Konsequenz Zuspätkommer Klausuren

  • Jedem ist klar, dass es keine pauschalen Antworten gibt. Wer um die Ecke mit einer 10 oder meinetwegen auch 30Mintentaktung öffentliche Verkehrsmittel nutzt, ist anders zu bewerten als jemand, der kaum eine andere Möglichkeit hat. Wer keine zumutbaren Alternativen hat, sollte ohne Konsequenzen später kommen dürfen.


    Hier wird über völlig verschiedene Sachverhalte diskutiert.

    Genau, deswegen sollten wir dem TE zutrauen, dass er seinen Schüler und dessen Situation einschätzen kann.

  • Wenn ein Schüler laufend zu spät kommt oder fehlt, sind Maßnahmen erforderlich, richtig. Aber selbst da muss man unterscheiden, ob er unverschuldet fehlt (nachgewiesene Krankheit mit Attest) oder zu spät kommt (Bescheinigung vom Busunternehmen) oder nicht. Wenn es unverschuldete Versäumnisse sind, lässt die Schulordnung meines Bundeslandes es nicht zu, eine "6" zu vergeben oder dem Schüler einen Teil der Prüfung zu verweigern.
    Im vorliegendem Fall gab es eine Bescheinigung.
    Kein Schulleiter, den ich kenne, würde es zu lassen, eine 6 zu vergeben, wenn der Schüler nicht pünktlich ist, weil sein Bus Verspätung hatte. Zumindest wäre Voraussetzung, dass der Bus regelmäßig zu spät kommt, eine zumutbare frühere Alternative vorhanden ist und dem Schüler vorher schon irgendwann einmal mitgeteilt worden ist, dass er den früheren Bus nehmen soll.

  • Also ich war tatsächlich von meiner Region ausgegangen. Hier wählt jeder Schüler eine allgemeinbildende Schule, die entweder zu Fuß, per Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in unter einer Stunde zu erreichen ist. Ich habe tatsächlich noch nie so ländlich gewohnt, dass mir diese Problematik präsent ist.


    In dem Fall mit den Schwarzwalddorf und Ähnlichem kann ich das verstehen, in allen anderen Fällen nach wie vor nicht.

  • das ist doch ganz einfach. es gibt einen nachweis, dass die verspätung nicht sebst verschuldet ist. natürlich bekommt der schüler dann zeitverlängerung oder eben, da ja schon vorbei, einen nachtermin mit neuer klausur. ich verstehe nicht, wie man das ernsthaft anders sehen kann. als schüler und/oder elternteil würde ich da alle geschütze auffahren. das geht gar nicht.

  • V.a. darf ich in einem nicht selbst verschuldeten Zuspätkommen nicht unterscheiden zwischen "ist sonst zuverlässig" und "kommt und geht wie er will".
    Wir hatten einen solchen Fall auch schon mal: Der Schulbus hatte Verspätung, Fahrer rief an Schule an und die Schüler, die zu spät kamen, durften einfach länger schreiben. Es wurde sogar extra noch eine Aufsicht spontan organisiert. Ich wäre nie auf die Idee gekommen dem Schüler nicht die Möglichkeit zu geben den Hörverstehensteil nachzuholen.


    Es ist genau wie bei einem Attest für eine Klausur: Solange das Attest nicht nachträglich ausgestellt wird (also rückwirkend) müssen wir die Atteste akzeptieren, auch wenn der Schüler erst unmittelbar vor der Nachschreibeklausur damit anrückt.

  • Solange das Attest nicht nachträglich ausgestellt wird (also rückwirkend) müssen wir die Atteste akzeptieren, auch wenn der Schüler erst unmittelbar vor der Nachschreibeklausur damit anrückt.

    Rechtsgrundlage?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Rechtsgrundlage?

    Unterschiedliche Paragraphen jeder Schulordnung in diesem Land. War die Frage ernst gemeint?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Unterschiedliche Paragraphen jeder Schulordnung in diesem Land. War die Frage ernst gemeint?

