Hallo zusammen,
ich habe als Quereinsteiger das Referendariat erst diesen Februar begonnen, aber komme schon jetzt an meine psychischen und physischen Grenzen, so dass ich gerne abbrechen würde. Laut Kündigungsfrist müsste das in der Probezeit als Angestellter ja mit einer Kündigungsfrist von 2 Wochen zum Monatsende gehen. Aber schicke ich die Kündigung zu meiner Schulleitung oder zur Senatsverwaltung, wo ich den Arbeitsvertrag unterschrieben habe? Und ist mit dieser Kündigung dann auch der Vertrag zum berufsbegleitendem Vorbereitungsdienst aufgehoben? Bei mir dreht sich im Moment alles im Kopf und es wäre schön, wenn mir jemand mit Tipps helfen könnte.
Danke und liebe Grüße
Referendariat (Quereinstieg) Berlin abbrechen
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Ruf die Personalräte an, frage bei der Personalstelle - das sind die, die es wissen müssten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass hier jemand langkommt, der genau das schon getan hat, ist recht gering.
Und: Gibt es keine Möglichkeit auf Entlastung, sodass du weitermachen kannst? Oder ist es einfach nicht "dein Beruf"? -
Versuche andere Möglichkeiten als Abbrechen zu finden, wenn es "nur" an der aktuellen Belastung liegt.
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Hallo hai.di,
wenn es deinem Empfinden nach "dein" Beruf ist, du was dir fehlt noch lernen kannst und es die aktuelle Belastung ist, solltest du dir selbst die Chance geben dich an diese zu gewöhnen. Ich bin selbst schwer krank, kann also absolut verstehen, wie unfassbar anstrengend das Ref sein kann wenn man gefühlt an körperliche und mentale Grenzen kommt. Dies gesagt ist es für alle Referendare eine extrem anstrengend und belastende Zeit, mit diesem Gefühl bist du also nicht allein.
Es wird besser und auch leichter werden im Laufe der Monate. Körper und Geist gewöhnen sich schrittweise an die neuen Herausforderungen und Belastungen. Für mich war der erste Ausbildungsabschnitt besonders belastend, da ich an den Stundenplänen meiner Mentoren hing und dadurch an einzelnen Tagen 10 Stunden an der Schule war. Mit dem eigenständigen Unterricht ist das deutlich besser geworden. Versuch vielleicht, dir den Weg in kleine Etappen aufzuteilen: Das erste Ziel ist das Wochenende, dann die jeweils nächsten Ferien mit dem Ziel dich zunächst einmal bis zu den Sommerferien vorzuarbeiten. Bis dahin wirst du dich bereits deutlich besser an die Belastungen gewöhnt haben (ganz ehrlich: ich habe zu Beginn jeden Tag gedacht, dass ich das Ref aufgrund der Belastungen nicht abschließen können werde. Das hat sich erst nach einem halben Jahr gelegt.) . Nach den Sommerferien kannst du dann mit neuer Kraft wieder starten in dem Wissen, dass die Ziellinie in Sicht ist.Vielleicht kannst du mit deiner Schule über Entlastungen sprechen (weniger Stunden pro Tag oder alternativ drei bis vier knackige Tage, um einen Tag pro Woche komplett frei haben zu können). Gerade Berlin sucht derart händeringend gut qualifizierte Lehrkräfte, dass deine Schulleitung und dein Seminar ganz bestimmt gesprächsbereit sein werden.
Such´ in jedem Fall das Gespräch mit deinen Ausbildern ehe du abschließend über einen Abbruch entscheidest. Ein offenes Gespräch über bestehende Belastungen kann helfen. -
Für mich war der erste Ausbildungsabschnitt besonders belastend, da ich an den Stundenplänen meiner Mentoren hing und dadurch an einzelnen Tagen 10 Stunden an der Schule war. Mit dem eigenständigen Unterricht ist das deutlich besser geworden.Die Quereinsteiger in Berlin haben 18 Stunden eigenständigen Unterricht in Vollzeit. Auf Antrag ist Teilzeit möglich, mindestens 13 Stunden eigenständiger Unterricht sind nötig. Normalerweise kann man das nur zu Vertragsbeginn vereinbaren.
Vielleicht gibt es aber eine Möglichkeit, das auch später zu reduzieren? frage doch wirklich mal bei Ausbildern oder Personalrat nach. -
Ich weiß nicht, ob es dir hilft. Damals, als ich das erste Mal im Schuldienst als Vertretungslehrer gearbeitet habe, ging ich nach den ersten Wochen am Stock. Ich habe wirklich gedacht, dass halte ich keine weitere Woche durch in diesem Irrenhaus. Ich wollte damals auch alles hinwerfen.
