprüfung sei die schwerste, dann ist das zunächst verständlich und eine zutiefst menschliche Reaktion. Sieht man sich aber die Ergebnisse der letzten Jahre an, so erkennt man, dass sich die Durchschnitte nur um wenige Hundertstelnoten voneinander unterscheiden. Insofern ist die Einschätzung der Petition, dass es in den letzten Jahren starke Schwankungen gab, schlichtweg falsch. Es ist deswegen auch nicht angebracht, über das Niveau des Abiturs zu diskutieren. Wir sind zurecht stolz auf den hohen Anspruch des bayerischen Abiturs. Warten wir doch erstmal die Ergebnisse ab.“
    Florian Borges, Fachgruppenleiter Mathematik im bpv, sieht die Sache ähnlich: „In der diesjährigen Prüfung waren keine lehrplanfremden Inhalte verlangt. Es kann natürlich sein, dass die ein oder andere Überraschung in den Aufgaben war, aber ein zumutbarer Anteil von problemorientierten, anspruchsvolleren Nichtstandardaufgaben ist vorgesehen, schließlich strebt man die allgemeine Hochschulreife an und sollte mehr als nur rezeptartige Reproduktionstechniken beherrschen. Alle Niveaus sollen in angemessenem Anteil vertreten sein und nach ersten Berichten von Kolleginnen und Kollegen war insbesondere der Teil A in diesem Jahr sehr machbar. Viele Kollegen vor Ort teilen die Einschätzung, dass es insgesamt eine sehr faire Aufgabenstellung war. Insofern sind wir überrascht, dass es jetzt eine solche Reaktion gibt.“
    Daher rät Schwägerl den Abiturienten: „Hadert nicht mit der Matheprüfung. Konzentriert Euch jetzt voll auf die anstehenden Aufgaben und weiteren drei Prüfungen und wartet dann das Ergebnis ab.“ Und an die Politik appelliert er: „Was die Lehrkräfte brauchen ist Rückendeckung, auch vonseiten der Politik. Die Schüler wurden von uns bestmöglich auf das Abitur vorbereitet und jetzt heißt es die Arbeiten (zumeist am Wochenende oder abends) zu korrigieren.“


    https://www.merkur.de/bayern/m…petition-zr-12250718.html


    Ich halte das für eine zunächst mal recht vernünftige Einschätzung, habe aber noch nicht mit den Mathe-Kollegen/Kolleginnen an meiner Schule reden können, wie sie die Aufgaben einschätzen.

  • Mich würde aber wirklich auch mal interessieren, was so schrecklich gewesen sein soll. Schlussendlich zeigt sich an solchen "Vorfällen" ja nur, dass der Modus der zentralen Prüfungen halt doch nicht so geil ist. Gefragt werden darf dann eben nur noch, was mit den Aufgaben der Jahrgänge zuvor vergleichbar ist und dementsprechend per "teaching to the test" Bulimie-geübt werden konnte.

    Ja genau so ist es vermutlich auch. Wenn mal sowas wie ein kreativer Ansatz gefordert ist, rächt sich das ständige Üben alter Kochrezepte, ohne jedes Verständnis. Aber es schreiben halt auch genug Schüler, die wirklich überfordert sind...


    Nachtrag: Ich sehe gerade, dass Deadpoet ein ganz ähnliches Zitat bereits angeführt hat.

  • Warum werden nicht Aufgaben aus dem Abi und dem vorherigen Abi zum Vergleich gezeigt, so dass ich mir eine eigene Meinung bilden kann?

    Zumindest die Aufgaben der vergangenen Jahren sind beim Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München zu finden. Die 2019er werden da auch noch auftauchen. Die "Null-Journalisten" werden sie vermutlich nicht haben.

  • Der Bayerische Philologenverband sieht das so:
    [...]
    Sieht man sich aber die Ergebnisse der letzten Jahre an, so erkennt man, dass sich die Durchschnitte nur um wenige Hundertstelnoten voneinander unterscheiden.

