Und eine weitere Abwertung des Lehramtsstudiums, diesmal in Berlin

  • Welche Statistik hast du denn verlinkt?

    Diese hier:


    Einstellung von Lehrkräften 2018


    Offizieller geht's ja wohl nicht. Sorry, ich hatte es falsch im Kopf, es ist Sachsen mit besonders vielen Seiteneinsteigern und Bayern, das gar keine eingestellt hat.



    Ich kenne übrigens keine Berufsgruppe, in der alle Welt meint, irgendein Hochschulabschluss reiche, um ihn auszuüben.

    Das stimmt so schon nicht. Auf eine Gruppenleiterstelle bei der Roche z. B. bewerben sich je nach Anforderungsprofil Chemiker, Biochemiker, Molekularbiologen und Pharmazeuten gleichermassen. Das sind vier verschiedene Studiengänge die zu ein und demselben Job führen. Und genau daran krankt ganz offensichtlich das deutsche Ausbildungssystem im Lehramt. Guck Dir doch an, in welchen Fächern besonders viele Seiteneinsteiger eingestellt werden, das sind eben die MINT-Fächer. Es ist doch idiotisch von einem 19jährigen zu verlangen, sich bei Einschreibung ins Studium auf einen einzigen Arbeitgeber festzulegen. Das ist eben so, weil man in Deutschland - wie erst letztens ausführlichst diskutiert - in den MINT-Fächern einen speziellen Lehramts-Master macht mit dem man sich in der freien Wirtschaft praktisch nicht bewerben kann.

  • Im Gegensatz zum Abteilungsleiter in der Industrie war (ich sage bewusst war) in Deutschland der Zugang zum (staatlichen) Lehramt immer reglementiert, erkennbar daran, dass man ein Staatsexamen brauchte. Andere reglementierte Berufe (die im Gegensatz zum Lehramt ihr Staatsexamen immer noch haben) sind Medizin, Pharmazie und Rechtswissenschaften.


    Es kann eben nicht jeder Arzt, Apotheker oder Anwalt werden, der "irgendwas" studiert hat. Beim Lehramt hat man es aber mittlerweile sowohl formal ("Master of Education" statt Staatsexamen) als auch faktisch aufgeweicht (die Viervielfachung der Quer- und Seiteneinsteiger in den letzten Jahren zeigt es sehr deutlich).


    Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man das Lehramt nicht generell für Quer- und Seiteneinsteiger öffnen soll. Nur dann müsste man konsequenterweise auch über die Abschaffung des Lehramtsstudiums nachdenken. Dann hätte man so etwas wie das Schweizer Modell.


    Nur warum hält der Staat trotz der massiven Öffnung für Quer- und Seiteneinsteger am Lehramtsstudium fest? Weil er davon profitiert, und zwar in zweierlei Hinsicht:


    Erstens scheint der pädagogische Anteil im Studium wohl doch nicht so unwichtig zu sein, was die Unterrichtsqualität und den Lernerfolg der Schüler betrifft. Trotz PISA schneidet das deutsche Schulsystem in internationalen Vergleichsstudien regelmäßig zumindest im oberen Mittelfeld ab, das deutsche Gymnasium für sich gesehen liegt international sogar in der absoluten Spitzengruppe.


    Und zweitens: Ohne dezidiertes Lehramtsstudium tritt der Staat in direkte Konkurrenz zur freien Wirtschaft und müsste aktuell bei den Gehälter eine ordentliche Schippe drauflegen, um überhaupt in den Mangelfächern noch irgendwelche Lehrkräfte zu bekommen. Das Lehramtsstudium dagegen präsentiert ihm Jahr für Jahr einen Pool an Absolventen, die er vergleichsweise günstig bekommen kann.


    Also: Wenn der Staat sagt, dass Quer- und Seitensteiger völlig ausreichend für den Schuldienst sind, soll er doch bitte gleich so konsquent sein und das Lehramtsstudium komplett abschaffen. Und dann natürlich auch die sich daraus ergegenden Konsequenzen akzeptieren.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Trotz PISA schneidet das deutsche Schulsystem in internationalen Vergleichsstudien regelmäßig zumindest im oberen Mittelfeld statt

    Tja, wir eben auch. Kein Argument also.



