Muss ich meinen Privatwagen für Dienstfahrten zur Verfügung stellen? / Unfall auf Dienstfahrten

  • Und was bedeutet das in der Realität? Du hast x Inklusionskinder an y Schulen. Ob du um 13 Uhr mit dem Auto heim kommst oder 16 Uhr mitm Bus, danach kräht doch kein Hahn. Wobei man ehrlicherweise sagen müsste, dass man sowieso nicht auf 40 Stunden käme. Das meine ich mit "bei Lehrern eh nicht auszurechnen."


    Deswegen fahren die meisten halt doch mit dem eigenen Auto.

    Ich habe ja keine Ahnung, wie das bei euch konkret läuft. Aber ganz pauschal: Das größte Problem, das wir an der Schule haben, ist neben der Einstellung "Das mache ich für die Kinder irgendwie möglich" die Angst davor, deutlich zu formulieren, welche Konsequenzen in gewissen Situationen haben werden. Da werden unmögliche Dienstanweisungen umgesetzt, und um das möglich zu machen, verbiegen sich die Kollegen auch noch, damit keiner sieht, wo sie dafür weniger leisten. Ich kommuniziere das inzwischen sehr offensiv:
    "Wenn ich die Klasse von Kollegen X als Mehrarbeit übernehmen muss, muss Ihnen klar sein, dass der Unterricht dort keine hohe Qualität haben kann. Das wird eher eine Form der Beschäftigung, denn ich arbeite am Limit."
    "Wenn ich die Aufgabe XY übernehmen muss, wird das nur auf Kosten der Abiturvorbereitung der Kurses Z gehen, denn ich habe aktuell keine weiteren Ressourcen."
    "Wenn ich die Aufgabe ABC übernehmen soll, kann ich leider die Aufgabe DEF nicht erfüllen. Dann gibt es dieses Jahr eben kein DEF."


    In Frappers Fall könnte das heißen, dass er klar kommuniziert, dass er nicht mehr alle Inklusionskinder betreuen kann, oder dass er eben entsprechend weniger Zeit pro Kind zur Verfügung hat, oder dass er eben gewisse Übungen mangels Material nicht durchführen kann oder oder oder. Wie gesagt, ich kenne euer System nicht, aber einfach stillschweigend das Beste aus der Situation zu machen, wird nicht zu Veränderungen führen.
    Übrigens kommuniziere ich meine Statements oben im Zweifelsfall durchaus auch Eltern und Schüler: "Ich kann dieses Jahr keine Übungsklausur fürs Abi korrigieren, weil ich von der Schulleitung angewiesen wurde, XY zu machen und deshalb keine zeitlichen Ressourcen habe."

  • Glaube ich nicht ganz. Diese Konsequenzen ziehen Kollegn sehr wohl und äußern die auch durchaus. Sie werden aber bewußt hingenommen, weil es auf dem Papier oft nicht direkt/unmittelbar sichtbar ist.

  • Ich erlebe das anders, aber natürlich ist das anekdotisch.
    Mein Schulleiter sieht mich immer noch entsetzt an, wenn ich solche Dinge formuliere. Wenn ich Kollegen ermutige, das zu tun, äußern sie, dass sie sich nicht trauen, weil das ja einen schlechten Eindruck macht.

  • 1. Der Problemsteller hat einen privaten PKW und will wahrscheinlich auch nicht darauf verzichten. Jeder zusätzliche Dienstwagen produziert unnötige Kosten und verschmutz unnötig die Umwelt. Deine Rechnung würde nur aufgehen, wenn man auf private PKW verzichtet. Hohes und löbliches Ziel, aber ich wette, die meisten Lehrer/Menschen werden dagegen sein.
    2. Selbst wenn man die Lehrer alle dazu bringt dieses Ziel umzusetzen (keinen privaten PKW), dann wären Dienstwagen immer noch viel zu teuer und viel zu umweltschädlich. Warum? Weil bei uns 3 Wochen Praktikum pro Jahr sind. Dann wollen/sollen natürlich alle Lehrer in diesen 3 Wochen Dienstwagen haben. Da reicht nicht ein Wagen, den man sich teilt. Und die anderen 52-3=49 Wochen würde dieser vielen Dienstwagen ungenutzt herumstehen. Was für eine Geldverschwendung. Da wäre es sogar günstiger und umweltschonernder, wenn alle Lehrer ein Taxi bezahlt bekämen. Ich würde mir dann aber eher Leihwagen hohlen, da noch günstiger als Taxi.

