Bitte um Einschätzung, Wechsel zu Lehramt, Lebenssituation

  • Ich fasse mal das bisher Gelesene zusammen: Du hast bisher immer allein erreicht, was du erreichen wolltest. Du hast vieles angefangen, vieles abgebrochen. Dir geht es auf die Nerven, an einer Sache dranzubleiben. Du kannst dich für viele Themen begeistern. Nachhilfe hat die Spaß gemacht, weil Jugendliche dir rückgemeldet haben, dass du gebraucht und gemocht wirst. Dir geht der Allerwerteste auf Grundeis, weil du mit Mitte 30 keinen Job hast und dir das aktuelle Studium zu schwer ist. Du wärst gern verbeamtet, um dir keine Gedanken mehr machen zu müssen.


    Was würdest du einem raten, der sowas schreibt? "Hey super, Lehramt ist dein Ding."? Oder doch eher "Lehramt scheint etwas zu sein, was dir von allen Übeln als das Geringste erscheint."?


    Das einzige, was du bisher als freudvoll beschrieben hast, war Geographie. Nicht das Erziehen von Jugendlichen, nicht das Lehren und das würde mir zu denken geben. Irgendwas zu verklären bringt einen im fortgeschrittenen Alter auch nicht weiter.

  • Ich fasse mal das bisher Gelesene zusammen: Du hast bisher immer allein erreicht, was du erreichen wolltest. Du hast vieles angefangen, vieles abgebrochen. Dir geht es auf die Nerven, an einer Sache dranzubleiben. Du kannst dich für viele Themen begeistern. Nachhilfe hat die Spaß gemacht, weil Jugendliche dir rückgemeldet haben, dass du gebraucht und gemocht wirst. Dir geht der Allerwerteste auf Grundeis, weil du mit Mitte 30 keinen Job hast und dir das aktuelle Studium zu schwer ist. Du wärst gern verbeamtet, um dir keine Gedanken mehr machen zu müssen.


    Was würdest du einem raten, der sowas schreibt? "Hey super, Lehramt ist dein Ding."? Oder doch eher "Lehramt scheint etwas zu sein, was dir von allen Übeln als das Geringste erscheint."?


    Das einzige, was du bisher als freudvoll beschrieben hast, war Geographie. Nicht das Erziehen von Jugendlichen, nicht das Lehren und das würde mir zu denken geben. Irgendwas zu verklären bringt einen im fortgeschrittenen Alter auch nicht weiter.

    Alles richtig soweit. Auf die Nerven ist vieleicht ein wenig zu viel gesagt, ich denke einfach der Anspruch im Master ist zu hoch und das geht mir auf die Nerven (keine Geduld, keine Ergebnisse, es trägt keine Früchte).
    Und ja, ich habe extrem Schiss vor der Zukunft (also das ich keinen adäquaten Job finde, der mich ausfüllt UND auch einigermaßen gut bezahlt wird). Diese Kombination ist selten in der Berufswelt, aber irgendwie sehe ich diesen bei den Lehrkräften.
    Ja ich wäre gerne verbeamtet, damit ich endlich Ängste ablegen kann (mit 50 vor dem Nichts zu stehen, denn genau das ist bei vielen Bekannten passiert und kommt in Deutschland ja allzu oft vor). Aber das kann man doch keinem negativ ankreiden. Auch ist es nicht mein alleiniger Antrieb. Denn wenn dem so wäre, könnte ich ja wie bereits gesagt wirklich eine Duale Ausbildung beim Finanzamt oder bei einigen machen und wäre vom ersten Tag schon verbeamtet (ja auch hier muss man erstmal reinkommen (Aufnahmetests etc.))


    Es ist irgendwie die Mischung die mich reizen würde. Das Zwischenmenschliche, gute/ausreichende Bezahlung, Kein konkurrenzdenken (ist doch so?), Abwechselung im Arbeitsalltag (nicht unbedingt fachlich, aber der Unterschied zwischen Lehrkraft und Beamter im Finanzamt ist doch sicherlich sehr unterschiedlich in Punkto Abwechslung).


    Ich habe den Thread eigentlich nur eröffnet um Resonanz zu erfahren; Eindrücke sammeln was andere (erfahrene) Menschen/Lehrkräfte davon halten oder ob es sie es total bekloppt finden. Es scheint 50/50 zu sein. Letztendlich muss ich es ja selber entscheiden und wohl auch einfach mal vorher ein Praktikum machen, am besten an nicht nur einer Schulform.



