Schwangerschaft und Sportunterricht

  • Hallo,


    ich hätte eine Frage, da ich leider nirgends im Internet fündig geworden bin was Rechtliches betrifft. Ich bin Lehrerin in Bayern an einer Grundschule. Dieses Jahr muss ich Sport an der Mittelschule 5. Klasse geben. Ich habe das nicht studiert nur eine 2wöchige Nachqualifikation. Das Ganze war bis jetzt schon sehr belastend für mich, da es dazu noch eine schwierige Gruppe ist und ich sonst nur in 1/2 eingesetzt bin. Meine Frage: Kann ich mich schwanger weigern, diesen Unterricht weiterzugeben? Meine Schulleitung nimmt da eher wenig Rücksicht. Meine Frauenärztin meinte sie kann kein Attest ausstellen, das müsste der Amtsarzt beurteilen, der sagt es ist Aufgabe der Ärztin. Oder muss mich die Schulleitung sowieso freistellen vom Sportunterricht? Kennt sich jemand damit aus und kann mir sagen ob ich in dieser Sache Rechte habe? Vielen Dank!

  • Ich habe für Bayern (Ralschule) diese Dokument gefunden. Das liest sich wie die in BaWü geltenden Regelungen denen nach die Erteilung von Sportunterricht zwar nicht generell verboten ist, wenn es allerdings nicht möglich ist bestimmte Gefährdungen z.B. durch das Leisten von Hilfestellung, Geräteaufbau, etc. organisatorisch nicht vollständig auszuschließen, darf die werdende Mutter keinen Sportunterricht erteilen. Das kannst du ja einfach mal als erste Orientierung und Argumentationshilfe für dich durchgehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es gibt eine Checkliste zur Gefährungsbeurteilung, die die SL vornehmen muss
    https://www.km.bayern.de/lehre…itsschutz-an-schulen.html


    und vom Schulamt gibt es auch eine Informationsseite,
    ganz unten wird auf noch eine Seite verlinkt, unter der man sich als Schwangere beraten lassen kann.


    https://schulamt.info/index.ph…8&e2=726&csp=&aid=KS00001


    Da findet sich auch die oben genannte Checkliste,
    dich ich so lese, dass der schwangeren Lehrkraft Sportunterricht verboten wird, weil eine erhöhte Unfallgefahr besteht.


    ... wenn ich das in den Unterlagen für Nds. nachlese, muss Sport nicht verboten werden, wenn
    das Heben und Tragen von Sportgeräten, die Hilfestellung bei Übungen der Schüler und eine Lärmbelastung regelmäßig über 80 dB(A), Gefahr des Erschreckens durch plötzlichen Lärm ausgeschlossen werden können.

  • @Susannea kennt sich mit derlei Bestimmungen immer ganz gut aus, vielleicht findet sie etwas dazu.


    Was ich sicher sagen kann: ich würde, Bestimmung hin oder her, KEINEN Sportunterricht in dieser Klasse erteilen bzw. nur mit Wattebäuschen werfen lassen. Wenn du nicht drumrumkommen solltest (was ich nicht glaube, selbst Pausenaufsichten werden m.W. überall untersagt), lass sie laufen, Weitsprung machen oder irgendwas, wo es keinerlei Hilfestellung oder Bälle Bedarf.

  • Lärmbelastung regelmäßig über 80 dB(A), Gefahr des Erschreckens durch plötzlichen Lärm ausgeschlossen werden können.

    Stimmt, das kommt noch hinzu! Das kann man natürlich nicht ausschließen.

  • @Susannea kennt sich mit derlei Bestimmungen immer ganz gut aus, vielleicht findet sie etwas dazu.


    Was ich sicher sagen kann: ich würde, Bestimmung hin oder her, KEINEN Sportunterricht in dieser Klasse erteilen bzw. nur mit Wattebäuschen werfen lassen. Wenn du nicht drumrumkommen solltest (was ich nicht glaube, selbst Pausenaufsichten werden m.W. überall untersagt), lass sie laufen, Weitsprung machen oder irgendwas, wo es keinerlei Hilfestellung oder Bälle Bedarf.

    Naja, das mit den Bällen ist nun deutlich übertrieben, ich habe ja z.B. selber bis in den 7.Monat aktiv Handball gespielt, da kann wenig passieren, aber soviel ich weiß ist Sportunterricht nur mit Einwilligung der Lehrkraft in allen Bundesländern erlaubt, wenn du also nicht willst (was nicht meines wäre, aber dein gutes Recht), dann mach es nicht. Es muss ja aber bei euch auch Frauenvertreterin, >Gleichstellungsbeauftragte o.ä. geben, die können dazu ganz gut Auskunft geben.
    Und ja, Geräteturnen usw. fällt eh raus!


    Meine Ärztin hat da nämlich immer eine ganz gute Linie gefahren, erlaubt ist alles, was der Schwangeren gut tut oder sie sich zutraut, du hast dabei Bedenken und dann kann das nur schief gehen.


    Die GEW-Bayern hat dazu einen Leitfaden, aber da komme ich leider nicht rein.

  • Ja, so kenne ich es auch. Sportunterricht nur mit Einwilligung der Lehrkraft.

  • Vielen Dank für eure Antworten! Ich muss es wohl in Zukunft nicht weiter unterrichten, allerdings bis eine Vertretung gefunden ist, ist das Schuljahr dann wahrscheinlich eh fast zu Ende...