    Zu 1: Wieso verschmutzt ein Dienstwagen die Umwelt mehr? Ich würde ihn ja statt meines PKW nehmen. Das würde dann aber auch nur wirklich Sinn ergeben, wenn ich ihn am Vortag nach Unterrichtsschluss mitnehme, am nächsten Tag damit fahre und am übernächsten Morgen wieder hinstelle. Dann wäre er bereit für den nächsten. Erst zur Dienststelle fahren und dann ausleihen ergibt bei uns keinen Sinn. Der Schlüssel ist in der Verwaltung und die öffnet nicht früh genug, damit ich zur ersten Stunde 50 km weit entfernt rechtzeitig ankomme. Bei Rückkehr am späten Nachmittag hätte sie nicht mehr offen, um ihn zurückzugeben.


    Zu 2: Wir sind gut 15 Kollegen, die einen oder zwei Tage die Woche rausfahren. Diese Dienstwagen würden sich definitiv lohnen! Unser Chef benutzt unseren Dienstwagen auch für Fahrten nach Wiesbaden oder anderswohin.
    Wenn es wirklich nur so einen kurzen Zeitraum durch Praktika gibt, soll man bei weiten Distanzen einen Mietwagen nehmen dürfen. Da wird aber vermutlich wieder ein riesiger Eiertanz drum gemacht. Was der Dienstherr bestellt, soll er auch gefälligst real begleichen und nicht nur pseudo.

  • Mein Schulleiter sieht mich immer noch entsetzt an, wenn ich solche Dinge formuliere.

    Das ist halt im System immer noch nicht vorgesehen. Ebenso wenig wie Kollegen, denen es völlig schnurz ist, wenn sie A 13 bleiben und demzufolge auch, wie die Beurteilungen ausfallen.

    Wieso verschmutzt ein Dienstwagen die Umwelt mehr?

    U. a., weil jedes Auto schon bei der Herstellung schon so viele Emissionen verursacht wie im Betrieb auf zigzehntausend Kilometer.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Was der Dienstherr bestellt, soll er auch gefälligst real begleichen und nicht nur pseudo.

    Wenn du 30 ct pro km erhälst, dann würdest du (je nach Auto) sogar bis zu 0,4 Cent Gewinn pro km machen.
    Aber wie gesagt: Die Grenze halte ich auch für zu niedrig und sollte angehoben werden. Ist aus ökologischen und wirtschaftenlichen Gründen am sinnvollsten.



    Wir sind gut 15 Kollegen, die einen oder zwei Tage die Woche rausfahren.

    Dann stehen da also 15 Autos an 5-6 Tagen pro Unterrichtswoche ungenutzt bei Kollegen vor der Haustür? Oder anders: Sie werden an etwa 40-80 Tagen pro Jahr benutzt und an den restlichen weit über 270 Tagen rosten die vor sich hin?
    Bei würde ich mal spitz nachrechen. Da dürfte bei der 1 mal pro Woche Variante sogar ein Taxi günstiger sein.

  • In Frappers Fall könnte das heißen, dass er klar kommuniziert, dass er nicht mehr alle Inklusionskinder betreuen kann, oder dass er eben entsprechend weniger Zeit pro Kind zur Verfügung hat, oder dass er eben gewisse Übungen mangels Material nicht durchführen kann oder oder oder.

    Dazu müsste Frapper erläutern, wie sie (er) das bisher gemacht hat. @Frapper, kommst du bisher (mit Ferien) auf eine 40-Stunden-Woche?

  • Dazu müsste Frapper erläutern, wie sie (er) das bisher gemacht hat. @Frapper, kommst du bisher (mit Ferien) auf eine 40-Stunden-Woche?

