Hausaufgabenmoral


  • Darin stimme ich dir zu nach dem Motto: Traurig, aber wahr.


    Als Referendar hatte ich natürlich auch noch nicht die Autorität, wie ich sie mir später langsam erarbeitet habe. Heute ist mein Argument oft: Vielleicht dürft ihr euch das bei anderen erlauben, aber bei mir nicht!


    Sagen wir so, WENN man eine bestimmte Stellung bei Schülern, Eltern, Kollegen, Leitung erreicht hat, DANN kann man sich bestimmte Dinge eher erlauben. Bis dahin muss man zumindest "vorsichtig sein".

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ... solange es für mich sehr wichtig ist, dass sich die Schüler bei mir im Unterricht wohl fühlen, gebe ich im Zweifel die bessere Note und werde nicht als erster in Klassen Hausaufgaben unter Androhung von Sanktionen einführen, die das zuvor nicht kannten

    Der Satz ist grundlegend falsch. Er müsste gegensätzlich heißen: Solange es für mich wichtig ist, dass sich die Kinder in meinem Unterricht benehmen (und auch wohlfühlen) mache ich das, was ich gesagt habe, damit die Kinder eine Person erleben, die den Rahmen steckt und zu der sie Beziehung aufbauen können. Zu einer wässrigen, durchsichtigen Person können sie das nicht nur nicht, sondern übernehmen im Zweifel komplett das Ruder, weil sie das Machtvakuum nicht aushalten.


    Aber zur Ausgangsfrage, als Mutter kann ich den Sinn von Hausaufgaben auch nur bedingt nachvollziehen. Man rennt ständig diesen Aufgaben hinterher, der Haussegen hängt in 98 von 100 Fällen schief und wenn die Aufgaben zu schwer sind, machens eh die Eltern. Das einzige was wirklich Sinn macht m.E. ist Vokabellernen (regelmäßig Noten in der Schule) und andere Sachen zum Auswendiglernen.


  • - wer einen Monat lang alle HA hatte, bekam einen Gutschein für einmal hausaufgabenfrei, einzulösen nach Belieben (sollte dann einfach auf die Heftseite oder das Arbeitsblatt geklebt werden, wo er eingelöst wurde)


    Wenn keine wirklichen Sanktionen folgen und es den Eltern auch wurscht ist, hat man als Kind quasi jeden Tag "hausaufgabenfrei". Ob der Lehrer es für richtig hält oder nicht.

  • Hätte man theoretisch haben können, ab dem vierten Mal vergessen mit Nacharbeit in Sport oder Kunst oder sonstwo, während die anderen Kinder schöne Dinge machen.
    Aber das System hat bei mir echt gut gezogen. Die Hausaufgabengutscheine waren ein starker Ansporn.

  • Das haben meine aber nicht durchschaut ;)


    Glück gehabt ;)


    Und sicherlich auch eine gute Methode für eine Klasse, in der zumindest so halbwegs eine "Hausaufgabenmoral" vorhanden ist.

  • Hier meine "Maßnahmen" für die 3./4. Klassen:


    Ich bin fest davon überzeugt, dass Hausaufgaben zur Vertiefung und Übung des Stoffes da sind und auch einmal um etwas vorzubereiten. Das vertrete ich im 1. Elternabend auch so. Wenn jemand die HA nicht machen konnte, reicht eine schriftliche Entschuldigung der Eltern und ich fordere die HA da nicht nach. Bei Krankheit ist sie auch keine Pflicht, empfehle aber den Eltern, das nachzuholen, was das Kind braucht, damit es im weiter gut mitkommt. Außerdem finde ich es nicht fair den Ganztagesklassen gegenüber, wenn die SuS der Halbtagesklassen die HA nicht machen. Die Ganztagesschüler sind deswegen bis 16 Uhr in der Schule. Das ist erst einmal die Grundlage.


