Hausaufgabenmoral

  • Ich lasse Hausaufgaben manchmal in Gruppen von 2-4 Schülern untereinander vergleichen. Wenn es dann Unstimmigkeiten gibt, die sich nicht in der Gruppe klären lassen, bespreche ich diese. Oft gibt es keine und wenn, dann häufig bei mehreren, so dass eine Wiederholung im Plenum mir sinnvoll erscheint.

  • ...
    Trotzdem würde ich mir manchmal- gerade in einstündigen Fächern- wünschen, ich müsste HA nicht erst noch umständlich besprechen. Das kann ein echter Zeitfresser sein...

    Ich verstehe nicht so recht, wenn du Hausaufgaben sinnvoll findest, wieso dürfen sie dann nicht auch Zeit kosten? Wenn sie einen wichtigen Aspekt in der Nachbereitung deines Unterrichts darstellen, dann brauchen sie m.E. auch Auswertung und Raum für jeden einzelnen, der sich damit allein auseinandergesetzt hat.


    Ansonsten kannst du mal mit @MrsPace reden, sie Lässt die Schülerinnen zu Hause Vorarbeiten, dass der Unterricht praktisch in der Auswertung besteht, wenn ich das richtig verstanden habe. Ist hier im Forum beschrieben worden und wären meine Schüler etwas heller und einen Funken motivierbarer, würde ich es genauso machen wollen.

  • Zirkuskind: Eigentlich eine tolle Sache! Hat jemand aus dem Primarbereich damit Erfahrung? An meiner Schule wird es so ähnlich wie bei Caro praktiziert und auch wenn man dadurch mehr vom Unterricht hat, ist die Korrektur mit der Zeit doch recht mühsam (von der Frage abgesehen, ob sich die Schüler wirklich etwas aus den Korrekturen machen... Ich selbst nahm als Schüler meine Fehler zwar zur Kenntnis, setzte mich jedoch nie ernsthaft mit ihnen auseinander und kann mir nicht vorstellen, dass heutige Schüler ernsthaft Fehleranalyse betreiben.).

  • ...Ich selbst nahm als Schüler meine Fehler zwar zur Kenntnis, setzte mich jedoch nie ernsthaft mit ihnen auseinander und kann mir nicht vorstellen, dass heutige Schüler ernsthaft Fehleranalyse betreiben.).

    :top: genauso isses. Wie oft schrieb man Hausaufgaben (in der Mittelstufe zumindest) ab?
    Und nichts ätzender, als Berichtigungen von Klassenarbeiten. Ich hab's gehasst! Das liegt eben am Schulsystem, das nur darauf abzielt, regelmäßig Noten abzuernten.

  • sie Lässt die Schülerinnen zu Hause Vorarbeiten, dass der Unterricht praktisch in der Auswertung besteht, wenn ich das richtig verstanden habe.

    "Flipped Classroom" heißt dieses Konzept und wird bei uns in den Fachmodulen seit einiger Zeit erprobt und Materialien dafür erstellt.


    Ein spannendes Unterrichtskonzept, wie ich finde, aber eher für SuS in höheren Klassenstufen geeignet: Die Schüler müssen bereits Systeme kennen, an die sie (sprachlich/fachlich/inhaltlich) anknüpfen können und sie brauchen ganz konkrete Vorbereitungsaufgaben, die dann in flotter Weise zu Beginn der Stunde verglichen werden können.
    Für die Grundschule ist das kein passendes Konzept, weil die SuS ja erst noch lernen müssen, wie man lernt.

  • Und nichts ätzender, als Berichtigungen von Klassenarbeiten. Ich hab's gehasst! Das liegt eben am Schulsystem, das nur darauf abzielt, regelmäßig Noten abzuernten.

    Einfach nur "berichtigen" bringt es auch nicht, finde ich.


    Ich lasse meine SuS immer raussuchen, welche Fehlerart bei ihnen dominiert hat und dann sollen sie sich die jeweilige Regel rausschreiben.

  • Ansonsten kannst du mal mit @MrsPace reden, sie Lässt die Schülerinnen zu Hause Vorarbeiten, dass der Unterricht praktisch in der Auswertung besteht, wenn ich das richtig verstanden habe. Ist hier im Forum beschrieben worden und wären meine Schüler etwas heller und einen Funken motivierbarer, würde ich es genauso machen wollen.