    Zum letzten Teil, ich habe es eigentlich nicht für nötig gehalten dies zu erwähnen. Natürlich reizt es mich, junge Menschen zu formen und mit Ihnen den Lebensweg/Bildungsweg zu meistern und Ihnen auch abseits des fachlichen zu unterstützen. Ich habe das einfach als Voraussetzung gesehen um überhaupt über diese Dinge zu schreiben.



    Ich möchte natürlich auch nichts verdrängen oder ins falsche Licht schieben, das hilft mir ja auch nicht weiter. Ich habe schon ein wenig Zweifel, aber auch zum größten Teil nur deswegen weil ich mich frage wie ich als Älterer angenommen werde und ob ich doch die gleichen Chancen habe wie die jüngeren.

  • Von wem angenommen werden? Von den Schülern/Kollegen? Es gibt jetzt gerade überall so viele Seiten - und Quereinsteiger, die sind wohl alle meistens älter. Meiner Erfahrung nach haben Schüler eher kein Problem mit dem Alter von Lehrern, es kommt auf andere Dinge an. Außerdem bist ja noch jung. ;)

  • Von wem angenommen werden? Von den Schülern/Kollegen? Es gibt jetzt gerade überall so viele Seiten - und Quereinsteiger, die sind wohl alle meistens älter. Meiner Erfahrung nach haben Schüler eher kein Problem mit dem Alter von Lehrern, es kommt auf andere Dinge an. Außerdem bist ja noch jung. ;)

    Kollegen ehr. Den Schülern ist das sicher ziemlich egal und machen sich nichtmal Gedanken um sowas, warum sollten sie auch, haben ja genug mit sich selber zu tun.

  • Hallo Ralf,


    erstmal toll und mutig, dass du so offen bist und auch mit Kritik hier gut umgehen kannst.


    Ich kann deine Angst bzw. deine Sehnsucht nach Sicherheit gut nachvollziehen. Mir ging es damals ähnlich. Zum Thema Lehrer werden, Mathe, Geo haben die anderen schon sehr sinnvolles gesagt. Ich würden Blickwinkel noch einmal etwas weiter stellen:
    Bevor du dich zu sehr auf "Lehrer" fokussierst, würde ich dir empfehlen, erst eine ressourcenorientierte! Bestandsaufnahme deiner selbst zu machen. Ich höre in deinem Ausgangspost sehr viel Angst zu Versagen, vor dem Nichts zu stehen, Unklarheit, Unsicherheit, Reue - ein eher defizitorientiertes Erleben deiner selbst...


    Als Tipp um Klarheit für dich zu finden kann ich dir das Buch "Finde den Job, der dich glücklich macht - von der Berufung zum Beruf" von Angelika Gulder sehr empfehlen. Dort sind ganz viele praktische Übungen drin, um sich selbst zu finden, sich zu überprüfen. Es macht auch viel Freude, die Aufgaben zu bearbeiten - es ist keine trockene 0815-Karriere-Fibel sondern die Autorin hilft dir, deine Ressourcen, Stärken als auch Schwächen ganz genau einzukreisen und zu priorisieren. Für manche Übungen sind auch mal Freunde nötig für den Blick von außen, aber die meisten kann man allein machen mit sich selbst und einem Notizbuch.
    Und vor allem auch: einen roten Faden zu finden. Ich dachte auch immer, es gäbe keinen roten Faden in meinem Leben - habe sehr viele Wechsel (privater Natur) und Unsicherheiten erlebt - aber es gibt tatsächlich bei jedem Menschen einen roten Faden. Es gibt tatsächlich Dinge, Träume, Ziele, Fähigkeiten, die sich von Kindheit an durch dein Leben ziehen - da hilft das Buch sehr, dies rauszufinden und dadurch den Beruf einzukreisen - der dir Sicherheit gibt, aber noch viel mehr: der dir auch Freude bringt und dich zutiefst erfüllt.


    Ich möchte dir sagen: ich wollte auch immer Sicherheit, das war in meiner ersten Ausbildung oberstes Ziel, nix anderes, nicht ob mir der Beruf Freude macht oder mich erfüllt - sondern Sicherheit, Geld...sicher auch verständlich vor dem Hintergrund, wenn man wie ich aus einem "armen" Elternhaus kommt. Die Sicherheit hatte ich dann auch, aber nachdem ich sie erreicht hatte, fühlte ich innere Leere, Unzufriedenheit und wurde körperlich sehr krank, weil mich diese Arbeit im Grunde nur noch total ankotzte.
    Mit 34 ist das Leben doch noch nicht zu spät oder zu Ende, auch Abbrüche und lose Enden ergeben Sinn und es gibt immer Alternativen. Kenne sogar Menschen, die mit 50 noch einen Berufswechsel vollzogen haben...