    1) Bewusstmachen der Hausaufgaben
    In der 3. Klasse thematisiere ich 2-3 Unterrichtsstunden unter dem Aspekt "Lernen lernen" die Notwendigkeit der Hausaufgaben (Übung, Vertiefung) und wie man sie am besten macht (Ablauf usw.). Auf dieser Schiene finden auch manche Einzelgespräche (nicht belehrend!) mit den Kindern statt, die Probleme haben, regelmäßig die Hausaufgaben zu machen. Ich lasse mir den Aufschrieb im HA- Heft zeigen - manchmal haben sie es einfach nicht genau aufgeschrieben - , bespreche mit ihnen Abhaktechniken und Rituale, spreche mit ihnen über häusliche Störfaktoren (ich wollte schnell raus ...), zeige ihnen (und in Elterngesprächen) die Liste von fehlenden HA ( da erschrecken sie oft selbst). Außerdem ist bei manchen SuS bei den Lernentwicklungsgesprächen das Thema "Hausaufgaben". Da werden Ziele z.B. gesteckt und nach einem Monat überprüft, in wie weit die Ziele erreicht wurden und mit mir in den offenen Unterrichtsphasen besprochen.


    2) Belohnung/Rückmeldung (übermittlender Stellenwert der HA)
    Gerade am Anfang, wenn ich eine 3. Klasse übernehme, klappt es nicht so ganz mit dem System. Wenn es die Klasse einmal schafft, komplett die HA vollständig zu haben, dann gibt es eine Belohnung (Sticker, Fleißkärtchen). Die Belohnung ist aber nicht zwingend. Da ich alle HA anschaue, mal überfliegend oder genauer, bemühe ich mich um einen lobenden oder ermunternden Kommentar. Wenn es inhaltliche oder andere Probleme bei den HA gibt, rede ich wie über Schularbeiten in der offenen Phase mit dem Schüler.


    3) Vergessen von Kleinigkeiten
    Das Vergessen von Kleinigkeiten resultiert aus einer gewissen Oberflächlichkeit und des ungenauen Lesens der Arbeitsaufträge. Wenn es nur 5 min Arbeiten sind, machen das die Kinder in der ersten Phase des offenen Unterrichts, der immer morgens stattfindet, nach.


    4) Unvollständigkeit /ganze HA vergessen
    Meistens haben die Kids das nicht richtig aufgeschrieben oder nicht in ihr Aufgabenheft geschaut. Dann müssen sie mir eine Woche lang ihren Aufschrieb zeigen und ich zeichne es gegen. Fehlendes schreibe ich sowohl in das Heft, wo es fehlt (Hole S. ... Nr. nach, HA vom...) und ins Hausaufgabenheft. Wenn es dann den Tag später immer noch nicht da ist, muss es unterschrieben werden von den Eltern. Wenn die Unterschrift fehlt, schreibe ich eine Mail oder ich rufe an. Alternativ: Ich lasse die Kinder das immer dann nachholen, wenn wir etwas Angenehmes machen: Erzählkreis, Sport, große Pause.
    Wenn Hausaufgaben öfter fehlen oder unvollständig sind, bestelle ich die Eltern meistens in die Sprechstunde und berede mit ihnen die HA- Situation.


    5) Art der Hausaufgaben
    Ich gebe nur solche Hausaufgaben auf, wo den Schülern klar ist, was zu tun ist.Wenn ich noch Unklarheiten befürchte, dann kläre ich dies im Vorab. Für heutige SuS ist leider fast nichts mehr selbstverständlich. Man muss alles einführen.


    6) Was bringt nichts?
    Die Eckenkarte und die Hausaufgabengutscheine hatte ich auch einmal. Eltern sahen die vielen Ha- Gutscheine gar nicht gerne, weil sie immer daheim einen Kampf hatten. Deswegen gibt es nur noch an Geburtstagen, an Weihnachten und an Ostern HA- Gutscheine. Die Eckenkarte (wer die HA vergessen hatte, dem wurde eine Ecke abgeschnitten, wer eine volle am Ende des Monats hatte, bekam einen HA- Gutschein). Die notorischen HA- Verweigerer habe ich damit nicht erreicht. Nacharbeiten am Nachmittag brachte bei notorischen Vergessern auch nichts auf die Dauer. Außerdem sehe ich nicht ein, dass ich den SuS damit noch eine extra Aufmerksamkeit beschere und ich halte das nicht für meine Aufgabe. Das ist für mich ein persönlicher Zeiträuber. Außerdem signalisiere ich damit Eltern und Schülern, dass ich angeblich für die Durchführung der HA verantwortlich bin. Bin ich nicht. Mein Arm reicht nicht bis ins Kinderzimmer oder den Küchentisch zuhause.