    Ja, genau. Im Prinzip läuft das so. Ich wage mal zu behaupten, dass das mit deinen Schülern genauso funktionieren würde. :) Meine Schüler kochen auch nur mit Wasser und ich unterrichte jetzt auch kein "einfaches" Klientel. :victory:

  • Ist registriert und aus deiner Perspektive eine legitime Einschätzung. Mit fast 40 Lebensjährchen und insgesamt fast 15 Jahren Berufserfahrung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit vor dem Ref erlaube ich mir anders zu klingen, als mit Mitte-Ende 20 und Bewertungen vorzunehmen, die meiner langjährigen Berufserfahrung entspringen. :)

    Hm, vielleicht hat mich auch mehr die Formulierung "durchgehen lassen" gestört. Das kommt einem Vorgesetzten zu, aber keinesfalls einem Kollegen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ist das nicht immer so? Jeder ist auf seinen Chef angewiesen und wenn man schwierige Schüler hat, muss man einen Weg finden, mit ihnen umzugehen.
    Es ist grundlegend falsch und daher sogar kontraproduktiv, anzunehmen, wenn man bessere Noten oder keine Hausaufgaben gäbe, dann würden die Schüler einen mögen oder besser mitmachen. Vielleicht muss man als Referendar irgendwann akzeptieren, dass man Fehler macht (z.B. in der Aufgabenstellung und Bewertung) um dann eine Lösung zu finden (Mentor fragen, wie man die Aufgaben so stellt, dass realistische Noten rauskommen). Und nicht einfach so bewerten, dass jeder eine 2 bekommt.


    Das größte Problem im Ref. scheint mir eher das Alter zu sein. Manchem fällt es offenbar schwerer, sich noch etwas sagen zu lassen.


    Hallo Krabappel,


    plattyplus hatte ja schon erklärt, was den Unterschied vor allem ausmacht: Deine SuS müssen für dich kämpfen in den UBs/Lehrproben, damit die Show-Stunden wie im Drehbuch ablaufen. Nicht umsonst trainieren wir Reffis den Methodenkrimskrams und Rituale, auf die die meisten SuS gar keinen Bock haben. Da muss man die SuS eben anderweitig bei Laune halten. Ist dein eigenes Referendariat schon so lange her? Eigentlich ist das inoffizielles Know-How.


    Was das mit dem "grundlegend falsch" anbelangt: So falsch kann es nicht sein, denn seit ich notenmäßig die lockere Tour fahre, habe ich meine Ruhe. Zuvor haben sich einige SuS penetrant bei Kollegen beschwert, bis sogar die Schulleitung sich der Sache annahm. Die Frage war dann, was man tun könne, damit die SuS sich von mir besser angenommen fühlen. Mir war in dem Moment klar, dass das einer indirekten Aufforderung gleichkam, die Benotung bzw. den Schwierigkeitsgrad nach unten zu korrigieren.


    Es gibt leider genügend SuS, denen es piepegal ist, ob du dein ganzes Herzblut in den Unterricht steckst; wenn sie mittelprächtige Noten kassieren, ist der Unterricht Müll und wenn die Noten passen, kannst du auch ohne Widerspruch stumpfsinnigen Frontalunterricht abziehen (was ich natürlich nicht mache).


    der Buntflieger

  • ...So falsch kann es nicht sein, denn seit ich notenmäßig die lockere Tour fahre, habe ich meine Ruhe. Zuvor haben sich einige SuS penetrant bei Kollegen beschwert, bis sogar die Schulleitung sich der Sache annahm. Die Frage war dann, was man tun könne, damit die SuS sich von mir besser angenommen fühlen.

    Schade, dass du an dieser Stelle nicht die richtigen Schlüsse gezogen hast.

  • Das ist ein bisschen arg pauschal ausgedrückt, finde ich.


    Du hast allerdings völlig recht, es gibt so einiges an Käse, den man für seine Studienleitung abzieht, den auch die Schüler für albern halten.


    Aaaaber zu sagen, wenn die Noten stimmen, ist den SuS egal, wie die Unterrichtsqualität ist, ist einfach viel zu verallgemeinert.
    Ich habe SuS, die haben tolle Noten, aber finden Latein fürchterlich.
    Ich habe Schüler mit bescheidenen Noten, die trotzdem gut mitmachen.

  • Das ist ein bisschen arg pauschal ausgedrückt, finde ich.


    Du hast allerdings völlig recht, es gibt so einiges an Käse, den man für seine Studienleitung abzieht, den auch die Schüler für albern halten.


    Aaaaber zu sagen, wenn die Noten stimmen, ist den SuS egal, wie die Unterrichtsqualität ist, ist einfach viel zu verallgemeinert.
    Ich habe SuS, die haben tolle Noten, aber finden Latein fürchterlich.
    Ich habe Schüler mit bescheidenen Noten, die trotzdem gut mitmachen.


    Hallo Schmidtskatze,


    ich sprach auch nur von einer kleinen Teilgruppe. Aber wenn die Stress machen und du dann nicht den nötigen Rückhalt hast, ziehst du deine Schlüsse daraus.


    der Buntflieger

  • Das ist ein bisschen arg pauschal ausgedrückt, finde ich.


