Und eine weitere Abwertung des Lehramtsstudiums, diesmal in Berlin

  • @Mikael Liest Du meine Beiträge eigentlich jemals vollständig durch?



    Ein guter Freund ist als promovierter Chemiker Produktionsleiter bei der Alessa, der verdient kaufkraftbereinigt *weniger* (!!) als ich im Staatsdienst. Sicher würde er in Deutschland im Staatsdienst noch mal weniger verdienen, aber ehrlich ... ich glaube nicht so wahnsinnig viel weniger, dass der Job deswegen wirklich unattraktiv wird. In der Chemiebranche stagnieren die Einstiegsgehälter seit Jahren.

    Und jetzt diskutieren wir lieber nicht darüber, ob der Mann am Ende mehr oder weniger Rente bekommt als Du.


    Was jetzt der Vergleich mit der Steuerlast soll, ist mir auch nicht ganz klar, Du kennst ja meine sonstigen Abgaben nicht. Sag doch mal, wie viel hast Du denn netto pro Monat raus? Lass uns doch mal kaufkraftbereinigt vergleichen, das macht wohl mehr Sinn. Wenn ich jetzt mit etwa 30 % höheren Lebenshaltungskosten rechne, dann komme ich auf etwa 3700 € netto pro Monat bei 13 Monatsgehältern und 86 % Arbeitspensum. Hast Du echt so krass viel weniger? (Die Frage ist natürlich rhetorisch, ich weiss in etwa, wie viel ein deutscher Gymnasiallehrer netto pro Monat raus hat.)

  • Doch, er muss sogar. Sonst bekommt er ein massives Nachwuchsproblem.

    Nein, muss er nicht. Dafür hat er ganz andere Vorzüge, die mit Geld gar nicht aufwiegbar sind. Der öD muss als Gesamtpaket(!) mit dem Gesamtpaket, welches die Industrie bietet, konkurrieren. Das Gehalt ist nur ein Teil eben dieses Gesamtpaketes.


    Und ich bleibe dabei: Das Gesamtpaket für eine auf A13 verbeamtete Lehrkraft ist ziemlich gut. Da aber nicht jeder in den Genuss dieses Pakets (A13) kommt würde ich als AG dort ansetzen.

  • Wenn ich jetzt mit etwa 30 % höheren Lebenshaltungskosten rechne, dann komme ich auf etwa 3700 € netto pro Monat bei 13 Monatsgehältern und 86 % Arbeitspensum.

    Also das sind nach meiner Rechnung knapp 56.000€ netto pro Jahr für eine Vollzeitstelle. Also ca. 4600€ netto pro Monat (kaufkraftbereinigt, wie du sagst).


    Ja, da habe ich als Single, Steuerklasse 1, DEUTLICH weniger. WIr haben hier exakt 12 Monatsgehälter, Sonderzahlungen (Weihnachts-/Urlaubsgeld) gibt es nicht.


    Kannst du hier nachrechnen: http://oeffentlicher-dienst.info/beamte/

    Nein, muss er nicht. Dafür hat er ganz andere Vorzüge, die mit Geld gar nicht aufwiegbar sind. Der öD muss als Gesamtpaket(!) mit dem Gesamtpaket, welches die Industrie bietet, konkurrieren. Das Gehalt ist nur ein Teil eben dieses Gesamtpaketes.

    Wenn du die Pensionen meinst: Die wird es für uns in der aktuellen (kaufkraftbereinigten) Höhe nicht mehr geben. Ausgeschlossen. Stell dich lieber auf ein "bedingungsloses Grundeinkommen" im Alter ein.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Ja, da habe ich als Single, Steuerklasse 1, DEUTLICH weniger.

    ... und der Chemiker in der Industrie hat eben auch nicht recht viel mehr, das ist der entscheidende Punkt. Dafür hat er sicher eine höhere Arbeitsbelastung, mehr Verantwortung (vor allem in der Produktion) und am Ende eine schlechtere Rente als Du. Dass das Lohnniveau in Deutschland allgemein zu tief ist, da bin ich absolut bei Dir. Der Unterschied zwischen Industrie und Staatsdienst ist nur sicher nicht so gross, wie er sich für Dich scheinbar anfühlt.


    Ach ja ... von meinem Jahresnetto kannst Du noch mal knappe 6000 € abziehen, die in die private Rentenvorsorge gehen (ohne die geht's hier nicht, ist also praktisch obligatorisch).