    Ehrlich gesagt habe ich mit dem oben beschriebenen System keinen solchen großen Kampf. (Eher ein Kampf mit mir selbst, dass ich regelmäßig die HA nachkontrolliere.) Kleinigkeiten werden öfter einmal nicht gemacht, das ist aber auch kein Beinbruch, die sind schnell nachgeholt.Ich kontrolliere allerdings täglich die HA, d.h., sie werden eingesammelt - einmal nach einer gemeinsamen Kontrolle oder auch gleich morgens. Bei mir kontrollieren so schätzungsweise 1/3 der Eltern regelmäßig die Hausaufgaben. Wir haben ein normales kleinstädtisches Einzugsgebiet, bunt gemischt. Ich hatte selten notorische Vergesser in den letzten Jahren, vielleicht habe ich einfach Glück gehabt.
    Ich habe alles etwas ausführlich aufgeschrieben. Vielleicht kannst du dir etwas herausziehen.

  • Hilfe, ich hab oben nochmal editiert. Aber ja, sie haben es tatsächlich nicht durchschaut.


    Und während ich diese Antwort für Steffi geschrieben habe, hat Caro auch wieder was geschrieben. Ich bin heute einfach zu langsam.

  • ...6) Was bringt nichts?
    Die Eckenkarte und die Hausaufgabengutscheine hatte ich auch einmal. Eltern sahen die vielen Ha- Gutscheine gar nicht gerne, weil sie immer daheim einen Kampf hatten. Deswegen gibt es nur noch an Geburtstagen, an Weihnachten und an Ostern HA- Gutscheine. Die Eckenkarte (wer die HA vergessen hatte, dem wurde eine Ecke abgeschnitten, wer eine volle am Ende des Monats hatte, bekam einen HA- Gutschein). Die notorischen HA- Verweigerer habe ich damit nicht erreicht. Nacharbeiten am Nachmittag brachte bei notorischen Vergessern auch nichts auf die Dauer. Außerdem sehe ich nicht ein, dass ich den SuS damit noch eine extra Aufmerksamkeit beschere und ich halte das nicht für meine Aufgabe. Das ist für mich ein persönlicher Zeiträuber. Außerdem signalisiere ich damit Eltern und Schülern, dass ich angeblich für die Durchführung der HA verantwortlich bin. Bin ich nicht. Mein Arm reicht nicht bis ins Kinderzimmer oder den Küchentisch zuhause....


    Ich hätte zwei Nachfragen, Caro07:


    1. Was für Hausaufgaben-Gutscheine waren das denn, dass die Eltern deswegen zu Hause immer einen Kampf hatten? Ich kenne von Kollegen nur "Gutscheine", dass die Schüler dann in der Schule "etwas dürfen" oder "etwas nicht müssen". Bezogen sich deine HA-Gutscheine darauf, dass die Kinder dann zu Hause etwas dürfen bzw. nicht müssen?