    Nicht nur SuS, selbst vielen Kollegen fällt das ja gar nicht auf, dass im System Schule immer die gleichen Noten rauskommen bzw. damit eine relative Rangfolge innerhalb (!) einer Klasse/eines Jahrgangs kreiert wird und keine absolute über Jahrgänge hinweg.


    Wenn man lauter Dreier-Schüler in eine Klasse stecken würde, wären sie nicht mehr lange Dreier Schüler, sondern würden über die Notenskala differenziert.
    Man kann so gut sein, wie man will, wenn die anderen besser sind, ist das nichts Wert und umgekehrt - man kann schlecht sein, solange die anderen noch schlechter sind (vielleicht ein aktuell passenderes Beispiel).
    In der Schule werden Gewinner und Verlierer produziert.

  • Ich habe seit Freitag durchkorrigiert und kann den Ärger der Schüler verstehen, ich ärgere mich auch.
    Dabei trifft es "zu schwer" nicht ganz, die Aufgaben sind vor allem schlecht. Völlig unnötig komplizierte Einkleidungen mit teils irreführenden Formulierungen, vor allem nicht ganz so leistungsstarke Schüler, die sonst über Fleiß und Routineaufgaben in Anforderungsbereich 1 und 2 Punkte sammeln können, scheitern an Missverständnissen. Sehr gute Schüler bleiben sehr gut, Schüler aus dem mittleren Leistungsbereich stürzen zum Teil ab. Zeitlich sehr umfangreich, dafür aber mit schlampigem Erwartungshorizont, der eigentlich notwendige Punkte übergeht, die meine Schüler machen und dadurch in massive Zeitschwierigkeiten kommen. Beispiel: Weisen Sie nach, dass zwei Ebenen parallel sind. Musterlösung: die Normalenvektoren sind linear abhängig, also sind die Ebenen parallel. Es gibt: 2BE. Das Ebenen auch identisch sein können, interessiert offenbar nicht, die Schüler schließen das natürlich aus und investieren deutlich mehr Zeit, als es für 2 BE angebracht wäre.
    Jeder einzelne Schüler in meinem Kurs hat die Arbeitszeit bis zur letzten Minute genutzt, das habe ich bisher so noch nicht erlebt.

  • man kann schlecht sein, solange die anderen noch schlechter sind (vielleicht ein aktuell passenderes Beispiel).

    Naja... es gibt auch Kollegen, die dann der ganzen Klasse die Note 6 geben. Wobei sich da aber auch alle Kollegen nur noch ungläubig angeguckt haben, als der eine Kollege seine Warnung wirklich wahr gemacht hat.

  • Ich habe seit Freitag durchkorrigiert und kann den Ärger der Schüler verstehen, ich ärgere mich auch.
    Dabei trifft es "zu schwer" nicht ganz, die Aufgaben sind vor allem schlecht. Völlig unnötig komplizierte Einkleidungen mit teils irreführenden Formulierungen, vor allem nicht ganz so leistungsstarke Schüler, die sonst über Fleiß und Routineaufgaben in Anforderungsbereich 1 und 2 Punkte sammeln können, scheitern an Missverständnissen. Sehr gute Schüler bleiben sehr gut, Schüler aus dem mittleren Leistungsbereich stürzen zum Teil ab. Zeitlich sehr umfangreich, dafür aber mit schlampigem Erwartungshorizont, der eigentlich notwendige Punkte übergeht, die meine Schüler machen und dadurch in massive Zeitschwierigkeiten kommen. Beispiel: Weisen Sie nach, dass zwei Ebenen parallel sind. Musterlösung: die Normalenvektoren sind linear abhängig, also sind die Ebenen parallel. Es gibt: 2BE. Das Ebenen auch identisch sein können, interessiert offenbar nicht, die Schüler schließen das natürlich aus und investieren deutlich mehr Zeit, als es für 2 BE angebracht wäre.
    Jeder einzelne Schüler in meinem Kurs hat die Arbeitszeit bis zur letzten Minute genutzt, das habe ich bisher so noch nicht erlebt.