  • Ich glaube, es ist weniger entscheidend, ob jemand Quereinsteiger ist oder nicht, sondern vielmehr, WARUM er den Quereinstieg macht.


    Wir haben Quereinsteiger, die erfolgreich im Beruf waren, aber sich trotzdem beruflich umorientieren wollten (beispielsweise, weil sie mehr mit Menschen - insbesondere Jugendlichen - arbeiten wollten, keinen reinen Bürojob mehr machen wollten). Diese sind ausnahmslos auch höchst erfolgreich als Lehrer.


    Wir haben Quereinsteiger, die das machten, weil sie an der Uni / in der freien Wirtschaft gescheitert sind. Die sind fast ausnahmslos in der Schule auch gescheitert (im Sinne von: Durchs Ref durchgefallen, das war also ein Quereinstieg, kein Seiteneinstieg).


    Ich finde, die Reform hin zu Bachelor / Master ist gründlich schief gegangen. Es wäre ein Fortschritt gewesen, wenn man den Bachelor rein fachwissenschaftlich macht (ich beziehe mich hier vorrangig aufs Gymnasiallehramt, mit dem Rest kenne ich mich nicht aus). Dann ein halbes Jahr an die Schule (mit Mentoren dort, die dafür Stundenentlastung bekommen!). Diejenigen, die merken (oder es gesagt bekommen), dass das mit der Schule nichts ist, hätten dann einen fachwissenschaftlichen Master machen können oder direkt in einen anderen Job. So, wie es jetzt ist, ist man doch völlig am Arsch, wenn man den Lehramts-Bachelor hat und in den Master nicht reinkommt!


    Das, was jetzt in Berlin passiert, ist politisches Versagen. Mir tun da alle Beteiligten, auch die Quereinsteiger, leid. Wenn es Schulen gibt, wo keiner hin möchte: Stunden reduzieren und / oder Gehalt erhöhen. Oder die Garantie geben, dass man da nach 5 Jahren wieder wegdarf. Wenn Quereinsteiger ausgebildet werden müssen: Die Leute vor Ort (Mentoren) anständig dafür bezahlen / entlasten.

  • Wenn du die Pensionen meinst: Die wird es für uns in der aktuellen (kaufkraftbereinigten) Höhe nicht mehr geben. Ausgeschlossen. Stell dich lieber auf ein "bedingungsloses Grundeinkommen" im Alter ein.

    Nein, die meine ich nicht. Ich meine das Gesamtpaket.


    Stichwort: Jobsicherheit. Meiner Meinung nach etwas, wo der öD gegenüber der Industrie und Wirtschaft seine größten Vorteile hat. Das bietet Planungssicherheit für das gesamte Leben! Wo hat man das sonst schon?!


    Und dieses gebetsmühlenartige Wiederholen, dass wir keine Pension bekommen werden, macht es auch nicht wahrer. Wir sind Beamte im höheren Dienst, wenn der Staat wirklich soweit gehen muss und diese vollständig streicht wird die gesamte Weltwirtschaft wohl am Abgrund stehen bzw. schon einen Schritt weiter sein und dann haben wir ganz andere Probleme als die Pension.


    Ich bin einfach nur froh, dass ich keinen Cent meines Solds in irgendwelche staatlichen Rentensysteme stecken muss, von denen ich später sicherlich nicht das zurückbekomme, was ich heute einzahle.


    Dann doch lieber gar nichts einzahlen und das Lohnplus im Vergleich zu einem Angestellten selbstständig investieren. In eine Immobilie, in die Börse, suchs dir aus... :cash:

  • Und dieses gebetsmühlenartige Wiederholen, dass wir keine Pension bekommen werden, macht es auch nicht wahrer. Wir sind Beamte im höheren Dienst, wenn der Staat wirklich soweit gehen muss und diese vollständig streicht wird die gesamte Weltwirtschaft wohl am Abgrund stehen bzw. schon einen Schritt weiter sein und dann haben wir ganz andere Probleme als die Pension.

    Es wird schon irgendeine Art "Pension" geben, die vielleicht auch noch so heißen wird. Aber sie wird in der Nähe eines "bedingungslosen Grundeinkommens" liegen, das dann sowieso jeder bekommen wird. Die "Mindestpension" liegt doch sowieso schon auf Hartz 4-Niveau, wenn man alle "Nebenleistungen" mit einrechnet, die ein Hartz 4-Empfänger bekommt (Miete, Krankenversicherung, Sonderbedarf).