    Du hast allerdings völlig recht, es gibt so einiges an Käse, den man für seine Studienleitung abzieht, den auch die Schüler für albern halten.


    Aaaaber zu sagen, wenn die Noten stimmen, ist den SuS egal, wie die Unterrichtsqualität ist, ist einfach viel zu verallgemeinert.
    Ich habe SuS, die haben tolle Noten, aber finden Latein fürchterlich.
    Ich habe Schüler mit bescheidenen Noten, die trotzdem gut mitmachen.

    Kann ich nur bestätigen! Ich habe sus, deren noten unter aller Kanone sind, die aber den Unterricht total interessant und toll finden. Wie das zusammenpasst, will sich mir zwar nicht so recht erschließen, aber so unüblich ist das nicht. Ich habe auch sus mit tollen Noten, die den Unterricht aber zum ko***n finden. Allerdings kann ich Buntfliegers Argumentation auch verstehen. In einem solchen Abhängigkeitsverhältnis sollte man nicht zu viel mit Steinen werfen, das kann sich schnell mal rächen. Allerdings sind gute Noten um des lieben Friedens Willen auch keine Dauerlösung.

  • Schade, dass du an dieser Stelle nicht die richtigen Schlüsse gezogen hast.

    Hat er doch gemacht. Und mit dem runden Tisch lief es dann auch viel bessser.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Aber wenn die Stress machen und du dann nicht den nötigen Rückhalt hast, ziehst du deine Schlüsse daraus.

    Das stimmt... Am schlimmsten finde ich, dass du vom fehlenden Rückhalt sprichst. In meiner Ausbildung vermiss ich auch häufig den Rückhalt.


    Wie lange hast du noch im Ref? Kopf hoch, tanzen!...ähm... Durchhalten :)

  • Zirkuskind: Eigentlich eine tolle Sache! Hat jemand aus dem Primarbereich damit Erfahrung? An meiner Schule wird es so ähnlich wie bei Caro praktiziert und auch wenn man dadurch mehr vom Unterricht hat, ist die Korrektur mit der Zeit doch recht mühsam (von der Frage abgesehen, ob sich die Schüler wirklich etwas aus den Korrekturen machen... Ich selbst nahm als Schüler meine Fehler zwar zur Kenntnis, setzte mich jedoch nie ernsthaft mit ihnen auseinander und kann mir nicht vorstellen, dass heutige Schüler ernsthaft Fehleranalyse betreiben.).


    Ich habe den Eindruck, dass Korrekturen wirkungslos bleiben, wenn man keine Berichtigung verlangt. Eine Berichtigung zu verlangen erfordert aber auch eine erneute Korrektur, die dann ggf. wieder eine Berichtigung verlangt und eine neue Korrektur und eine neue Berichtigung und eine neue Korrektur und eine neue Berichtigung usw.


    Das habe ich mir einmal spaßeshalber angetan. Einige Kinder brachten es auf neun Berichtigungen, die sie schreiben mussten. Ich rechnete jeden Tag mit Protesten der Eltern, aber die fanden das gut.


    Grundsätzlich halte ich das jedoch für nicht leistbar, aber individuelle Korrekturen ohne individuelle Berichtigungen halte ich für weitgehend sinnlos. Der Schüler sieht bestenfalls, er hat viel/manches/einiges falsch gemacht, aber mehr bewirkt es dann nicht. Dann reicht auch das Vergleichen im Klassenverband und das gemeinsame Üben der Fehler(-schwerpunkte).

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ja, genau. Im Prinzip läuft das so. Ich wage mal zu behaupten, dass das mit deinen Schülern genauso funktionieren würde. :) Meine Schüler kochen auch nur mit Wasser und ich unterrichte jetzt auch kein "einfaches" Klientel. :victory:

    Meinst du echt? Ich fürchte, es scheitert schon an den Lesefähigkeiten. Ganz zu schweigen von der Arbeitsmoral... Wie führst du das denn bei einer neuen Gruppe ein?

  • Meinst du echt? Ich fürchte, es scheitert schon an den Lesefähigkeiten. Ganz zu schweigen von der Arbeitsmoral... Wie führst du das denn bei einer neuen Gruppe ein?