    Den Unterschied bei der Beispielaufgabe macht wohl das fehlende Wörtchen "echt". Ich glaube, das muss man in Zeiten von CAS und co auch wirklich vermitteln: Wenn da 2 BE stehen, dann kann es nur eine ganz kleine Sache sein. Ausrechnen, hinrotzen, fertig.


    Genauso wie bei Kurvendiskussionen etc, wo es für die Ableitungen wenn überhaupt noch 1 BE gibt.


    Die gekünstelte Anwendung (Natürlich nur Einkleidungen!) war ja gerade die Grundlage für die Einführung dieses CAS-Rechners, zumindest in meinem Bundesland.

  • Wahrscheinlich weil der gemeine Leser dann sowieso sofort abschaltet oder mit "Mathe hab ich eh nie kapiert"-Parolen beginnt.

    Oder der Leser argumentiert wie ein Bekannter (kein Lehrer!) gestern: "Dann hat eben nicht mehr die halbe Jahrgangsstufe ein 1,x im Abitur. Wird ja auch mal Zeit."

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • oder wie wärs wenn mal demonstrativ die Hälfte oder mehr durchrasselt und ein Abi auch mal wieder ein entsprechendes Reifezeugnius wäre?


    Wobei, wenn ich @Moebius lese, kann das wirklich ne Spitzfindigkeit sein.
    Aber trotzdem... vllt bringt man so mal dem Markt bei, sich mit mittlerer Reife wieder zufriedenzugeben.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Dafür muss die mittlere Reife dann aber auch so handeln.
    Durchfallen lassen was schlechte Leistung erbringt und nicht Noten verschenken (gewollt oder gezwungen). In Berlin hat man einfach den Notenschlüssel runter gesetzt und was da teilweise die mittlere Reife bekommt ist schon grenzwertig.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Bitte an die Mods:
    Eigentlich ging es hier um das Matheabi und Frage nach der eingangs verlinkten Petition.
    Ich würde darüber auch gerne weiter diskutieren, aber leider kommt erwartungsgemäß die immer gleich Grundsatzdiskussion über zu gute Noten auf. Wäre es möglich, dass abzutrennen und auszugliedern?

  • Mit dem ersten Durchlauf bin ich jetzt durch, bei mir wird die Arbeit signifikant schlechter ausfallen, als ich erwartet hätte.
    Gibt es noch andere Mathelehrer aus Niedersachsen, die schon einen Eindruck haben?


    Für mein Gefühl ist die Klausur wirklich schlecht gestellt. Es wimmelt von Aufgaben, die man nur mit einer cleveren Idee schnell lösen kann (Teilweise im angeblichen AB1). Erwartungsgemäß kommen da mittelstarke Schüler aber nicht immer drauf und wenn die dann mit klassischen Mitteln an eine Aufgabenstellung drangehen, werden die Lösungen oft sehr lang und die Schüler verlieren viel Zeit. Mehr als die Hälfte meiner Schüler ist nicht fertig geworden.
    Außerdem sind die Formulierungen auch für mich teilweise schwer verständlich. Es werden Schlüsselbegriffe irreführend verwendet (zB "exponentielle Abnahme", wenn eine "begrenzte Abnahme" ermittelt werden soll). Alles nicht wirklich falsch, gute und clevere Schüler verstehen das dann nach Überlegen auch, aber Schüler aus dem Mittelfeld werden in die Irre geführt.

    Wenn das so ist, drängt sich mir irgendwo der Verdacht auf, es hat endlich mal wer begriffen, dass eben nicht jeder "Depp" das Abi schaffen muss, und hier soll (endlich mal?) ausgesiebt werden. Fies gesprochen: Ihr habt doch alle eine mittlere Reife, also macht gefälligst eine Ausbildung, zur "allgemeinen Hochschulreife" seid ihr eben zu "mittelmäßig".
    Ja, ist hart.
    Aber vielleicht alles andere als verkehrt.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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