    Und im Bereich der gesetzlichen Renten läuft es doch schon seit Jahren in genau diese Richtung: Stichwort "Mindestrente". Da sind für bestimmte Einkommensgruppen auch prakisch keine Unterschiede in der Rentenhöhe mehr vorhanden, unabhängig davon ob man viel, wenig oder gar nicht gearbeitet hat. Diese Entwicklung wird sich schrittweise zu immer höheren Einkommensgruppen fortsetzen. Und auch die "höheren" Beamten werden sich dem nicht entziehen können.


    Die Aussicht auf eine "Pension" in heutiger Höhe sollte sicherlich kein Grund sein, Beamter im Allgemeinen oder Lehrer im Speziellen zu werden...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Es wird schon irgendeine Art "Pension" geben, die vielleicht auch noch so heißen wird. Aber sie wird in der Nähe eines "bindungslosen Grundeinkommens" liegen, das dann sowieso jeder bekommen wird

    Du hast aber schon das Prinzip eines bedingungslosen Grundeinkommens verstanden, oder? Das bekommt jeder, also auch der Pensionär.


    So, ich verarbschiede mich aber an diesem Punkt aus der Diskussion. Mit Personen, die, wenn es um absolut üppige Beamtenpensionen geht, versuchen wollen diese durch den Hinweis auf irgendwelche Mindestpensionen, die de facto von keinem Lehrer, der sein Leben lang als dieser gearbeitet hat bezogen werden, braucht man nicht zu diskutieren.


    Gruß !

  • Es wird schon irgendeine Art "Pension" geben, die vielleicht auch noch so heißen wird. Aber sie wird in der Nähe eines "bedingungslosen Grundeinkommens" liegen, das dann sowieso jeder bekommen wird.

    selbst wenn dem so wäre, geht's dir besser, wenn du dir den Rest deines Berufslebens deswegen Sorgen machst?


    Außerdem: wenn's überall so rosig aussähe, würden ja nicht dermaßen viele Leute den Seiteneinstieg versuchen. Der Osten z.B. ist ja nicht besonders strukturstark, da bleibt dir auch als Chemiker oft nur wegzuziehen und irgendeinen Pharmaquatsch zu machen oder Lehramt versuchen. Informatikerjobs gibt's, sind allerdings schlechter bezahlt als im Westen.


    Da scheint Schule vielleicht attraktiv- dass dann erst im Klassenzimmer festgestellt wird, was das wirklich bedeutet mit dem Unterricht ist halt schade.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Du hast aber schon das Prinzip eines bedingungslosen Grundeinkommens verstanden, oder? Das bekommt jeder, also auch der Pensionär.

    Die von einigen favorisierte Variante des Grundeinkommens ist aber die, dass es alle anderen Sozialleistungen ersetzt. Sonst wäre es nur mit exorbitanten Steuersätzen von ca. 50% auf alles (außer Tiernahrung..) finanzierbar. Und ja, auch die Pension ist eine Sozialleistung.


    selbst wenn dem so wäre, geht's dir besser, wenn du dir den Rest deines Berufslebens deswegen Sorgen machst?

    Sorgen mache ich mir deswegen nicht. Ich versuche mich nur darauf einzustellen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Sag doch mal, wie viel hast Du denn netto pro Monat raus? Lass uns doch mal kaufkraftbereinigt vergleichen, das macht wohl mehr Sinn. Wenn ich jetzt mit etwa 30 % höheren Lebenshaltungskosten rechne, dann komme ich auf etwa 3700 € netto pro Monat bei 13 Monatsgehältern und 86 % Arbeitspensum. Hast Du echt so krass viel weniger? (Die Frage ist natürlich rhetorisch, ich weiss in etwa, wie viel ein deutscher Gymnasiallehrer netto pro Monat raus hat.)

    Darf ich Dir auch antworten? Ich bekomme Besoldungsgruppe A13, Erfahrungsstufe 6, habe ein 100% Arbeitspensum und 12 Monatsgehälter (Weihnachtsgeld gibt es bei uns nicht mehr), bin Single ohne Kinder. Weihnachtsgeld wurde bei uns abgeschafft.