    Schüler beginnen selbständig und effizient zu arbeiten wenn die beiden folgenden Dinge gegeben sind:

    • Aussicht auf Erfolg
    • angemessenes Niveau (nicht zu einfach, nicht zu schwierig)

    Ich schaue zu, dass sie anfangs schnell zum Erfolg kommen. Die erste Klassenarbeit ersetze ich grundsätzlich durch eine Serie von Mini-Tests zu jeweils sehr begrenzte Themen (knapp 2 Doppelstunden, ca. 150 Unterrichtsminuten). Weiterhin wähle ich dafür explizit keine Unterrichtseinheit aus, die wiederholenden Charakter (zu einfach) hat. Ich traue ihnen zu, dass sie die Inhalte aus der Mittelstufe beherrschen. (Das tun die wenigsten meiner Fachkollegen!) Ich wähle die Übungsaufgaben so aus, dass das Anforderungsniveau steigend ist. Reproduktion, Reorganisation, Transfer. Durch die Mini-Tests gewöhnen sich die Schüler daran, dass sie kontinuierlich lernen. Weil sie dann auch durch das begrenzte Stoffgebiet sehr gute Leistungen erzielen, lernen sie, dass sie Erfolg haben, wenn sie kontinuierlich lernen. Die Mini-Test-Serie fällt im Schnitt immer sehr gut aus. Diesjähriger Schnitt 1,9. Themengebiet war Stochastik. Ab da ist es eigentlich ein Selbstläufer, sofern man weiterhin die Übungsaufgaben "in der richtigen Reihenfolge" stellt. Schwache Schüler kommen zumindest mit der Reproduktion zurecht. Mittelmäßige Schüler schaffen in der Regel noch die Reorganisation. Starke Schüler auch den Transfer. So hat jeder das Gefühl, dass er was kann. Vor der eigentlichen Klassenarbeit gibt es eine Probeklassenarbeit. Da können die Schüler nochmal gucken, auf welche Inhalte es nun wirklich ankommt und überprüfen ob sie das beherrschen. Die Klassenarbeit an sich, hat dann im Prinzip das gleiche Format nur sind eben die Aufgabentypen unterschiedlich. Auch hier: Anfoderungsniveau von Aufgabe zu Aufgabe steigend.


    Natürlich geht es bei Vielen mit Voranschreiten des Schuljahres notenmäßig etwas bergab, weil die Themen ja auch immer anspruchsvoller werden. Schwache aber fleißige Schüler schaffen es aber zumindest auf eine 4. Was ich ok finde.


    In der Kursstufe beginne ich dann mit einer thematischen einfachen, kurzen Unterrichtseinheit und einem Multiple Choice Test. Wieder: Erfolg auf der ganzen Linie. Motiviationsluft geschnuppert. Erst dann kommt Analysis (Differentialrechnung). Die erste Klausur haut dann meist richtig rein. Danach wieder eine Mini-Test-Serie um die Motivation zurückzuholen. Dann wieder etwas Knackiges (Integralrechnung). Im Anschluss die nächste "anschauliche" Unterrichtseinheit (Vektorgeometrie). So halte ich sie eigentlich die gesamten drei Schuljahre bei Laune und habe im Abitur Schnitte zwischen 8 und 10 NP, mit jeweils einem Drittel bis der Hälfte der Schüler im zweistelligen Notenbereich. :)

  • Für mich klingt das nach einem tollen System, allerdings frage ich mich, inwiefern das Ganze für andere Fächer praktikabel ist. Mathe bietet ja unendlich viele Möglichkeiten, Aufgaben zu erstellen. Nehmen wir jetzt mal Wirtschaft oder Politik als Beispiel: Wenn ich da das System anwenden würde, hätte ich bis zur echten Klassenarbeit ja alle potentiellen Klassemarbeitsaufgaben "verbraten". Sprich, ich wüsste gar nicht, was ich in der Arbeit noch fragen könnt, was dann nicht schon xmal in Tests oä drangekommen ist. Gerade in leistungsschwachen Bildungsgängen hält sich der Umfang und die Tiefe ja eh sehr in Grenzen und es geht vorwiegend um Reproduktion. Weiß jemand Rat? Denn das System gefällt mir grundsätzlich recht gut.

  • Nehmen wir jetzt mal Wirtschaft oder Politik als Beispiel: Wenn ich da das System anwenden würde, hätte ich bis zur echten Klassenarbeit ja alle potentiellen Klassemarbeitsaufgaben "verbraten". Sprich, ich wüsste gar nicht, was ich in der Arbeit noch fragen könnt, was dann nicht schon xmal in Tests oä drangekommen ist.

    Die Mini-Tests ersetzen bei mir eine Klassenarbeit. D.h. zu dieser Unterrichtseinheit gibt es dann gar keine Klassenarbeit mehr.


    Für Fächer wie Politik gibt es aber auch tolle andere Möglichkeiten. Da muss es jetzt nicht unbedingt der Mini-Test sein. Wichtig ist, dass die Schüler selbständig arbeiten und zu annehmbaren Ergebnissen kommen.

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