    2. Mir ist immer nicht ganz klar, was jemand meint, wenn er davon spricht, dass er die Hausaufgaben kontrolliert. Meinst du, (a) du hast geschaut, ob sie jeder gemacht hat oder (b) du hast jede HA eingesammelt und daheim kontrolliert? (b finde ich mit zunehmendem Alter, also Umfang immer weniger leistbar, hielte es aber gerade bei Schulanfängern für wichtig). Dass man sie mit der Klasse gemeinsam vergleicht, setze ich voraus - allerdings höre und lese ich immer wieder, dass das auch nicht alle machen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • @ Kippelfritze


    zu 1: HA- Gutscheine bedeutet: statt HA zu machen, setzt man die HA- Gutschein dafür ein. Einige SuS hatten zu viele HA- Gutscheine und wollten diese ständig einsetzen.


    zu 2: Ich kontrolliere die HA nach dem Unterricht. Mathematik meistens stichpunktartig (nicht ständig jedes Ergebnis, das ist nicht leistbar, ich schaue aber, wie sie formal aufgeschrieben ist und ob die Aufgabenart verstanden wurde, das sieht man an der ungefähren Fehlerhäufigkeit) und in Deutsch genauer je nach Aufgabenstellung (Formulierung, Rechtschreibung, formale Kritierien).Wichtig ist mir immer, dass die Aufgabe verstanden wurde und sie einigermaßen je nach Fähigkeit des Kindes sauber und übersichtlich aufgeschrieben wurde. Manche Aufgaben bespreche ich in der Schule und schaue i.d.R. dann nochmals nach dem Unterricht "drüber" ob mir noch etwas auffällt. Außerdem gibt es immer einmal wieder eine Rückmeldung. Rückmeldung heißt auch Würdigung, nicht ständige Fehlersuche.

  • Vielen lieben Dank für eure z.T. sehr ausführliche HilfeFüllung! Ich werde mir am Wochenende mal überlegen, ob ich dazu noch mal einen Elternbrief verfasse, denn in nächster Zeit steht kein Elternabend an. Außerdem werde ich in der nächsten Woche noch mal ein oder zwei Stunden aufwenden, um mit den Kindern das Anfertigen der Hausaufgaben und die Organisation des Arbeitsplatz/ der Hausufgaben zu besprechen. Den ein oder anderen Tipp zur positiven Verstärkung werde ich sicher auch übernehmen. Danke nochmal

  • Ich verstehe, dass das Ref hart ist, aber schon im Ref derart mutlos und halbherzig seinen beruflichen Verpflichtungen nachzukommen ist ganz schön traurig und grenzt an eine Bankrott-Erklärung als Lehrer. So einen Text würde ich einem Kollegen kurz vor der Pensionierung durchgehen lassen (auch wenn ich mir anderes wünschen würde), aber nicht jemandem zu Beginn seines Berufslebens.

    Und ich würde sagen, dass das Worte und Wertungen sind, die einem (Mit-)Referendar schlicht und ergreifend nicht zustehen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Dann sei auch einer! Eine der wichtigsten Kompetenzen der Lehrer ist nunmal die Diagnose- und Bewertungskompetenz.

    Wie soll man denn in der Referendars-Position so handeln können?


    Als Referendar ist man in einem doppelten Abhängigkeitsverhältnis. Einerseits ist man auf die Seminarbeurteilung angewiesen und andererseits auf seine Schüler (und eben nicht umgekehrt). Die Schüler müssen "nur" bei einem Unterrichtsbesuch die Mitarbeit komplett verweigern. Dann muß der Referendar das "Der Lehrer fragt, der Lehrer antwortet"-Spiel spielen und damit ist er durchgefallen.


    Das ganze Setting im Referendariat erlaubt es nicht Lehrer zu sein, zumindest kein solcher, wie ihr ihn einfordert. Der Lehrer mit Rückgrat, den ihr einfordert, darf nicht abhängig von den Arbeitsleistungen der Schüler sein. Nur dann ist er frei zu bewerten. Bei der Bewertung könnte ja auch herauskommen, daß die ganze Klasse die Note 6 verdient und auch das muß er aussprechen können, ohne Angst haben zu müssen von höherer Stelle dafür sanktioniert zu werden.


