Mich würde mal interessieren, inwieweit es üblich oder gar verpflichtend ist, im Fremdsprachenunterricht an der Oberschule dann auch in der jeweiligen Sprache zu unterrichten. Gibt es da Vorgaben oder wird sowas zumindest in Fachkonferenzen schulintern abgestimmt?
Unterrichtssprache im Fremdsprachenunterricht
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Steht im Kernlehrplan. Für NRW steht da "funktionale Einsprachigkeit". Das bedeutet, dass du in der Tat den Unterricht in der Fremdsprache halten sollst / musst, es jedoch "erlaubt" ist, ab und zu mal was auf deutsch zu erklären oder auch mal was zu übersetzen.
Aber grundlegend soll der Unterricht in der Fremdsprache stattfinden. Ist ja auch das Einzige, das Sinn macht. Und ich kenne das auch nicht anders von Kollegen / der Ausbildung etc. -
Danke für die Antwort. Weiß jemand wie das in Berlin ist?
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Worum geht es dir denn dabei?
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In diesem Fall ist es tatsächlich eine Anfrage aus privatem Interesse. Tochterkind (Gymnasium Kl.9) hat heute angemerkt, dass sie das Gefühl hat, sie würde mittlerweile weniger gut Italienisch verstehen als noch im letzten Jahr. Auf Nachfrage, woran das läge, stellte sie fest, dass der neue Lehrer im Unterricht nur Deutsch mit ihnen spräche. Sie würde dadurch kaum noch Italienisch hören. Die Vorgängerin hatte vom ersten Unterrichtstag an nur Italienisch mit ihnen gesprochen und damit kamen sie gut klar.
Das hat mich dann doch verwundert und ich habe (vergeblich) versucht, mich zu erinnern, wie das eigentlich in meiner Schulzeit war. Dann habe ich mich gefragt, ob das eigentlich jeder Lehrer selbständig entscheiden kann oder eben nicht.
Tochterkind habe ich erstmal geraten, das mit den Klassensprechern zu besprechen und einfach mal den Kollegen darauf hinzuweisen, dass sie gerne wieder italienisch sprechen würden (und das ja auch schon können). -
Hallo icke,
meine persönliche Meinung dazu ist: So wenig Deutsch wie möglich, so viel Deutsch wie nötig. Im Anfangsunterricht finde ich es persönlich schwer, einen rein fremdsprachlichen Unterricht abzuhalten, mit steigendem Lernjahr wird aber trotz der komplexer werdenden Inhalte einfacher, da bereits Grundwissen im Bereich Wortschatz und Grammatik vorhanden ist, auf dem man aufbauen kann. Ich habe mal im berliner Curriculum nachgeschaut und zu der Rolle der deutschen Sprache im Fremdsprachenunterricht habe ich nichts gefunden. Wird wohl seine Gründe haben... Hängt wohl auch von der Schulform und dem Lehrjahr der Fremdsprache ab. Wenn deine Tochter auf dem Gymnasium ist und der Kurs die klassischen Anfängerthemen (Farben, Zahlen, Tiere, etc.) hinter sich ließ, sollte der Unterricht "funktional einsprachig" sein, da hat Anna Lisa Recht. In meiner eigenen Schulzeit kam das auch in immerhin 70% der Fälle vor. Als grundsätzlich sprachaffiner Gymnasiast hatte ich das Gefühl, bei zielsprachlich gehaltenem Fremdsprachenunterricht das Meiste zu lernen, ich kann mir aber auch vorstellen, dass es schwache Fremdsprachenlerner als zusätzliche Belastung beim Zugangfinden zum Lerngegenstand empfinden könnten.
Mit freundlichen Grüßen
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Ja, kann natürlich sein, dass es den Schülern da durchaus unterschiedlich geht (deswegen war ja auch mein Tipp an das Kind, dass die Schüler sich da erstmal untereinander austauschen...), trotzdem wäre es doch sinnvoll sowas schulintern abzustimmen, oder?
Ich habe mal im berliner Curriculum nachgeschaut und zu der Rolle der deutschen Sprache im Fremdsprachenunterricht habe ich nichts gefunden.
Genau... ich auch nicht. Deshalb dachte ich, ich frag mal hier nach.
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Sinnvoll ja, manchmal aber tatsächlich eine Sprachkompetenzfrage. Nicht alle Fremdsprachenlehrer sind so gut ausgebildet, wie es eigentlich notwendig wäre. Gerade Berlin kann doch davon ein Liedchen trällern, oder irre ich mich da?
Gibt es keine netten Netflix-Serien auf italienisch, damit deine Tochter wieder "reinkommt"? -
Nicht alle Fremdsprachenlehrer sind so gut ausgebildet, wie es eigentlich notwendig wäre. Gerade Berlin kann doch davon ein Liedchen trällern, oder irre ich mich da?
Nein, da irrst du in der Tat (leider) nicht und genau die Befürchtung habe ich in diesem Fall auch. Für mich hört sich alles, was sie so berichtet, sehr nach Quereinsteiger an ...
