Lesemethode

  • "Todesangst im Urlaub?" wäre zweifelsohne eine kreative Überschrift, aber leider auch nicht im Sinne der Aufgabenstellung.

    Und deswegen ist die Aufgabgenstellung "Finde Überschriften" eben falsch. Weil eben auch du in Wirklichkeit keine Überschrift möchtest, sondern eine Kurzzusammenfassung der Kernaussage.

  • ad überschriften: die sind eine kunst. man kann das üben. ich nenne das schon bei den 5ern "kreative überschrift" (wortspiele, kernaussage/pointe des textes als wortspiel als königsweg), vs. manchmal aber auch "informierende überschrift". informierende überschriften sollen jemandem, der gerade keine zeit hat ("krank war"), den inhalt des textes /bildes usw. knapp und klar unmd treffend vermitteln. dann machen die sus genau, was sie sollen: sie denken über die kernaussage nach und fassen diese dann in kurzform. so sind auch in nicht-unterhaltungs-zeitungsseiten eigentlich alle überschriften formuliert ("feuerwehr rettet katze aus baum").


    ich übe das immer und immer wieder, bei jedem einstieg, bei jedem text (selten texte mit titel ausgeben, den kann man selbst finden, notfalls auch als untertitel), mit linearen und nicht-linearen texten. geht auch mit "lustige überschrift", "unwichtiges detail betonende und daher irreführende überschrift" usw.


    alternativ geht auch immer (alte idee hier aus dem forum) bei nicht-literarischen texten: "erkläre den inhalt deiner nervigen kleinen schwester/kleinem bruder, der die doofe nachfragen in kinderart stellt - "warum"? "hä?" "wieso ist das so?"..."). das dann als rollenspiel, recht beliebt bei größeren.


    oder "unterstreiche den wichtigsten satz und begründe deine wahl".


    oder "markiere die fünf/zehn/fünfzehn wichtigsten wörter". usw.


    antizipierend den prozess umdrehen: die 10 wichtigsten wörter vorher rausgeben, sus erschließen sich selbst eine sinnstiftende narration zum zusammenhang, dann text bearbeiten und abgleich des textinhalts mit der eigenen antizipierten idee.


    oder anticipation guide schriftlich. das fordert etwas vorbereitung, ist aber großartig wiederverwendbar und funktioniert sehr gut. und ist nicht weit verbreitet, finden sus spannend, führt eigentlich immer zu interessanten gesprächen. selbst mit minis.


    für literarische texte: alle szenischen verfahren, v.a. darstellung der inneren handlung z.b. durch tagebuchtext, brief, einsprechen im vortrag, rollenbiographie usw. blabla (spinner helau) und standbild und heißer stuhl.


    für den alltag gibt das zusammen mit dem reziproken lesen soviel her, dass wirklich oft erfreulich viel vorangeht, ohne dass man sich zu tode vorbereitet.

  • Und deswegen ist die Aufgabgenstellung "Finde Überschriften" eben falsch. Weil eben auch du in Wirklichkeit keine Überschrift möchtest, sondern eine Kurzzusammenfassung der Kernaussage.


    Hallo WillG,


    das ist ja auch nicht die Aufgabenstellung: "finde Überschriften".
    Ich glaube langsam, dass du mich irgendwie nicht verstehen möchtest.


    der Buntflieger

  • ad überschriften: die sind eine kunst. man kann das üben. ich nenne das schon bei den 5ern "kreative überschrift" (wortspiele, kernaussage/pointe des textes als wortspiel als königsweg), vs. manchmal aber auch "informierende überschrift". informierende überschriften sollen jemandem, der gerade keine zeit hat ("krank war"), den inhalt des textes /bildes usw. knapp und klar unmd treffend vermitteln. dann machen die sus genau, was sie sollen: sie denken über die kernaussage nach und fassen diese dann in kurzform. so sind auch in nicht-unterhaltungs-zeitungsseiten eigentlich alle überschriften formuliert ("feuerwehr rettet katze aus baum").


    Hallo keckks,


    wenn die Arbeitsanweisung auf "Wortspiele", explizit "kreative Überschrift" etc. abzielt, ist ja klar, dass das Ergebnis entsprechend sein wird. Das Beispiel zur von dir so bezeichneten "informierenden Überschrift" ("Feuerwehr rettet Katze aus Baum") würde ich als Schlagzeile auffassen. Hier soll nicht nur informiert werden, sondern mittels einer kurzen und prägnanten inhaltlichen Zusammenfassung Aufmerksamkeit geweckt werden.