    Und zurück zum Thema "Hausaufgaben". Alle Kollegen, die bei uns Hausaufgaben überhaupt noch aufgeben, stellen am Ende fest, daß max. 10% der Schüler diese auch bearbeiten. Das sind dann aber die 10%, die sie eh nicht machen müßten, weil sie den Stoff eh schon durchdrungen haben. Die Zeit, die man im Unterricht für die Hausaufgabenkontrolle benötigt, rechtfertigt meiner Meinung nach nicht den Unterricht entsprechend einzukürzen. Die 20 Minuten Unterricht sind mir wichtiger als die Hausaufgabenkontrolle. Bei meinen Kollegen sieht es ähnlich aus. Folglich verzichten wir auf verbindliche Hausaufgaben sondern verteilen Aufgaben ggf. mit Musterlösungen und regen dann zur Eigenverantwortung an. Wer sie macht "gut", wer sie nicht macht "auch egal". Das Ergebnis kommt dann eh bei der nächsten Klassenarbeit.

  • Als Referendar ist man in einem doppelten Abhängigkeitsverhältnis. Einerseits ist man auf die Seminarbeurteilung angewiesen und andererseits auf seine Schüler (und eben nicht umgekehrt).

    Ist das nicht immer so? Jeder ist auf seinen Chef angewiesen und wenn man schwierige Schüler hat, muss man einen Weg finden, mit ihnen umzugehen.


    Es ist grundlegend falsch und daher sogar kontraproduktiv, anzunehmen, wenn man bessere Noten oder keine Hausaufgaben gäbe, dann würden die Schüler einen mögen oder besser mitmachen. Vielleicht muss man als Referendar irgendwann akzeptieren, dass man Fehler macht (z.B. in der Aufgabenstellung und Bewertung) um dann eine Lösung zu finden (Mentor fragen, wie man die Aufgaben so stellt, dass realistische Noten rauskommen). Und nicht einfach so bewerten, dass jeder eine 2 bekommt.


    Das größte Problem im Ref. scheint mir eher das Alter zu sein. Manchem fällt es offenbar schwerer, sich noch etwas sagen zu lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • @ plattypus: In der Grundschule finde ich Hausaufgaben schon sinnvoll.


    Gewisse Dinge (Buchstaben und Zahlen schreiben, flüssiges Lesen, Einspluseinsaufgaben automatisieren, Einmaleinsaufgaben verinnerlichen) muss man einfach üben. Lautes Lesen im Anfangsunterricht kann man unglaublich schwer mit der ganzen Klasse gewinnbringend üben. Da sind halt leider schon ein bisschen die Eltern gefragt.


    Außerdem lernen die Kinder durch tägliche Hausaufgaben, pflichtbewusst zu sein bzw. sie erfahren zumindest, dass es gewisse Erwartungen an sie gibt und man nicht ständig Ausflüchte finden kann. Allein dieses Wissen fehlt ja bei vielen Schulanfängern schon völlig.


    Die Kontrolle dauert bei mir nicht 20min, es sei denn wir haken Matheaufgaben gemeinsam ab, waobei Selbstkontrolle ja auch eingeübt werden muss, insofern ist die Zeit quasi wieder sinnvoll genutzt.
    Ansonsten sammle ich die Hefte ein und kuck nachmittags drüber. Würdigung ist wichtig, wenn es fehlt oder komplett hingerotzt ist, kommt derzeit ein gelber Klebezettel rein und es muss nachgearbeitet werden. Wenn sich das Kind bemüht hat, dann kommt ein Smiley oder Sticker drunter. Kostet in 1/2 nicht viel Zeit für mich, da auf den ersten Blick erkennbar ist, ob es richtig oder falsch ist.



    Und damit die Hausaufgaben nicht zur Qual werden - als Mutter kann ich ein Lied davon singen, wie Nachmittags quasi "zerstört" werden - gebe ich immer nur so viel auf, dass es in 20 Minuten machbar ist. Wer es nicht schafft, kann eine Elternunterschrift druntersetzen lassen und dann zählt die Hausaufgabe auch als erledigt. Und ich bekomme Rückmeldung, dass ein Kind sich schwer tut.
    Ich finde auch differenzierte Hausaufgaben gut. Zum Beispiel kreuze ich im Mathebuch bei den Kindern teilweise verschieden viele Aufgaben an, die zu erledigen sind. Oder ein Teil der Klasse schreibt die Lernwörter nochmal ab, ein anderer Teil bildet Sätze damit.