    Ohne dezidiertes Lehramtsstudium tritt der Staat in direkte Konkurrenz zur freien Wirtschaft und müsste aktuell bei den Gehälter eine ordentliche Schippe drauflegen

    Richtig.



    Wenn der Staat sagt, dass Quer- und Seitensteiger völlig ausreichend für den Schuldienst sind, soll er doch bitte gleich so konsquent sein und das Lehramtsstudium komplett abschaffen

    Ja, schrieb ich doch weiter oben und an vielen anderen Stellen schon mal. Zumindest fürs Lehramt Gymnasium gibt es keine vernünftigen Argumente, an den bestehenden Strukturen festzuhalten. Eine didaktisch-pädagogische Ausbildung muss in jeden Fall sein, aber diese muss nicht ins Fachstudium integriert sein. Es macht einfach überhaupt keinen Sinn ein Fach wie Physik oder Chemie mit einem einzigen Berufsziel zu studieren.



    Es kann eben nicht jeder Arzt, Apotheker oder Anwalt werden, der "irgendwas" studiert hat.

    Richtig. Aber ein Medizin-, Pharmazie- oder Jurastudium hat jeweils nicht ausschliesslich diese Berufe zum Ziel, das ist der entscheidende Punkt. Ein Mediziner ohne Approbation ist eben noch kein Arzt, kann aber sehr wohl in der Wirkstoffforschung arbeiten.

  • Ach ... dann erklär doch mal, warum Du das findest.

    Gern.


    Du schreibst es ja selbst.


    ...“je nach Anforderungsprofil....“



    Im Schuldienst ist das Anforderungsprofil immer gleich. Nicht einmal so und einmal so.

  • Aber nur, so lange (noch) alle Fächer gleich bezahlt werden, oder?


    Ansonsten könnten es doch auch ein Nullsummenspiel sein: Germanisten etc. werden weniger, MINTler mehr verdienen.

    Das fänd ich cool.

  • Eigentlich ein ganz interessanter Thread, wenn man vom Bratkartoffeltroll absieht...
    ...hat aber dazu geführt, dass Jonesy mal "umgekehrt" gedacht hat...
    ...was könnte ich denn mit meinem Studium - und dem damit zumindest teilweise zusammenhängenden Qualifikationen - anfangen, wenn ich nicht Lehrerin wäre...?


    Ich hatte mir den Job seinerzeit ausgesucht, weil ich zu dem Schluss gekommen war, als Sportsoldatin zu oft unterbelichtete Vorgesetzte zu riskieren - und damit könnte ich gar nicht, zudem habe ich Spaß dran, etwas zu vermitteln...


    Also... was wären Alternativen...
    - ich könnte meinen eigenen Dojo aufmachen. Das Problem - ich habe absolut keinen Nerv auf den ganzen damit verbundenen Papierkram, außerdem - ich bräuchte noch andere Instruktoren, damit sowas profitabel läuft (und wer die Szene kennt weiß, wie kaputt die leider ist, und da ich entsprechend wählerisch wäre...). Zudem wäre ich auch bei den Kunden "wählerisch", und ob du dir das noch leisten kannst... aus genau demselben Grund wäre ich auch keine gute angestellte Kampfkunstlehrerin, weil ich bestimmten Leuten meine Kenntnisse eben nicht beibringen wollen würde, egal was sie dafür bezahlen, und mit so manchem möglichen "Chef" aneinanderrappeln würde, die üblichen Van-Damme-Allüren vorausgesetzt...
    Fällt also aus (da lobe ich mir meine AG...)
    - Ich hab DLRG Gold, also könnte ich problemlos irgendwo die Rettungsschwimmerin geben, aber will ich das? Vor allem - wo? Ich bin nämlich auch ganz gerne in "meinem Revier", und da ist das Meer doch recht weit weg...
    - Kunst als "Profi" ist tendentiell - wenn man nicht gerade irgendeinen irren Trend trifft - zu Lebzeiten eine meist brotlose. Klar, ich könnte auch hier wieder unterrichten - zB an der VHS, aber da haben wir auch wieder einen Lehrberuf...
    - Meine Sprachen... na, ich hab schon während des Studiums nebenher übersetzt und gedolmetscht... ja, ich kann sowas, aber es wäre kein Job, der mir auf Dauer Spaß macht.
    Ich habe auch noch diverses anderes - meist während des Studiums - mal angetestet. Manches war schön, manches nicht so, aber wenn ich mal aufsummiere... klar ist der Beruf als Lehrerin "anstrengend", aber mir macht diese Arbeit Spaß (vor allem mit der Altersgruppe mit der ich zu tun hab - ich kann halt am besten mit "Pubertieren" - klingt verrückt? Na und, bin ich ja auch...). Meine vierte Fakultas hätte ich nicht gebraucht, aber ich hab sie halt...


