angeregt von der Äußerung meines Profs:
wird die Digitalisierung den Bedarf an kaufmännischen Berufen, also auch an denen, die diese unterrichten, stark mindern?
Was denkt ihr darüber? Besonders die Lehrer an beruflichen Schulen?
angeregt von der Äußerung meines Profs:
wird die Digitalisierung den Bedarf an kaufmännischen Berufen, also auch an denen, die diese unterrichten, stark mindern?
Was denkt ihr darüber? Besonders die Lehrer an beruflichen Schulen?
Ja.
Ich denke mal, daß die Digitalisierung und Automatisierung die Arbeitswelt weiter verändern wird. Einfach Arbeiten werden zunehmend wegrationalisiert. Andere Industriezweige werden durch die Digitalisierung komplett umgekrempelt, ich denke z.B. an die Metall-Verarbeitung und den 3D-Sinter-Druck, aber Bedarf wird irgendwo immer da sein.
Beispiel aus meinem eigenen Umfeld: Früher brauchte man bei den PKW-Herstellern viele angelernte Kräfte, die am Band "den rechten Außenspiegel angeschraubt" haben. Jede der Tätigkeiten war so simpel, daß man die Leute nur einen Tag lang anlernen mußte. Heute machen das Roboter. Aber dafür brauchen wir aktuell viel mehr Leute in der Logisik dank des Internethandels.
Den größten Umbruch sehe ich allerdings in der Metallverarbeitung mit den vielen aufgesplitterten Berufen. Wer braucht die noch, wenn die Bauteile in Zukunft aus dem 3D-Drucker kommen? Man kann heute ja bereits auch Metallteile drucken und nicht bloß Plastik und aufgrund der Fertigungsverfahren sind die Teile leichter und stabiler als die konventionell gefertigten Teile. Da sehe ich ganze Berufsgruppen wegbrechen.
Wenn ihr im Sommer in den Urlaub fliegen solltet, denkt daran: Bei Airbus werden die Halterungen für die Klappen heute schon gedruckt und nicht gefräst. Es hängt euer Leben an den Teilen und sie funktionieren.
--> https://www.n-tv.de/wirtschaft…tion-article15722631.html
--> https://www.heise.de/newsticke…m-3D-Drucker-2780260.html
Ich hoffe, dass dann noch was für uns zum Unterrichten übrig bleiben wird
Ja, da wird was übrig bleiben, aber anders als heute. Kannst Du z.B. ABAP-Programmierung für SAPs ERP (hieß früher R/3)?
Leider nicht nein, aber ich sehe schon das sich das Zweitfach Wirtschaftsinformatik, sehr lohnen wird in Zukunft oder ein Hauptfach mit vielen Stunden wie Deutsch, Englisch oder Mathematik.
Warum sollte man als ABAP-Programmierer in der Berufsschule arbeiten?
Wenn man nicht gerade in der tiefsten östlichen Provinz anfängt, sollten zum Berufseinstieg 60k Euro pro Jahr drinnen sein:
https://www.gehalt.de/einkomme…Abap+Entwickler&location=
Und das alles ohne unbezahlte Überstunden, ohne baufällige Gebäude, ohne "Recht" auf 1-2qm Arbeitsfläche im Großraumbüro, ohne "Ich weiß wo dein Haus wohnt"-Schüler usw. usf.
Gruß !
Alles anzeigenWarum sollte man als ABAP-Programmierer in der Berufsschule arbeiten?
Wenn man nicht gerade in der tiefsten östlichen Provinz anfängt, sollten zum Berufseinstieg 60k Euro pro Jahr drinnen sein:
https://www.gehalt.de/einkomme…Abap+Entwickler&location=
Und das alles ohne unbezahlte Überstunden, ohne baufällige Gebäude, ohne "Recht" auf 1-2qm Arbeitsfläche im Großraumbüro, ohne "Ich weiß wo dein Haus wohnt"-Schüler usw. usf.
Gruß !
Kein Wunder das Leute, die sich dazu entscheiden, Informatik zu unterrichten, total gesucht sind. Ich wünschte ich könnte das
Warum sollte man als ABAP-Programmierer in der Berufsschule arbeiten?