  • @ Danke, @Caro07.


    Ich kontrolliere nahezu immer (zu 99%), ob Hausaufgaben gemacht wurden. Ich vergleiche sie immer im Klassenverband. Allerdings, ich präzisiere, gebe ich schriftliche eher selten auf, mündliche hingegen ständig.


    Meine Erfahrung ist wie die von -plattyplus-. Hausaufgaben machen die, die sie nicht nötig hätten. (Ich spreche da jetzt von den vielbeschworenen Aufgaben zwecks Übung und Vertiefung.) Die anderen machen sie nicht oder schreiben sie vor der Stunde von den wenigen anderen ab.


    @ plattypus: In der Grundschule finde ich Hausaufgaben schon sinnvoll. ...


    Im Prinzip stimme ich dir zu. Allerdings spricht die Realität eine andere Sprache. Die Kinder, die meist den größten Übungsbedarf haben, haben zu Hause keine Unterstützung und machen die Hausaufgaben daher eher nicht. Sie fallen dadurch noch weiter hinter die Kinder zurück, deren Eltern sich kümmern und die dafür sorgen, dass Hausaufgaben gemacht werden. Meine Konsequenz (gilt ja auch für ältere Kinder) ist, lieber selbst am Stundenanfang eine Übung/Wiederholung zu organisieren.


    Wie schon geschrieben, sind viele Eltern nicht einfach "ignorant und böse", sondern eher überlastet, unfähig oder ausgebrannt, wenn sie aus prekären Beschäftigungsverhältnissen abends nach Hause kommen. Wir können ihnen deshalb nicht alles abnehmen, ja, aber wir sollten sie auch nicht überfordern. Es hilft ja auch nichts, Anforderungen an sie zu stellen, von denen wir wissen, dass sie ihnen nicht gerecht werden (können)!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Bei der Bewertung könnte ja auch herauskommen, daß die ganze Klasse die Note 6 verdient und auch das muß er aussprechen können, ohne Angst haben zu müssen von höherer Stelle dafür sanktioniert zu werden.

    Angenommen, bei der Bewertung käme so etwas heraus, dann habe ich als Lehrer an mehreren Stellen versagt.

  • Wie soll man denn in der Referendars-Position so handeln können?
    Als Referendar ist man in einem doppelten Abhängigkeitsverhältnis. Einerseits ist man auf die Seminarbeurteilung angewiesen und andererseits auf seine Schüler (und eben nicht umgekehrt). Die Schüler müssen "nur" bei einem Unterrichtsbesuch die Mitarbeit komplett verweigern. Dann muß der Referendar das "Der Lehrer fragt, der Lehrer antwortet"-Spiel spielen und damit ist er durchgefallen.


    Das ganze Setting im Referendariat erlaubt es nicht Lehrer zu sein, zumindest kein solcher, wie ihr ihn einfordert. Der Lehrer mit Rückgrat, den ihr einfordert, darf nicht abhängig von den Arbeitsleistungen der Schüler sein. Nur dann ist er frei zu bewerten. Bei der Bewertung könnte ja auch herauskommen, daß die ganze Klasse die Note 6 verdient und auch das muß er aussprechen können, ohne Angst haben zu müssen von höherer Stelle dafür sanktioniert zu werden.


    Und zurück zum Thema "Hausaufgaben". Alle Kollegen, die bei uns Hausaufgaben überhaupt noch aufgeben, stellen am Ende fest, daß max. 10% der Schüler diese auch bearbeiten. Das sind dann aber die 10%, die sie eh nicht machen müßten, weil sie den Stoff eh schon durchdrungen haben. Die Zeit, die man im Unterricht für die Hausaufgabenkontrolle benötigt, rechtfertigt meiner Meinung nach nicht den Unterricht entsprechend einzukürzen. Die 20 Minuten Unterricht sind mir wichtiger als die Hausaufgabenkontrolle. Bei meinen Kollegen sieht es ähnlich aus. Folglich verzichten wir auf verbindliche Hausaufgaben sondern verteilen Aufgaben ggf. mit Musterlösungen und regen dann zur Eigenverantwortung an. Wer sie macht "gut", wer sie nicht macht "auch egal". Das Ergebnis kommt dann eh bei der nächsten Klassenarbeit.