    Netto nach Krankenkasse habe ich monatlich ca. 2650 €, also grob ein Tausender weniger als Du und dazu noch kein Weihnachtsgeld bei mehr Stunden.

  • Netto ist netto nach Steuern und Sozialabgaben, nicht netto nach Krankenkasse. Die zahle ich hier schon auch noch selbst (Arbeitgeberanteil gibt es nicht!) von meinem Monatsnetto und dabei habe ich einen Selbstbehalt von 3500 CHF pro Jahr. Wie bereits geschrieben, zahle ich zusätzlich noch mal 550 CHF pro Monat in die private Rentenvorsorge und das macht hier absolut jeder, ist also für alle ein fixer Kostenpunkt. Wenn ich in meine Rechnung noch den voraussichtlichen Umwandlungssatz der Pensionskasse mit einbeziehe, komme ich sicher deutlich schlechter weg.

  • Netto ist netto nach Steuern und Sozialabgaben, nicht netto nach Krankenkasse.

    Eben nicht! Bei angestellten Lehrern wird die Krankenkasse vorab schon abgezogen und einen Arbeigeberanteil gibt es auch noch. Da ist die Krankenkasse in den Sozialabgaben mit drin. Bei den verbeamteten Lehrern gibt es ein "gesetzliches Netto", so steht es zumindest auf meiner Sold-Abrechnung (Landesamt für Besoldung und Versorgung). Das ist das Netto nach Steuern und Sozialabgaben, eben außer der Krankenkasse, die davon entsprechend später noch runtergeht.


    Mein Onkel hat auch schon einmal ganz blöd gefragt, ob man überhaupt krankenversichert sein muß?


    Oder: 750,- €/Monat sind 9.000€/Jahr. Zudem bekommt man noch 50% Beihilfe. Ich müßte also jedes Jahr Krankheitskosten von mindestens 18.000€ verursachen, damit sich die Versicherung für mich rechnet. Das Geld kann ich auch gut selber in den Sparstrumpf stecken. :teufel:

  • Schnuggi ... Ich zahle von meinem Netto auch noch Krankenkasse. Wenn Du die bei Deiner Rechnung abziehst, musst Du sie bei meiner Rechnung auch abziehen. Und hier nix Beihilfe, sondern krasser Selbstbehalt von 3500 CHF pro Jahr. Es hat schon nen Grund, warum die Schweizer so wenige Krankentage pro Jahr haben. Krank sein ist teuer.

  • Umgerechnet wären es dann etwa 3000 €, das aber immer noch x 13 und natürlich immer noch bei 86 % Arbeitspensum.

  • Ich hab DLRG Gold, also könnte ich problemlos irgendwo die Rettungsschwimmerin geben, aber will ich das? Vor allem - wo? Ich bin nämlich auch ganz gerne in "meinem Revier", und da ist das Meer doch recht weit weg...

    Schwimmmeister könntest du werden, wobei da Silber reicht. In jedem Hallenbad z.B. in Berlin, ist das bei euch nicht so.


    Ich könnte also trotz Bio, Mathe, Deutsch, Sachunterricht alleine schon mit dem Schwimmlehrschein problemlos einen anderen Beruf ergreifen, wenn ich wollte. ;)

  • Umgerechnet wären es dann etwa 3000 €, das aber immer noch x 13 und natürlich immer noch bei 86 % Arbeitspensum.

    Und das dann umgerechnet auf 12 Monatseinkommen und 100% wären wir bei knapp 3.800 €. Ist also wieder ein guter Tausender/Monat, der uns unterscheidet.

  • Es sind 900 € pro Monat und nicht "ein guter Tausender" und es geht immer noch um die Differenz zur Industrie und nicht zu mir. Wohlgemerkt gehe ich immer noch davon aus, dass meine Rente prozentual kleiner ausfallen wird, als Deine, also muss ich ja vorher mehr verdient haben. Dass man in der Schweiz nun grundsätzlich mehr verdient, als in Deutschland, war noch nie ein Geheimnis.

  • Immerhin "nur" 900 weniger. Ich als verbeamtete Lehrerin habe nach Abzug der Krankenversicherung (also als echtes Netto) nur 2400 Euro raus. Eigentlich ein schlechter Scherz... aber das wusste ich ja vorher. Wollte nicht ans Gymnasium.

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