    Ansonsten Kopf hoch und auf jeden Fall Praktikum machen.

  • Ob der Schuldienst am Ende der Beruf sein wird, der dir liegt, dich ausfüllt, befriedigt und dem du gewachsen sein wirst wirst du am Ende nur für dich selbst beantworten bzw.herausfinden können. Zumindest mal stellst du dir aber vorab deutlich mehr Fragen, als mancher (angehender) Quereinsteiger, der/die hier im Forum aufschlägt und zu meinen scheint Schule könne angesichts der aktuellen Einstellungspolitkk mancher BL eh jeder und z.B. als GS-Lehrer müsse man auch nur ein Fachniveau bis Klasse 5 mitbringen. Viele dieser Quereinsteiger werden vermutlich dennoch irgendwie ihren Weg in den und im Schuldienst finden. Insofern dürfte dir das auch gelingen falls du dein Fachstudium/ein Lehramtsstudium abschließt (Bachelor reicht halt nichtmal zum Quereinstieg) und dich im Ref als ausreichend belastbar, fokussiert, lernfähig und -willig erweist. Da das Ref eine sehr überschaubare Zeitspanne ist, wäre es gut, wenn du bis dahin an dem Punkt wärst innerhalb kürzester Zeit das Maximum aus dir herauszuholen. Sieh den Master als Training an dafür. Überleg dir einen PLan B, falls der Beruf sich im Ref doch als der Falsche entpuppt bzw.dein Lerntempo und die Dauer des Refs sich als nicht-kompatibel erweisen. Überleg dir Plan C, falls sich erweist, dass Plan B zu viele Idealverläufe voraussetzt, auf die du mit dann 40-42 Jahren nicht mehr warten kannst. Überleg dir Plan D, falls Plan C noch nicht der Plan war, bei dem du einfach einen Job machst, von dem du deine Miete und Lebenshaltungskosten bestreiten und einmal im Jahr eine Woche Urlaub machen kannst. Nicht alle Menschen haben nunmal das Glück einen Beruf ausüben zu können der sie sowohl erfüllt, als auch mit ausreichend finanziellen Mitteln versorgt, um einen bestimmten Lebensstandard (zu dem eben auch berufliche Sicherheit gehört) zu halten. Die breite Masse der Arbeitnehmer muss sich entscheiden, ob persönliche Erfüllung oder berufliche Sicherheit bei entsprechendem Verdienst ihnen wichtiger sind. Als Akademiker sind wir im Regelfall in einer echten Luxussituation, da wir deutlich häufiger (wenn auch längst nicht immer) als andere Arbeitnehmer beides miteinander verbinden können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ihr überschätzt die Fachlichkeit meiner Meinung nach ganz gewaltig. Wer einen Bachelor Mathe (ohne Lehramtsanteil) auch nur irgendwie überlebt, der ist für die Schule gut gerüstet. Im Lehramtsmaster passiert fachlich auch nicht mehr.

    Ich möchte das auch nochmal betonen. Gerade hielt eine Schülerin einen Kurzvortrag übers Mathestudium: Aktuelle Abbrecherquote 80% (bei uns waren es damals noch etwas über 60%). Wenn man diesen Bachelor hat, dann hat man schon mal was geschafft.

  • Wenn man diesen Bachelor hat, dann hat man schon mal was geschafft.

    Früher hieß das "Vordiplom" und berechtigte zu nichts außer einem Wechsel der Uni. War also faktisch nichts wert. Erinnerst du dich noch, warum der Bachelor eingeführt wurde? Damit überforderte Studenten nicht mit leeren Händen dastehen...


    Ich sehe die Probleme des TE aber, wie jemand anders hier sinngemäß erwähnt hat, nicht nur im Fachlichen sondern auch in der Belastbarkeit, Zielorientierung und Effizienz(!). Alles braucht man als Lehrer, sonst ist man nur eine Belastung für die Schüler und die Kollegen.


    Das Lehramt ist doch kein Versorgungsposten für Personen, die sonst nichts auf die Reihe bekommen!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Also, da hätte man dann einen fachlich nicht so fitten, nicht zielorientierten, nicht effizient arbeitenden und wahrscheinlich auch nicht belastbaren Kollegen, der den Schülern primär "helfen" will. Wo willst du den ausgerechnet am Gymnasium einsetzen? In Klasse 5 und 6? Aber gerade in dem Bereich muss man pädagogisch schon ordentlich was drauf haben, und darf auch kein "Einzelgänger" sein (wie der TE ganz am Anfang einmal angedeutet hatte). Ohne Belastbarkeit und Teamarbeit geht man da unter (was dann vom restlichen Kollegium aufgefangen werden muss...)