Es ist eine harte Zeit, wenn man als Quer- oder Seiteneinsteiger an die Schule kommt. Es sind so viele Eindrücke, die auf einen einstürzen und so viele Situationen, in denen man nicht weiß wie man reagieren soll. Die Belastung ist enorm, weil man nicht weiß, wie man den Unterricht vorbereiten soll....und....und....und.
Ich hatte damals aber auch gute und nette Kollegen, die ich ansprechen konnte und die mich unterstützt haben. Ihnen bin ich heute noch unendlich dankbar.
Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich mich durch diese Zeit durchgebissen habe.
Ich kann dir sagen, es wird mit der Zeit besser und man lernt mit vielen Situationen klar zu kommen.
Mittlerweile habe ich meine eigene Klasse und bin wirklich glücklich, dass ich an einer Schule und mit den Kindern arbeiten kann. Jeder Tag ist anders und ich liebe die Herausforderungen und auch die Verantwortung, die der Beruf mit sich bringt.
Auch wenn die erste Zeit hart gewesen ist und es auch heute oft stressig ist, ist es ein toller Beruf. Heute möchte ich nichts anderes machen. Ob es sich mal ändert? Weiß ich nicht, aber im Moment fühlt es sich für mich richtig an. -
Allerdings: Ich bin nach 2,5 Jahren immer noch dauerhaft über einem normalen Arbeitspensum, denn ständig kommen weitere Aufgaben dazu. Kollegen sind sehr nett, aber Unterstützung fachlich/pädagogisch/zeitlich war nur sehr begrenzt möglich/vorgesehen.
Also es wird zwar besser, aber es bleibt auch noch lange sehr hart! -
Ganz ehrlich: Das ging mir als Berufseinsteigerin mit Studium / normalem Referendariat anfangs auch so. Nach ca. 4 bis 5 Jahren hatte sich alles gut eingespielt. Ganz am Anfang, direkt nach dem Referendariat hatte ich eine 2/3-Stelle, die fand ich gut zu bewältigen. Die anschließende volle Stelle war hart.
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Kündigungen normalerweise auf dem Dienstweg, über Schulleiter an in diesem Fall Senatsverwaltung, so vermute ich. Dort anrufen macht aber auf jeden Fall Sinn.
Ich sehe es ansonsten auch so: die Belastung scheint im Quereinstieg besonders hoch zu sein. Die vielen Unterrichtsstunden und das ins Kaltewassergeworfenwerden steckt niemand so einfach weg. Es gibt aber selten auch Leute, die feststellen, dass das Schulsystem oder verhaltensauffällige Kinder nicht ihr Ding sind, dann ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.
Eventuell passt aber auch eine andere Schulart? Dazu müsstest du aber ein bisschen mehr schreiben.
Lieben Gruß in jedem Falle, nicht verzweifeln, die Dinge erscheinen einem akut immer dramatischer als sie aufs ganze Leben betrachtet sind
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Das mit dem Dienstweg über den Schulleiter würde ich genauso sehen.
Ansonsten kann ich mich den Vorschreibern nur anschließen: Unbedingt noch einmal das Gespräch suchen, gerade wenn sich bei dir im Kopf gerade alles dreht. Danach kannst du immer noch kündigen, aber wie schon beschrieben sind das Phasen, die fast jeder erlebt, und wenn du Unterstützung und Zuspruch bekommst, wird es leichter.
Wenn dich alle zu deinem Entschluss zu kündigen beglückwünschen sollten, wäre das was anderes. Aber mein Gefühl sagt mir, dass das nicht der Fall sein wird.
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Danke für eure ganzen Antworten. Ich hab von Anfang an die Stunden auf 14 reduziert, aber auch das bekomme ich nicht gut hin. Zum Anfang hieß es auch noch, dass ich erst mal Doppelsteckung habe und mir so viel angucken darf. Ich bin wirklich blutiger Anfänger und habe noch nie vor einer Klasse gestanden. Aber schon in der ersten Woche fiel die dann immer ohne Vorwarnung aus, so dass ich manchmal total unvorbereitet vor der Klasse stand. So wie das läuft finde ich es auch für die Schüler ziemlich unfair. Mentor habe ich auch nicht. Eine der Kolleginnen hat mir schon am ersten Tag gesagt, dass sie mich als vollwertige Kollegin ansieht und mir "nichts vortanzen" wird. Ist ja im Grunde auch okay, aber wenn wir in einer Stunde zusammen sind, die kein Fachunttericht ist und ich damit nichts anfangen kann, hab ich gedacht, dass sie mir wenigstens erkären kann, was in der Stunde gemacht wird. Stattdessen hat sie keine Gelegenheit ausgelassen mir zu sagen wie unfähig ich bin. In den Seminaren geht es mir auch ähnlich. Weiß nicht ob es an mir liegt oder Quereinsteiger wirklich so "gehasst" werden. Bin aus meinen alten Jobs so ein "Chaos" und feindliche Gesinning mirgegenüber einfach nicht gewohnt und kann und will mich an so etwas auch nicht gewöhnen. Es ist wirklich so dass ich nach Hause komme mich ins Bett lege und nur noch heule. Viel arbeiten war für mich nie ein Problem, aber dieses Drumherum ist wirklich nicht zu ertragen
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...Eine der Kolleginnen hat mir schon am ersten Tag gesagt, dass sie mich als vollwertige Kollegin ansieht und mir "nichts vortanzen" wird.