    Wenn ich das jetzt in Relation zu diversen Quereinsteigern sehe... da kann ich nicht generalisieren. Was sie vermutlich alle mitbringen, sind andere Perspektiven, Sichtweisen mit vielleicht mehr "Praxisbezug", was ich nicht verkehrt finde. Ich habe auch seit ich den Job mache immer wieder sehen können - und müssen - wie weit die Realität von dem Studieninhalten abweicht, und diese Divergenz wird stetig größer. Wir lesen es doch immer aktuell hier im Forum - tut mir leid wenn du jetzt mal als Beispiel herhalten darfst @Lehramtsstudent - aber du bist nun mal ein schönes Beispiel für einen, der im Ref erst mal merkt, wie die Realität wirklich ist und was passiert, wenn sich SuS eben nicht so verhalten, wie man es ihm an der Uni erklärt hat...


    Insofern... ob ein Quereinsteiger was als Lehrer taugt, hängt mMn vor allem davon ab, ob er oder sie was mit dem Beruf selbst anfangen kann. Lehrkräfte brauchen eine Mischung - sowohl fachliche Kompetenz, als auch die Fähigkeit das zu vermitteln, und auch die Empathie, zu merken, wie man welche SuS erreichen kann. "Fließbandarbeit" oder "Vorgehen nach Schema F" ist das nie. Sollte es zumindest nie sein. Und dabei ist es unerheblich, ob das studierte Lehrer oder Quereinsteiger sind. Diese drei Kernkompetenzen sehe ich als grundlegend an, wo sie nun herkommen, ist eigentlich nebensächlich.


    Ist das jetzt philosophisch? Oder wollte Jonesy einfach mal ihre 2 Cent dazu beisteuern?
    Mir doch egal. Macht was draus, oder lasst es.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich denke @Miss Jones schreibt hier was ganz entscheidendes: Sie hätte es sich mit ihrem Studium aussuchen können, was sie machen will. Es hätte Alternativen gegeben. Das trifft natürlich auf jeden zu, der in Deutschland irgendein Fach studiert hat, das *nicht* dem MINT-Bereich zuzuordnen ist. Hätte ich in Deutschland Chemie auf Lehramt studiert, hätte ich keine Alternativen gehabt. Wenn ich Lust hätte, könnte ich hier mit meiner Ausbildung aber gleich heute Bewerbungen schreiben und mich aus dem Schuldienst wieder verabschieden. Abgesehen davon, dass ich das gar nicht will, mal rein hypothetisch überlegt, welche Jobs mich interessieren würden: Materialprüfung, Lebensmittelanalytik, Verlagswesen. Das sind 1. Bereiche, in denen ich mich tatsächlich auch nach 6 Jahren Schuldienst immer noch problemlos bewerben könnte und 2. würde ich etwa ähnlich viel verdienen wie im Schuldienst.


    Ein Lehrer am Gymnasium ist im Gegensatz zu einem Grundschullehrer Fachlehrer, d. h. in den meisten Fällen gilt sein Interesse in erster Priorität seinem Fach bzw. seinen Fächern. Genau darum ist es ja so dämlich einen MINT-Studenten schon im 1. Semester zu zwingen, sich auf seine spätere Berufswahl festzulegen. Ich hab halt mal losstudiert und mir erst im Laufe der Zeit überlegt, dass ich eigentlich gar nicht zur BASF oder so will, sondern dass ich Unterrichten cool fände. Was spricht denn jetzt dagegen, sich entsprechend nachzuqualifizieren und dann halt den Arbeitgeber Schule zu wählen? Gegen diese Variante gibt es wie bereits geschrieben keine vernünftigen Argumente.