    Sorry, aber von seiner Biografie und seinem hier angedeuteten Persönlichkeitsprofil sehe ich den TE für das Lehramt, speziell am Gymnasium, fehlplatziert. Vielleicht bin ich da etwas zynisch, aber ich habe in meiner nun doch schon etwas längeren Zeit im Schuldienst so einige mit einem ähnlichen Profil kommen und scheitern sehen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Der TE hatte nach ehrlichen Meinungen gefragt, die habe ich ihm gesagt.


    Warum müssen eigentlichen Pädagogen immer der Meinung sein, dass "jeder alles schaffen könne". Kein Wunder, das jeder zweite Hauptschüler ernsthaft der Meinung ist, er könne Arzt oder Wissenschaftler werden...


    Nebenbei: In Deutschland ist ein Bachelor-Abschluss einem Meisterbrief formal gleichgestellt. Als Meister ist man sicherlich hochqualifiziert in seinem Handwerk, aber ein "Wissenschaftler" ist man noch lange nicht


    Und: Das einzige, warum der TE ausgerechnet ins Lehramt will, scheint zu sein, dass er Erfahrungen im Nachhilfeunterricht hat (absolut nicht vergleichbar mit der Situation vor einer realen Klasse!) und gerne "erklärt". Zudem könnte er sich Leistungen aus seinem Vorstudium anrechnen lassen. Etwas dürftig als "Qualifikation" für das Lehramt in seinem Alter. EIn zweites Scheitern kann er sich in seinem Alter nicht leisten!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • @Threadersteller:


    Ich hab mir mal vor allem deine Antworten auf viele Gegenfragen durchgelesen...
    Als Lehrkraft sehe ich dich nicht - weder am Gymnasium noch an der Hauptschule noch sonstwo. Dazu hast du nicht den nötigen Arsch in der Hose. Und qualifiziert bist du für nichts davon sonderlich.
    Was aber was für dich sein könnte... Betreuer zB für Kinder und Jugendliche in Feriencamps, Hotels, etc. Ich könnte mir vorstellen, dir würde so etwas liegen. Auch da bekommst du "Resonanz", musst nicht mehr allzu viel dazulernen, bist ggf immer woanders unterwegs...


    Denk mal drüber nach.
    Es ist schön, wenn du dich nicht auf Hartz IV ausruhen möchtest. Wobei der Arbeitsmarkt schlicht kaputt ist, und es derzeit durchaus hochqualifizierte Arbeitslose gibt, das Klischee vom "ungelernten Faulenzer" gibts quasi nur noch bei RTL II und in den Köpfen der merkbefreiten BLÖD-Leser. Aber zu meinen "dann mach ich halt Lehramt" ist die falsche Einstellung.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Vielleicht gab es an deiner "sehr kleinen Uni" gar keine Lehramtsstudenten für Mathematik, und schon gar keine fürs Gymnasium?


    Gruß !

    Doch, sehr viele sogar. Die Mathe Fakultät war halt nur sehr viel kleiner als meine jetzige und gegenüber anderen Unis. Größenordnung war ungefähr 10 Matheprofs zu 40-50 Matheprofs jetzt. Das meine ich mit klein. Lehrämter gabs aber trotzdem recht viele.
    Ich habs aber auch nicht erwähnt, konnte also hier auch keiner wissen.

  • Ich frage mich die ganze Zeit, warum bin ich eigentlich fachlich nicht geeignet fürs Gym, "nur" weil ich in Modulen wie ...nicht sonderlich gut abgeschlossen habe?

    Ich würde kein Mathestudium schaffen, schade aber ist so. Deswegen bin ich aber halt auch kein Mathelehrer geworden. Es geht nicht darum, dass man sich auf dem Niveau von Abiturienten bewegt, so wie es nicht ausreicht, Rollstuhl fahren zu können, um Sonderschullehrer zu werden ;)


    Außerdem kann hier niemand beurteilen, ob du fachlich fit für irgendwas bist, wir können nur auf das eingehen, was du über dich schreibst. Wenn du das Studium schaffst, ist doch alles gut.


    Ich glaub halt, dass es extrem selten ist, dass einem nach mehreren Jahren des Arbeitens und Rumstudierens plötzlich auffällt, wo der Traumberuf wahrlich zu finden ist. Sowas gibt's in der Tat und dann findet sich auch Weg. In den meisten Fällen, so behaupte ich frank und frei, fliehen Menschen einfach nur vor sich und ihren Problemen.
    Gibt's eigentlich schon eine Statistik, wie viele Quereinsteiger im Lehramt wieder abbrechen?