lass mich raten, du bist in "Ostberlin" und kommst aus dem "Westen"? (Ich weiß schon, wer gleich wieder aufschreien wird ob der Vorurteile, aber lass dir von einer Neig'schmeckten sagen, das ist leider nicht selten. Vor allem unter Frauen.)
Ich würde lieber gucken, mir einen entsprechenden Ton anzugewöhnen, niemanden mehr zu fragen und mein Ding zu machen. Lies dir autodidaktisch die Didaktik an, probier dich aus und sage lächelnd, falls wer fragt, dass alles super läuft. Und dann suchst du direkt nach den Prüfungen das Weite.
Welche Schulart ist das denn? -
Ich würde lieber gucken, mir einen entsprechenden Ton anzugewöhnen, niemanden mehr zu fragen und mein Ding zu machen. Lies dir autodidaktisch die Didaktik an, probier dich aus und sage lächelnd, falls wer fragt, dass alles super läuft. Und dann suchst du direkt nach den Prüfungen das Weite.
Ich würde über einen Schulwechsel nachdenken, das wirkt manchmal Wunder und ist während des Quereinstiegs möglich.
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lass mich raten, du bist in "Ostberlin" und kommst aus dem "Westen"? (Ich weiß schon, wer gleich wieder aufschreien wird ob der Vorurteile, aber lass dir von einer Neig'schmeckten sagen, das ist leider nicht selten. Vor allem unter Frauen.)Ich würde lieber gucken, mir einen entsprechenden Ton anzugewöhnen, niemanden mehr zu fragen und mein Ding zu machen. Lies dir autodidaktisch die Didaktik an, probier dich aus und sage lächelnd, falls wer fragt, dass alles super läuft. Und dann suchst du direkt nach den Prüfungen das Weite.
Welche Schulart ist das denn?Nein ich bin "Wessi" und auch im "Westen"
Ich bin leider so gar nicht der Typ, der "zurückbiesten" kann. Eine Schwäche, die für den Umgang mit den Schülern natürlich auch nicht gerade hilfreich ist.
Ich bin an einer ISS (Problemschule). -
Als Lehrer heißt "viel arbeiten" auch immer "viel an sich selbst arbeiten", das kann kräftezehrend sein.
Das Coole beim Quereinstieg ist aber, so stelle ich mir vor, dass man schon einen Beruf hat und dann abwägen kann was das geringere Übel ist. -
Meistens gibt es aber auch einen Grund, warum man eben nicht mehr in seinem alten Beruf arbeiten wollte.....