    Müsste man jetzt in Deutschland wirklich was an den Gehältern machen, wenn man das Lehramtsstudium dahingehend reformiert, dass zumindest das Lehramt Gymnasium modular aufgebaut wird. Ich habe oben Mikael noch zugestimmt, würde nach etwas Überlegung und Recherche diese Zustimmung aber wieder zurückziehen. Fragen wir uns mal, *warum* gerade in den MINT-Fächern gerade so viele Leute über den Seiteneinstieg ins Lehramt drängen. Einen Grund habe ich bereits genannt, ein Teil davon hat sich einfach erst im Laufe der Zeit überlegt, dass Schule cool wäre. Das sind diejenigen, die ihren Job am Ende sicher gut machen werden, denn sie *wollen* ja wirklich Lehrer werden. Ich kenne drei Personen, die mit mir studiert bzw. später promoviert haben, die genau diesen Weg gegangen sind und heute glücklich und zufrieden mit ihrem Job sind. Ach ja ... ich gehöre natürlich auch zu diesem Personenkreis. :)


    Dann gibt es die (und die gab es immer schon) "gescheiterten Existenzen" in deren Lebenslauf irgendwas krumm ist und die in der Industrie keinen Job finden, oder zumindest keinen, der in ihren Augen "adäquat" wäre. Jetzt kommt die Sache mit dem Gehalt. Ist das im Staatsdienst wirklich so unattraktiv? Nö. Ein guter Freund ist als promovierter Chemiker Produktionsleiter bei der Alessa, der verdient kaufkraftbereinigt *weniger* (!!) als ich im Staatsdienst. Sicher würde er in Deutschland im Staatsdienst noch mal weniger verdienen, aber ehrlich ... ich glaube nicht so wahnsinnig viel weniger, dass der Job deswegen wirklich unattraktiv wird. In der Chemiebranche stagnieren die Einstiegsgehälter seit Jahren. Da ist es doch mehr als nachvollziehbar wenn einer findet, huch ... mit Bewerbungen in die Industrie ist es irgendwie mühsam, da nehme ich doch für nur ein bisschen weniger Geld die Verbeamtung auf Lebenszeit. Und das sind eben die mit der falschen Motivation, die am Ende scheitern werden.


    Unsereins hier weiss von vorneherein, dass die Gehälter im Staatsdienst attraktiv sind. Was würde ich wohl als Gruppenleiter bei der Roche verdienen ... Nach 6 Jahren im Beruf wahrscheinlich irgendwas um die 150000 CHF Jahresbrutto. Im Staatsdienst sind es um die 130000 CHF Jahresbrutto. Für die 20000 CHF weniger habe ich aber eine Festanstellung, die mir so schnell keiner mehr wegnimmt, da wäre mein Stuhl bei der Roche erheblich wackeliger. Ausserdem kann ich mir aussuchen einfach gar nicht 100 % zu arbeiten (ein Tag die Woche frei ist schon was feines ...) und selbst wenn ich 100 % arbeiten würde, käme ich ganz sicher auf weniger Arbeitszeit als in der Industrie. Ich hätte keine Lust von einer Projektsitzung zur nächsten zu rennen, den ganzen Tag nur über Geld zu diskutieren und alle Nase lang auf Dienstreise nach Timbuktu geschickt zu werden. Kurzum, ich hätte mich sowieso nie für so einen Job beworben. Ich schrieb ja oben schon, was meine Alternativen gewesen wären und die wären ziemlich genau gleich entlohnt wie der Job, den ich jetzt mache. Meine Lebensgefährtin ist übrigens Geschäftsführerin in einem kleinen Unternehmen im Life Science Bereich, die verdient ohne Bonuszahlung *weniger* als ich. Kein Scheiss. Natürlich hat sie erheblich mehr zu tun als ich, tolle Wurst.