Warum "man" das machen sollte, weiß ich nicht. Warum ich das mache, kann ich dir aber gerne sagen. Klar verdient man in der Branche wesentlich mehr, es ist aber auch ein absoluter Schleudersitz. Ich sage nur: "Projektbezogene Personalplanung" Man wird da also für jedes einzelne Projekt beim Kunden als Freelancer angeheuert. Ist das Projekt fertig, hofft man auch für das nächste bzw. ein anderes Projekt eingestellt zu werden. Da sind dann aber auch 120km Weg zur Arbeit die absolute Kurzstrecke. Da mußt auch mal spontan nach Perth/Australien, wenn das Projekt es erfordert.
Familienplanung kannst mit sowas vergessen. Aber ich kenne genug Leute, die sowas mögen. Die sagen dann aber auch ganz klar: Ich will mit 40 meinen Privat-Jet haben.
Ich war damals vor 15 Jahren in dem Bereich nur eine kleine Leuchte, aber selbst damals hat mein Chef für einen Mann-Tag (also 8 Stunden) von mir beim Kunden 1.000,- € verlangt zuzüglich aller Spesen. Wieviel er mir dann davon überwiesen hat, steht auf einem anderen Blatt.
Tja, schon nachvollziehbar. Aber da bist du in dem Bereich eher die Ausnahme, wie der Mangeln an Informatik-Lehrkräften an den Schulen zeigt. Da ist der Staat (mal wieder) absolut nicht konkurrenzfähig.
Gruß !
ps: Da fällt mir diese groß angekündigte "Cyber-Truppe" der Bundeswehr ein. Weil sie kaum Bewerber finden, die dort zu den "Vorzügen" des öffentlichen Dienstes anfangen wollen, schulen sie jetzt andere BW-Soldaten zu "Cyber-Kriegern" um. Wird bestimmt eine schlagkräftige Truppe...
@Mikael:
Was ich viel erschütternder finde als die Bezahlung ist die Tatsache, daß wir einige Industrie-Aussteiger bei uns im Kollegium haben, die wie ich nicht viel von dem Budenzauber diverser Unterrichtsmethoden halten. Komisch nur, daß das bei den Schülern sogar ankommt. Wenn ich mal Budenzauber mache, kommt gleich: "Erzählen sie uns bzw. zeigen sie uns wie das geht."
"Bei Kollege y lernt man am meisten, der macht halt wirklich Vorlesung und schreibt die Tafel voll." Das ist die Antwort, die ich bekomme, wenn ich frage was man noch verbessern kann.
Mein Fazit daraus ist, daß in der Lehrerausbildung, die diesen ganzen Budenzauber fordert, irgendwie gehörig etwas schief läuft. Oder sind die Schüler heute bei einem Kollegen, der Frontalunterricht im Vorlesungsstil macht einfach aufmerksamer, weil das die große Ausnahme im Brei des Methodenmixen in den Lehr/Lern-Arrangements ist?
@Mikael:
Was ich viel erschütternder finde als die Bezahlung ist die Tatsache, daß wir einige Industrie-Aussteiger bei uns im Kollegium haben, die wie ich nicht viel von dem Budenzauber diverser Unterrichtsmethoden halten. Komisch nur, daß das bei den Schülern sogar ankommt. Wenn ich mal Budenzauber mache, kommt gleich: "Erzählen sie uns bzw. zeigen sie uns wie das geht."
"Bei Kollege y lernt man am meisten, der macht halt wirklich Vorlesung und schreibt die Tafel voll." Das ist die Antwort, die ich bekomme, wenn ich frage was man noch verbessern kann.
Mein Fazit daraus ist, daß in der Lehrerausbildung, die diesen ganzen Budenzauber fordert, irgendwie gehörig etwas schief läuft. Oder sind die Schüler heute bei einem Kollegen, der Frontalunterricht im Vorlesungsstil macht einfach aufmerksamer, weil das die große Ausnahme im Brei des Methodenmixen in den Lehr/Lern-Arrangements ist?
wenn du wüsstest, wie sehr das Wort Lehr/Lern-Arrangement bei mir auf den Brechreiz Trigger drückt Ich erinnere mich "gerne" an die Aussagen meiner Fachleiter, die mit brennendem Dogmatismus eine feurige Rede hielten, wie man es wagen könne, das Wort Unterrichtsreihe zu benutzten. Schließlich offenbare dies ja ganz böse Denkweisen, nämlich dass der Lehrer ein Wissensvermittler sei. Asche auf mein Haupt, dass ich sowas überhaupt zu denken wage...