  • Ich habe den Thread eigentlich nur eröffnet um Resonanz zu erfahren; Eindrücke sammeln was andere (erfahrene) Menschen/Lehrkräfte davon halten oder ob es sie es total bekloppt finden. Es scheint 50/50 zu sein.

    Das finde ich eine spannende Wahrnehmung. Ich habe den Thread eben gelesen und würde die Gewichtung anders sehen: ca. 70% oder 80%, die dir dringend abraten.
    Meine Meinung ist, dass wir hier überhaupt nicht abschätzen können, ob de Job etwas für dich ist. Du hast ein paar Dinge gesagt, die mich durchaus zweifeln lassen, aber wirklich aussagekräftig wäre meine Prognose nicht.


    Ich möchte deshalb in eine andere Richtung argumentieren:
    Niemand hat eine konkrete Vorstellung von den Anforderungen eines Berufs, bevor man ihn ausübt. Man hat vage Ideen, vielleicht auch Anforderungsprofile gelesen, aber was weiß ich schon, wie es sich anfühlt Chirurg, Radiomoderator, Müllmann oder Architekt zu sein. Gerade die kleinen Ansprüche im Arbeitsalltag machen den großen Unterschied, und zwar reagiert jeder auf sie anders. Mich persönlich hat als Berufsanfänger der unglaublich große Anteil an Verwaltungskram im Lehrerberuf unglaublich überfordert. Andere haben das gar nicht wahrgenommen. Referendarskollegen waren mit so etwas wie "Lampenfieber" überfordert, wenn sie plötzlich vor einer Gruppe agieren mussten, das hat wiederum mich überhaupt nicht gestört. Das hätte man auch vorher nur bedingt absehen können, weil die Bedingungen eben so unvorhersehbar sind.
    Das alles gilt für jeden Job. Da ist "Lehrer" überhaupt nichts Außergewöhnliches. Was beim Lehrer aber möglicherweise anders ist als bei anderen Job ist die Illusion, dass man ja genau weiß, wie er abläuft. Man hat es ja jahrelang als Schüler beobachtet. Das ist zumindest der Irrtum, dem viele erliegen. Aber in Wirklichkeit weiß man es halt auch bei diesem Job erst, wenn man ihn selbst macht.


    Worauf ich hinaus möchte ist, dass du extrem verunsichert wirkst. Du redest dir ein, dass du nur noch eine einzige Chance hast, dein Leben auf die Reihe zu kriegen. Und du greifst nach dem Job, von dem du glaubst, dass du weißt, worauf du dich einlässt. Aber das tust du nicht. Das kannst du gar nicht wissen, ebenso wenig wie bei jedem anderen Job, den du jetzt angehen würdest.
    Deswegen wäre mein Tipp: Mach dich locker. Versuche dich wirklich von diesen Existenzängsten zu lösen und dir zu überlegen, was du wirklich, wirklich gerne machen würdest. Ganz unabhängig von Jobsicherheit etc. Und wenn du dann etwas gefunden hast, überlege dir, welche Variante davon realistisch ist - hier dann mit all den Überlegungen bzgl. Sicherheit. Und das machst du dann, egal ob das Lehramt ist, oder Reisekaufmann oder Diplommathematiker. Und gleichzeitig tust du das, was CDL oben vorgeschlagen hat: Du schaffst dir noch auf dem Weg dorthin Alternativen in Form der Pläne B, C und D. Denn du wirst bei keinem Job vorher wissen, ob er dann wirklich für doch klappt.

    Einmal editiert, zuletzt von WillG () aus folgendem Grund: EDIT: fett gedrucktes eingefügt, um Verwirrung zu vermeiden

  • Was aber was für dich sein könnte... Betreuer zB für Kinder und Jugendliche in Feriencamps, Hotels, etc. Ich könnte mir vorstellen, dir würde so etwas liegen. Auch da bekommst du "Resonanz", musst nicht mehr allzu viel dazulernen, bist ggf immer woanders unterwegs...

    Und das ist jetzt ein ernst gemeinter Ratschlag für jemanden, der auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive für den Rest seines Lebens ist?!


    Dann schon lieber selbstständig als Betreiber eines Nachhilfestudios. Das ist - wenn man es ordentlich aufzieht - durchaus eine reelle Möglichkeit, sich eine solide Existenz aufzubauen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

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