    Dieses Geschwurbel mit der angeblich ach so tollen Lebenserfahrung von Seiteneinsteigern kann ich im Übrigen auch nicht mehr lesen. Wie viele von denen scheiden denn effektiv wirklich aus der Industrie aus und wie viele treten z. B. nach der Promotion gar nicht erst einen Job in der Industrie an? Den Begriff "Seiteneinsteiger" gibt es hier bei uns übrigens auch, wir meinen damit diejenigen, die mal ne Weile in der Industrie gearbeitet haben und dann ins Lehramt kommen. Meistens machen die Probleme. Meistens läuft es nämlich so, dass die ausscheiden, weil der Betrieb konkurs gegangen ist oder weil z. B. eine Forschungsabteilung aufgelöst worden ist. Dann schieben die natürlich Frust und plötzlich kommen sie auf die Idee, dass es mit Mitte-Ende 40 vielleicht mühsam sein könnte, sich noch mal was Neues zu suchen (weil man den rechtzeitigen Absprung verpasst hat, die wirklich Schlauen bleiben nach so einer Aktion ja gar nicht übrig ...) und dann denkt man sich ... ach die Work-Life-Balance im Staatsdienst ist ja so viel toller, werd ich doch mal Lehrer. Für'n Arsch. Das sind genau die Typen, die hier keiner an den Schulen haben will und die in schöner Regelmässigkeit auch nur sich selbst und vor allem den Jugendlichen auf die Nerven gehen. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier wieder die Regel, aber so sind eben meine Beobachtungen.


    In diesem Sinne ... Seiteneinsteiger ist eben nicht gleich Seiteneinsteiger! :)

  • https://www.tagesspiegel.de/be…-brandbrief/24165438.html
    Wie stellte einst Bildungsökonom Wößmann sinngemäß fest: Nur die dümmsten Abiturienten studieren heutzutage noch auf Lehramt...


    Gruß !


    Den Ansatz, die Quereinsteiger gleichmäßiger auf die Schulen in Berlin zu verteilen, finde ich richtig. Jetzt ist es so, dass einige ganz viele haben und andere ganz wenige oder sogar keine. Seltsamerweise gibt es besonders an Brennpunktschulen in Berlin viele Quereinsteiger. Das kann nicht sein. Einerseits werden sie dort verheizt; andererseits brauchen gerade diese Schulen erfahrene, nervenstarke Kollegen (das sind Anfänger naturgemäß noch nicht).


    Berliner Referendare können sich aber grundsätzlich nicht beklagen. Ihnen winkt das höchste Einstiegsgehalt für (angestellte) Lehrer in Deutschland (E 13 + Erfahrungsstufe 5).


    Allen Leuten recht getan, ist bekanntlich eine Kunst, die niemand kann.

  • Die gute Frau war nur 22 Jahre Lehrerin. Ihre Rolle war also vermutlich die der schlechter bezahlten Angestellten.


    Davon ab: keine Ahnung, ob die Kommentare bei SPON moderiert sind. Bis jetzt finde ich sie aber erstaunlich ausgewogen. Das lässt ein kleines bisschen hoffen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich kann so etwas langsam nicht mehr lesen....und dann noch ein Buch darüber schreiben...okay, auch ein Weg...

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Wollsocken:


    Was du bei der Gehaltsfrage übersiehst, ist dass der öffentliche Dienst in Deutschland seit 20 Jahren gegenüber der Industrie und den Banken und Versicherungen abgehängt ist. Und die Beamten dank mehrerer Nullrunden, verzögerter Besoldungsanpassungen und "Pensionsrücklagen" erst recht.


    Dazu kommen die Kaufkraftverluste seit Einführung des Euro, die massiv steigenden Strompreise und die explodierenden Mieten in den Ballungszentren (es gibt ja mittlerweile schon Massenproteste dagegen).


    Die Situation in der Schweiz ist glaube ich nicht unbedingt mit der in Deutschland zu vergleichen. Ja, bei euch ist alles teurer, aber dafür habt ihr z.B. auch viel geringere Steuersätze...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Naja, hätte das Buch den Titel "warum ich so eine tolle Lehrerin bin" oder "was mich am Geschichtslehrer meiner jüngsten Tochter immer gestört hat" hätte es wohl niemand gekauft.