Ich habe mich nur gefragt, ob es da nicht Art Mindeststandart gibt, der besagt, dass ein Fremdsprachenlehrer am Gymnasium in der Lage sein muss, seinen Unterricht auch in der entsprechendn Sprache abzuhalten. Ich meine, selbst bei meinen Kollegen in der Grundschule bekomme ich mit, dass sie zumindest gängige Arbeitsanweisungen auf Englisch stellen, da wundert es mich, wenn dass dann mit älteren Schülern auf einer deutlich anspruchsvolleren Schulform nicht mehr gehen soll.Na ja, vielleicht ist es dann aber sogar besser sie hört in der Schule kein/wenig Italienisch als ständig schlechtes Italienisch????
Gibt es keine netten Netflix-Serien auf italienisch, damit deine Tochter wieder "reinkommt"?
Gute Idee, scheitert nur gerade daran, dass wir (noch) kein Netflix haben... (obwohl Tochterkind da sehr dafür wäre :))
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Dann vielleicht erstmal DVDs?
https://www.mosalingua.com/de/…lversion-mit-untertiteln/
http://www.videoworld.de/suche…rtitel-0/Italienisch.html -
Kinder- und Jugendliteratur ist ja beim Fremdsprachenlernen auch eine motivierende Sache. Bei Italienisch fiel mir spontan "Pinocchio" ein. Vlt. gibt es dazu ja auch ein zielsprachliches Hörspiel, das Töchterchen zuhause hören könnte.
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Guter Lehrer hin oder her, die kann man sich halt nicht aussuchen. Und Pinocchio ist wohl nix mehr für Sechzehnjährige, aber dem Mädchen bleibt tatsächlich nur, sich selbst Filme und Bücher zu besorgen und Nachmittagszeit investieren.
Zur Fremdsprache gab's erst kürzlich einen Thread, Standards gibt's natürlich, Pflicht ist aber der Lehrplan und in den lässt sichs ja einfach reinschauen...
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Pflicht ist aber der Lehrplan und in den lässt sichs ja einfach reinschauen...
Hab ich ja, aber da konnte ich wie gesagt nichts finden. Mir geht es jetzt aber auch gar nicht darum, mich über den Lehrer beschweren zu gehen oder ähnliches. (Ich bin ja hier in Berlin schon dankbar, wenn überhaupt noch Lehrer da sind und Unterricht stattfindet.) Mich hat es tatsächlich einfach nur interessiert, ob es da überhaupt Richtlinien gibt (bin halt neugierig).
dem Mädchen bleibt tatsächlich nur, sich selbst Filme und Bücher zu besorgen und Nachmittagszeit investieren
Hab ich ihr gerade auch vorgeschlagen, fand sie gut! Sie hat auch gleich mal herausgefunden, dass es sie auch ihren Lieblingsfilm (hat sie auf DVD) auf Italienisch gucken kann. Hat sie gleich einen Anlass, den nochmal zu gucken (und der zweite Teil ist auch gerade rausgekommen.... ist ja bald Ostern ). Außerdem meinte sie, auf Youtube gäbe es auch das ein oder andere.
Motivation hat sie jedenfalls, da die Schule auch einen Schüleraustausch anbietet, den sie eigentlich gerne mitmachen würde. Sie fühlte sich aber doch etwas unsicher, ob ihr Italienisch dafür schon reicht (das war auch der Auslöser für das Gespräch). -
^ ^ Das mit dem Lieblingsfilm kann sie mal ausprobieren, finde ich bei Jugendlichen mit später einsetzender Fremdsprache nur schwierig, da häufig Wortschatz und Grammatik noch nicht so ausgeprägt sind, dass man altersgerechten Medien (für Muttersprachler) gut folgen kann. Daher der Tipp mit Pinocchio. Zum Lesen fallen mir spontan noch diese Graphic Novels ein, da überschaubarer Umfang und dennoch (in der Regel) altersgerechte Inhalte. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir eher um's Hören als um's Lesen, oder?
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Na ja, den Lieblingsfilm kennt sie ja schon gut und weiß also schon, worum es in den Dialogen geht (auf Englisch hat sie sich den auch schonmal angeguckt, weil sie das interessant fand. Das klappte gut, wobei sie Englisch natürlich auch schon länger hat).
Und genau: es geht ihr ums Hören, mit dem Lesen hat sie sowieso keine Probleme. -
Ich habe nach einem halben Jahr Französisch am Austausch teilgenommen, mit Händen, Füßen und notfalls Englisch ging das.
Ich betreue auch immer wieder Austauschschüler, die noch kein Wort der Zielsprache können und bisher konnten die sich irgendwie immer unterhalten, dauerte halt ggf etwas (vor allem bei Ungarisch, Finnisch und Asiatischen Sprachen).
Einfach trauen! -
Daher der Tipp mit Pinocchio.
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Kinderliteratur so viel leichter zu verstehen ist - außer wir reden jetzt wirklich von Bilderbüchern für Kleinkinder.
Anspruchsvoll wird Sprache immer dann, wenn es abstrakt wird. Das ist vor allem bei abstrakten Themen und Gedanken ein Problem, etwas weniger massiv bei reinen Beschreibungen mit vielen Adjektiven, was man eben häfug in der Kinderliteratur findet. Da ist ein Dan Brown Thriller mit viel Action und quasi null Abstraktion möglicherweise leichter zu verstehen als "Alice im Wunderland", wo eine neue Welt beschrieben wird.
Und Filme kann man gut verstehen, ohne irgendeine Ahnung von der Sprache zu haben. Die Bildsprache machts möglich.
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