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Danke für eure ganzen Antworten. Ich hab von Anfang an die Stunden auf 14 reduziert, aber auch das bekomme ich nicht gut hin. Zum Anfang hieß es auch noch, dass ich erst mal Doppelsteckung habe und mir so viel angucken darf. Ich bin wirklich blutiger Anfänger und habe noch nie vor einer Klasse gestanden. Aber schon in der ersten Woche fiel die dann immer ohne Vorwarnung aus, so dass ich manchmal total unvorbereitet vor der Klasse stand. So wie das läuft finde ich es auch für die Schüler ziemlich unfair. Mentor habe ich auch nicht. Eine der Kolleginnen hat mir schon am ersten Tag gesagt, dass sie mich als vollwertige Kollegin ansieht und mir "nichts vortanzen" wird. Ist ja im Grunde auch okay, aber wenn wir in einer Stunde zusammen sind, die kein Fachunttericht ist und ich damit nichts anfangen kann, hab ich gedacht, dass sie mir wenigstens erkären kann, was in der Stunde gemacht wird. Stattdessen hat sie keine Gelegenheit ausgelassen mir zu sagen wie unfähig ich bin. In den Seminaren geht es mir auch ähnlich. Weiß nicht ob es an mir liegt oder Quereinsteiger wirklich so "gehasst" werden. Bin aus meinen alten Jobs so ein "Chaos" und feindliche Gesinning mirgegenüber einfach nicht gewohnt und kann und will mich an so etwas auch nicht gewöhnen. Es ist wirklich so dass ich nach Hause komme mich ins Bett lege und nur noch heule. Viel arbeiten war für mich nie ein Problem, aber dieses Drumherum ist wirklich nicht zu ertragen
Ach Mensch hai.di, das klingt richtig ekelhaft! Ich bin bekanntermaßen nullkommanull Fan des Quereinstiegs, das heißt aber nicht, dass ich es in Ordnung fände Kollgen die da sind und ihre Arbeit machen wollen im Stich zu lassen. Das ändert ja nichts an der miserablen Ausbildungs-und Einstellungspolitik der Länder. Ich verstehe allerdings durchaus, dass gerade in einem BL wie Berlin, wo der größte Teil der Lehrkärfte Quereinsteiger sind gestandende Lehrkräfte irgendwann keinen Bock mehr haben Leute ohne jede Vorerfahrung einzulernen neben ihrem ganzen Alltagsgeschäft. Das ist ganz bestimmt eines extrem ausbrennende Arbeitssituation für alle Beteiligten.
Wenn ein Schulwechsel wie Susannea schreibt noch möglich ist, solltest du das dringend machen. Abbrechen könntest du immer noch, aber tatsächlich sind ja nicht alle Kollegen so biestig (oder vielleicht auch ausgebrannt), wie es sich offenbar an deiner aktuellen Schule darstellt. Such dir vielleicht 2-3 Kollegen mit mehr Erfahrung die bereit sind dir tatsächlich das eine oder andere zu erklären, um die Rolle eines Mentors zu ersetzen die unverständlicherweise fehlt. Und überleg dir vielleicht auch, wie du in einer für dich möglichen weise Grenzen setzen kannst. Dazu muss man nicht biestig werden können, wenn einem das nicht liegt (dafür bin ich auch nicht der Typ), aber es ist sehr wichtig in diesem Beruf übergriffigen Gesprächen ein Ende bereiten zu können (Stichwort Elterngespräche) bzw. für die Beachtung einer eigenen Grenze einzustehen. Das bist du wert und das brauchst du auch ganz dringend in diesem Beruf. Die Kollegin, die aktuell das Bedürfnis hat deine Arbeit konstant zu entwerten ist da vielleicht einfach ein Übungsparter, an dem du das trainieren kannst. Wenn sie dir wieder sagt, wie unfähig du wärst, greif das vielelicht auf à la "Ich habe jetzt verstanden, dass Sie folgendes an meiner Arbeit kritisieren. Ich möchte das gerne verbessern. Gibt es 2-3 konkrete Hinweise, die Sie mir dafür geben können?" Wenn die Dame keine konkreten Hinweise hat würde ich auch freundlich aber bestimmt sagen, dass du jederzeit offen bist für konstruktive Kritik, mit dieser Art von Rückmeldung aber nicht arbeiten kannst. Schlechter kann es mit der Frau ja nicht mehr werden...
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Weiß nicht ob es an mir liegt oder Quereinsteiger wirklich so "gehasst" werden. Bin aus meinen alten Jobs so ein "Chaos" und feindliche Gesinning mirgegenüber einfach nicht gewohnt und kann und will mich an so etwas auch nicht gewöhnen. Es ist wirklich so dass ich nach Hause komme mich ins Bett lege und nur noch heule. Viel arbeiten war für mich nie ein Problem, aber dieses Drumherum ist wirklich nicht zu ertragen
Hallo hai.di,willkommen im Schuldienst! *Ironie on*
Ich bin kein Quereinsteiger und fühle mich zeitweise wie in einem Kuriositätenkabinett. Am Anfang ist das extrem, gerade dann, wenn man schon im Berufsleben war und dann in den Schulbetrieb kommt. Man kann Glück haben und an eine tolle Schule kommen, wo alles für einen passt, doch das ist leider nicht selbstverständlich. Die Strukturen sind ausgeprägt hierarchisch, oft sehr eng gefasst und der berufliche Frust bei manchen Kollegen scheint immens zu sein. Wenn da so ein nerviger Azubi aufkreuzt...
Tipp: Versuch die Schule zu wechseln. Vor allem dann, wenn du das Gefühl hast, dass der Job dir eigentlich liegt und "nur" die äußerlichen Bedingungen nicht passen bzw. unerträglich sind.
der Buntflieger
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