    Und ich dachte, dass nahezu nur ich das so handhaben würde und hatte schon ein bisschen schlechtes Gewissen. Ich gebe grundsätzlich keine Hausaufgaben in der BBS auf. Ich habe es versucht, aber die Ergebnisse waren mehr als ernüchternd. Idr haben von 25 sus max. 2 die Aufgaben. Wenn die Aufgaben grundlegend für die folgende Unterrichtsstunde sein sollten, hat das den ganzen Plan übern Haufen geworfen, weil man ohne die bearbeiteten Aufgaben nicht weiterarbeiten konnte und man erst 5 Minuten zum kontrollieren verschwendet, um dann den Kram nochmal gemeinsam durchzuarbeiten damit es weitergehen kann. Derweil gucken die zwei Leute in die Luft, die die Aufgaben bereits gemacht haben. Jetzt könnte man denen in der Zeit eine sonderaufgabe geben, die wieder zeit in der Erstellung frisst und die sus mit zusätzlicher Arbeit fürs Hausaufgaben machen bestraft. Eher unbefriedigend.
    Man könnte nun sagen, dass mab trotzdem weiterhin hausaufgaben aufgibt und dann gibts halt ne 6 fürs Nichterledigen. Dann muss man sich aber wieder vorher hinsetzen und Zeit in die Erstellung einer sinnvollen Aufgabe stecken, die dann eh keiner macht. Mir ist das zu doof. Und von Kollegen weiß ich, dass es da genauso läuft. Ich behandel den Stoff im Unterricht genau so viel, dass man theoretisch genug Verständnis entwickeln kann, um am Ende jede Aufgabe in der Klassenarbeit bearbeiten zu können. Das kann dann auch mal bedeuten, dass ich eine Sache genau einmal erkläre, die sus es einmal selbst üben/anwenden und dann fürs üben selbst zuständig sind. Übungsaufgaben stelle ich zu gegebener zeit gerne zur Verfügung. Wer diese nicht macht, bekommt die Quittung dann bei der Klassenarbeit.

  • Ich denke, irgendwann ist vom Alter her die Zeit vorbei, Hausaufgaben als zwingend vorzuschreiben. Wenn die Jugendlichen ein gewisses Alter erreicht haben, dann darf man von ihnen Eigenverantwortung erwarten. Das sollten dann eher Übungsangebote sein. Wer sie nicht macht, bekommt dann die Quittung oder auch nicht, wenn er alles schon vom Unterricht mitnimmt. Auf jeden Fall gehört auch eine gewisse Nacharbeit des Unterrichtsstoffs dazu.


