Und ich würde eben behaupten, dass diese Sozialisation nichts mit Eitelkeit und auch nur sehr wenig mit der Schülerperspektive zu tun hat, sondern eine Grundbedingng dafür ist, dass ich ganz unspektakulär und ganz alleine daheim am Schreibtisch meinen Unterricht vorbereiten kann:
Ich stelle mal die Behauptung auf, dass in der Mathematik diese Grund-Sozialisation schon im Grundstudium/ Bachelor passiert ist. Die mathematische Denkweise bezüglich Strukturaufbau, Logik, Beweistechniken etc. erlebt man ab der ersten Vorlesung in Analysis 1 und Lineare Algebra 1 und den zugehörigen Übungen. Kommt dann noch Stochastik 1 dazu, hat man den vollständigen Kanon der Oberstufe schon um Welten überschritten. Ich war damals überrascht wie in den ersten Wochen der Vorlesungen der Stoff der Oberstufe in strukturierter Art, logisch aufgebaut, mit rotem Faden, beweistechnisch an mir vorbeirauschte. Und wir reden hier über das 1. Semester, Stochastik dann im 2. eher 3. Semester. Von Semester zu Semester bis zur Vordiplomsprüfung oder Bachelorarbeit wird das Grundmuster immer weiter vervollständigt. In den Übungen, den anschliessenden Prüfungen, den Proseminaren im Grundstudium wird dieses Wissen dann vernetzt und angewendet, um weitere Strukturen zu erschließen. Damit ist jeder Mathematiklehrer bestens für die Schule ausgebildet. Die Krönung im Hauptstudium, sich auf einem kleinen Abschnitt bis zur aktuellen Forschung vorzuarbeiten, ist sehr befreiend, aber hilft dir im Unterricht kein bisschen. Das ist so abgehoben, man würde Monate brauchen, um auch nur ansatzweise zu erkären, was man da eigentlich gemacht hat. Es hilft bestimmt, so manche Anekdote zu erzählen, aber nicht, um den Unterricht besser zu strukturieren.