    Ja natürlich. Für NRW habe ich einen entsprechenden Paragraphen nicht gefunden. De facto haben wir die an der Schule Regelungen, innerhalb welcher Fristen Atteste bei versäumte Klausuren gebracht werden müssen. Liegt das Attest nicht innerhalb der Frist gebracht, so wird schon gar keine Nachklausur angesetzt.


    Wie ist den in deinem Bundesland konkret die Rechtslage?

  • Ich hatte neulich genau diese Situation. Schüler musste dann draußen warten bis Hörverstehen abgeschlossen war, dann hat er den allgemeinen Teil mitgeschrieben und in der Verlängerung den Hörteil nachgeholt. Ist bei Fremdsprachen halt etwas nervig. Aber der Schüler hatte eine Verspätungsbescheinigung vom Bus, also war das für mich sonnenklar, dass er den Teil nachholen kann. Alternativ hätte ich ihn wann anders mit den wegen Krankheit fehlenden schreiben lassen können, dann hätte ich an dem Tag meine Pause nicht opfern müssen...


    Hier tun viele so als kämen sie selbst nie zu spät. Ich hatte dieses Schuljahr schon 3x über 70 Minuten Verspätung wegen Bahnstörungen. Da hilft auch mehr zeitlichen Puffer einbauen nichts. Und die Bahnen fahren im 5 Minuten Takt, wenn sie fahren. Mir ist das sehr unangenehm, aber meine SL macht mich dafür in keinster Weise verantwortlich. Für Schüler sollte das gleiche gelten.

  • hi. ich steh jeden morgen vor sechs auf, fahre um 6.30 und bin, wenn es gut läuft, vor sieben in der schule, um gelassen in den tag zu starten. ich müsste 7.45 anwesend sein. wenn es nicht läuft, weil der verkehr nicht will (und man kommt dann nicht mehr weg, im fall des falles, man steht fix im tunnel, und selbst wenn, die umliegenden straßen kollabieren ebenfalls sofort bei unfall im tunnel), dann hilft das alles nichts. dann stehst du und stehst da eben. dafür haben wir mehrere präsenzen, die einspringen, da das manchmal halt einfach so ist. man könnte um fünf aufstehen und dann bis um 6.45, wenn der hausmeister die schule öffnet, im auto vor der schule weiterschlafen, um mit sehr hoher wahrscheinlichkeit den berufsverkehr mit den möglichen unfällen und folgenden staus zu umgehen. erscheint mir nur so semi sinnvoll. an manchen orten lässt sich zuspätkommen einfach manchmal nicht vermeiden. pünktlichkeit ist höflichkeit, nicht mehr. wichtig und richtig, aber keine religion oder dergleichen.

  • Ich bin auch einmal zu spät gekommen, da eine Straßensperrung wegen eines Unfalls vorlag. Dort durfte man nicht wenden (Kraftfahrstraße). Selbiges kann auch auf der Autobahn passieren. Auch im Winter kann es vorkommen, dass man wegen Glätte ganz einfach nicht schneller fahren kann, auch wenn man um 5 Uhr los fährt.
    WEnn die Züge ausfallen, kann man noch so viel Puffer einplannen ... zu spät ist dann zu spät. Unser Schulleiter macht da auch kein großes Drama draus, solange es nicht jeden Tag passiert. Man kann auch mal verschlafen (ist Kollegen schon mal passiert). So what? Shit happens!
    Ich bin ja schon kulant, wenn Schüler wegen eines liegen gebliebenen Rollers zu spät kommen, solange sie mir den Grund des zu spät kommens plausibel begründen (wenn dieser Schüler mir das dann aber zum 4. Mal sagt, dann bitte ich die Eltern mal zum Gespräch solange der Schüler nicht volljährig ist. Alles kein Drama!
    Dafür weiß ich aber auch, dass meine Schüler dafür Verständnis haben, wenn ich selbst mal zu spät zu einer Klausur erscheine (für diese Fälle habe ich die kopierten Klausuren immer im Fach liegen, sodass die Schüler schon mal anfangen können).