    Wie immer definiert sich der Begriff (hier: Überschrift) letztlich erst von Kontext her. Hier ging es ja ursprünglich um Lesemethoden und von daher müssen wir feststellen, dass es einen Unterschied macht, ob man einen reinen Sachtext oder ein Gedicht/Kurzgeschichte/Zeitungsartikel/Märchen etc. liest UND was man thematisch im Unterricht mit dem Textmaterial anfangen möchte. Will ich z.B. die Schüler zum kreativen Schreiben anleiten und soll das Lesen unter diesem Blickwinkel stattfinden oder sollen grundlegendere Kompetenzen (Textverständnis) geschult werden?


    der Buntflieger

  • Das habe ich geschrieben:

    Etwas, mit dem ich am Gymnasium oft kämpfen muss, ist, dass Schüler oft kommen und die Arbeitsanweisung "Finde Überschriften für die Abschnitte" gewohnt sind.

    Das hast du geantwortet:


    das mit den Überschriften macht dann - wie ich finde - Sinn, wenn es hauptsächlich um Textbeschreibung/Inhaltsangabe (d.h. Informationsgewinnung aus Sachtexten etc.) geht und nicht um Interpretation/Analysen. Ich würde auch vermuten, dass Überschriften leichter zu finden sind als eine knappe sinngemäße Zusammenfassung eines Abschnitts. Ein (deutlich) höherer Schwierigkeitsgrad also, denn für eine Überschrift braucht man im Zweifel nicht mal ein Prädikat, ein zentrales Schlüsselwort mit passendem Adjektiv reicht meist vollkommen aus.

    Und jetzt argumentiere ich, dass die Aufgabenstellung Finde Überschriften" den falschen Begriff verwendet, wenn man in Wirklichkeit Kurzzusammenfassungen der Kernaussagen haben möchte.
    Wo verstehe ich dich bitte falsch? Und dann auch noch absichtlich?

  • Das habe ich geschrieben:

    Das hast du geantwortet:

    Und jetzt argumentiere ich, dass die Aufgabenstellung Finde Überschriften" den falschen Begriff verwendet, wenn man in Wirklichkeit Kurzzusammenfassungen der Kernaussagen haben möchte.Wo verstehe ich dich bitte falsch? Und dann auch noch absichtlich?


    Hallo WillG,


    du behauptest fortwährend, dass ich durch die Überschriften "Kurzzusammenfassungen der Kernaussagen haben möchte", was schlicht und ergreifend nicht stimmt. Ich habe schon im ersten Posting zum Thema davon gesprochen, dass ich Überschriften zu Sinnabschnitten haben möchte, die sich aus Schlüsselwörtern ergeben. Ein entsprechendes Beispiel dazu habe ich genannt.


    Das ist am Anfang ein recht mechanischer Vorgang: Die SuS unterstreichen häufig vorkommende Begriffe, grenzen die Begriffsbezirke voneinander ab und ermitteln aus den häufigsten Begriffen Überschriften. Oft wurde der Inhalt allenfalls fragmentarisch verstanden und die SuS wären zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage, eine die Kernaussage treffende Zusammenfassung zu schreiben. Stück für Stück wird dann gemeinsam verglichen, besprochen, korrigiert und ergänzt etc.


    Es geht - ich sage das nochmal - ursprünglich um eine passende Lesemethode. Hier wird am Text markiert, unterstrichen und vor allem mit Stichworten gearbeitet und eben Schlagworten/Überschriften/Sinnabschnitten etc.
    Vielleicht hat es ja doch einen Grund, dass deine Schüler immer wieder Überschriften bilden wollen? Womöglich sind sie noch auf solche Zwischenschritte zum Textverständnis angewiesen?


    der Buntflieger

  • Dann erkläre mir doch mal, wo "kurzen Statements (meinetwegen nicht in Satzform), die sich aus den Schlüsselbegriffen ergeben und die Aussage eines Abschnitts von den Aussagen anderer Abschnitte abgrenzen" etwas anderes sind als Kernaussagen?

  • Vielleicht hat es ja doch einen Grund, dass deine Schüler immer wieder Überschriften bilden wollen? Womöglich sind sie noch auf solche Zwischenschritte zum Textverständnis angewiesen?

    :gruebel: Überschriften zu bilden ist schwieriger als Schlüsselwörter zu unterstreichen. Erst musst du die Kernaussage verstehen (nach deiner Überschriftendefinition: "Wichtiges Wort über den Abschnitt schreiben") dann erst kann man das verfassen, was eine Überschrift wirklich ausmacht.

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