  • Achja, Bedenken habe ich auch weniger wegen Bällen usw. Die Klasse ist nur sehr laut, hört nicht, es kommt immer wieder zum Streit mit Handgreiflichkeiten... Das ist der Hauptgrund, da ich jedes Mal total gestresst aus den Stunden gehe.

  • Vielen Dank für eure Antworten! Ich muss es wohl in Zukunft nicht weiter unterrichten, allerdings bis eine Vertretung gefunden ist, ist das Schuljahr dann wahrscheinlich eh fast zu Ende...

    Heißt das jetzt, dass du solange weiter unterrichten musst, bis eine Vertretung gefunden wird? Oder, dass es dann keinen Sportunterricht mehr gibt?


    Das erste halte ich für nicht durchsetzbar.

  • Sei mir nicht böse, aber dann muss man hier entsprechend Classroom-Management betreiben.

    Stimmt, muss man, weiß die TE vermutlich auch. Als Schwangere wird man aber halt bei Handgreiflichkeiten nicht unbedingt physisch dazwischengehen wollen, die auch die beste Klassenführung nicht immer abwenden kann. Habe ich auch schon erlebt, dass die SuS sich im Unterricht noch am Riemen gerissen haben, nur um auf dem Weg aus dem Raum in die Pause dann aufeinander einzudreschen und zu -treten, weil sie meinten, ich bekäme das jetzt ja nicht mehr mit oder sie eben auch einfach nur nicht mehr daran dachten, dass ich das mitbekomme, beende und für Konsequenzen sorge. Zumindest bei einem SuS von mir ist das ein grundsätzliches Verhaltens- und Aggressionsproblem, dass sich auch mit der besten Klassenführung nicht immer im Griff halten lässt, weil Gewalt für diesen SuS die einzig legitime Antwort auf jedwede angebliche Provokation oder schiefen Blick ist. Der Junge ist inzwischen genauso groß wie ich. Kann ich bei Bedarf physisch regeln, würde ich als Schwangere möglicherweise nicht riskieren.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich bin nur zum Sportunterricht in der Klasse, da fällt es mir schwer viel zu managen- dazu noch wie gesagt Grundschullehrerin und nicht erfahren mit Teenagern in der Mittelschule, das übersteigt dann vielleicht auch meine Kompetenz, gebe ich gerne zu.

  • Das kann nicht sein! Da gab es hier durchaus schon andere Antworten!
    Da würde ich dringend noch einmal mit der Schulleitung reden! Hast du denn die hier verlinkten Dokumente durchgelesen und beachtet?
    Ich kenne durchaus auch eine Sportkollegin, die explizit vom Arzt ein Unterrichtsverbot für Sport erhalten hat. Was sagt denn dein Arzt?
    (edit - bin mir nicht sicher ob es ein wirkliches "Verbot" war oder nur eine "Empfehlung" oder ähnliches. Möchte mich nicht auf den Begriff festlegen. :rotwerd: )


    Wenn es dir mit dem Unterricht wirklich schlecht geht, würde ich daran was ändern. Natürlich ist es für deine Schulleitung praktisch, wenn du weitermachst aber sie kann dich dazu nicht zwingen.

  • Ich kenne durchaus auch eine Sportkollegin, die explizit vom Arzt ein Unterrichtsverbot für Sport erhalten hat. Was sagt denn dein Arzt?

    Das darf aber auch nicht sein, das ist Sache des AG, hier also der Schulleitung den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass keinerlei Gefahr von ihm ausgeht und damit darf nicht weiter Sport unterrichtet werden, wenn das eine Gefahr ist.

  • Das darf aber auch nicht sein, das ist Sache des AG, hier also der Schulleitung den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass keinerlei Gefahr von ihm ausgeht und damit darf nicht weiter Sport unterrichtet werden, wenn das eine Gefahr ist.

    Ich muss zugeben, dass ich mich evtl. vertan habe, vielleicht hatte die Kollegin vom Arzt die Einschätzung, welche Veränderungen nötig sind und unsere Schulleitung konnte diese nicht leisten und sie hatte deshalb kein Sport mehr. Bin mir jetzt ehrlich gesagt unsicher.


    @TE hat denn dein Chef dafür gesorgt, dass der Unterricht keine Gefahr mehr ist?

  • Wurde denn von Seiten der Schulleitung eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt? Ist in Bayern Pflicht, dass das gemacht wird.

    Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, mit mir zusammen nicht. Aber wir müssen auch Pausenaufsicht weiter machen, wenn man was sagt ist man gleich unten durch...

  • Achja und Gefahr besteht jetzt wahrscheinlich nicht grundlegend, je nachdem was ich mache. Aber ich wollte einfach gerne dem Stress mit der Klasse und Lärm in der Turnhalle entgehen. Jetzt steht dann noch Weitsprung an, das möchte ich auch nicht mehr unbedingt selbst praktizieren. Naja, ich werde es nochmal ansprechen oder doch um ein Attest bitten. Meine Ärztin meinte, dass sie das nur aus psychischen oder körperlichen Gründen ausstellen könnte, aber nicht generell, da man eigentlich Sport weiter unterrichten kann aus ihrer Sicht.

  • https://www.realschulebayern.d…rchiv_2015-16/151111d.pdf
    Die Gefährdungsbeurteilung muss der Schulleiter mit dir zusammen machen, muss protokolliert werden. Bei uns ist da auch der PR im Boot. Bestehe auf der Beurteilung und äußere deine Bedenken, dann ist ER in der Verantwortung. Er muss sicherstellen, dass du nicht mehr als 5kg hebst, dass du nicht Lärm ausgesetzt bist, dass du in keine bedrängende Situationen (Pausenaufsicht) kommst.

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