@Hannelotti:
Dann habe ich ja meine Worte genau richtig gewählt.
Frag den Fachleiter doch mal, wie er zu der Schüleraussage steht, daß sie sich über den Budenzauber beschweren und Frontalunterricht im Vorlesungsstil haben wollen.
@Hannelotti:
Dann habe ich ja meine Worte genau richtig gewählt.
Frag den Fachleiter doch mal, wie er zu der Schüleraussage steht, daß sie sich über den Budenzauber beschweren und Frontalunterricht im Vorlesungsstil haben wollen.
Das habe ich tatsächlich damals getan und zur Antwort bekommen, dass das ja völlig logisch sei: Die sus sagen das, weil man im Frontalunterricht nichts lernen muss und die sus ja auch nichts lernen wollen. Und weil es so ist, dass die SuS möglichst wenig lernen wollen, mögen sie keinen "Budenzauber". Denn beim "Budenzauber" lernen die sus ja wirklich etwas und das wollen sus ja tunlichst vermeiden völlig logisch, oder?
völlig logisch, oder?
Genau so logisch wie die Täterjustiz bei uns. Wenn jemand zuschlägt, muß der Täter ja vorher vom Opfer extremst provoziert worden sein. Anders wäre das ja gar nicht möglich. Also muß das Opfer sich noch beim Täter entschuldigen.
Und ja, sowas habe ich selber in der Grundschule erlebt, als ich mit gebrochenem Nasenbein in die Krankenhaus-Ambulanz mußte. Und nein, um Entschuldigung habe ich für gar nichts gebeten sondern in kindlicher Naivität damals eher Rache geschworen.
Ich hoffe, dass dann noch was für uns zum Unterrichten übrig bleiben wird
Wir werden alle sterben
Kein Wunder das Leute, die sich dazu entscheiden, Informatik zu unterrichten, total gesucht sind. Ich wünschte ich könnte das
Bist doch an der Uni. Und kannst du ja noch an der Fernuni Hagen nebenbei. Also, wenn du gerade Panik schiebst...
Genau so logisch wie die Täterjustiz bei uns. Wenn jemand zuschlägt, muß der Täter ja vorher vom Opfer extremst provoziert worden sein. Anders wäre das ja gar nicht möglich. Also muß das Opfer sich noch beim Täter entschuldigen.
Und ja, sowas habe ich selber in der Grundschule erlebt, als ich mit gebrochenem Nasenbein in die Krankenhaus-Ambulanz mußte. Und nein, um Entschuldigung habe ich für gar nichts gebeten sondern in kindlicher Naivität damals eher Rache geschworen.
Klar, ist doch absolut nachvollziehbar Ich meine, was guckt der denn auch so blöd und/oder sagt etwas über die werte Frau Mama?Da muss doch eine Entschuldigung drin sein, eine gebrochene Rippe/Nase/Arm ist ja wohl das mindeste an Entschädigung.
Alle Prozesse, die sich in irgendeiner Art formalisieren lassen, werden durch-digitalisiert werden.
Ich vermute, selbst dort, wo es Auslegungs-/Entscheidungsspielräume gibt, wird durch-digitalisiert und bei Bedarf ein menschlicher Experte zu Rate gezogen.
Kaufmännische Berufe wird es m.E. als erstes an den Stellen treffen, wo heute schon der Berater vor dem Bildschirm sitzt und dem Kunden im Prinzip nur die Entscheidungen des Computers mitteilt (z.B. bei Kreditvergaben, Versicherungen etc.).
Automatisierung begann mit er industriellen Revolution, also vor ca. 200 Jahren. Trotzdem haben wir alle Jobs. Sowas. Alte Berufsbilder werden verschwinden; neue Berufsbilder werden entstehen; Berufsbilder werden sich verändern. Man muss halt mit der Zeit gehen, dann wird man seinen Platz finden.
Werbung