    Oder man dreht den Spieß einfach mal um. Der Dienstherr nutzt ja gerne mal aus, dass man unsere Arbeitszeit schlecht erfassen kann, um uns mehr Aufgabgen aufzuhalsen.
    Ich würde mich ganz dumm stellen: NATÜRLICH habe ich bislang meine Arbeitszeit ausgeschöpft. Da muss mir der Dienstherr erstmal das Gegenteil nachweisen. Er (=der Dienstherr) hat ja auch brav die Kilometerpauschale für dei Dienstreisen bezahlt, also wusste er wohl, dass das Auto notwendig ist, um meine Aufgaben im zeitlichen Rahmen meiner Arbeitszeit auszuführen.
    Und jetzt gibt es eben eine neue Situation, in der meine Arbeitszeit für die bisherigen Aufgaben aufgrund der Umstände nicht ausreicht.

  • Wir sind gut 15 Kollegen, die einen oder zwei Tage die Woche rausfahren.
    Dann stehen da also 15 Autos an 5-6 Tagen pro Unterrichtswoche ungenutzt bei Kollegen vor der Haustür? Oder anders: Sie werden an etwa 40-80 Tagen pro Jahr benutzt und an den restlichen weit über 270 Tagen rosten die vor sich hin?Bei würde ich mal spitz nachrechen. Da dürfte bei der 1 mal pro Woche Variante sogar ein Taxi günstiger sein.

    Ich habe nicht 15 gefordert, sondern ausreichend. Das dürften dann wohl weniger sein.


    Ich würde mich auch weiterhin freudig mit meinem Auto dienstlich fortbewegen, wenn ich da nicht das Risiko hätte, so einen riesigen Draufleger zu machen. Defacto verliere ich mehrere tausend Euro, weil ich mir ein neues Auto anschaffen muss. Meins wäre noch bestimmt fünf Jahre gelaufen. Das wäre so gut wie abgeschrieben gewesen und extrem günstig für mich. Die Versicherung wird mich außerdem sicherlich hochstufen, was ich bezahlen muss und nicht irgendwo geltend machen kann. Die 35 Cent/km, die ich bekomme, retten mich insgesamt wohl eher nicht!

  • Dazu müsste Frapper erläutern, wie sie (er) das bisher gemacht hat. @Frapper, kommst du bisher (mit Ferien) auf eine 40-Stunden-Woche?

    9,5 Stunden meines Deputats gehen in die Beratung, was umgerechnet 14 Zeitstunden in der Woche bedeutet. Die arbeite ich derzeit nicht, weil - wie man aus der Argumentation im Thread zu den unbeantworteten Mails herausliest - die Kollegen der Regelschule keine Beratung in diesem Umfang haben möchten. Problematisch wird es weniger von der Arbeitszeit her, sondern von der extremen Einschränkung meiner Arbeit, wenn ich ohne Auto unterwegs bin. Ich kann dann auch mal mehreres erledigen, was ohne Auto nicht geht, weil ich dafür zu unflexibel bin.


    Ein Beispiel: Ein Schüler möchte eine neue Höranlage ausprobieren, die er sich geliehen hat, wofür ich kommen soll. Dazu kommt die Klassenlehrerstunde in Frage, die montags einmal im Monat 8./9. Stunde liegt. Ich habe montags nach der fünften Stunde Schluss. Ohne Auto habe ich keine Chance, das zeitlich zu schaffen. An meinem Beratungstag hat der Klassenlehrer keinen Unterricht in der Klasse (Gym halt) und kann das auch nicht einfach mal so tauschen. Der Klassenlehrer wurde krank, weswegen es ausfiel. Die nächste Klassenlehrerstunde wäre in einem Monat, aber da wären die Leihgeräte wieder weg. Es wird so enden, dass ich es an einen anderen Termin dranhänge, wo ich früh Schluss habe. Ohne Auto könnte ich das aber wiederum nicht schaffen wegen der miserablen Verbindung. Das würde sich alles immer ewig nach hinten schieben mit den Terminen.

  • U.a. an dieser Stelle hinkt deine Argumentation: Sei fällt nämlich nicht weg und wird auch nicht geringer.