    Ich hätte noch verkaufsfördernde Titel für die Folgebände anzubieten
    - Schülerin mit Downsyndrom konnte kein Abitur machen, weil sie auf der Förderschule war
    - Warum Kopftuchmädchen Schuld an der Bildungsmisere tragen
    - Quereinsteiger retten die Zukunft Deutschlands
    - Verbeamtung, Geißel der Menschheit
    - Was Impfen, LRS und Chemtrails miteinander zu tun haben

  • Was du bei der Gehaltsfrage übersiehst, ist dass der öffentliche Dienst in Deutschland seit 20 Jahren gegenüber der Industrie und den Banken und Versicherungen abgehängt ist. Und die Beamten dank mehrerer Nullrunden, verzögerter Besoldungsanpassungen und "Pensionsrücklagen" erst recht.

    Der öD kann und sollte nicht mit der Industrie hinsichtlich Gehalt konkurrieren, dafür sind die Strukturen zu unterschiedlich. Man kann nicht hergehen und irgendwelche Managergehälter oder IG Metall Ingenieurstarife, in denen lediglich 0,X % aller Ingeniere arbeiten, als Maßstab nehmen.


    Ich habe viele ehemalige Kommilitonen, ein Großteil davon sind mittlerweile promovierte Physiker, von denen verdient einer das Gleiche netto wie ich mit A13Z Stufe 6, alle(!) anderen zum Teil deutlich weniger. Viele waren viele Monate bis einige Jahre arbeitslos und haben sogar Hartz4 bezogen, weil es einfach keine Jobs gab. (Oder die Bezahlung zu miserabel war). Zugegeben, alle befinden sich in den ersten Jahren der Berufstätigkeit.



    Ich kann Wollsocken nur bestätigen: Durch die enormen Studierendenquoten, den, zumindest in den MINT Fächern künstlich konstruierten Fachkräftemangel zum Dank, stagnieren die Einstiegsgehälter seit Jahren. Sicherlich werden einige meiner Kommilitonen mich in einigen Jahren überholt haben, dafür verdiene ich von Anfang an ziemlich ordentlich und habe durch den sicheren Job auch noch Vorteile beim Immobilienerwerb etc.
    Ein Lehrer mit A13 verdient meiner Meinung nach angemessen, allerdings sollte man wirklich über eine Zulage für KuK nachdenken, die in Gebieten wohnen, in denen die Mieten in die letzten Jahre explodiert sind. Dort ist die Industrie natürlich wesentlich flexibler hinsichtlich der Bezahlung.



    Allerdings kann man sich als Lehrerehepaar in der "gemäßigten Zone" sag ich mal nun wirklich nicht beschweren 8)

  • Der öD kann und sollte nicht mit der Industrie hinsichtlich Gehalt konkurrieren, ...

    Doch, er muss sogar. Sonst bekommt er ein massives Nachwuchsproblem. Dann gehen nämlich nur noch Leute in den öffentlichen Dienst, die es woanders "nicht schaffen" oder die sich als "Berufene" fühlen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Uhuuu, ich rieche einen Bestseller. Packen wir inhaltlich zwei, drei, vier Anekdötchen der Forenmitglieder dazu, würzen mit etwas Küchenpsychologie (@Frau Ameise- nur Mut, Küchenpsychologie kann jeder! Als kleine Motivationshilfe ließe sich -falls Sie bereits A14 wären- eine Beförderung zur OStr "drauflegen"..). Und war es O.Meier, der den Kater zu striegeln verstand? Her damit- Katzen laufen immer! Ich quirle noch dreimal linksdrehend mit dem braunen Poopoo-Mixer (soviel Euphemismus muss sein verdammte Scheiße) und fertig ist der neue Bestseller den die Bewegung der Protestbuchkäufer mittels Erwerbs einer Vorab-Leere-Seiten-Fassung finanziell untertützt die sie sich ungelesen -aber stolz wie trolle- ins Regal stellen. (Für Mintfachlehrer aufgrund aktueller Gehaltsdiskussionen leider 25% teurer, Aufschlag Schweiz 100% vor Steuer versteht sich. Sachsenrabatt für angestellte Lehrerinnen mit mehrjähriger Berufserfahrung denen aus politischer Güte die Verbeamtung versagt bleibt auf Anfrage.) Vorbestellungen bitte unter dem #Hass an alle Moderatoren zur handverlesenen Sperrung unter Angabe des Wunsch-Sperr-Moderators. :P


    Öh, äh *räusper* gelbe Karte@CDL, voll OT. Ab ins Körbchen. :aufgepasst:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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