  • Ja, Lehrer geben sich vielleicht mehr Mühe pünktlich zu sein, aber auch wir kommen mal zu spät.
    3 Beispiele:
    - Praktikumsbesuch hat wegen Problemen zwischen Anleitung und Praktikant deutlich länger gedauert.
    - Vollsperrung der Autobahn (das hatten wir auch mal bei mündlichen Abiprüfungen, da haben 2 Schüler total fertig angerufen)
    - musste krankes Kind morgens bei Schnee zu den Großeltern bringen um mündliche Prüfungen abzunehmen.


    Also ich komme definitiv auch ganz selten mal zu spät. Im 2. Fall auch 90 Minuten trotz ausreichend Puffer.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Es ist in unserer Zeit schlicht nur noch wenigen Menschen möglich, absolut zuverlässig pünktlich da zu sein. Meine "Lieblingskollegin", die ich einerseits dringend in die Rente wünsche, ist andererseits immer unser Notnagel, um morgens pünktlich aufzuschließen. Das reibt sie uns dann natürlich gern unter die Nase. Aber wenn man 200 m Luftlinie von der Schule entfernt wohnt, weder Mann, Kinder noch Katze und keine Hobbys hat (außer sich mit seiner fast gleich alten und ebenso schrulligen Schwester zu streiten), dann ist man morgens pünktlich oder kommt gar nicht. Zu spät gibts dann halt nicht.


    Ja, es gab mal eine Zeit, da hatte Vati Residenzpflicht und Mutti war bei den Kindern zu Hause. Ich denke, da wird Vati auch selten zu spät gekommen sein (Mutti war im vergleichbaren Fall dank Lehrerinnenzölibat keine Mutti und hatte auch Residenzpflicht).


    Heute fährt Vati 30 km in die Schule, Mutti fährt auch 30 km (auch in die Schule; Lehrer paaren sich ja gern mit ihresgleichen), aber in die andere Richtung, und sie spielen morgens Schnick-Schnack-Schnuck, wer die Kinder wegbringt. Ganz unpolemisch: Es ist heute von keinem Arbeitnehmer mehr zu verlangen, dass er an seinem Arbeitsort wohnt. Das gibt unser Wirtschaftssystem einfach nicht mehr her, und deshalb muss man mit der Frage des pünktlichen Arbeitsbeginns auch pragmatisch umgehen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Für NRW habe ich einen entsprechenden Paragraphen nicht gefunden.

    Also, in der APO-BK finde ich nur eine Regelung für krankheitsbedingte Absenz bei Prüfungen, die da lautet:

    Zitat

    [...] Im Krankheitsfall hat der Prüfling unverzüglich ein ärztliches Attest vorzulegen, andernfalls gilt die gesamte Prüfung als nicht bestanden oder der fehlende Prüfungsteil wird wie eine ungenügende Leistung gewertet.

    "Unverzüglich" ist schon ziemlich eindeutig und etwas deutlich anderes als "kann er bringen, wenn er Lust hat". Ich sehe keinen Grund bei regulären Klausuren anders zu verfahren.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Hier gibt es Regionen, die wenigstens einmal pro Winter komplett von jeglicher Zivilisation abgeschnitten sind. Wer nach Zermatt zum Skifahren geht darf ruhig damit rechnen, dass er montags erst mal gar nicht zur Arbeit erscheint. Und dienstags vielleicht auch noch nicht. Und mittwochs... ;)


    Spass beiseite. Hier geht's doch eigentlich mehr darum, was eine "pädagogische Entscheidung" ist und wofür es klar definierte Regeln und Weisungen gibt. Die Frage war, ob die Schulleitung sich im vorliegenden Fall "einmischen" darf und die Antwort ist ein ganz klares ja. Ich verstehe gar nicht, warum jetzt noch 20 Leute erklären müssen unter welchen Umständen man mal zu spät kommen kann. Der Schüler hat einen schriftlichen Beleg dafür, dass er unverschuldet zu spät kam und damit ist es völlig uninteressant, wer wann wie früh aufsteht.

Werbung