    Mach' Sachen. Ist es wahr? Dann passt's ja, dass ich dem Konjunktiv verwendet habe.

    Sie sollte ruhig etwas höher sein.

    Äh, wieso? Diese Bereitschaft der Kolleginnen, es dem Dienstherr vorne und hinten 'reinzuschieben, habe ich nie verstanden.

    Und Alternativen gibt es jetzt schon mehr als genug. Warum künstlich aufregen, wenn genug gute Alternativen zur Verfügung stehen?

    Welche denn? Dienstwagen gibt es kaum, wie man so hört. Und der öffentliche Nahverkehr ist regional sehr unterschiedlich aufgestellt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich kommuniziere das inzwischen sehr offensiv:

    Ich auch. Folge ist, dass mein SL mich nur noch selektiv anspricht bzw. auch schon einen Vorschlag dabei hat, wie man etwas ausgleichen oder entlasten kann.


    Aber er weiß, wen er fragen muss.


    Auf der anderen Seite habe ich schon am letzten Schultag nachmittags ein geändertes Zuegnis gedruckt, weil der SL vergessen hatte, eine Bemerkung eintragen zu lassen. Da waren fast alle Kollegen schon zu Hause (oder auf der Autobahn). Aber das war für mich nur eine Kleinigkeit. So why not.


    Wenn's echt brennt, steige ich lieber in die Zentrifuge, als irgeneinen Scheiß zu machen, der nachher nur die Aktendeckel bersten lässt, aber niemanden wirklich interessiert.


    Mein Schulleiter sieht mich immer noch entsetzt an, wenn ich solche Dinge formuliere.

    Kann er ja.


    Wenn ich Kollegen ermutige, das zu tun, äußern sie, dass sie sich nicht trauen, weil das ja einen schlechten Eindruck macht.

    Erlebe ich auch immer wieder. Man kann niemand zu seinem Glück zwingen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Musst du?

    Ohne wird es jedenfalls schwierig, zur Arbeit zu kommen. Ich würde sehr viel Zeit auf der Strecke lassen. Ich bin hier auch gerne mit der Straßenbahn unterwegs, aber so richtig ohne Auto könnte ich es mir nicht vorstellen. ;)

  • Bei meinem Auto brauche ich im real im Innenstadtverkehr 6,8l auf 100km. Außerorts deutliche weniger (unter 4 l).
    Nehme ich mal die 6,8l, die ich täglich innerorts benötige. Der Spritpreis liegt z.Z. i.d.R. deutlich unter 1,40€. Nehme ich mal die hohen 1,40€.
    Dann brauche ich pro 100km also 6,8*1,40=9,52€. Pro km also 9,52 ct.
    Bekomme aber 30ct bezahlt. (Weil in der Rechnung Inspektion, TÜV, Wartung, ....) fehlen.
    Wenn man diese alle einrechnet, dann kommt man je nach Wagen auch unter Beachtung eines nötigen Kredites auf 26ct pro 100km. Rechnung dafür habe ich in den beiden Links vor ein paar Stunden angegeben.
    Natürlich gibt es es auch teurere Autos und du kommst dann evtl auf höhere Werte. Daher sagte ich ja auch schon ein paar mal, dass die 30ct angehoben werden sollten.


    Alternativen gibt es jetzt aber schon genug:
    Du fährst einfach nicht mit deinem PKW, (weil du z.B. keinen hast). Ist doch ganz einfach.
    Die passende Alternative wird sich dann dein Chef aussuchen (müssen) und nicht du.
    Alternativen hat er da viele, Dienstwagen würde ich aber als ziemlich letztes nehmen. Das macht ökologisch und wirtschaftlich keinen Sinn.

  • aber so richtig ohne Auto könnte ich es mir nicht vorstellen.

    Probier's doch mal aus, wenn die alte Karre eh zerschellt ist. Wenn's nicht hinhaut, kann mn immer noch 'ne neue kaufen. Ob ich die dann dienstlich einsetzte, überlegte ich mir zweimal.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Oh, vielen Dank fürs Raussuchen. Ich wollte mich morgen in meinen Freistunden mal ransetzen, aber so ist es umso besser. :)

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