    In der Grundschule sehe ich es aber wie Kathie. Im ersten und zweiten Schuljahr muss viel geübt werden, damit überhaupt Grundlagen entstehen können. Die Unterrichtszeit reicht dazu nicht aus.
    Man darf auch nicht vergessen, dass wir in der Grundschule (höchstens im 4. Schuljahr) noch keine hohe Schreibgeschwindigkeit haben.
    Im dritten und vierten Schuljahr ist die Grundlagenbildung ebenfalls noch nötig. Dafür heißen wir auch Grundschule. Wir geben ja keine Hausaufgaben der Hausaufgaben willen auf, sondern diese schließen sich an das, was wir am Morgen gemacht haben, an - sie automatisieren und vertiefen. Die Übungsphasen in der Schule reichen für eine solide Grundlage nicht aus.
    Im dritten Schuljahr habe ich wegen der Langsamkeit der Schüler und der vielen Einführungen und Klärungen meistens keine Zeit zur gemeinsamen Kontrolle. Auch deswegen kontrolliere ich die meisten Hausaufgaben nach Schulschluss. Aus Zeitersparnis, damit ich mehr Zeit für den Unterricht zur Verfügung habe.
    Nur, was unbedingt besprochen werden muss, bespreche ich - z.B. Fragen zu Texten und in Mathematik Textaufgaben. Manchmal muss ich auch Hausaufgaben nachbesprechen, wenn ich sehe, dass bei einer größeren Zahl von Schülern noch Missverständnisse zum Stoff vorliegen.Oder es gibt noch eine vertiefende Übung.
    Im 4. Schuljahr sind die Schüler schreibtechnisch um einiges fitter, da ist manchmal mehr Zeit für eine gemeinsame Kontrolle oder eben besagte Partnerkontrolle bzw. Kontrolle mit einem Lösungsblatt am Anfang des Vormittages. Zweiteres finde ich bei vielen Aufgaben sogar die bessere Lösung. Immer wieder erlebe ich Schüler (nicht alle, aber doch einige), die einen Fehler entdecken, ihn sich aber nicht erklären können und dann mich fragen, was sie eigentlich falsch gemacht haben. (Nicht nur bei den Hausaufgaben.) Das finde ich einen guten Weg zum eigenverantwortlichen Arbeiten.
    Dadurch, dass wir fast durchgängig bzw. mit mehreren Fächern in den Klassen sind, können wir anders rhythmisieren und nebenbei gesagt fächerübergreifend arbeiten.

  • Und ich würde sagen, dass das Worte und Wertungen sind, die einem (Mit-)Referendar schlicht und ergreifend nicht zustehen.

    Ist registriert und aus deiner Perspektive eine legitime Einschätzung. Mit fast 40 Lebensjährchen und insgesamt fast 15 Jahren Berufserfahrung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit vor dem Ref erlaube ich mir anders zu klingen, als mit Mitte-Ende 20 und Bewertungen vorzunehmen, die meiner langjährigen Berufserfahrung entspringen. :)


    Die vielen Beiträge zu Hausaufgaben hier im Thread finde ich sehr spannend. Für die GS klangen für mich vor allem Kathie und Caro sehr nachvollziehbar. Spannend finde ich die Rückmeldungen von Kollegen, die schreiben, sie würden keine HA mehr geben. Das deckt sich mit dem, was ich bei manchen meiner Kollegen an der Schule in den Nebenfächern beobachtet habe. Zum Halbjahr habe ich eine meiner Klassen in einem 2.Fach übernommen. Obwohl die Klasse gerne mit mir arbeitet war deren größte Sorge, dass sie von nun an auch in diesem Fach Hausaufgaben bekommen würden (anders als bisher, wie mir der Kollege bestätigt hat). Ich bin da der Auffassung, dass auch wenn HA nach Hattie wenig bringen, wenig eben nicht NICHTS ist und die vielen kleinen Schritte zählen auf dem Weg zum Lernerfolg. Seit die SuS vestanden haben, dass Aufgaben die als HA bearbeitet wurden gerne noch einmal in meinen Klassenarbeiten an der einen oder anderen Stelle erscheinen hat sich die Hausaufgabenmoral auch deutlich erhöht (und nicht nur bei den "üblichen Verdächtigen", die sowieso regelmäßig mitarbeiten, lernen und den Stoff bereits im Unterricht meist ausreichend verstehen und durchdringen).


    Trotzdem würde ich mir manchmal- gerade in einstündigen Fächern- wünschen, ich müsste HA nicht erst noch umständlich besprechen. Das kann ein echter Zeitfresser sein. Habt ihr vielleicht gute Ideen, wie sich die Besprechungszeit sinnvoll straffen lässt? (Abgesehen von keine HAs geben, diese zuhause zu korrigieren oder nicht zu besprechen. ;) ) EWH auflegen mit Musterlösung wäre flott, wäre in GK im Regelfall nicht angemessen und in Wirtschaft auch nur teilweise (je nach Thema und Fragestellung).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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